Review Thantifaxath – Sacred White Noise

  • Label: Dark Descent
  • Veröffentlicht: 2014
  • Spielart: Black Metal

Eine Entwicklung, die kein Fan schwarzmetallischer Musik bestreiten kann, egal wie er oder sie dazu steht, ist der Erfolg amerikanischer Black-Metal-Bands, die dem Genre neue Seiten abgewinnen konnten und mit den Ursprüngen dieser Musikrichtung nicht mehr viel gemeinsam haben. Als Beispiel seien hier Wolves In The Throne Room, Liturgy, Deafheaven oder Krallice genannt, welche in ihrer Musik zu treibenden Blastbeats und wüstem Gekeife gerne auch Ambient-, Hardcore-, Shoegaze- und Progressive-Elemente addieren. THANTIFAXATH kommen aus Ontario, Kanada und lassen sich daher nur bedingt in diese Reihe einordnen – sowohl geographisch, als auch musikalisch. Nach einer EP veröffentlichen die drei Musiker, die ihre Identität geheim halten, mit „Sacred White Noise“ ihr erstes Album. Ihr Zugang zum Black Metal ist wesentlich düsterer, dreckiger und radikaler als bei den eben genannten Bands, weiß aber gerade in seiner Ungeschliffenheit und in seiner bewussten Fragmentierung zu überzeugen.

„The Bright White Nothing At The End Of The Tunnel“ beginnt mit einer durch Mark und Bein gehenden Orgelkakophonie, bevor eine dissonante Gitarrenmelodie die Führung übernimmt und schließlich in einem permanenten Auf und Ab zwischen Blast Beats, schneidenden Riffs, einzelnen Gitarrentönen und tiefem Gebrüll mündet. Über sechs Minuten lang werden zusätzlich abfallende und aufsteigende Tonleitern sowie Halftime-Beats nahezu zelebriert. Ein wirklicher Songfluss wird immer wieder durch abrupte Brüche gewaltsam unterbunden, am Ende wird schließlich noch ein kratziges Stimmsample eingespielt. Erinnerungen an die progressiven Elemente von Krallice werden hier sofort wachgerufen, die dreckige Abmischung, das ungestüme Chaos sowie die Beschränkung auf lediglich drei Instrumente und Gesang geben der Musik von THANTIFAXATH dabei allerdings eine ganz eigene Note.

Die düstere Stimmung der Songs, welche beinahe zu gleichen Teilen an der stimmigen Produktion sowie an den häufig dissonanten und verstörenden Melodien hängt, wird über den gesamten Albumverlauf fortgeführt. Dass die nach unten kippenden Tonleitern auch Songs wie „Where I End And The Hemlock Begins“ oder „Panic Becomes Despair“ bestimmen, mag manchen Hörern schnell auf die Nerven gehen – die Art und Weise, wie THANTIFAXATH dieses Stilmittel auf „Sacred White Noise“ in ihre Songs einbetten, wirkt dabei aber stets stimmig. Immer wieder streut die Band auch Synthietöne sowie verstörende Choräle in ihre Musik ein. Letztere machen gemeinsam mit der düsteren Musik und den permanenten Tempowechseln den Song „Gasping In Darkness“ zu einem wahrlich einschneidenden und packenden Erlebnis, während „Eternally Falling“ mit seinen winselnden Geigen und verhallten Gitarrentönen passend zu seinem Titel ein langes Interlude darstellt und wenigstens kurz zum Luftholen einlädt – zumindest in der ersten Hälfte des Songs. Der elfmütige Abschlusstrack „Lost In Static Between Worlds“ beginnt mit melancholischen Streichern, bevor über nahezu doomige Passagen, heftige Blastbeatattacken, verstörende und nahezu kaophonische Momente das Album schließlich im weißen Rauschen endet.

Ist „Sacred White Noise“ die Neuerfindung des Rads? Sicherlich nicht. THANTIFAXATH wollen den Black Metal nicht neu erfinden, bedienen sich bei klassischen Trademarks, variieren diese an manchen Stellen und kreieren dabei eine verstörende Atmosphäre, welche das ganze Album über nicht weichen will – auf erlösende Melodien wartet man auf bis auf einige Momente in der abschließenden Nummer vergeblich. Dass kein Song wirklich heraussticht und sich im Gedächtnis einnistet, liegt sicherlich unter anderem am bewusst fragmentarisch gehaltenen Songwriting, welches den Zugang sehr erschwert. Für Fans modernen US-Black-Metals sowie der zwischenzeitlich aufgelösten Altar Of Plagues legen THANTIFAXATH mit ihrem ersten Album aber auf jeden Fall ein schwer zu empfehlendes, sperriges Stück Musik vor.

Wertung: 7.5 / 10

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