Interview mit V. Santura und Norman Lonhard von Triptykon

„Celtic Frost ist tot – es lebe TRIPTYKON!“ könnte das Motto der neuen Formation um Tom Gabriel Fischer lauten – ist die Band doch mehr als bloß Nachfolger der schweizer Black Metal-Legende: Viel mehr könnte man zu dem Schluss kommen, dass sich hier schlicht der Name geändert hat. Was Gitarrist V. Santura und Schlagzeuger Norman Lonhard darüber, aber auch über das Debütalbum und wann man einen Nachfolger erwarten darf, sowie über ihre Erlebnisse auf der Hatefest-Tour mit Kataklysm zu berichten haben, könnt ihr in diesem Interview nachlesen…

Hallo ihr beiden! Vielen Dank erst einmal, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt!
Ihr seid jetzt schon einige Zeit in dem Package hier auf Tour – wie läuft es so bisher?

Norman: Gut!
V. Santura: Die Tour läuft eigentlich fantastisch. Vor allem die letzten Konzerte waren sehr sehr gut und wir holen uns auch neue Fans mit der Tour, das ist ja auch die Hauptintention.

Gibt es schon die ein oder andere Anekdote zu berichten?
V. Santura: Man sagt so schön: „What happens in the bus, stays in the bus“ (lachen)

Das Lineup der Tour fällt ja relativ hart aus, mit Marduk, Kataklysm und Milking The Goatmachine – fühlt ihr euch da wohl, oder seht ihr euch als (musikalische) Außenseiter?
V. Santura: Ich denke mal, unser Vorteil ist natürlich schon, dass wir ein bisschen herausstechen aus dem Package. Natürlich haben vielleicht einige Leute, die zu der Show kommen, etwas Mühe mit uns, aber das ist ja auch unser Vorteil, dass wir den Leuten etwas Abwechslung bieten. Aber generell ist das Package ja sehr gemischt, eigentlich ist keine Band wie die andere. Da ist zwischen allen Bands eigentlich ein ziemlich starker Kontrast.

Normalerweise geht eine Band auf Tour, wenn sie ein neues Album am Start hat – ihr habt derzeit gar keinen konkreten Anlass. Macht es einen Unterschied, ob man den Fans ein neues Album mitbringt, oder „nur“ mit einem älteren Album auf Tour geht?
Norman: Wir waren ja noch nie auf Europatour mit dem Album… Bisher haben wir nur Festivals gespielt, insofern ist es ja eigentlich immer noch der gleiche Anlass.
V. Santura: Ich empfinde das eigentlich auch immer noch als Tour zum Album. Weil wie er schon sagt: Wir haben bisher noch nicht in Europa getourt. Wir haben letztes Jahr ja eine US-Tour gespielt, und es war höchste Zeit, dass wir jetzt mal eine vernünftige Europatour spielen. Für meinen Geschmack war das viel zu spät, aber oft laufen die Dinge eben nicht exakt so, wie man sich das vorstellt, wir haben statt dessen eben fantastische Festivals gespielt, das war auch gut, aber ich fand es sehr wichtig, auch zu diesem Album jetzt noch eine Tour zu machen, bevor dann das nächste Album draußen ist.

Wo seht ihr für euch die Hauptunterschiede zwischen einem Hallen- und einem Festivalauftritt? Und was gefällt euch besser?
Norman: Das ist das Selbe eigentlich… keine Ahnung.
V. Santura: Ich mach da keinen großen Unterschied, ehrlich gesagt. Es ist ja auch so, dass wir im Rahmen dieser Tour auf drei Festivals spielen, Indoor-Festivals halt. Aber ich finde das eigentlich beides gleich wichtig.

Und wie ist das mit den Fans? Ich meine, ihr habt mit Marduk und Kataklysm zwei große Bands mit dabei – fühlt ihr euch da gleichwertig, beziehungsweise habt ihr das Gefühl, dass die Fans auch wegen euch kommen, oder eher, dass die Leute wegen Marduk oder Kataklysm kommen und euch „mitnehmen“?
V. Santura: Nunja, das Package ist ja quasi so, Kataklysm ist Headliner, wir sind erster Support und Marduk zweiter Support…
Ja, aber sehen die Fans das genauso?
Norman: Ja.
V. Santura: Ja, auf jeden Fall. Natürlich hat in jeder Stadt eine andere Band ihre Stärken, aber ich würde schon unterschreiben, dass das in der Reihenfolge, wie gespielt wird, auch gerechtfertigt ist.

