Interview mit Jimbob Isaac von Hark

Jimbob Isaac hat mit HARK nicht nur eine extrem vielversprechende neue Band am Start, sondern ist darüber hinaus ein gefragter Künstler, der bereits für diverse Bands Cover-Artworks entworfen hat. Ein Gespräch über persönliche Ziele, Einflüsse und Arbeitsweisen des vielbeschäftigten Walisers.

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Hallo! Vielen Dank für deine Zeit – wie geht es dir?
Danke, alles gut. Aber sehr beschäftigt mit Artwork-Arbeiten und HARKtivitäten.

Würdest du HARK als Nachfolge-Projekt eurer vorherigen Band Taint bezeichnen, die ihr 2010 aufgelöst habt, oder ist das ein komplett neues Projekt?
Taint und auch Whyteleaf sind 2010 ausgelaufen, also habe ich Niko und Simon angefragt, da sie mit Whyteleaf 2009 ein paar mal für Taint eröffnet hatten. Die Jungs entstammen einer jüngeren Szene in South Wails und haben nicht nur einen wirklich beachtlichen musikalischen Background, sondern auch verdammt viel Talent.  Momentan sind Niko und ich in Swansea und Simon ist in Cardiff. Das kann sich natürlich alles jederzeit ändern, weil wir alle sehr rastlose Menschen sind. Wir sind alle drei sehr große Fans der traditionellen Power-Trio-Konstellation.
HARK_bandWir haben in den ersten Monaten des Songwritings mit einem zweiten Gitarristen gearbeitet und das hat für keine der beiden Seiten funktioniert. Ich hatte das Gefühl, eine Menge meiner Identität als Gitarrist zu verlieren, während ich mein Spiel dem eines anderen angepasst habe. Ich bin nicht der beste Gitarrist auf der Welt, aber ich glaube, dass ich einen recht eigenen Stil oder Sound habe, der dabei einfach verloren gegangen ist. Niko und Simon haben vorher auch zumeist in Dreier-Konstellationen gespielt und so waren wir am Ende alle glücklicher, als wir als Trio gearbeitet haben. Es gibt keinen Ärger mit einer Dreier-Besetzung, nichts, wohinter man sich verstecken kann, und es kann wirklich die kraftvollste Formation auf der Welt sein. Außerdem muss es ja eine Art Nachfolgeband von Budgie geben, oder?

Was ist euer musikalisches Ziel, was wollt ihr mit eurer Musik ausdrücken?
In dieser Band geht es genauso um Selbsterkenntnis, wie es um das Ziel geht, gemeinsam Musik zu schreiben und auf Tour zu gehen. Der Schlüssel ist, Musik zu schreiben, die uns alle gleichermaßen berührt und erfüllt. Unsere Songs sind allesamt das Resultat einer gemeinschaftlichen Arbeit: Auch wenn ich die meisten Riffs in die Runde werfe, arbeiten wir alle zusammen daran, die Songs als solche auszuarbeiten. Es war wichtig, mich von meinen alten Fesseln frei zu machen, und wir alle drei sind sehr offen dafür, so viele Tour-Möglichkeiten wie möglich zu ergreifen. Das ist etwas, das wir immer wollten. Ich glaube auch, dass es schlecht ist, wenn man nur kurzfristig gedachte Ziele hat – genauso, wie wenn man nicht auch mal abgefahrene Ideen auf den Tisch bringt. Trotzdem halte ich auch kurzfristig gedachte Ziele für wichtig, und auch, dass man nicht krampfhaft an zu unrealistischen Zielen festhält: Ich bin jetzt 36, insofern habe ich diesen “Wir wollen groß rauskommen”-Mythos junger Leute lange hinter mir gelassen. Wenn wir noch etwas Tourluft schnuppern können, die Gelegenheiten nutzen können, die wir mit Taint immer auslassen mussten, und eine geile Platte machen können, dann sind das die direkten und realistischen Pläne. In diesem Sinne: So weit, so gut. Wenn es weiterhin gut läuft und wir weiter in Richtung eines gesunden und umsetzbaren Tour/Arbeit/Leben-Modell kommen, wäre das großartig, aber im Endeffekt geht es uns darum, in der Gegenwart zu Leben und mit was immer deine Beschäftigung ist, eine gute Zeit zu haben.

