Interview mit Olo von Obscure Sphinx

Drei Jahre nach ihrem Erfolgsalbum „Void Mother“ legen die polnischen Black-Doomer OBSCURE SPHINX mit „Epitaphs“ nach. Warum das Album merklich anders klingt als sein Vorgänger, was das Artwork mit Gojira zu tun hat und warum sich die Band immer noch ohne Label durchschlägt, erklärt Gitarrist Olo im Interview.

Vor drei Jahren habt ihr euer letztes Album, „Void Mother“, veröffentlicht. Bist du mit dem Album aus heutiger Sicht noch zufrieden?
Ja, sehr. Wir hatten damals nicht mit diesen Reaktionen gerechnet und werden heute noch für das Album gelobt. Ich glaube, das Album ist eine runde Sache und bis zum heutigen Tag ist es von all den Sachen, die ich als Musiker gemacht habe, eines meiner Lieblingsalben. Es ist ein gutes Zeichen, wenn du dir dein eigenes Zeug anhören kannst und denkst: wow – da stimmt einfach alles!

Die Kritiken waren in der Tat extrem gut – hat das eine Art Druck aufgebaut, als es um das Songwriting für das neue Album ging?
Ja, das tut es immer. Wir sind sehr ehrgeizig, auch wenn wir das vielleicht nicht gerne zugeben. Insofern haben wir uns jedes Mal, wenn wir eine 9 von 10 bekommen haben gesagt: Fuck it, das nächste Album wird glatt 10 / 10! (lacht) Aber ganz ehrlich: Ich glaube, vor die größten Herausfordrungen stellen wir uns immer selbst … bessere Songs zu spielen, bessere Riffs zu schreiben, live besser zu klingen und so weiter. Wir fordern uns selbst heraus, das hören die Fans – die Band klingt immer frisch und bringt immer höhere Qualität auf den Tisch. So macht es auch immer mehr Spaß, in der Band zu spielen.

„Epitaphs“ lässt sich als roher und düsterer, mit mehr Fokus auf den Riffs beschreiben. Würdest du dem zustimmen?
Ja, aber ich würde noch weiter gehen. Die Riffs sind definitiv das, womit alles beginnt. Für uns muss es groovy sein, aber gleichzeitig düster und traurig as fuck. Wenn ein Riff so klingt, hat es eine gute Chance, auch auf dem Album zu landen. Aber das ist nur ein Teil der Musik. Wie du weißt, denken wir auch immer über die ganze Komposition nach und vieles mehr… über den Flow des Albums. Wie in einem Theaterstück ist auch hier ein Monolog vielleicht großartig, aber er macht das ganze Schauspiel noch lange nicht interessant.

Was hat euch zu diesem leichten Wandel der Gesamtatmosphäre verleitet?
Nun, uns inspirieren natürlich viele Dinge. Seit wir das aktuelle Album geschrieben haben sind würde ich sagen drei Jahre vergangen. Während dieser Zeit haben wir angefangen, noch düstere Musik zu hören, mehr Black Metal von modernen Bands, die es endlich richtig machen, mehr langsamere, doomige Musik, wir hatten viele persönliche Krisen, wurden durch Bücher inspiriert, durch Filme, Kunst und so weiter. Das alles in einen Topf geworfen macht unsere Kunst zu dem, was sie ist. Das meiste davon ohne durchdachte Vorstellungen – es kommt einfach so heraus.

Auch das Artwork sieht stilistisch sehr anders aus als das letzte…
Genau das war eine der Ideen für dieses Album: Nachdem das letzte so komplex war, wollten wir dem neuen Raum zum Atmen geben. Das letzte Artwork war so tiefgründig, mit einer so starken Geschichte dahinter. Insofern war es die beste Idee, nicht zu versuchen, es zu toppen, sondern etwas komplett anderes zu versuchen – etwas simples, das die Message transportiert und fertig.

