Interview mit Þráinn Árni Baldvinsson von Skálmöld

Anlässlich der Veröffentlichung von „Sorgir“, dem fünften Studioalbum der Isländer SKÁLMÖLD, haben wir mit Gitarrist Þráinn Árni Baldvinsson gesprochen und ein wenig Einblick in die Thematik rund um das Album erhalten. Wir sprachen aber auch über mögliche Projekte, den Tourismus auf Island und den unwahrscheinlichen Fall, dass sich Þráinn einen Tritt in den Allerwertesten bei uns abholt.

SKÁLMÖLD haben kürzlich die neueste Platte „Sorgir“ veröffentlicht. Was kannst du uns über die ersten Reaktionen sagen?
Die Kritiker und Fans erzählen uns, dass es unser bisher bestes Album geworden ist. Ich muss ihnen dann ja glauben, oder? Ich bin jedenfalls stolz auf das Album und wir haben sehr hart dafür gearbeitet.

Kannst Du uns ein bisschen was zum Namen “Sorgir“ erzählen? Gibt es einen bestimmten Grund, warum Ihr diesen Titel gewählt habt?
Der Titel passt einfach zum Konzept. Auf dem Album geht es um traurige Geschichten, den Tod und gebrochene Herzen. All diese Dinge geschehen aufgrund von Geistern und düsteren Kreaturen und das Wort Sorgen beschreibt die Songs einfach am Besten. Tritt mich ruhig, wenn wir jemals einen Song mit dem Namen „Happiness in Pink“ schreiben sollten!

Gibt es denn ein übergeordnetes Konzept auf dem Album?
Ja. Es sind insgesamt vier Geschichten, die zum Einen von den Personen erzählt werden, die diese grausamen Geschichten erlebt haben und zum Anderen von den genannten Kreaturen und Geistern, welche die Geschehnisse verursacht haben. Die Stories werden also von beiden Seiten beleuchtet, was ich persönlich sehr interessant finde.

Besteht auch eine Verbindung zwischen dem Artwork und dem Konzept?
Auf jeden Fall und Lyngmo hat da großartige Arbeit geleistet. Er bekam zwar von uns die Texte zugespielt, hatte dann aber völlig freie Hand für seine Arbeit am Cover. Wir haben das fertige Artwork lediglich abgesegnet und uns sonst nicht eingemischt.

Ich habe mich tatsächlich ein wenig gefühlt, als hätte mich ein Vorschlaghammer getroffen, als ich „Ljosid“ gehört habe. Für mich war das ein unerwartet harter Einstieg in das Album. War es eure Absicht, dem Hörer eine Art Weckruf gleich zu Beginn der Scheibe zu verpassen?
Wir haben solche Intros eigentlich schon früher verwendet und es war sicher keine Absicht, dass „Ljosid“ diese Wirkung hat. Der gesamte Song hat uns einfach innerlich mit „Opener!“ angebrüllt. Letztendlich scheint es ja auch zu funktionieren, oder?

“Sorgir” wirkt grundsätzlich deutlich härter als die letzte Platte. Habt Ihr von vornherein geplant bezüglich des Songwritings etwas zu ändern?
Wir wissen, dass „Vögguvísur Yggdrasils“ etwas softer war als die Alben davor, jedoch war das nie so geplant und geschah einfach während des Schreibens. Bei den Arbeiten an „Sorgir“ haben wir im Studio halt diesen massiven, verrückten Metalsound für uns entdeckt, welcher nach Tod und Bosheit klingt, sodass das Album geworden ist, was es ist. Wir planen und entscheiden nie im Voraus, wie etwas klingen soll, sondern lassen die Dinge einfach passieren.

Auch wenn “Sorgir” sehr viel heavier als die letzten Platten klingt, ist die Inspiration aus den isländischen Sagen und Traditionen bei SKÁLMÖLD stets greifbar. Wäre es für euch nicht auch mal interessant ein Akustikalbum aufzunehmen?
Die Antwort ist ganz einfach. Niemals. Ich hätte tatsächlich Lust darauf und wäre für zu einem solchen Projekt bereit, aber einige andere Mitglieder der Band sagen „nein“ zu solchen Ideen. Wir wurden ja sogar schon mal gefragt, ob wir einen Akustik-Gig spielen wollen. Aber wer weiß, vielleicht müssen wir ja doch irgendwann mal „Ja“ sagen, wenn uns riesige Ladungen von Geld angeboten werden. Bis das geschieht, bleibt es aber beim „nein“. Wie gesagt, ich hätte zwar auch so Lust dazu, aber leider bin ich damit allein in der Band.

Ich kann mir vorstellen, dass du diese Frage schon tausend Mal gehört hast. Habt Ihr jemals darüber nachgedacht, die Texte auf Englisch zu verfassen? Viele Bands gehen ja traurigerweise diesen Weg, wenn sie bekannter werden.
Wenn wir berühmter werden, dann verdienen wir auch mehr Geld, oder? Trotzdem werden wir aber niemals auf Englisch schreiben und das könnt ihr mir glauben. Das wird niemals geschehen.

