Interview mit Avesta (Iran)

Für unser Special „Metallisierte Welt – Auf den Spuren einer Subkultur“ eine iranische Metalband zu finden erwies sich als den dortigen Umständen entsprechend schwierig. Warum, lässt die Absage von AVESTA erahnen. Ein Interview, das keines ist und doch mehr Eindrücke vermittelt als manch beantworteter Fragenkatalog.

Hallo lieber Moritz,

ich hoffe, dir geht es gut. Entschuldige die Verzögerung, aber ich habe deine Nachricht jetzt erst gesehen. Wenn du die Wahrheit hören willst, war meine erste Reaktion auf deine Anfrage schallendes Gelächter – es ist in der derzeitigen Situation einfach nahezu unmöglich, die meisten deiner Fragen zu beantworten. Nebenbei bemerkt hätte ich so viele Antworten auf all deine Fragen gewusst – als Journalist hast du deine Sache wirklich gut gemacht und ein wirklich interessantes Interview zusammengestellt. Aber ich hoffe, du verstehst, dass ich diese Art von Fragen weder beantworten kann noch will. Vielleicht eines Tages, von Angesicht zu Angesicht.

Trotzdem will ich dir ein paar Antworten zukommen lassen: Wir sind Musiker und wir sind frei, zu denken, was wir wollen. Aber in unserem Land ist alles so viel komplizierter, als du dir je vorstellen oder je nachvollziehen kannst. Unser Leben ist die Musik, wir leben nur dafür: Wir wachen mit ihr auf und schlafen mit ihr ein. Aber manchmal – wie es schon zu verschiedensten Zeiten in der Geschichte der Menschheit der Fall war – ist es besser, Dinge für sich zu behalten, als sie offen zu zeigen. Die Menschen künftiger Generationen werden verstehen, wovon ich rede.

Avesta Band 01

Wie auch immer, unsere Haupteinflüsse sind Metallica, Black Sabbath, Led Zeppelin, Queen, Pink Floyd und natürlich die traditionelle Musik unseres Landes, die wir wie einen Schatz bewahren. Wir arbeiten an immer neuen Projekten und hoffen, unsere Alben mit der Erlaubnis der Regierung auch in unserem eigenen Land veröffentlichen zu können – es sollte kein Verbrechen sein, für die eigenen Landsleute zu singen. Wir versuchen es jedenfalls. Musik ist doch unser aller Muttersprache!

Zum Abschluss möchte ich noch Folgendes mitgeben: Man kann die Schönheit so vieler Dinge nicht verstehen, bevor man gezwungen ist, sie aus weiter Ferne zu sehen, weil man sie selbst nicht hat. Dann kommt eine bedeutungsvolle Stille auf, die dir sagt: Vielleicht irgendwann anders, oder in einem anderen Leben…

Meine Gefühle bezüglich einiger deiner Fragen:

Ronny James Dio: Ruhe in Frieden in Heaven And Hell, Bruder – deine Stimme kann Licht an beide Orte bringen.
Wacken: Die Tränen in meinen Augen sagen: „Warum können wir nicht auf dieser Bühne stehen? Nach 16 Jahren gemeinsamen Musizierens, nicht ein einziges Mal? Das Leben ist nicht fair.“
Dein Lieblingsalbum: Das schwarze Album von Metallica.

Rock on forever \m/

Weltkarte_gross_iran8

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