Die Metaldays sind aus Tolmin verschwunden – der Metal aber nicht: Mit dem TOLMINATOR wird vom 25. bis 28. Juli 2023 ein neues Festival an altbewährter Location stattfinden – allerdings in deutlich kleinerem Rahmen. Warum sie sich dafür entschieden haben, überhaupt ein neues Festival aus der Taufe zu heben, warum genau in Tolmin und warum Metalheads das TOLMINATOR bei ihrer Urlaubsplanung in Betracht ziehen sollten, verrät uns Festival-Mitbegründer und Booker Crt Batagelj im Interview.
Das TOLMINATOR ist ein neues Festival – was ist das Besondere an euch, warum sollten Fans eure Veranstaltung unbedingt in ihre Urlaubsplanung aufnehmen?
Das TOLMINATOR-Festival ist schon wegen des Veranstaltungsortes einzigartig. Viele Besucher der früheren Festivals waren von der Schönheit der Natur, die die Veranstaltung umgibt, beeindruckt. Jetzt, mit einer geringeren Kapazität von nur noch 5.000 Metal-Fans, wird dies noch mehr auffallen. Tolmin, Slowenien, ist bekannt für beeindruckenden Berglandschaften, den atemberaubenden Fluss Soča, ein wunderschönes, von Bäumen gesäumtes Campinggelände, mediterranes Wetter und endlos viel Headbanging-Musik. Und genau hier setzt das TOLMINATOR an, um die Tradition der Metal-Festivals in Tolmin fortzusetzen.
Die Festivallandschaft ist generell schon recht dicht, das Angebot in allen Ländern ist sehr groß. Warum habt ihr euch trotzdem entschlossen, ein weiteres Metal-Festival zu gründen?
Dieses Jahr wird jährt sich das erste Metalfestival in Tolmin zum 20. Mal. In diesen zwei Jahrzehnten wurden die Stadt Tolmin und der Veranstaltungsort selbst zur Tradition für die lokale Metal-Gemeinde – und auch für viele Metal-Fans aus dem Ausland. An diesem Ort sind so viele Geschichten und Beziehungen entstanden, dass wir ihn einfach nicht aufgeben wollten. Wir sind sicher, dass die Metal-Fans an diesen epischen Ort zurückkehren werden. Wir wollen ein Festival schaffen, bei dem die Grenzen zwischen Fans und Bands verschwimmen, mit einer freundlichen und entspannten Atmosphäre. Lasst uns verdammt viel Spaß haben.
Das Kartenkontingent ist auf 5.000 begrenzt – seid ihr damit zufrieden, oder ist das in bestimmten Punkten auch ein Problem, zum Beispiel bei der Finanzierung?
Wir sind mit der 5.000er-Kapazität ganz zufrieden, da wir von Anfang an eine Boutique-Version eines Festivals machen wollten. Der Grund dafür ist vor allem, dass wir gesehen haben, wie es aussieht, wenn man in dieser Location 12.000 Leute unterbringt – oder eben nur 5.000 wie zum Beispiel beim Punk Rock Holiday Festival. Der Unterschied ist gewaltig, denn obwohl der Veranstaltungsort die Masse verkraften kann, ist er dann doch ziemlich überfüllt, überall bilden sich Schlangen, die Wege zwischen den Bühnen sind blockiert und es ist schwieriger, den Müll zu kontrollieren. Die Version mit 5.000 Gästen ist viel entspannter und eine bessere Art, seine Urlaubstage zu genießen.
Natürlich machen die derzeitige Inflation und die Probleme, mit denen die Livemusikbranche nach der Pandemie zu kämpfen hat, die Sache nicht einfach. Mit einer Kapazität von 5.000 Plätzen sind wir finanziell ziemlich eingeschränkt, da die Produktion des Festivals selbst zu einem enormen Kostenfaktor geworden ist, da die Transportpreise in letzter Zeit in die Höhe geschnellt sind. Aber wir wollen immer noch, dass unsere Besucher ein großartiges Erlebnis haben, und das bedeutet, dass wir nicht an Dingen wie Toiletten, Duschen, Essensständen oder irgendetwas anderem sparen werden, was das Erlebnis, das wir anstreben, ruinieren könnte.
Das Billing ist genremäßig bisher recht bunt gemischt – was sind eure Kriterien für das Booking?
Im Grunde buchen wir die Bands, die wir mögen und in denen wir Potenzial sehen. Es gibt einige größere Namen, die bei lokalen Clubshows in Slowenien gut funktionieren, es gibt einige Metal-Legenden der alten Schule, die wir immer gerne sehen, jüngere „aufstrebende Bands“ und Newcomer. Für die erste Ausgabe haben wir einige Slots auf der zweiten Bühne an das lokale Metal-Label On-Parole vergeben, sodass wir viele großartige Bands aus Slowenien zu Gast haben werden. Für die nächsten Ausgaben können sich die Bands am Infopoint des diesjährigen Festivals bewerben und haben dann die Chance zu spielen.