Wie kommt das eigentlich, dass ihr nach Marduk spielt? Ich meine, Marduk ist ja schon so etwas wie eine Legende, wohingegen es TRIPTYKON als Band ja eigentlich erst sehr kurz gibt… ist das wegen der Celtic Frost-Geschichte, also wird TRIPTYKON so zu sagen als Celtic Frost gebucht?
V. Santura: Ja, wahrscheinlich ist genau das der Fall, du beantwortest deine Frage also quasi selber. Es ist natürlich schon so, dass wir eine Debüt-Band sind, weshalb wir diese ganzen Sachen, die uns angeboten werden, mit der entsprechenden Dankbarkeit Demut annehmen, aber trotzdem haben wir natürlich auch diese Geschichte. Im Endeffekt ist es auch einfach die Entscheidung der Booking-Agentur, wie sie die Bands platziert, und die machen sich da auch wirklich Gedanken drüber. Insofern denke ich schon, dass das in Ordnung ist, wie es ist.
Es ist ja auch nicht so, dass wir deutlich über Marduk stehen würden. Marduk und TRIPTYKON sind auf alle Fälle Bands auf Augenhöhe
Norman: Da sind sich die Bands auch völlig einig, da gibt es keine Band, die sich da beschweren würde.

Wo ihr grade schon von Debütband und Supporten des Albums gesprochen habt – wie kommt es dann, dass die Setlist, wenn ich nicht irre, 50/50 mit TRIPTYKON und Celtic Frost-Songs zusammengestellt ist? Ich meine, man sollte ja annehmen, dass ihr euer eigenes Album promoten wollt?
V. Santura: Richtig, es sind drei Celtic Frost und drei TRIPTYKON-Songs, aber rein spielzeitmäßig ist es so, dass die TRIPTYKON-Songs fast 35 Minuten vom Set einnehmen und die Celtic Frost-Songs eine Viertelstunde. Der Schwerpunkt liegt also definitiv auf TRIPTYKON.
Aber wie gesagt, TRIPTYKON wurde auch mit dem Ansatz gegründet, dass es natürlich eine neue Band ist, aber eben in Fortführung von Celtic Frost, und es war von Anfang an klar, dass wir auch Celtic Frost-Material spielen wollen. Das ist auch ein Teil des Bandkonzepts, und das finde ich auch absolut gerechtfertigt.

Wisst ihr, was die anderen ehemaligen Celtic Frost-Mitglieder davon halten, dass Tom jetzt mit der neuen Band eigentlich genau da ohne sie weitermacht, wo sie zusammen aufgehört haben?
V. Santura: Da kann ich nur spekulieren (lacht)
Ok… und was denkst du?
V. Santura: Mhhhhhhhhhhhh… Ich weiß es nicht. Ich glaube, das würde ein bisschen den Rahmen des Interviews sprengen. Also ohne jetzt irgendwie böse zu sein oder so. Ich hatte nie Probleme mit Martin oder Franco, ich hab ja am Ende auch bei Celtic Frost mitgespielt. Ich denke mal, natürlich haben sie recht gemischte Gefühle zu der ganzen Sache. Aber letztendlich gab es ja auch Gründe, warum Celtic Frost auseinandergebrochen sind. Tom ist eben derjenige, der eben auch weiterhin eine Band, die regelmäßig tourt und Alben veröffentlicht, machen wollte, Martin wollte das beispielsweise eben nicht unbedingt machen, und jetzt ist es eben, wie es ist.
Natürlich werden sie das jetzt auch mit gemischten Gefühlen sehen, aber es war vielleicht zu einem gewissen Stück auch ihre Entscheidung.

