Review Urgehal – Aeons In Sodom

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2016
  • Spielart: Black Metal

Die Black-Metal-Szene hat in den letzten Jahren weißgott genug Tote zu beklagen gehabt. Einer der bekanntesten unter ihnen dürfte Trond Bråthen gewesen sein – besser bekannt als Trondr Nefas, seines Zeichens Sänger und Gitarrist bei URGEHAL, desweiteren Mitglied bei Endezzma, Beastcraft und Angst Skvadron, um nur einige seiner unzähligen Projekte zu nennen.

Zu seinen Ehren haben Enzifer und Uruz, seine hinterbliebenen Kumpanen von URGEHAL, nun das letzte Album, an dem die Band bis zu Nefas‘ Tod gearbeitet hatte, fertiggestellt – mit tatkräftiger Unterstützung unzähliger Freunde und Wegbegleiter: Die Liste reicht von Nocturno Culto (Darkthrone) über Hoest (Taake, Gorgoroth), Mannevond (Koldbrann), Nattefrost (Carpathian Forest), Nag (Tsjuder), M. Shax (Endezzma) und Sorath Northgrove (Beastcraft) bis hin zu Niklas Kvarforth (Shining), um nur die prominentesten zu nennen. Sie alle haben ihren Teil dazu beigetragen, das „Aeons In Sodom“ betitelte Werk zu realisieren.

Was die Musik angeht, unterscheidet sich „Aeons In Sodom“ gerade so weit von früheren URGEHAL-Werken, um für Fans interessant, aber doch vertraut zu klingen: Kaltes, schnelles Riffing und hartes, schnelles Schlagzeugspiel treffen sich in kompromisslosen Kompositionen. Zu den zehn URGEHAL-Nummern gesellen sich mit Funeral Rites“ (Sepultura) und Twisted Mass Of Burnt Decay“ (Autopsy) zudem zwei Cover – die in ihrer schwarzmetallenen Umsetzung jedoch kaum noch als Fremdmaterial zu erkennen sind. Bereichert werden die Stücke durch fixe und vielseitige Gitarrensoli, die teils noch von Trondr Nefas selbst eingespielt, teils von diversen Gastmusikern beigesteuert wurden. Dass diese sich nicht immer perfekt in den Sound des Song-Grundgerüsts einfügen – geschenkt.

Die so erzeugte Atmosphäre wird durch die Vielfalt der aus tragischem Anlass auf „Aeons In Sodom“ vereinten Stimmen potenziert. Wichtiger jedoch: Keiner der Gastbeiträge wirkt, als hätte sich ein Sänger profilieren wollen. So unterschiedlich die Gesangsstile der Musiker bei ihren eigenen Bands auch sein mögen, hat man doch das Gefühl, jeder einzige habe sich für dieses Projekt in Trondr Nefas versetzt und versucht, seinem Anspruch an einen URGEHAL-Song gerecht zu werden. So klingt „Aeons In Sodom“ am Ende hinsichtlich des Gesangs weit weniger heterogen als man bei diesem Zusammentreffen von Vertretern verschiedenster Gesangsstile erwartet hätte. Und das ist gut so. Denn nur so konnte „Aeons In Sodom“ werden, was es ist: Ein in sich stimmiges Album, dem man zwar seinen Tribut-Charakter anhört, das jedoch alles andere ist als eine Compilation.

Abgerundet durch eine kraftvolle Ansage von Trondr Nefas von einem URGEHAL-Konzert im Intro, sowie einer getragenen, tieftraurigen Orgelmelodie als Outro ist „Aeons In Sodom“ weit mehr als ein letztes URGEHAL-Album – aber auch als solches lässt das Album keine Wünsche offen: Ohne zusammengeschustert oder gar mehr nach all den Stammbands der beteiligten Musiker denn nach URGEHAL zu klingen, lässt es den Spirit dieser Band zu Ehren ihres Gründers ein letztes Mal aufleben.

Keine Wertung

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert