Review Volbeat – Outlaw Gentlemen & Shady Ladies

  • Label: Universal
  • Veröffentlicht: 2013
  • Spielart: Heavy Metal

Wer bitte mag VOLBEAT nicht? Was diese Band anfasst, wird Gold: vier großartige Alben, ausverkaufte Tourneen in Europa und – als europäische Band selten – sogar in den USA, kommerzieller Erfolg in den Charts und doch street credibility im Heavy Metal, Innovationen auf jedem Album und doch ein unverkennbarer Signature-Sound. Ihr neues Album „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“ steht jetzt in den Startlöchern – was soll da schon schief gehen?

Die Technik jedenfalls nicht. Das Erste, was an dem neuen Album auffällt, ist die unglaublich gute Produktion. Ein bisschen heavier, ein bisschen präziser als bei den letzten Alben schlägt dem Hörer schon beim Intro „Let’s Shake Some Dust“ eine derartig gelungene, satte, differenzierte Produktion entgegen, dass man es zuerst kaum glauben will. Geld in Studiozeit zu investieren lohnt sich eben doch. Perfekt aufeinander abgemischte Instrumente, unglaubliche Klangtiefe und dabei doch exakte Mischung – Jacob Hansen und Rob Caggiano haben ganze Arbeit geleistet. Überhaupt ist der erste Track das beste Intro, das ich seit langem gehört habe, und baut eine wunderbare Stimmung für den kommenden Audio-Western auf. Denn thematisch haben VOLBEAT auf „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“ die Pferde Richtung Wilder Westen gesattelt: Historische Figuren wie Doc Holliday, Pearl Hart oder Black Bart (jeweils mit gleichnamigem Track) reihen sich so neben Eigenkreationen wie die über ein mysteriöses Hotelzimmer im Mittleren Westen der USA („Room 24“).

Atmosphärisch und technisch ist das Album also topp. Musikalisch allerdings gibt es etwas weniger Innovationen, als man hätte erwarten können. VOLBEAT klingen, nun ja, vor allem nach VOLBEAT. Es ist immer noch der großartige Sound, den sie spätestens seit „Guitar Gangsters & Cadillac Blood“ etabliert haben. Natürlich gibt es kaum etwas daran auszusetzen, wie sie gezielt Heavy Metal, Rockabily und in kleinerem Maße Country-Elemente vermischen. Wer aber gedacht hätte, es gäbe einen Entwicklungssprung, wird enttäuscht sein. Eine dezent andere Richtung gibt es allerdings durch ein paar neue Rhythmus-Elemente, wie z. B. in „Dead But Rising“ oder dem gelungenen Duett „Lonesome Rider“. Auch experimentiert VOLBEAT ganz sachte mit Choreffekten in den Refrains („Doc Holliday“). Insgesamt bleiben die Ergänzungen zum üblichen Sound auf „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“ aber minimal. Dafür ist der Gesang von Michael Poulsen etwas anders als sonst geraten. Von den üblichen extrem schnellen Gesangspassagen hat er sich ferngehalten und reizt dafür lieber sein Stimmvolumen in Gänze aus (z. B „The Sinner Is You“).

Das ist alles nicht wirklich schlecht. Der Mangel an Innovationen befördert aber einen etwas überraschenden Effekt: Es gibt leichte Abnutzungselemente auf „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“. Manche Songs kommen nicht ganz auf den Punkt, ihnen fehlt gewissermaßen das i-Tüpfelchen, das man von einer Band wie VOLBEAT erwartet hätte. Erstaunlicherweise ist gerade schon der erste richtige Track, „Pearl Hart“, so ein Fall. Auch fragt man sich manchmal – wenn auch nicht oft! – ob die Melodieführung in Gitarre oder Gesang nicht schon einmal auf einem der vorigen Alben ganz ähnlich war.

Demgegenüber stehen natürlich unbestreitbare Großleistungen. Das zentral platzierte Duett mit King Diamond, „Room 24“, ist einfach ein herrliches Stück geworden, das ungewohnte Facetten an VOLBEAT aufzeigt. Die Coverversion „My Body“ hat einen wunderbar entspannten Rhythmus und eine aufmunternde, positive Botschaft. Und der Rausschmeißer „Our Loved Ones“ könnte wohl kaum einen schöneren Refrain haben. Ganz, ganz große Musik. Und deshalb gibt es trotz allererster Anzeichen von Ermüdungserscheinungen doch eine uneingeschränkte Kaufempfehlung für „Outlaw Gentlemen & Shady Ladies“.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Marc Lengowski

2 Kommentare zu “Volbeat – Outlaw Gentlemen & Shady Ladies

  1. Was der Rezensionist schrieb stimmt natürlich alles. Nur fehlen für mich im Gegensatz zu den früheren Alben Ohrwürmer. Das Album ging einfach spurlos an mir vorbei – und kein Lied konnte mich wirklich umhauen. Die tolle Produktion hat ‚(leider) alle Ecken und Kanten entfernt. Was von beiden wichtigerfür ihren Sound ist, muss die Band allerdings mit sich selbst ausmachen. Von mir gäbe es maximal 7’/10

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