Interview mit Bob Katsionis von Firewind

FIREWIND sind längst kein aufgehender Stern am Heavy / Power Metal-Himmel mehr, die sympathischen Griechen um Stargitarrist Gus G. haben sich langsam aber stetig in die internationale Genrespitze gearbeitet und sind dort kaum mehr wegzudenken. Was Bob Katsionis zur Aufgabe sagt, simultan Keyboard und Gitarre zu bedienen und wie Fans das aktuelle Video auffassten, könnt ihr im Interview nachlesen.

Hi Bob, danke fürs Interview, wie geht’s? Bist du immer noch mit der Promo-Arbeit für „Days Of Defiance“ beschäftigt oder beruhigt sich langsam alles ein wenig?
Gott sei Dank sind wir immer noch sehr beschäftigt. Dies ist das erste FIREWIND-Album für das ich Interviews gebe und es waren einfach zu viele davon! Das ist cool.

Wie sahen die Reaktionen der Presse auf das Album denn aus? Was wurde bemängelt, was gelobt?
Eigentlich scheint jeder das Album zu mögen, bis auf diesen Kerl bei Blabbermouth, der einen sehr positiven Text geschrieben, mindestens fünf Songs hervogehoben, alle Bandmitglieder einzeln erwähnt, dem Album aber dubiose 7/10 gegeben hat! Was ich nicht so cool finde ist, dass viele denken, wir wären eine Power Metal-Band. Sind wir nicht. Vielleicht haben wir unsere Musik etwas missverständlich präsentiert, aber ich finde, wir spielen einfach modernen, melodischen Heavy Metal.

Ihr bezeichnet „Days Of Defiance“ als rebellisches, finsteres Album. Inwiefern war dies geplant als ihr mit dem Songwriting angefangen habt? Wann habt ihr angefangen, neue Songs zu schreiben?
Wir haben auf der Tour zu „The Premonition“ angefangen, neue Songs zu schreiben. Weißt du, eine Akustikgitarre und endlos Zeit auf Tour – schon trifft dich die Inspiration wie ein Schlag. Vielleicht klingt das Album deswegen anders oder vielleicht fühlt es sich auch nur für uns so an.

Wie unterscheidet sich das neue Album von den älteren, bis auf die dunklere, härtere Facette der Musik? Größere musikalische Veränderungen?
Hm, eigentlich nicht so sehr. Ich glaube aber, dass wir jetzt erwachsenere, komplettere Songs schreiben als zuvor. Wir wissen, was ein Song braucht und geben ihm das einfach. Wir kennen unsere Sound. Das ist sehr wichtig.

Ich finde die Atmosphäre des Covers passt perfekt zur Musik. Könntest du erklären, was wir da genau sehen, vor allem das Symbol? Wer hat das Artwork gemacht?
Die ursprüngliche Idee war, alle künftigen Probleme der Erde darzustellen, welchen sich die Menschen stellen müssen. Im Endeffekt ist ein Barbar herausgekommen, der auf ein riesiges FIREWIND-Symbol starrt. Aber wir mögen das Cover, es passt zur Musik, hat schöne Farben und all das. Es ist wieder von Gustavo Sanchez, unser Grafikdesigner aus Brasilien, bekannt für seine Arbeit mit… jedem!

Werdet ihr beim jetzigen Stil bleiben oder werden wir von FIREWIND wieder fröhlichere Songs hören?
Haha, wenn du dir das Album genau anhörst, wirst du eine Menge fröhliches Zeug finden, vielleicht sogar mehr als auf allen anderen Alben zusammen. „Heading For The Dawn“ hat einen Hauptchorus, „Till The End Of Time“ ist ein heller moderner Metal Song, wie auch „Losing Faith“. Oh, der Bonustrack „Riding On The Wind“ ist ultra fröhlich! Es ist auch eine Menge „Hey Hey“-Zeug dabei, ist dir das nicht aufgefallen?

Wie funktioniert das Songwriting bei FIREWIND? Da Gus G. doch deutlich im Fokus der Medien steht, könnte man leicht denken, dass er alles alleine macht. Inwiefern ist das wahr und inwiefern können sich die anderen Bandmitglieder bei der Entstehung des Albums beteiligen?
Du kannst in den Credits der letzten Alben nachlesen, dass ich und Apollo stark in die Releases der Band involviert waren, bei welchen wir dabei waren. Okay, beim neuen Album steht natürlich nur „All music by FIREWIND“ und jeder nimmt an, dass das dann Gus G. heißt. Und das ist nachvollziehbar. Aber Leute, die sich wirklich für unsere Musik interessieren können sicherlich klar sagen, welche Beiträge von welchem Mitglied stammen. So oder so ist das Wichtigste aber natürlich, gute Songs zu schreiben. Einige meiner Lieblingssongs sind sogar von Gus, wie „Broken“ oder „Cold As Ice“.