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Ich empfinde eure Musik als sehr interessante Kombination aus Sludge, Stoner Rock, Doom und Post-Hardcore. Würdest du dem zustimmen und gibt es Bands, die du als Einfluss auf eure Musik nennen würdest?
Klar, wir haben eine ganze Reihe verschiedenster Einflüsse: Im Alter von acht oder neun haben mir mein Cousin und mein Vater Run DMC, Dire Straits und die Beastie Boys vorgespielt. Dann ging es weiter in Richtung Hard Rock / Classic Rock, Metal, Hardcore, Punkrock und so weiter, immer auf der Suche nach Neuem. Die Mitt-90er waren extrem wichtig für mich, mit all den Bands wie Sepultura, Melvins, Clutch oder  auch Tool. Auch Quicksand oder Fudge Tunnel haben in dieser Zeit wichtige Alben gemacht. Ich denke, das beeinflusst mich bis heute. Niko, Simon und ich teilen auch eine Menge gemeinsamer Einflüsse, obwohl wir auch eine Menge unterschiedlicher Interessen haben. Wir alle lieben auch Musik außerhalb der Metal-Welt, wie Jazz, Funk, Prog oder was auch immer gespielt wird, wenn man mal eine Pause von der harten Musik braucht.

„Crystalline“ wurde von Kurt Ballou von Converge produziert, der zuletzt mit Bands wie Kvelertak, Doomriders oder Beastmilk gearbeitet hat. Warum habt ihr euch ihn als Produzenten ausgesucht und was es einfach, ihn für das Projekt zu gewinnen?
Kurt fand die Proberaum-Demos, die wir ihm zu Beginn geschickt hatten, großartig. Insofern war er vom ersten Tag an sehr enthusiastisch, was die Zusammenarbeit anging. Meiner Ansicht nach macht er die am besten klingenden Aufnahmen im harten Sektor und seine generelle Vision passt perfekt zu meiner Vorstellung davon, wie HARK klingen sollten. Die Aufnahmen im Monnow Valley (Studio, A.d.Red) haben uns einen sehr ausladenden, organischen Drum-Sound verschafft und Kurt hat mit sehr einem sehr natürlichem Sound und viel Raum weitergemacht. Ich würde sagen, das Album klingt nicht nach einem gewöhnlichen Ballou-Projekt. Wir hatten einfach Spaß daran, an etwas zu arbeiten, das ein bisschen anders klingt. Er hat uns geholfen, die richtige Balance zwischen Transparenz und Direktheit sowie zwischen Druck und akustischen Lagen zu verschaffen, die wir brauchen, um hervorzustechen. Kurt ist ein sehr inspirierender Mensch, ganz allgemein, und es war eine sehr schöne Sache mit ihm einen so detailverliebten Dialog über Klang und Ästhetik zu führen.

Wie findest du Converge?
Ich bin ein großer Converge-Fan seit wir mit Taint in London für sie eröffnen durften. Das ist lange her… das war während ihrer ersten Europa-Tour ’99 oder 2000.

hark coverNeben deiner Aktivität als Musiker bist du auch als Künstler tätig – das Cover-Artwork hast du selbst gemalt. Was hat dich dahingehend inspiriert?
Ich wollte gleichermaßen meine lebenslange Inspiration durch Alfons Mucha (dem Meister des Jugendstils) und den Inspirationen durch Comic-Bücher, die ich in meiner Jugend gelesen habe, zum Ausdruck bringen – zudem wollte ich eine zerbrechliche Darstellung der menschlichen Verfassung visualisieren. In der Anordnung der Kristalle steckt auch viel Geometrie und ich mag einige der tieferen Metaphern in Bezug auf Gebilde der Natur. Es gibt Theorien, dass das Bewusstsein in geometrischen Verhältnissen wohnt, die die DNA-Struktur ergeben.