Genremäßig schränken wir uns nicht ein, allerdings dürfte das Lineup etwas undergroundig und ohne viele Power-Metal-Acts ausfallen. Das liegt vor allem daran, dass die größeren Bands dieses Genres meist außerhalb unserer Preisklasse liegen.
Auf welche Band freust du dich persönlich am meisten?
Ich promote nun schon seit 21 Jahren Shows, es gibt also kaum eine Band, die ich noch nicht live gesehen habe. Eine der Bands, die ich noch nicht gesehen habe, sind Kvaen, ich liebe ihr Debütalbum. Es ist immer wieder schön, Dying Fetus zu sehen, dieses Mal werden sie ohne eine Absperrung vor der Bühne spielen, das wird bestimmt ein Riesenspaß. Es könnte auch eine der letzten Shows von Holy Moses werden, daher bin ich wirklich froh, dass wir sie im Lineup haben. Und da ich ein Motörhead-Fan bin, ist es natürlich eine Ehre, Phil Campbell dabei zu haben. 31 Jahre an der Seite von Lemmy zu rocken, ist einfach unvorstellbar. Das sind nur ein paar Beispiele, die mir spontan in den Sinn gekommen sind … ich könnte wahrscheinlich zu jeder Band, die ich gebucht habe, etwas sagen.
Ihr präsentiert euch als umweltbewusstes Festival – wie weit geht das, welche Maßnahmen habt ihr ergriffen, um das Festival umweltfreundlich zu gestalten?
Die umweltbewussteste Maßnahme war wahrscheinlich, die Kapazität des Festivals zu reduzieren, da eine große Menschenmenge einen Tribut von der Natur fordert, ob man das will oder nicht. Ansonsten haben wir wiederverwendbare Festivalbecher eingeführt, und wir haben viele Reinigungsteams auf dem Gelände, damit es immer sauber bleibt. Wir haben die Idee, alle Festivals in dieser Gegend abfallfrei zu machen, aber dafür brauchen wir staatliche Mittel. Leider ist es nicht billig, umweltfreundlich zu sein. Aber es ist trotzdem der richtige Weg.
Wie sieht es mit der Verpflegung vor Ort aus – wird es eher ein kleines oder großes Angebot geben, und wie steht es um vegetarisches/veganes Essen?
Wir sind noch in Gesprächen mit den Essensständen, aber wir werden auf jeden Fall auch vegane und vegetarische Angebote haben. Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir alle Ernährungsbedürfnisse der Besucher abdecken.
Mit welchen Preisen müssen die Fans auf dem Festivalgelände rechnen – was kostet ein Bier, was kostet ein Festival-Shirt?
Im Moment habe ich dazu noch keine Informationen, da wir versuchen werden, auf allen Festivals, die in diesem Sommer stattfinden, die gleichen Preise zu haben., Es gibt also noch Gesprächsbedarf. Wenn ich schätzen muss, dann wird das Bier wohl zwischen 4 und 5 Euro kosten, während die Festival-T-Shirts etwa 30 Euro kosten werden.
Wird es Autogrammstunden oder andere Meet & Greet-Möglichkeiten geben, oder werden die Bands sowieso auf dem Festival unterwegs sein?
Ich gehe davon aus, dass die meisten Musiker sich auch anderen Bands anschauen werden. Das ist ja gerade das Tolle an einem eher undergroundigen Lineup. Ich denke, die Fans werden die Musiker also auf eine natürlichere Art und Weise treffen können. Falls es viele Anfragen für Meet&Greets geben sollte, werden wir diese in Zukunft natürlich anbieten.
Das TOLMINATOR findet auf dem Gelände statt, auf dem auch das Punk Rock Holidays beheimatet ist – und wo früher das MetalDays abgehalten wurde. Letzteres mussten wegen eines Bauprojekts für eine Umgehungsstraße umziehen – warum kann das TOLMINATOR, bezeichnenderweise unter dem Motto „Metal bleibt in Tolmin“, dort stattfinden?
Das Punk Rock Holiday Festival ist Miteigentümer des TOLMINATOR, wir haben uns gemeinsam auf dieses Abenteuer eingelassen, da sie alles über die Veranstaltungsproduktion in Tolmin wissen, während ich und Matej (Co-Promoter) viel über den Metal wissen. Das ist eine schöne Symbiose. Ansonsten kann ich nicht viel über das Punk Rock Holidays sagen, da sie nur Freunde und Partner sind, ich selbst bin da aber nicht involviert.