Vor einigen Wochen habt Ihr wieder einige Shows mit dem Isländischen Nationalorchster gespielt. Wie würdest du die Vorbereitungen auf solche Shows beschreiben und wie waren deine Erfahrungen dieses Mal?
Die Vorbereitungen für die Shows haben schon vor über einem Jahr begonnen und unser Manager sowie die Leute von YJE Symphony haben sehr hart gearbeitet, um diese Shows erneut möglich zu machen. Deshalb hat es dieses Mal auch noch mehr Spaß gemacht. Wir waren spielerisch deutlich besser als damals und jeder der in die Shows involviert war, war entspannter bei der Sache. Diese vier Shows waren vermutlich die besten Auftritte unseres Lebens und ich selbst bin noch immer sprachlos. Ich denke, das war bisher die absolute Krönung meiner Bühnenhistorie.

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Wäre es für euch interessant eventuell mit einem, vermutlich etwas kleineren, Orchester zu touren oder einfach Festivalshows mit einem Orchester zu spielen? Vielleicht gibt es ja schon Pläne?
Das Thema wurde schon mal angesprochen, aber da müsst ihr echt unseren Manager fragen. Sollten solche Konzerte finanziell machbar sein, würden wir sicherlich überlegen, es zu tun.

Gibt es schon Pläne bezüglich einer Tour zu “Sorgir”?
Ja, wir werden im November und Dezember 2018 als Support für Alestorm auf Tour sein und dann in 2019 ein paar Festivals spielen. Auf Tour kommen wir 2019 aber ebenfalls noch mal. Ihr könnt euch ja auf skalmold.is und unserer Facebook-Seite auf dem Laufenden halten.

Lass uns über etwas anderes reden. Gibt es aktuell interessante „Newcomer“ aus Island, die du empfehlen kannst? Es müssen nicht unbedingt Metalbands sein, sondern es können auch einfach Künstler sein, die dir gefallen.
Ja, The Vintage Caravan sind zum Beispiel eine großartige Blues-Rock-Band und ihr müsst sie unbedingt mal live sehen. Da wären aber auch noch Auðn, welche fantastischen Death Metal spielen und Árstíðir, welche eher etwas folkig sind.

Aus der Ferne betrachtet, wirkt es leider aktuell so, dass Island auch ein echter Hotspot für Hipster geworden ist. Wie denkst du über die Flut von Touristen, welche ihre Spuren auf der Insel hinterlassen?
Ich liebe die Tatsache, dass es Menschen gibt, die uns auf unserer Insel besuchen wollen. Wir leben doch alle auf einem Planeten und dieser gehört dementsprechend auch allen Menschen. Wir sollten einfach alle die Möglichkeit haben, um frei zu reisen, oder wie siehst du das? Solange die Menschen der Natur gegenüber Respekt zeigen, ist für mich alles in Ordnung.

Island bietet ja auch einige interessante Festivals, die sich über das gesamte Jahr verteilen. Kannst Du ein spezielles Festival empfehlen und welche sind deine besten Erinnerungen an einige dieser Festivals?
Eistnaflug ist natürlich DAS Metalfestival bei uns, aber ihr solltet euch definitiv auch das Reykjavik Death Fest mal anschauen. Napalm Death werden nächstes Jahr als Headliner dort spielen. Meine besten Festival-Erinnerungen habe ich an unsere Shows beim Eistnaflug. Das Publikum dort ist einfach superb, superb und nochmals superb. Wir haben aber auch mal einen sehr tollen Auftritt beim Rokkjötnar im Jahr 2012 gespielt, den ihr euch gern bei Youtube ansehen könnt.

Bevor wir zum Ende kommen, eine letzte Frage. Was können wir von SKÁLMÖLD in Zukunft erwarten? Wo siehst du euch in 10 Jahren?
Das ist schwierig zu sagen. Wir haben nie damit gerechnet, inzwischen unser fünftes Album zu veröffentlichen. Wir hatten eigentlich geplant, ein Album zu veröffentlichen, aber dann kam irgendwann Album Nummer 2 und so ging es immer weiter. Wir schauen von Jahr zu Jahr, aber irgendwie wird alles um uns herum immer größer und größer. In 10 Jahren werden wir dann vermutlich wirklich unser Pop-/Techno-Album mit dem Titel “Happiness In Pink” veröffentlichen und du wirst mich dann dafür treten.

Vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen. Die letzten Zeilen gehören dir.
Danke, dass du diese Fragen gestellt hast. Denkt einfach daran Spaß zu haben und das Leben zu genießen, aber vor allem seid bitte gut zueinander und habt Respekt voreinander. Das Leben im Metal ist schön, aber auch das Leben in all seinen anderen Farben ist schön und wenn am Ende auch noch der Kaffee gut ist, dann wird sowieso alles wunderbar und fantastisch werden.

Publiziert am von Christoph Ilius

Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
Zur besseren Lesbarkeit wurden Smilies ersetzt.

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