Wie würdest du das Bild selbst beschreiben und was soll es ausdrücken? Steht es in Kontext zu den Texten?
Ich würde sagen, das Artwork ist wie ein Briefumschlag für die Texte mit einer noch vielfältigeren und lebendigeren Darstellung, verglichen mit den Worten selbst. Ich mag es, Metaphern mit einander zu verweben, Wortspiele und schlichte, ausdrucksstarke Passagen, die das Bewusstsein wiederspiegeln.

Und wie verhält es sich dahingehend mit deinen Texten?
Die Art, wie ich schreibe, ist sehr undefiniert, mit sehr vielen verschiedenen Ansätzen, dass ich dir nichts über generelle Konzepte  sagen kann. Außer vielleicht Fakten wie dass “Mythopoeia” die Erzeugung von Mythen bedeutet und “Sins On Sleeves” eine Paraphrase von etwas ist, das Doug Stanhope gesagt hat. Diese Titel , wie die meisten anderen, wurden nur ihres funktionellen Zwecks wegen geschrieben. Ich lassen kontinuierlich die Grenzen zwischen Worten, die klingen, als hätten sie eine Aussage, und solchen, die gar nichts bedeuten, verschwimmen. Es würde mich den ganzen Tag kosten, jedes Wort und jede Zeile zu erklären – und wenn ich damit einmal fertig wäre, würde es dir vermutlich doch nur eine halbgare Erklärung darüber geben, was all das bedeutet. Der Witz ist, dass du aus all dem ziehen kannst, was immer du magst.

Red_Fang_Big_CartelDu hast auch schon Bilder für Bands wie Red Fang, Kvelertak, Orange Goblin oder Sigiriya gemalt, die musikalisch alle recht gut zusammenpassen. Wählst du die Projekte, an denen du mitwirkst, nach deinem Musikgeschmack aus, oder kommen einfach vor allem Bands aus diesem Sektor auf dich zu?
Das kommt immer darauf an. Manchmal gehen die Bands auf mich zu, manchmal auch ich auf sie. Aber es ist immer schön, mit aufgeschlossenen Leuten zusammenzuarbeiten, und für sie, mir und meiner visuellen Stimme zu vertrauen.

Neil Fallon von Clutch hat zu dem Song „Clear Light Of….“ einen Gastbeitrag beigesteuert. Warum er und warum bei diesem Song?
“Clear Light Of…” ist einer der ersten Songs, die wir als Band geschrieben haben und beinhaltet einige echt labyrinthartige Arrangements, sowohl was den Text als auch was das Riffing anbelangt. Während unserer Tour mit Clutch im letzten Jahr hat Neil Fallon zu mir gesagt: Dieser eine Song, der mit dem King-Crimson-artigen Galopp … den finde ich richtig gut!“ und hat die Hände zum Himmel erhoben. Während der Albumaufnahmen kam mir das fast schon heilig anmutende Bild von Neils Enthusiasmus in den Sinn, deshalb habe ich ihn, um dieses Bild zu komplettieren, gefragt, ob er hier einen Gastbeitrag beisteuern mag. Da mich Neil als ich 16 war dazu inspiriert hat, meine erste Band (Taint) zu gründen, als ich Clutch 1993 sah, bin ich wirklich beeindruck, dass Neil jetzt auf einer Aufnahme von mir singt. Die Schlange hat sich in den Schwanz gebissen!

Du hast viel vom Touren geredet – wann kann man euch denn in Deutschland live erleben?
10154149_858894534127847_211825006_nWir werden im April und Mai mit A Storm Of Light unterwegs sein.

13 Apr 14 Berlin, Cassiopeia
15 Apr 14 Leipzig, Conne Island
16 Apr 14 Hamburg, Hafenklang
20 Apr 14 Frankfurt, Elfer
21 Apr 14 München, Backstage
28 Apr 14 Stuttgart, Juha West
29 Apr 14 Köln, Gebäude 9

Ok, danke für deine Zeit – die abschließenden Worte gehören dir:
Wir sind extrem hungrig darauf, wieder auf die Bühne zu kommen. Man kann den Hund nur für eine gewisse Zeit an der Leine führen.

http://soundcloud.com/season-of-mist/hark-palendromeda

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