Wird sich der Celtic Frost-Anteil im Set mit kommenden TRIPTYKON-Songs dann auch reduzieren? Also die Band soll sich ja schon als eigenständiges Projekt etablieren, oder nicht?
V. Santura: Es ist auf alle Fälle so gedacht, dass es sich als eigene Band etabliert, und das merken wir auch jetzt schon auf dieser Tour, dass wir da auf einem extrem guten Weg sind, weil eben auch die eigenen TRIPTYKON-Songs bei den Oldschool-Fans, die offensichtlich halt seit den 80ern Fans von Celtic Frost und Toms Arbeit sind, extrem gut ankommen, dass die Leute die Texte mitsingen, dass die Songs im Set mindestens gleichwertig etabliert sind wie die Celtic Frost-Stücke… und mit dem nächsten Album wird es dann natürlich noch schwieriger, eine Setlist zu machen. Ich meine, jede Setlist ist auf ihre Art ein Kompromiss, weil man nie alles reinpacken kann, was man gerne rein packen würde… das geht aber auch bei einer 90-Minuten-Setlist nicht. Und das wird natürlich noch schwieriger.

Es sind ja jetzt doch immerhin sechs Bands pro Abend. Habt ihr da das Gefühl, dass bei den Headlinern schon eine gewisse Übersättigung oder Ermüdung seitens der Fans festzustellen ist? Ich meine, das sind ja insgesamt dann doch sechs Stunden extremen Metals…
Norman: Ne, hab ich nicht, gar nicht eigentlich.
V. Santura: Also ich hab schon auch das Gefühl, dass die Leute bei den letzten Bands am meisten abgehen. Es ist natürlich immer sehr hart für die Vorbands…
Norman: Klar… es geht um sechs schon los, die Meisten kommen erst später…
V. Santura: Ja, die Meisten sind da noch nicht da bei den ersten Bands, und meistens sparen sich die Leute ihre Energie dann eben für die Hauptbands auf, was natürlich die Vorbands zu spüren bekommen…
Norman: Was ich auch verstehen kann…

Haltet ihr dieses Konzept mit so vielen Bands denn generell für sinnvoll? Ich meine, das ist ja schon ein relativ neuer Trend, den vor allem Rock The Nation da losgetreten haben, dass immer öfter Packages mit sechs, sieben Bands losgeschickt werden…
V. Santura: Also so ganz neu ist es nicht… es gab ja auch die berühmten Metallysee vor einigen Jahren, die ja auch genau das gleiche Konzept verfolgt haben. Ich stehe der Sache aber schon mit gemischten Gefühlen gegenüber: Es ist natürlich schön, eine Tour zusammenzustellen, die Leute zieht. Das ist die Hauptsache. Natürlich wäre mir im Prinzip auch als Fan eine Tour mit drei bis maximal vier Bands am liebsten, wenn ich ehrlich bin.

Ja, aber wenn es stimmt, was du sagst, dass zu den ersten Bands eh kaum einer kommt, könnte man die doch simpel gesagt auch einfach weglassen. Ich meine, wenn hier heute nur die letzten vier Bands des Abends spielen würden, wären doch genau gleich viele Fans da, oder?
V. Santura: Jaaa, aber da sind auch andere Business-Faktoren noch dabei, die eine Rolle spielen… ich meine, es ist ja immer so, dass sich ein Teil der Tour über Opening-Bands finanziert.

Siehst du ein Problem darin, dass diese Touren immer aus dem gleichen „Pool“ an Bands der jeweiligen Genres rekrutiert werden? Also gerade Kataklysm waren in den letzten drei Jahren gefühlte 30 Mal in München, bei Marduk sieht es nicht viel besser aus. Beachtlich eigentlich, dass da überhaupt noch Leute kommen…
V. Santura: Ja, ich denke schon, dass das ein Problem ist. Ich denke auch mal, dass sich die Anzahl dieser Touren reduzieren wird. Und vielleicht ist eine dritte Kataklysm-Tour in einem Jahr auch eine zu viel. Also ohne jetzt daran Kritik üben zu wollen, aber das ist halt eine nüchterne Feststellung, was sich vermutlich schon auch viele Leute denken.

