Review Withering Soul – Adverse Portrait

Viel lässt sich über die US-Melodic-Blacker WITHERING SOUL nicht herausfinden, aber immerhin dies: Die Burschen sind schon über 15 Jahre im Geschäft und haben, fast typisch für die Spielart, eine Liste an ehemaligen Bandmitgliedern, die zusammen locker drei neue Kapellen aufmachen könnten. „Adverse Portrait“ ist das dritte Full-Length-Album des Quartetts aus Chicago.

Ein erhabenes Intro leitet ganz gekonnt in die gut 40 Minuten Spielzeit, die sich im weiteren Verlauf auf sieben Songs verteilen. Entsprechend sind einige der Lieder durchaus etwas verschachtelt, die Band nutzt die Möglichkeiten, beispielsweise im Tempo zu variieren, gut aus und versieht das Material so mit einiger Dynamik. Dabei sind die ruhigeren Passagen genauso wenig Schmachtfetzen, wie die schnellen Parts kein stumpfes Gebolze darstellen. Vielmehr haben WITHERING SOUL einen Blick auf die eine oder andere technische Raffinesse nicht verloren und werten die Musik damit noch weiter auf.
Doch auch hier muss niemand unruhig werden, die Amis sind an ihren Instrumenten beileibe keine Anfänger mehr, aber sie übertreiben es auch nicht mit Frickeleinlagen, die den Blick vom Wesentlichen wenden. Die Dosis macht auch hier das Gift und sie ist dem einzelnen Song entsprechend rationiert.
Recht gelungen setzt sich zudem Fronter Mykil in Szene. Das fiese Keifen beherrscht er ohrenscheinlich am besten, aber auch beim miesgelaunten Knurren überzeugt er. Einzig der manchmal etwas aufgesetzt wirkende Klargesang, der irgendwo zwischen Oper, Dimmu Borgir mit „The Insight And The Katharsis“ und Tristania im Jahr 1999 angesiedelt ist, vermag die Qualität nicht so hoch zu halten. Trotzdem handelt es sich um ein unverzichtbares Element, denn immer wenn „Adverse Portrait“ die epische Karte spielt, wertet diese Form des vokalischen Ausdrucks den Klang enorm auf. Das wäre richtig cool, wenn Mykil das noch ein My besser hinbekommen würde, aber im Großen und Ganzen passt das schon.
Apropos Epik, als recht gelungen kann man auch die Keyboard-Einsätze betrachten. Vielleicht ist es gut, dass Tastenmann Krystofer auch die Gitarre bedient, denn so bleiben die Konservenklänge dezent im Hintergrund und bereichern die Musik, statt den anderen Instrumenten ihren Raum zu nehmen.
Will man WITHERING SOUL etwas vorwerfen, dann den Umstand, aus den guten Anlagen ein bisschen zu wenig zu machen. Zocken können die Jungs, sie haben Gespür für Dynamik und schütteln das eine oder andere qualitative Riff aus dem Ärmel. Leider ergibt sich zu selten ein wirklich spannendes Ganzes. Will sagen: Man kann „Adverse Portrait“ gut am Stück hören und dies auch häufiger tun, aber einzelne Highlights auszumachen dürfte schwer fallen.

WITHERING SOUL machen unter dem Strich einen guten Job, erst recht, wenn man bedenkt, dass sie zwar schon eine Weile dabei sind, aber eben nur dabei und nicht mittendrin. Ob „Adverse Portrait“ daran sehr viel ändern wird, bleibt abzuwarten. Die Musik kann man sich gut geben, vor allem, wenn man dem düsteren Metal zugewandt ist und nicht permanent Hochgeschwindigkeitsbeschallung braucht. Wunderdinge sollte man nicht erwarten, den Amis aber das eine oder andere Ohr leihen sollte drin sein.

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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