Review Wolves In The Throne Room – Celestial Lineage

(Black Metal / Post Rock / Folk) Da liegt nun also das letzte Vermächtnis von WOLVES IN THE THRONE ROOM. Nachdem man sich einige Jahre voll auf die Musik konzentriert hat, ist nun der Augenblick gekommen, in dem die Weaver-Brüder die Bühne verlassen und sich wieder in ihre Kommune im Bundesstaat Washington zurückziehen, um dort auf ihrer Farm im Einklang mit der Natur zu leben. Schade?

Ja, allerdings. Zu meiner mittelmäßigen Schande muss ich gestehen, mit diesem Album meinen Erstkontakt zu den Multistilistikern hergestellt zu haben. Fahrlässig, wie ich nun weiß, aber diese Scharte lässt sich in Zukunft mit einem beherzten Zugriff auf die Vergangenheit sicher ausmerzen. Für nun steht mit „Celestial Lineage“ erstmal ein erneut prallgefülltes Album parat, welches nicht nur in Sachen Quantität (die fünf Songs plus zwei Kurz-Instrumentals bringen es auf knapp 50 Minuten) glänzen kann. Der Wikipedia-Artikel kennt kaum eine Spielart, die sich nicht im Sound der Amerikaner wiederfindet – was alleine noch keine Heldentat ist, aber die Brüder bekommen es so hin, dass sich alles in allem nicht nur gefällig und stimmig, sondern über längere Phasen sogar mitreißend anhört. Die Vermischung von Post Rock und Black Metal soll unter anderem auf WOLVES IN THE THRONE ROOM zurückzuführen sein, hier jedenfalls sind sie damit der Perfektion nahe. Während andere Bands, die rasch auf den zügig beschleunigenden Zug aufsprangen, insgesamt mässig gut und wenig spannend klingen, sind die Urväter bei ihrem letzten Streich vielleicht nicht auf dem Mount Everest, aber zumindest auf dem K2 angekommen. Getreu dem Motto „Alles ist erlaubt“ spielen sie über zehnminütige Epen runter, die im einen Moment an akustische Empyrium, im anderen an Emperor zu „In The Nightside Eclipse“ erinnern, freilich ohne irgendwelche Nachahmertendenzen zu offenbaren, dafür sind die Wölfe viel zu eigenständig. Ich muss zwar sagen – und dies ist ein kleiner Kritikpunkt – die schnellen Songs oder besser gesagt Teile der Songs gefallen mir unter dem Strich besser, aber meisten klingen auch die ruhigen Passagen richtig gut, vor allem dann, wenn Jessika Kinney mit wunderbar warmem Klang die weiblichen Gastvocals intoniert. Diese bilden einen sehr guten Kontrast zu den eher gekeiften Einsätzen von Nathan Weaver, welche dem weiblichen Gesang in Sachen Intensität aber in nichts nachstehen. Ein weiterer kleiner Makel ist das Ende der Platte, ich habe das Gefühl, bei „Prayer of Transformation“ ist den Jungs nicht nur geschwindigkeitsmäßig die Puste etwas ausgegangen, auch die Qualität kann nicht mehr so hoch gehalten werden.

Ansonsten macht man aber nichts falsch, WOLVES IN THE THRONE ROOM verabschieden sich mit einem intensiven, emotionalen, ansprechenden und einfach guten Album aus der Zivilisation. Und wer weiß, vielleicht kommen sie doch noch mal wieder, wenn ihnen die Harke im Vergleich zur E-Gitarre dann doch mal irgendwann langweilig wird.

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Jan Müller

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