Review Tommy Bolin – Teaser (40th Anniversary Deluxe Edition)

  • Label: UDR
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Rock

Es hätte sein Durchbruch als Gitarrist werden sollen, doch „Teaser“ blieb ein Geheimtipp, der nie aus dem Schatten Deep Purples – bei denen TOMMY BOLIN ebenfalls aktiv war – heraustreten konnte. Nur ein Jahr nach der Veröffentlichung verstarb BOLIN 1976 im Alter von nur 25 Jahren. 40 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung erblickt „Teaser“ nun als Vinyl-Box-Set erneut das Licht der Welt.

Der Opener und Titeltrack verdeutlicht augenblicklich, wohin die Reise geht: Rock-Riffs treffen auf funkige Gitarrensoli, klassische Rock-Songstrukturen werden durch ausufernde virtuose Soli aufgebrochen, die ganz klar der Fixpunkt des Albums sind. Allerdings vergisst TOMMY BOLIN, der auch mit seinem Gesang punkten kann, nur äußerst selten, dass Soli kein Selbstzweck sind, sondern songdienlich sein sollten.
Vor diesem Hintergrund entfaltete sich der junge Mann in aller Freiheit und der Hörer kommt nicht umhin anzuerkennen, welches Talent und welche Fähigkeiten an der Gitarre der Welt verloren gingen, als TOMMY BOLIN das Zeitliche segnete. „Teaser“ ist ein Album, das durch seine Vielfalt und Vertracktheit verwirrt und zugleich begeistert, das den Hörer gefangen nimmt, aber auch seine volle Konzentration fordert. „Flying Fingers“ etwa oszilliert zwischen funkiger Jam-Session-Atmosphäre und straighten Hard-Rock-Riffs, wobei die Jam-Parts von der Gitarre getragen und immer wieder vom Piano kontrapunktiert werden. Ganz ähnlich also, wie man es von Ritchie Blackmore und John Lord kennt, auch wenn das Piano bei TOMMY BOLIN doch deutlich begleitenderen Charakters ist als bei der englischen Rock-Legende.
Diese unterschiedlichen Ansätze der Musik spiegeln sich auch in den Songlängen wider. Während sich die meisten der Lieder zwischen fünf und sieben Minuten bewegen, gibt es mit „Homeward Strut“ und „Savannah Woman“ auch zwei verhältnismäßig kurze Nummern, die allerdings unterschiedlicher kaum sein könnten. Letztere ist eine reine Jazznummer, wohingegen erstere dem funkigen Hard Rock verpflichtet ist. Selbstverständlich gibt auch den genauen Gegenentwurf: „Flyin‘ Fingers“, „Wild Dogs“, „Lotus“ und „Oriental Sky“ landen alle jenseits der Zwölf- bzw. 15-Minuten-Marke und bieten somit Mr. BOLIN eine ideale Bühne für seine Gitarrenexzesse.
Ergänzt wird das ursprüngliche Album durch wiederentdeckte Outtakes, alternative Mixe und Live-Aufnahmen aus verschiedenen Locations, die den Eindruck von „Teaser“ noch unterstreichen.

TOMMY BOLIN war mit Leib und Seele Gitarrist – „Teaser“ belegt das in beeindruckender Art und Weise. Ob dem guten Mann nun posthum der Legenden-Stempel aufgedrückt wird, wird die Zeit zeigen, diese Neuauflage ist definitiv ein Schritt in die entsprechende Richtung. Wer richtig gute Gitarrenmusik mag und lange Soli zu schätzen weiß, ist bei TOMMY BOLIN an der richtigen Adresse.

Wertung: 8 / 10

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