Review Soulfly – Soulfly

Die Nachricht, Max Cavalera und Sepultura würden in Zukunft getrennte Wege gehen, schlug 1996 hohe Wellen in der Thrash-Metal-Welt – bis heute wünschen sich nicht wenige Fans ein Comeback der Brasilianer im Original-Lineup. All zu lange mussten sich die Fans von Max Cavalera jedoch nicht gedulden, um wieder von ihrem Idol zu hören: Bereits 1998 erschien mit „Soulfly“ das selbstbetitelte Debüt seines neuen Projektes.

So manch angestammter Thrash-Fan dürfte jedoch nicht wenig gestaunt haben, als „Soulfly“ schließlich seine ersten Runden im CD-Player drehte – hat das, was Max Cavalera hier abliefert, mit dem Thrash Metal von Sepultura doch nur relativ wenig gemein. Zwar erkennt man die Cavalerasche Handschrift auch hier in Gesang und Riff zweifelsfrei wieder – nicht zuletzt deshalb, weil ein guter Teil des Materials noch auf der letzten Sepultura-Tour entstanden ist. Dennoch ist auf „Soulfly“ alles anders als noch auf „Roots“: Sowohl die Songs selbst, als auch der Sound sind deutlich moderner und aggressiver gehalten – die Nu-Metal-Welle, damals gerade mit Alben wie „Follow The Leader“ von Korn groß im Kommen, hatte auch Max Cavalera gepackt: Die Verzerrung der Gitarren-Verstärker ganz aufgerissen, den Fokus auf groovende Riffs gesetzt und ohne Scheu vor Experimenten wie einem DJ als Gastmusiker (DJ Lethal, Limp Bizkit), hat „Soulfly“ einiges zu bieten – nur keinen Thrash.

Dass sich an einer solchen Entwicklung die Geister scheiden, ist vorhersehbar – zumal das Werk in der Tat durchwachsen ist: So finden sich mit Nummern „The Song Remains Insane“, „No“ oder allen voran dem Opener „Eye For An Eye“ absolute Klassiker auf der CD – nicht umsonst darf letzterer bis heute in keinem SOULFLY-Set fehlen. Außer Frage steht jedoch auch, dass nicht jeder der 15 Songs auf „Soulfly“ dieses Hitpotential hat: Zu unstrukturiert und willkürlich wirken die Kompositionen bisweilen, zu ungestüm und chaotisch. Doch so sehr man ebendies auch kritisieren mag, kann man nicht abstreiten, dass eben diese Attribute „Soulfly“ eine beachtliche Eigendynamik verleihen, die vor Spontanität und Kreativität nur so strotzt.

Ob der Tatsache, dass Mr. Cavalera bereits damals über beste Kontakte verfügte, vermag „Soulfly“ zudem mit einer illustren Schar an Gastmusikern aufzuwarten: So trugen diverse prominente Musiker ihren Teil zu „Soulfly“ bei – unter anderen Logan Mader (damals Machine Head) und Dino Cazares (Fear Factory) an der Gitarre, sowie Burton C. Bell (ebenfalls Fear Factory), Chino Moreno (Deftones), Benji Webbe (Skindred) und Fred Dust (Limp Bizkit) als Gastsänger. Dass gerade Letzterer vielen waschechten Metallern stets ein Dorn im Auge war, dürfte die Popularität von „Soulfly“ in Metal-Kreisen nicht unbedingt gefördert haben – dass Max Cavalera sich davon jedoch nicht von einer Kollaboration abhalten ließ, beweist nur den unbremsbaren Pioniergeist des Brasilianers.

„Soulfly“ ist sicherlich alles andere als ein perfektes Album – und dennoch ein Meilenstein, dem man seine Daseinsberechtigung nicht absprechen kann: Die kreative Aufgeschlossenheit, mit der Max Cavalera an dieses Album gegangen ist, verdient für sich genommen schon Respekt – das Resultat ist zumindest durchweg interessant.

Wertung: 7.5 / 10

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