Review To-Mera – Transcendental

Es ist vollbracht. Nach Tagen, in denen ich mir unzählige Male dieses Album angehört hab, fühle ich mich endlich in der Lage es adäquat zu besprechen. Schwankte ich anfangs noch zwischen Unverständnis für das Dargebotene und teilweiser Überforderung, so bin ich heute nach dem zigsten Durchlauf vollauf begeistert. Was hier geboten wird, verdient zu Recht das Prädikat „progressiv“. Es ist kein einfaches Album und es wird sicherlich viele Hörer abschrecken, doch wer sich die Zeit nimmt, um sich mit ihm auseinander zusetzten, findet unglaubliche Tiefen und faszinierende Klanggebilde, die in dieser Konstellation bisher einzigartig sind.

Ganz besonders Augenmerk verdient das Klavier- und Keyboardspiel von Hugo Sheppard. Klassisch ausgebildet am Trinity College in London, ist diese Band seine erste Berührung mit der Welt des Metal und das hört man. Hier gibt es keine unsäglichen Streicherchöre, die Atmosphäre schaffen sollen oder Synthie-Solos am Fließband wie bei Dream Theater. Einzigartige Sounds, die ganz subtil und sporadisch im Hintergrund auftreten und so eine gewaltige Wirkung entfalten, treffen auf absolut perfekt und mitreißend gespielte Klavierpasssagen, sowie auf gewaltige Orchestrierungen. Vor diesem Mann werden jetzt schon einige Kollegen zittern, denn hier steht einer in den Startlöchern, neue Maßstäbe zu setzten und sein Instrument endlich mal aus der „mehr-geduldet-als-geliebt“ Ecke zu holen.Viel prägnanter agiert natürlich Frontfrau Julie Kiss, die neben einem wirklich bezaubernden Aussehen (das musste einfach rein) auch große musikalische Klasse besitzt. Gemeinsam mit Bassisten Lee Barrett (Ex-Extreme Noise Terror) rief sie übrigens To-Mera ins Leben. Eine Besonderheit im Gesang der Ungarin, ist die teilweise starke Anlehnung an arabische Melodien, was der Musik einen ganz eigenen, leicht mystischen Charakter verleiht. Besonders schön kommt das gleich zu Beginn des 3 minütigen Intros „Traces“ zur Geltung, bei dem sie den Hörer mit einer Solopassage völlig für sich einnimmt.

„Blood“ der zweite Track der Scheibe beginnt dann mit einem markigen Gitarrenriff des ebenfalls am Trinity College ausgebildeten Jazz-Gitarristen Tom MacLean, steigert sich über unzählige verwobene Teile zu einem wunderschönen alles auflösenden Refrain bevor man wieder durch wirrere Klanggebilde dahingleitet. Angeblich wird hier sogar Ungarisch gesungen, für mich hört sich das hingegen sehr nach Englisch an.Eine Nummer härter und komplexer wird’s dann bei „Dreadful Angel“. Der Song, der sich bereits auf der Demo-CD befunden hat, wurde wie „Born From Ashes“ komplett neu eingespielt und klingt jetzt nochmals deutlich klarer und prononcierter.

Auch lyrisch geht man unterschiedliche Wege. So behandelt „Phantoms“ eine Geschichte von H.P. Lovecraft, während „Parfum“ das gleichnamige Buch von Patrick Süßkind zum Inhalt hat. Ersteres wartet dann neben vielen komplexen Strukturen auch mit Black Metal-Blastbeat-Passagen auf, die sich in jazzig verspielte Melodien auflösen – Absolut gelungen!„Born From Ashes“ klingt nach diesen bombastischen Werken zu anfangs fast schon etwas langweilig, entwickelt sich dann aber zu einem symphonischen Meisterwerk, das auch Symphony X alle Ehre gemacht hätte. Ein atemberaubendes Solo, sowie ein ziemlich derber Schluss mit interessanten Effekten runden diesen Song ab.

Das Debussy-Esque Pianointro zu beginn von „Parfum“ unterstreicht nochmals das Können von Hugo Sheppard. Insgesamt ist dieses Stück, wie könnte es anders sein, ebenfalls sehr abwechslungsreich geworden. Ein Tempowechsel jagt den nächsten und der mittlerweile durch Paul Westwood ausgewechselte Akos Pirisi zeigt hier in einem kurzen Schlagzeug Präludium seine Nähe zu „Messhugas-Polyrhythmen. Auch die letzten beiden Stücke wissen absolut zu begeistern: „Obscure Oblivion“ durch seinen sehr rhythmischen und anspruchsvollen Mittelteil und „Realm Of Dreams“ durch seine nicht minder anspruchsvolle aber doch sehr viel ruhigere und emotionalere Art.

Mit „Transcendental“ ist To-Mera wahrlich ein meisterliches Debüt geglückt. Wer progressive Musik in der Schnittmenge von Dream Theater und Symphony X mag, wird To-Mera lieben, denn die Band geht ein ganzes Stück weiter und kombiniert gekonnt mal jazzige mal deutlich härter Spielarten in ihrer Musik. „Nur“ 9,5 Punkte gibt es, weil ich absolut überzeugt bin, dass sich die Jungs um die bezaubernde Julie – falls sie es schaffen zusammen zu bleiben – noch weiter steigern können und uns in den nächsten Jahren mit noch vielen atemberaubenderen Hörgenüssen verwöhnen werden. Uneingeschränkte Kaufempfehlung!

Wertung: 9.5 / 10

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