Review Axel Rudi Pell – Masquerade Ball

  • Label: SPV
  • Veröffentlicht: 2000
  • Spielart: Hard Rock

Wer hätte es anders erwartet, auch dieser Output unserer Hard Rock-Ikonen beginnt mit einem späherischen Intro, das die folgenden neun Songs stimmungsvoll einleitet. Mit „Earls of Black“ wird einem dann auch gleich erstmal – wie schon so oft – eine Granate entgegengefeuert. Doch schon die nachfolgenden Stücke zeigen, in welche Richtung diese Album eigentlich gehen soll. Es ist mit Abstand das ruhigste der mir bekannten Silberlinge und genau das macht dieses Werk zu etwas ganz Besonderem. Meiner Meinung nach sind die stark gefühlsbetonten Stücke die Besten der Band und davon gibt es hier deutlich mehr als sonst, auch wenn das Skelett-Cover ganz anderes vermuten lässt.

Besonders „Night And Rain“ und der großartige Titeltrack ziehen einen völlig in ihren Bann! In über acht bzw. zehn Minuten schlingt das Quintett aus dem Ruhrpott einen wunderbaren Melodiebogen um den andern. Bei diesem mittleren Tempo zeigt sich das ganze Können von Pell und Gioeli und eine Gänsehaut jagt die nächste. Auch die bei „Masquerade Ball“ von Doernberg eingesetzten Streicher betonen die getragene Stimmung sehr schön. Nach dem kurzen und knackigen Intermezzo von „Tear Down The Wall“ geht es mit „The Line“ auch gleich in die nächste Runde der großen Gefühle. Das klassische Vorgehen im Hause Pell sieht hierzu lediglich vom Keyboard untermalten Gesang vor. Das gibt es auf jeder Platte mindestens einmal, doch so ergreifend wie wenn der amerikanische Frontmann von einsamen Nächten in windigen Städten und erlöschenden Kerzen singt ist es selten.

Völlig überraschend wird dann mit knatternden Motoren auf das rockige Biker-Stück „Hot Wheels“ übergeleitet und der Hörer jäh aus seinen Träumen gerissen. Dazu passend findet sich im Booklet noch ein Bild mit dem Hangaround Charter MC Essen, nicht das jemand vor lauter ruhiger Stücke noch auf die Idee kommen könnte, Axel wird auf seine alten Tage noch sentimental. Der nachfolgende Gang in den Tempel des Heiligen stellt nochmals einen letzten Höhepunkt der Platte da auch wenn der mystische Text mit den schon etwas abgenutzten Legionen der Verdammten das eine oder andre Schmunzeln erzeugt.Zu guter letzte gibt’s mit „July Morning“ noch eine Coverversion. Eigentlich ne schöne Nummer, doch gefallen mit Pells eigene Songs einfach besser und hier hätte auch ruhig ne deftige Nummer zum Abschluss stehen dürfen.

Alles in allem gehört „The Masquerade Ball“ sicher zu den besten Alben der Wattenscheider und auch zu den ruhigsten. Für mich war es damals das erste Album und ich bin seither großer Anhänger des Pell-Clans, auch wenn alles Nachfolgende in meinen Augen (oder besser Ohren) nicht mehr ganz an dieses Werk heranreichen konnte. Auch hält sich dieses Album trotz der – vorsichtig ausgedrückt – nicht zu komplexen Songstrukturen über die Jahre hinweg erstaunlich frisch. Als Einstieg ist es also bestens geeignet und für alle Pell Fans sowieso ein Pflichtwerk!

Wertung: 9 / 10

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