Wer ist für das Bild verantwortlich?
Das Bild ist ein Gemälde von Mario Duplantier von Gojira, das er im Original auf ein Snare-Drum-Fell gemalt hat. Es war etwas, das direkt unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat, und damit die beste Wahl für die Musik, die wir damals geschrieben hatten. Glücklicherweise war Mario mehr als froh, seine Kunst mit uns zu teilen.

Was ist die Idee des Bildes und warum passt es perfekt zu „Epitaphs“?
Der Name des Bildes war ursprünglich „Tears forever“, das finde ich verdammt kraftvoll. Als ich das Bild gesehen habe, wusste ich direkt, dass es eine perfekte Verbildlichung dessen ist, worum es in unserer Musik und unseren Texten auf „Epitaphs“ geht. Eine einfache Zeichnung eines traurigen Mannes, der weint. Nicht mehr, nicht weniger. Einfach perfekt.

Was steckt für dich in dem Albumtitel, „Epitaphs“, worum geht es auf dem Album?
Es wäre langweilig, wenn ich eine einfache Erklärung zur ganzen Idee des Albums hätte. Ich finde, unsere Musik ist mehr als nur über Krieg oder Drachen zu singen – und ich sage das Respekt vor all den Bands, die das tun. Insofern würde ich sagen, ist es eine Einladung, Traurigkeit und den Verlust jeder Hoffnung zu spüren – vielleicht mit etwas beigemengtem Hass. Eine Einladung, für eine Stunde oder so extreme Gefühle zu empfinden, in der Lage zu sein, diese zu erfahren, ohne sie zu internalisieren. Oder auch zu fühlen, dass du und der Schöpfer dieser Musik die gleichen Gefühle teilen, so dem so ist.

Ihr habt das Album wieder selbst veröffentlicht, ohne Label. Warum haltet ihr diese Vorgehensweise immernoch für die beste, auch wenn es mehr Arbeit und vielleicht schlechtere Vermarktung bedeutet?
Ach, in der heutigen Zeit würde ich das so gar nicht sagen. Vielleicht in der Größenordnung, ja, das schon. Aber du musst das so sehen – wir haben das Internet. Wir zahlen für alle Werbung für unsere Kunst selbst, wir erreichen damit eine breite Hörerschaft. Wir können unsere CDs weltweit verkaufen und das machen wir: Bei uns kaufen Leute aus dem Iran, aus Brasilien, Australien, Indonesien und so weiter CDs. Weit entfernte Länder – und das ohne, dass wir dort je eine Show gespielt hätten. Wir buchen unsere eigenen Shows, wir produzieren unsere eigenen CDs, wir machen unsere eigenen Videoclips… wir sind die einzigen Entscheider, was unsere Kunst angeht. So bleibt es ehrlich. Unsere Musik ist dafür da, zu beeindrucken, nicht um sich zu verkaufen. Aber natürlich merke ich, dass alles noch besser laufen würde, wenn ein wirklich großes Label oder eine große Booking-Agentur mit uns zusammenarbeiten würde – und wir so auch eine noch breitere Hörerschaft erreichen würden. Ich denke, das wird der nächste Schritt sein. Sie müssen dazu nur erst kapieren, was für eine gute Geldquelle wir sind – ich glaube nicht mehr daran, dass noch jemand in Talent investiert. Das gibt es nicht mehr… nicht in der heutigen Zeit.

Was sind eure konkreten Pläne für die nächste Zeit? Habt ihr schon Konzerte geplant?
Nun, derzeit durchlaufen wir den Prozess eines personellen Wechsels: Unser Schlagzeuger hat die Band kürzlich verlassen. Insofern konzentrieren wir uns gerade darauf, jemanden zu finden, der das gewisse Etwas mitbringt. Ich denke, wenn wir einen neuen Seelenverwandten finden, werden wir so schnell wie möglich ein neues Album machen und ich denke, dass es wieder ganz anders klingen wird als alles, was wir bisher gemacht haben. Ich bin gespannt, welche Wege wir noch beschreiten werden.

Vielen Dank für deine Zeit und Antworten!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert