Review Bela B – Bastard

Die Konstanz, mit der sich BELA B in seine unterschiedlichen musikalischen und filmischen Projekte stürzt, ist beachtlich, vergeht doch kaum ein Monat, in dem der Berliner Stehdrummer nicht in den Medien auftaucht. Dass es um seine Band Die Ärzte in letzter Zeit still geworden ist, hält ihn entsprechend auch nicht davon ab, gemeinsam mit Smokestack Lightnin‘ und Peta Devlin neue Musik in Form seines vierten Soloalbums „Bastard“ zu veröffentlichen. Zum ersten Mal in seiner Solokarriere lässt sich darauf ein thematisch-musikalischer roter Faden erkennen: Die Musiker haben Ende 2016 das Hörbuch „Sartana – Noch warm und schon Sand drauf“ veröffentlicht, das der Trash-Affinität von BELA B frönt und einem alten Spaghettiwestern huldigt. Die eigens dafür komponierte musikalische Untermalung gefiel BELA B und seinen Mitmusikern so gut, dass sich daraus ein komplettes Album entwickelte. Das Ergebnis in Form von „Bastard“ enthält nun elf Stücke, die durch Ausschnitte aus dem Sartana-Hörbuch ergänzt werden.

Passend zu dieser Entstehungsgeschichte eröffnet Synchrondrehbuchschreiber Rainer Brandt – verantwortlich für den Text des Drehbuchs zu Sartana und etlicher Filme mit Bud Spencer und Terence Hill – höchstselbst das Album, bevor sich BELA B mit seinen Mitmusikern instrumental an einem waschechten Western-Theme versucht. Dieser Einstieg weckt Erinnerungen an das „Ärzte-Theme“ vom ersten Album der anderen Band des Berliner Musikers und gibt die musikalische Ausrichtung von „Bastard“ vor. In der Folge toben sich BELA B, Smokestack Lightnin‘ und Peta Devlin zwischen Country, Western und einigen Surfanleihen selbstironisch und trashig im Wilden Westen aus. Durch diesen thematischen Einschlag ist der musikalische Radius auf „Bastard“ recht eingeschränkt, was für sich genommen nicht schlimm ist. Da der Aufbau der einzelnen Songs aber häufig recht gleichförmig geraten ist, schleicht sich an so manchen Stellen eine gewisse Redundanz ein.

Dennoch versammeln sich auf „Bastard“ einige tolle Momente, sowohl inhaltlich als auch musikalisch. Der von Peta Devlin vorgetragene Salonklaviersong „Das schwache Geschlecht“, das staubige „Showdown“ oder das zwischen düster und fröhlich changierende „Noch warm und schon Sand drauf“ sorgen auf inhaltlicher Seite für eine unterhaltsame Portion Spaghettiwestern-Feeling. Überzeugender geraten allerdings die Nummern auf „Bastard“, die einen Bezug zur Gegenwart aufweisen: Auf „Zuhaus“, BELA Bs bisher vielleicht bestem Solooutput, werden die Flüchtlingsbewegungen in Europa musikalisch sowie textlich nachdrücklich thematisiert, während sich die Single „Einer bleibt liegen“ beschwingt in bester Rockabilly-Manier mit einem Traumtänzer auseinandersetzt, der seine harte Realität mit Ausflüchten in Westernfantasien auszugleichen versucht. Untermalt von ruhigen Banjoklängen wird auch BELA Bs Liebe zum B-Movie-Kino in „Ode an das Bahnhofskino“ verarbeitet. Dabei lässt die inhaltliche Rahmung die gut gemeinten, gelegentlich aber ein wenig hölzernen Texte in ihrer Künstlichkeit deutlich stimmiger wirken.

Die Entscheidung, Ausschnitte aus dem Hörbuch zu verarbeiten, ergibt zwar im Kontext des Albums Sinn, sorgt allerdings dafür, dass „Bastard“ stärker nach einem Soundtrack als nach einem eigenständigen Album klingt. Dennoch kreiert BELA B auf „Bastard“ in der Zusammenarbeit mit Smokestack Lightnin‘ und Peta Devlin ein stimmigeres Gesamtbild, als dies noch beim Vorgänger „Bye“ der Fall war. Trotz einiger Kritikpunkte legt BELA B mit seinem vierten Soloalbum eine überzeugende Platte vor, mit der man viel Spaß haben kann und Lust darauf macht, die alten Western-VHS-Kassetten wieder auszugraben.

Wertung: 7 / 10

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