Review Soulfly – Primitive

Zu Beginn unseres Jahrtausends fragten sich nicht wenige Metalheads, ob das letzte nicht ein wenig früher hätte enden können, damit der „unsägliche Nu-Metal“ nie entstanden wäre. Denn zweifelsohne: Die Trendwelle, die die Metal-Welt damals erfasste, riss so manch lange Zeit wohl gehütete Genre-Barriere zu im klassischen Metal eher unbeliebten Musikrichtungen ein – der Hiphop sei hier nur ein Beispiel. Und doch kann man rückblickend nicht mehr von einem bloßen Trend sprechen – veränderten Bands wie Korn, Slipknot oder Disturbed die Musiklandschaft doch dauerhaft und massiv.

Mit von der Partie waren damals auch SOULFLY: Auf dem selbstbetitelten Debüt (1998) probierte sich Cavalera ohne Vorbehalte und mit einigem Erfolg in der neuen Stilrichtung aus – um nur zwei Jahre später mit „Primitive“ ein Album abzuliefern, das durchaus als Meilenstein dieser Musikrichtung gesehen werden kann: Mit der Verstrickung von Tribal-, Weltmusik- und nicht zuletzt auch Hiphop-Elementen mit Metal-Strukturen und -Riffs beschritt der Brasilianer dabei einen gänzlich neuen, eigenständigen Weg.

War „Soulfly“ noch ein eher zielloses Ausprobieren verschiedener Elemente gewesen, wirkt „Primitive“ deutlich fokussierter: Einerseits völlig befreit von den starren Konventionen des Metal, andererseits aber in ihrem Tun schon deutlich gefestigter, liefern SOULFLY mit „Primitive“ ein bis heute einzigartiges Album ab. Die Qualität liegt dabei in der Dynamik, die SOULFLY aus der Verwebung der verschiedensten teils typischen, teils exotischen Elemente gewinnen. Egal, ob Metal-Riff, Hiphop-Beat oder Tribal-Musik – auf „Primitive“ verschmilzt all das zu einem einzigen, massiven Rammbock, der das Trommelfell mal mit Doublebass, mal mit einem Beat und mal mit Percussion-Rhythmen malträtiert. Als Beispiel hierfür sei an dieser Stelle bloß der Album-Hit „Jumpdafuckup“ genannt, der all jene Elemente perfekt in sich vereint und mit einem großartigen Gastauftritt von Corey Taylor (Slipknot, Stone Sour) aufwarten kann.

Dieser ist dabei bei Leibe nicht der einzige Star, der „Primitive“ mit einem Gastauftritt Glanz verleiht: Auch über Slayers Tom Araya („Terrorist“), Chino Moreno von den Deftones („Pain“) sowie Sean, Sohn des legendären John Lennon, („Son Song“) am Mikrophon kann sich Max Cavalera hier als prominente Unterstützung freuen. Dass darüber hinaus mit dem Mulambo Tribe („Mulambo“) und Cutthroat Logic („In Memory Of …“) zugleich traditionelle Tribal-Musiker als auch ein Rapper-Trio an dem Album mitzuwirken bereit waren, dürfte die letzten Zweifel an der Vielseitigkeit von „Primitive“ ausräumen.

Mit „Primitive“ beschreitet Max Cavalera den mit dem selbstbetitelten SOULFLY-Debüt eingeschlagenen Weg nicht nur konsequent weiter, sondern schafft es dieses Mal scheinbar mühelos, noch exotischere und konträrere Elemente zu einer in sich stimmigen Einheit zusammenzufügen. Zwar ist nicht jeder Song auf „Primitive“ ein Hit für die Ewigkeit – als Album jedoch ist das Werk ein absoluter Klassiker, der in keiner Modern-Metal-Sammlung fehlen darf.

Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert