Review Christian Krumm – At Dawn They Sleep

CHRISTIAN KRUMM ist bislang als Sachbuch-Autor im Metal-Bereich in Erscheinung getreten. Mit „At Dawn They Sleep“ legt er nun seinen ersten Roman vor, auf 200 Seiten erfährt der Leser allerhand aus dem fiktiven Leben des aufstrebenden Redakteurs Alioscha von Ravensberg und allerlei Gestalten, die Kennern der Szene nicht allzu fremd sein sollten.

Ein Wort, welches viele Bands in Reviews nicht mehr allzu gerne lesen: Klischees. Im Bezug auf dieses Buch kann man das aber eher positiv durchgehen lassen, wie auch sonst sollte man eine Szenerie skizzieren, in der echte Überzeugungstäter am Werk sind? Es geht also von der ersten Seite an mehr oder weniger „true“ zur Sache, was es dem geneigten Leser sicher leicht macht, sich in die fremde Welt „Metal auf Papier“ einzufinden.
Zur Geschichte selber sei vielleicht nicht allzu viel verraten, Alioscha versucht, mit seinen bescheidenen Mitteln durchzustarten und wie es sich gehört, gelingen die ersten Schritte auch ziemlich gut, bis die ersten Fußangeln sein Leben allmählich aushebeln und zum Ende doch ein wenig umkrempeln, bei dem KRUMM noch einen kleinen, aber feinen Twist bereit hält, so viel sei dann doch verraten.
Was könnte den Leser aber außer der Story, die natürlich Metal, Bier, Frauen, Konzerte und das eine oder andere zwischenmenschliche Problem bereit hält, noch interessieren? Sicherlich der Umgang mit den Wörtern, denn dort, wo das Spieltechnische neben dem Songwriting den Stellenwert einer Musik-Kapelle ausmacht, muss der Autor mit Story und Schreibstil glänzen. Nun, mit „echten“ Meistern, deren poetische Sprache nicht nur visuelle, sondern auch emotionale Bilder entstehen lässt, sollte man dieses Werk sicher nicht messen, das würde weder der einen, noch der anderen Seite gerecht werden. Dennoch kann man KRUMMs Stil vieles abgewinnen, so ist die Sprache zwar insgesamt eher einfach gehalten, dafür außerhalb der Dialoge aber schon recht farbig. So erfährt man immer viel über die Umgebung und die Stimmungen, liebevoll skizziert der Autor mitunter feine Details wie Aufkleber mit markigen Sprüchen oder die unaufgeräumte Atmosphäre in schmuddeligen Backstage-Räumen. Wer sich in seinem Leben bislang auch nur ansatzweise mit der Metal-Musik auseinander gesetzt hat, kann sich ganz gut vorstellen, was „At Dawn They Sleep“ ausmacht.

Alleine schon deshalb, weil CHRISTIAN KRUMM ziemliches Neuland betreten hat, ist sein Buch nicht nur eine Anschaffung, sondern auch das Lesen wert. Den Nobelpreis werden andere bekommen, das ist so und das wäre auch so, wenn die Vergabe desselben nicht oft einfach nur ein Politikum wäre. Wer aber ehrliche Sprache und eine Geschichte mitten aus dem Leben (mit dem einen oder anderen unrealistischen Aspekt, verziehen) schätzt, der wird an „At Dawn They Sleep“ wenig auszusetzen finden. Empfiehlt man sonst zu einem düsteren und atmosphärischen Album einen schweren Rotwein und Kerzenlicht, heißt hier die Devise: Bier auf, Regler hoch und los geht die wilde Fahrt.

Keine Wertung

Publiziert am von Jan Müller

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