Die Straße ist eigentlich nur eines der Probleme, die es schwierig gemacht haben, ein Festival mit 12.000 Besuchern auf diesem Gelände zu veranstalten. Das Hauptproblem war, dass die örtliche Gemeinde Tolmin mit dem Festival nicht glücklich war, weshalb der Bürgermeister von Tolmin die Kapazitätsbeschränkung vorgenommen hat. Meiner Meinung nach hätten diese Spannungen leicht vermieden werden können, aber daran bestand kein großes Interesse. TOLMINATOR ist ein Festival mit 5.000 Besuchern, und der neue Bürgermeister von Tolmin hat uns grünes Licht gegeben, da er kein Problem mit uns zu sehen scheint, solange wir uns an die Regeln halten. Wir haben vor, viel mehr mit der örtlichen Gemeinde zu kooperieren, schließlich veranstalten wir das Festival direkt vor ihrer Haustür.
Ich habe nur davon gehört, aber es soll auf den Metaldays immer wieder Probleme mit Diebstählen gegeben haben, teilweise sogar durch organisierte Banden. Wie sorgt ihr hier vor, damit die Besucher des TOLMINATOR unbeschwert und sorglos feiern können?
Die Diebstähle gehören größtenteils der Vergangenheit an, aber unsere Security ist sich immer bewusst, dass irgendwelche Formen der organisierten Kriminalität auf das Festival gelangen können. Wahrscheinlich hilft auch die geringere Kapazität, das zu verhindern, da die Kriminellen normalerweise größere Festivals ins Visier nehmen. Unser Sicherheitsteam ist sehr gut mit der örtlichen Polizei vernetzt, sodass sie in der Regel sehr schnell auf alle Probleme dieser Art reagieren können.
Das Gelände ist dafür bekannt, dass man viel Zeit am Strand verbringen kann – wie sieht euer Timetable für die Konzerte aus?
Im Moment ist geplant, mit der zweiten Bühne gegen Mittag zu beginnen, während die Hauptbühne gegen 17:00 Uhr eröffnet wird und bis 1:00 Uhr nachts bespielt wird. Wir werden außerdem für alle, die feiern wollen, bis in die frühen Morgenstunden einige After-Show-Partys im Innenbereich veranstalten.
Die zweite Bühne soll nach wie vor am Strand stehen, wenn die Gemeinde das zulässt, ansonsten wird sie in der Nähe des Campingplatzes stehen. Was das Schwimmen angeht, so liegt der Strand nur wenige Gehminuten vom Hauptgelände entfernt. Man kann also jederzeit in den Fluss springen, wenn man möchte. Die anderen Sehenswürdigkeiten und Aktivitäten in der Umgebung von Tolmin dürften etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen. Wenn du keine der Bands verpassen willst, empfehlen wir dir, sie früh am Morgen oder an den Early-Arrival-Tagen einzuplanen, bevor am Dienstag dann die Live-Shows beginnen. Die frühzeitige Anreise ist für Sonntag und Montag vorgesehen. Wahrscheinlich werden an jedem Tag 13 bis 14 Bands spielen, plus DJs oder vielleicht sogar verschiedene Live-Acts bei der After-Show-Party.
Generell werden Festivals immer länger – auch das TOLMINATOR hat vier Tage lang Programm. Warum denkst du, dass lange Festivals im Trend liegen, beziehungsweise warum war es für euch wichtig, euer Festival direkt so lang zu planen?
Mir persönlich reicht ein zwei- oder dreitägiges Festival, aber wegen des schönen Veranstaltungsortes, an dem wir sein werden, wäre es schade, das TOLMINATOR nicht etwas länger zu machen. Die Fans von Tolmin wissen das und planen normalerweise eine ganze Woche Urlaub dafür ein.
Neben dem klassischen Festival kommen auch Metal-Kreuzfahrten immer mehr in Mode – vielleicht ist das ein Versuch, „Festival“ noch mehr mit „Urlaub“ zu verbinden. Was denkst du über diesen Trend – ist das noch „Metal“?
Ich denke, auch wir Metalheads haben einen guten Urlaub verdient, der mit Metal-Musik verbunden ist. Ich denke, es ist gut für uns, dass wir verschiedene Optionen haben. Einige Fans wollen größere Namen und haben nichts gegen ein großes Publikum, also reisen sie zum Hell Fest oder nach Wacken. Einige Fans genießen Kreuzfahrten, Freizeit und exotische Ziele, und es macht Spaß, dies mit Metal zu verbinden. Andere wiederum genießen das Naturparadies eines Veranstaltungsortes und das Gefühl eines Boutique-Festivals – und genau das bieten wir.
Vielen Dank für deine Zeit und deine Antworten – die letzten Worte gehören dir!
Vielen Dank für die Fragen! Wir hoffen, dass einige eurer Leser Interesse an unserem TOLMINATOR-Festival zeigen werden. 5000 Metal-Fans, über 50 Metal-Bands, vier Tage, zwei Flüsse … und Spaß! Ihr seid alle herzlich eingeladen, dabei zu sein!
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14. März 2023 Moritz Grütz
Dieses Interview wurde per E-Mail geführt.
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