Interview mit Sophie Onillon - Outfits von Rammstein

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Bühne, Technik, Licht, Pyro – das Setting für die fulminanten Shows von RAMMSTEIN haben wir in den letzten vier Teilen unserer Serie „RAMMSTEIN – Hinter den Kulissen der Stadiontour“ abgeklopft. Damit die Band in diesem spektakulären Setting etwas hermacht, braucht es die passenden Outfits. Für diese ist seit 2001 die französischstämmige Wahl-Berlinerin Sophie Onillion verantwortlich.

Du bist seit 2001 für die Bühnenoutfits von RAMMSTEIN verantwortlich – wie bist du zu diesem Job gekommen?
Ein Freund, der als Beleuchter arbeitet und der die Jungs kennt, hat damals erzählt, dass RAMMSTEIN auf der Suche nach Kostümbildnern sind. Meine Freundin Irmi und ich haben uns beworben und den Job bekommen.

Hast du vorher oder in der Zwischenzeit auch für andere Bands Outfits erstellt?
Ich arbeite in verschiedenen Bereichen. Im Bereich Musik beispielsweise für Subway To Sally, Krypteria, Down Below und für verschiedene Bands von Universal. Beim Fernsehen etwa für das ZDF, Pro7/Sat1, das Fernsehballett oder Jürgen von der Lippe, aber auch Werbung, Shows wie Stars in Concert in Berlin, Musicals und vieles mehr.

Was hast du für eine Ausbildung, wie würdest du deinen Job nennen oder was machst du im Alltag beruflich?
Ich bin Kostümbildnerin sowie Stylistin und habe eine Ausbildung als Schnittdirektrice abgeschlossen.

Wie darf man sich im Fall von RAMMSTEIN den Prozess vorstellen?
Meistens hat die Band ein Thema, das wir dann zusammen weiterentwickeln.

Gibt es da in der Band Unterschiede, also ist jemand dabei, den du eher „führen“, oder jemand, dem du eher „folgen“ musstest?
Eigentlich nicht: Es werden einfach Vorschläge gemacht, dann Probeteile.

Wovon lässt du dich dabei inspirieren?
Es fängt immer mit Moods an, dann wird entschieden, in welche Richtung wir gehen wollen. Wie die Bühne aussieht, spielt aber beispielsweise auch eine wichtige Rolle.

Generell sind die Outfits der einzelnen RAMMSTEIN-Musiker immer sehr unterschiedlich – es wirkt, als würden sie den Charakter des jeweiligen Musikers unterstreichen. Würdest du das so unterschreiben, und könntest du das vielleicht etwas näher ausführen, welche Gedanken du dir zu dem jeweiligen Look der sechs gemacht hast?
2001 und 2004 waren die Kostüme sehr einheitlich, danach haben wir eher individuell nach Persönlichkeit gearbeitet.

Trotzdem sieht das Ensemble am Ende extrem stimmig und gar nicht wild zusammengewürfelt aus. Worin liegt hier das Geheimnis?
Das liegt daran, dass wir immer darauf geachtet haben, dass die Einheit über die Farben kommt.

Die Bühnenkleidung von RAMMSTEIN muss vermutlich verschiedenste Kriterien erfüllen – natürlich gut sitzen, aber auch robust und idealerweise nicht leicht entflammbar sein. Auf was musst du bei der Auswahl der Materialien alles achten?
Genau auf diese Kriterien muss man achten, besonders die Haltbarkeit ist sehr wichtig. Das mit dem Feuer war am Anfang die große Frage, aber letztendlich gibt es wenig Spuren von Feuer an den Kostümen ­– was Feuer angeht, sind die Jungs schon Profis! Was die Wahl der Materialien angeht, gibt es keine Grenze.

Was war die größte Herausforderung bei den aktuellen RAMMSTEIN-Outfits?
Das Outfit von Till ist aus Möbelbezugstoff gemacht, das heißt, es ist sehr schwer und steif. Allein Tills Mantel wiegt um die 30 Kilo! Das war eine große Herausforderung, aus diesem Material ein Kostüm zu nähen: Das bedeutet Tennisarm und extreme Fingerschmerzen. Ansonsten vielleicht, die Band zu überzeugen, dass Flake im Paillettenanzug der Knaller wäre!

Generell: Wie viel Zeitaufwand bedeutet so ein maßgeschneidertes Outfit wie etwa jetzt das von Till Lindemann?
Da stecken etwa anderthalb Monate Arbeit drin.

Und wenn die Outfits fertig sind, kommen RAMMSTEIN zur großen Anprobe zu dir oder wie darf man sich das vorstellen?
Ja, die meisten Anproben werden in meinem Atelier in Berlin-Neukölln gemacht. Wenn viele Teile zut Anprobe fertig sind, fahre ich auch mal zu ihrem Proberaum.

Gehst du dann auch zu ihren Shows, um deine Kleider im Einsatz zu sehen? Oder magst du die Musik am Ende gar nicht?
Ich bin immer ein paar Tage lang dabei, bevor das erste Konzert stattfindet. Eigentlich bin ich kein Metal-Fan, aber RAMMSTEIN hat mich schon gepackt. Ein paar Nummern sind richtige Ohrwürmer, die Texte sind auch toll – und die Shows sind einmalig. Außerdem mag ich den Humor, besonders zwischen Flake und Till. 2016 war ich mit den Jungs auf dem Hellfest in Clisson. Ich bin ja Französin und komme aus der Gegend – das war toll, mit ihnen bei mir zu Hause zu sein!

Letzte Frage, fast geschafft: Welches ist dein Lieblingsoutfit eines RAMMSTEIN-Mitglieds und warum?
Ich mag allgemein Flakes Erscheinung. Mein Lieblingsoutfit ist aber wahrscheinlich das letzte Python-Outfit von Till. Aber es gibt viele, die mir gut gefallen!

 

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Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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