Review Wolkenstayn – Zeitgefühle

„ZeitGefühle“ ist ein umfassendes Bühnenprojekt mit Projektionen aus der Zeit um 1400, die das Geschehen der damaligen Zeit widerspiegeln. Gemeinsam mit dieser Musik versucht die Band WOLKENSTAYN aus dem süddeutschen Raum die Zuhörer in die Gefühlswelt des späten Mittelalters zu entführen.

Um dies möglichst erfolgreich und abwechslungsreich zu gestalten, werden Quellen aus verschiedensten Gebieten Europas optisch und akustisch aufbereitet, wobei sich der Fokus auf deutsches und spanisches Liedgut legt. Unmittelbar bei den ersten Tönen drängen sich Parallelen zu Gruppen wie Estampie und anderen traditionellen Vertretern des Mittelalter-Genres auf. Dies nur für alle, die gerade zuerst an krachende Dudelsäcke und laute Schalmeien denken. Zweitere finden zwar bei WOLKENSTAYN ebenfalls Verwendung und laden durchaus vereinzelt bei einigen Liedern wie „Como poden“ zum Tanzen ein, doch ein Vergleich mit Marktbands wie Cultus Ferox oder Saltatio Mortis hingt. Besonders das spanische und das deutsche Material in der Mitte und gegen Ende des Albums wirken besonders liebevoll ausgearbeitet. Trotzdem wird diese Musik in all ihrer Traditionalität wenigen Neueinsteigern Türen öffnen.

Dazu müsste man von Anfang an gewillt sein, sich mit den teils religiösen (Santa Maria) und geschichtlichen (Wer da elend, die Beschreibung der Pilgerwallfahrt nach Santiago de Compostela) Inhalten auseinanderzusetzen, da ansonsten für den gelegentlichen Reinhörer der Bezug zu dieser Musik fehlen dürfte und die CD keine 5 Minuten im Player verweilt. Allerdings liefert das Booklet einige nette Anmerkungen zu den 16 Songs und den Quellen. Das Gesamtbild des Albums kann man kurz als stimmig bezeichnen, da immer noch genügend Pep in den Arrangements vorhanden ist, um den Hörer interessiert lauschen zu lassen. Um Abwechslung bemüht schien die Gruppe ebenfalls zu sein, doch völlig neue Aspekte sucht man größtenteils vergebens.

Aber es ging scheinbar nicht darum, das Rad neu zu erfinden. Dementsprechend ist dieses Album für die Liebhaber mittelalterlicher Klänge und etwas anspruchsvoller Stücke ein Ohr oder zwei wert. Einsteiger werden wohl eher zu den gängigeren Kombos wie In Extremo und Konsorten greifen, um mit dieser Form von Musik vertraut zu werden, zumal der Gesang und die Texte dort einfach zugänglicher und für die Allgemeinheit besser verständlich sind. Das weiblich/männliche Duett hier ist leider nur guter Durchschnitt und meistens gibt es mehr Sprechgesang als wirklich anspruchsvolle Passagen, in denen sich die Stimmen wirklich auszeichen könnten. Den rein instrumentalen Stücken wie z.B. „Stella splendens“ fehlt es wiederum am gewissen Etwas, um im Gehörgang länger als 2:36 Min. zu verweilen.

Wertung: 4 / 10

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