Review Troll – Drep De Kristne

Black Metal-Klassiker gibt es viele, keine Frage – sei es Mayhems „De Mysteriis Dom Satanas“, Darkthrones „A Blaze In The Northern Sky“ oder „Pentagram“ von Gorgoroth. Doch neben den berühmten Meilensteinen gibt es auch „Klassiker“, die nicht schon hunderttausendfach gelobhudelt wurden und dennoch für ihre Entstehungszeit und das Genre typisch sind.  „Drep De Kristne“ von TROLL ist ein solches Album.

Seinerzeit ein Skandalwerk ob des propagierten Antichristentums, ist das Debüt des Projektes von Nagash, den man als Mitglied der 1990er-Jahre-Besetzung von Dimmu Borgir sowie von The Kovenant kennen könnte, alles zugleich: Ein Exempel für rohen, anti-religiösen Black Metal, hinsichtlich des Sounds absolut puristentauglich und kompositorisch dennoch ein Werk, das man auch heute noch vorzeigen kann, um zu demonstrieren, was Black Metal ist, ohne sich dafür schämen zu müssen – vor allem aber, ohne weitere Beispiele anführen zu müssen.

Denn „Drep De Kristne“ enthält quasi alle wichtigen Merkmale von ’90er-Jahre-Black-Metal: Der Sound ist höhenlastig und verhallt, der krächzige Gesang ebenfalls. Und all diese Höhen und Hallfahnen werden von einerseits so billig wie andererseits episch klingenden Keyboards zusammengehalten.

Dass Nagash als Bassist und Background-Sänger zu den Dimmu-Borgir-Klassikern „Enthrone Darkness Triumphant“ und „Spiritual Black Dimensions“ beigetragen hat, ist angesichts dieses Albums nicht überraschend. Denn bereits 1996, zeitgleich zu Dimmu Borgirs legendärer „Stormblåst“, veröffentlichte der Multiinstrumentalist mit „Drep De Kristne“ im Alleingang ein Album, das definitiv nur durch Zufall und die fehlende Möglichkeit, die Musik live zu präsentieren, nicht wie bei Dimmu Borgir oder Cradle Of Filth zum Durchbruch führte. Denn Stian Arnesen, wie Nagash mit bürgerlichem Namen heißt, wusste schon auf diesem Debüt mit mehr Ideenreichtum zu glänzen als die genannten, zur selben Zeit durchstartenden Kapellen auf ihren Erstlingswerken zusammen.

In Sachen Gesang Dani Filths hasserfülltem Gekreisch gar nicht unähnlich, überzeugt „Drep De Kristne“ vor allem durch die gekonnt arrangierten Songs: Vielseitig, abwechslungsreich und durch die Keyboard-Einlagen stellenweise richtiggehend episch vereinen die Stücke wichtige Aspekte, die etwa Dimmu Borgir erst auf ihren späteren Alben erfüllten – und nur selten alle zugleich. Auch mit Vielfalt weiß „Drep De Kristne“ zu glänzen: Von schnell und rastlos („Med Vold Skal Takes Kristenliv“) bis hin zu behäbig und getragen („Guds Fall“) ist alles dabei. Dass mit dem Instrumental „Trollberg“ auch noch so etwas wie der Urvater des finntrollesken Humppa-Pagan-Metal geboten wird, ist bezeichnend: Nagash war mit TROLL seiner Zeit offensichtlich in allen Belangen voraus.

Wer sich von schnarrenden Gitarren und etwas „trashig“ klingenden Keyboard-Teppichen nicht den Hörgenuss verderben lässt (oder eben genau darauf steht) sollte – nein, muss – „Drep De Kristne“ im Schrank stehen haben: Wie kaum eine Band zuvor (von danach gar nicht erst zu reden) schaffen es TROLL mit diesem Werk, die Quintessenz melodischen True-Black-Metals auf den Punkt zu bringen. Und auch, wenn Gitarren, Schlagzeug und Keyboard heutzutage anders und besser abgemischt werden, hat „Drep De Kristne“ auch so viele Jahre nach seiner Veröffentlichung nichts von seinem Charme eingebüßt. Warten wir ab, über wie viele derzeit aktuelle Veröffentlichungen man Vergleichbares in 15 Jahren sagen kann …

Wertung: 9 / 10

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