Kannst du uns etwas über Konzept und Inhalt der Songs von „Days Of Defiance“ erzählen?
Die Welt macht schwierige Zeiten durch, ökonomisch und ethisch. Jetzt sind die Tage, welchen wir uns stellen müssen, das ist ganz allgemein das, worum esg eht. Frag Apollo, wenn du mehr wissen willst.

Hast du einen Lieblingssong auf dem Album?
Ich würde sagen „Broken“, „Embrace The Sun“, „Kill In The Name Of Love“, „Cold As ice“ und der Bonus Track „Riding On The Wind“. Aber ich mag auch „Heading For The Dawn“ sehr gerne, darum lieben wir dieses Album auch so sehr, es ist voller cooler Songs.

Viele aktuelle Power Metal-Alben die ich höre klingen irgendwo ähnlich, als gäbe einen bestimmten Pool aus Melodien und Riffs, aus dem jede Band schöpft und versucht, sie so zu kombinieren, dass keiner merkt, dass sie schonmal da waren. Obwohl das auf „Days Of Defiance“ meiner Meinung nach nicht zutrifft, würdest du mir da zustimmen, und inwiefern findet sich noch Frische und Inspiration im Power Metal?
Ich weiß was du meinst. Diese Bands haben das, was wir Power Metal nennen zerstört , sodass es heutzutage kein Lob mehr ist, wenn man in diese Sparte eingeordnet wird. Zum Glück haben wir bei FIREWIND Gus, der qualitativ an die traditionellen Rock / Metal-Instrumentalisten anknüpft, Apollo, der modernere und poppigere Einflüsse in seine Gesangslinien integriert und mich, der dem modernen Musikgeschehen sehr nahe steht und dadurch frischen Wind bringt. Zusammen haben wir es erreicht, die Band frisch klingen zu lassen. Und glaub mir, hätten unser Image und Artwork nicht diese Power Metal-Ästhetik, würde uns kein Mensch da einordnen…

Was sind deine Lieblingsbands aus diesem Sektor und was hörst du dir zu Hause sonst für Musik an?
Da mag ich eigentlich nur Angra und Stratovarius, wie schon seit den früheren 00ern. Meine Lieblingsband ist natürlich immer noch Dream Theater, zusammen mit Annihilator. Aber jetzt, während ich das Interview beantworte, höre ich mir dieses fantastische „Casting Shadows“-Album von Wolfsheim an. Generell bevorzuge ich moderneres Zeug wie Coheed And Cambria und Billy Talent, Bands, die im Metal deutlich unterbewertet sind.

Du spielst bei FIREWIND sowohl Keyboard als auch Gitarre. Warum hast du dich entschlossen, beide Instrumente zu übernehmen?
Weil wir es können… Haha, nein, ich denke es ist eine coole Sache und es spart dir eine Menge Geld, wenn eine Person beides machen kann, und es gut machen kann ;-) Und der Simultan-Gitarre-Keyboard-Trick ist immer ein Überraschungs-Highlight in den Shows.

Wenn du Songs schreibst, oder auch, wenn du auf der Bühne stehst, siehst du dich eher als Keyboarder oder eher als Gitarrist?
Ich glaube, in FIREWIND erwacht meine Gitarren-Helden-Seite eher! Sogar das Hauptriff von „Angels Forgive Me“ basiert auf einem Gitarrenriff, das ich später auf Keyboard nachgespielt habe. Aber andererseits, wenn du dann neben einem Leadgitarristen wie Gus auf der Bühne stehst… Ehm, drückst du doch lieber wieder die Tasten ;-)

Was ich an Metalshows etwas schade finde ist, dass oft sehr wenig Platz für Improvisation bleibt, weil die Songs oft so klar durchstrukturiert sind, dass sogar die kleinsten Änderungen oder Interpretationen die Atmosphäre eines Songs ruinieren, obwohl dadurch das freie, spontane Element von Liveshows verloren geht. Was denkst du darüber, ist der Sinn einer Metalshow sowieso nur, voll auf die Fresse zu geben, oder sollte es für die Musiker nicht doch möglich sein, spontan etwas zu einem Song beizusteuern, um Fans eine Möglichkeit zu geben, wie ein Song anders klingen könnte? Ist es dir möglich, bei FIREWIND-Shows zu improvisieren?
Um ehrlich zu sein, ich liebe es, wenn eine Band ihren Song live verändert. Liegt vielleicht auch daran, das meine Lieblingsbands das sehr viel gemacht haben, wie Dream Theater oder ELP. Ich mag das total. Gus ist von dieser Idee aber nicht sehr begeistert, er bleibt da lieber traditionell. Und ich stimme ihm irgendwo zu, weil die Songs 3-5 Minuten lang sind und eine bestimmte Atmosphäre erzeugen, da gibt es eigentlich keinen Grund, sie zu beschneiden oder zu modifzieren. Trotzdem tun wir solche Dinge beispielsweise wenn wir unsere beiden Instrumentale zusammen performen („Fire And The Fury“ und „Feast Of The Savages“), oder wenn wir Marks Schlagzeugsolo in die Mitte von „The Silent Code“ einfügen. Also – kein Problem für FIREWIND, wir machen das auch!

