Review Amorphis – Circle

Man mag es kaum glauben, bereits zum elften Mal veröffentlichen die finnischen Dunkelmetaller AMORPHIS ein Studioalbum, was besonders deshalb erstaunlich ist, weil es eine Band ist, mit der man irgendwie groß geworden ist. Und weil es eine Band ist, die sich zwar stetig weiter entwickelt hat, aber ihren Wurzeln doch immer treu geblieben ist. Möglicherweise sieht die Band das selbst genauso, betitelte sie das Album doch schlicht mit „Circle“, ganz als ob sich jetzt ein Kreis schließen würde.

Es ist etwas schwierig, ein neues Album einer Band zu bewerten, die man spätestens seit den legendären „Tales From The Thousand Lakes“ gespannt verfolgt. Ich sagte es eingangs, die Band entwickelte sich stetig weiter, was beim Vergleich der angesprochenen „Tales From The Thousand Lakes“ zum heutigen Stand mehr als deutlich wird, trotzdem tauchen einzelne Passagen, Riffs und Melodien auf „Circle“ auf, die auch schon 1994 vorzufinden waren. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich die typischen Amorphis-Riffs anhört, die mit einem leicht arabischen Einschlag daherkommen, wie es bei „Mission“ par excellence präsentiert wird. Ohnehin eines der stärksten Lieder des Albums, ein angenehmer Spannungsbogen, Steigerungen an den richtigen Stellen, Eingängigkeit und der Schuss Melancholie, wie man ihn von Bands aus dem hohen Norden kennt und liebt. Noch etwas weiter treibt man es bei „The Wanderer“, welches nicht nur ein ausgesprochen nordisches Thema behandelt, sondern in Sachen Melancholie bis zum Status „ergreifend“ alles ausreizt, was die Gefühlskiste so hergibt. Schon das einleitende Gitarrenriff lässt Großes vermuten und tatsächlich gelingt AMORPHIS hier ein seltenes Spektakel: Sowohl die Strophe ALS auch der Refrain sind eingängig und beides bietet für sich genug Potential für einen tollen Song. Von vorne bis hinten gelungen und somit ohne Frage das Highlight auf „Circle“.Wobei auch der Opener mit massiver Qualität einsteigt, viel Power, viel Eingängigkeit, viel AMORPHIS, trotzdem ist „Shades Of Gray“ für mich nur die Nummer zwei oder drei.

Man merkt schnell, dass es viel um die Songs im ersten Teil des Albums geht und da sind wir bei einem Problem, welches AMORPHIS auf mehreren Alben mit sich herumschleppen: Nach hinten lässt man immer wieder merklich nach. Gerade der Mittelteil verliert doch sehr an Fahrt, die Songs plätschern eher dahin, als dass sie aufhorchen lassen würden. Schlecht sind sie natürlich nicht, aber der Funke will nicht so recht überspringen, wenn man mal vom außerordentlich melodischen „Enchanted By The Moon“ absieht, welches den Hörer ähnlich verzaubert, wie es der Mond offensichtlich mit den Songwritern getan hat.

Sieht man einmal davon ab, dass der Qualitätsunterschied zwischen Anfang und Mittelteil etwas zu groß ist, bekommt man wie gewohnt ein starkes, düsteres, melodisches und melancholisches Album aus Suomi geliefert. Positiv könnte man auch sagen, die ersten Songs sind zu gut und es sind weniger die späteren Nummern, die eben nicht gut genug sind. Ist aber auch egal, Fans werden sicher nicht unglücklich sein und mit den angesprochenen Songs ihre helle Freude haben. Nicht so großartig wie „Silent Waters“, aber wieder einen Hauch besser als das etwas langatmige „The Beginning Of Times“ präsentieren die Nordmänner ihre Klasse und sorgen bereits jetzt für Vorfreude auf kommende Alben.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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