Wenn wir bei Liveshows bleiben, bevorzugst du generell die raue Energie eines Gigs, oder eher die technischen Möglichkeiten im Studio?
Oh, mein täglich Brot ist, in meinem Heimstudio, mit Wagenladungen an Schülern und Projekten, deshalb… Bevorzuge ich es definitiv, auf die Bühne zu gehen und die besten 100 Minuten des Tages zu erleben.

Wann können wir FIREWIND wieder auf Tour erwarten, gibt es schon Pläne, was Konzertdaten und Supportbands angeht?
Ja, na klar. Im Januar geht’s in Japan los, und dann versuchen wir was cooles zu organisieren, wenn Ozzys Zeitplan das zulässt.

Euer Sänger Apollo hat neben „Days Of Defiance“ vor kurzem auch Gesang zu „Return To Zero“ von den Spiritual Beggars beigesteuert. Hast du das Album gehört, und wenn ja, was denkst du darüber? Passt Apollos Stimme genauso gut zu Stoner Metal wie zu Heavy/Power Metal?
Nun, ich habe eine Menge darüber gehört und ich bin vollkommen anderer Meinung als die meisten Leute. Es war nicht Apollos Entscheidung, zu Spiritual hinzugehen und für sie zu singen! Der Mastermind der Band, Mike Amott, hat ihn eingeladen, es war also dessen Entscheidung, was bedeutet, dass die Band jetzt eben so klingt, und wenn die Fans das mögen, ist es okay. Wenn nicht… Ist es auch okay. Und ehrlich gesagt habe ich Spiritual Beggars nie gemocht bevor Apollo eingestiegen ist, aber das neue Album haut mich total um, ich finde es total genial!

Nachdem ich vorher diese beiden Genres erwähnt habe, in welches passt FIREWIND deiner Meinung nach besser?
Ich denke, wir spielen was traditionelles. Wir spielen einfach gute Metal-Songs, sonst nichts. Und deshalb denke ich, werden wir uns auch auf Dauer bewähren.

Gus wurde vor kurzem von Ozzy Osbourne als Gitarrist für seine Band engagiert. Wie hat Gus reagiert, als ihm das angeboten wurde und könntest du uns etwas über die Umstände erzählen, unter welchen er der Band beitrat?
Alle haben gefeiert, ich erinnere mich, dass ich mit Gus telefoniert habe und gleichzeitig im Haus auf und ab gelaufen bin „What the fuck!!!“ geschrieben habe. Viel mehr kann ich darüber aber glaube ich auch gar nicht erzählen, Gus hat viel darüber gesprochen, und die Leute wissen, was los ist. Ich weiß nur, dass Gus und Ozzy beide sehr froh über die Zusammenarbeit sind und das ist das wichtigste.

Inwiefern hat sich seine Arbeit bei FIREWIND durch seinen neuen Job verändert? Habt ihr beispielsweise früher regelmäßig geprobt und wenn ja, geht das immer noch?
Weißt du was? Wir proben NIE. Insofern hat sich auch nichts geändert ;-) Wir lieben diese Band so sehr, dass wir die Songs schon von Geburt an kennen, haha. Wir wollen nur auf die Bühne rausgehen und sie spielen und dann… sehen wir schon! Ne, es hat sich nichts geändert, Gus hat vielleicht ein paar neue Kostüme und ein paar Tonnen an Erfahrung, was er mit zurück gebracht hat. Nos Problemlos!

Ihr habt zu „World On Fire“ schon ein Video gemacht, was war die Idee dahinter und wird es ein weiteres geben?
Der Plan war, dass wir vor einem grünen Bildschirm spielen und das Video-Team dann sein Ding macht, abgestimmt auf die Ideen von Gus. Die Leute scheinen das Video zu hassen, aber der Song ist so gut, dass uns das Video auch eher wurst ist. Das nächste Video wird gerade gemacht und das ist echt cool, warts nur ab. True FIREWIND Shit!

Bob, danke dir nochmal, wir sind fast fertig. Nur unser traditionelles Metal1brainstoming steht noch an. Also, woran denkst du, wenn du folgendes hörst….

Jens Johansson: Genie und Wahnsinn
Weihnachten: Geschenke und Essen
Flower Power: Zu alt.
John Coltrane: Big Chicks (O-Ton)
Shell Shock: Das Videospiel?
Gulf of Mexico: US-Spielplatz
Metal1.info: Fantastisch
Salmonellenvergiftung: Allen meinen YouTube-Hassern!

Wenn du noch was sagen willst, tu es gerne hier, ich wünsche dir und FIREWIND das beste für die Zukunft.
Gebt unserem neuen Album „Days of Defiance“ bitte eine Chance. Es ist bisher unser bestes Album und hat einige Songs, die WIRKLICH von Herzen kommen, und nicht nur durch unsere Finger entstanden sind. Wir sehen uns auf Tour!

Publiziert am von Marius Mutz

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