Ihr habt vorher schon die Vielseitigkeit dieser Tour angesprochen – in England seid ihr dann im kommenden Jahr mit Enslaved, Job For A Cowboy und Cannibal Corpse unterwegs, was ja nochmal etwas vielseitiger ist….
V. Santura: Ja, die Band, die vielleicht etwas heraussticht, ist Job For A Cowboy…Nunja, aber Enslaved mit Cannibal Corpse ist ja nun auch eher gewagt….
Norman: Aber es ist doch auch viel interessanter so. Ich gehe viel lieber zu einem gemischten Package, als dass ich mir jetzt sechs Death Metal-Bands am Stück anhören sollte. Da hab ich irgendwann auch die Schnauze voll… ich finde das so viel besser.
V. Santura: Da stimme ich Norman voll zu. Und irgendwie ist TRIPTYKON auch so etwas wie ein Bindeglied zwischen Cannibal Corpse und Enslaved. Die drei Bands zusammen finde ich gar nicht so absurd. Wie ist da eigentlich die Runningorder?
Norman: Es spielen glaube ich Enslaved, wir und dann Cannibal Corpse.
V. Santura: Find ich schlüssig. Das sind alles drei harte, extreme Metal-Bands, aber mit einem Fokus auf etwas sehr eigenen. Das ist, glaube ich, sehr abwechslungsreich für die Fans. Cannibal Corpse ist ja auch eine anspruchsvolle Band, musikalisch. Das Image mit dem Splatter/Gore-Zeug entspricht jetzt vielleicht nicht TRIPTYKON, aber es ist zumindest eine Band, die live extrem gut spielt und extrem beeindruckend ist…insofern denke ich, dass sich die beiden Bands sehr schätzen werden. Enslaved kennen wir eh schon… also ich freue mich schon extrem auf die Tour, und ich glaube, das wird eine sehr gute Tour.

Gibt es ein Tourpackage, das ihr euch wünschen würdet, also konkrete Bands als Support, oder ihr als Support von Bands, die zusammen ein eurer Meinung nach stimmiges Package abgeben würden?
V. Santura: Da gibt es sehr viele Varianten. Ich wäre beispielsweise unglaublich gerne mit Type O Negativ auf Tour gegangen, wie wir das damals mit Celtic Frost gemacht haben, das ist natürlich sehr enttäuschend, dass das nie wieder stattfinden kann… aber es gibt einige Bands, mit denen ich mir ein perfektes Package vorstellen könnte. Behemoth zum Beispiel oder Kreator… es gibt viele.
Man muss sich auch nicht unbedingt auf ein Genre beschränken… ich denke beispielsweise, dass Anathema auch ein absolut geiler Tour-Partner wäre. Aber so was ist derzeit nur Spekulation und ein schöner Wunsch. Es ist ja immer so, dass jede Band ihr eigenes Interesse vertreten muss, und es ist immer extrem schwierig, ein gutes Tourpackage zusammenzustellen. Das ist auch der Grund, warum es so lange gedauert hat, bis wir jetzt auf Tour sind. Es gab einige Ideen, aber einiges von dem, was zunächst schön geklungen hat, hat sich dann eben wieder zerschlagen, deshalb hat es dann eben etwas länger gedauert.

Kommen wir wieder zu etwas grundsätzlicherem: Wir hatten ja erst mit Tom als Interviewpartner gerechnet, weil er das ja bis vor kurzem stets selbst erledigt hat, und waren entsprechend überrascht, als uns dann mitgeteilt wurde, dass er da jetzt kürzer tritt und ihr zur Verfügung steht. Wie darf man sich denn die Bandstruktur von TRIPTYKON vorstellen? Agiert ihr als „demokratische Band“, oder ist es mehr ein Projekt unter der Leitung von Tom?
Norman: Naja, das ist ja ganz klar irgendwie, er ist ja so zu sagen die Celtic Frost-Legende, sag ich jetzt mal – das gefällt ihm zwar nicht, aber so ist es nunmal – und da ist ja logisch, dass wir nicht all zu viel machen. Aber wir wollen ihn natürlich auch etwas entlasten, zum Beispiel haben wir auf dieser Tour keinen einzigen Off-Day, da muss man auch ein bisschen auf die Stimme aufpassen und so weiter.
V. Santura: Mit dem nicht so viel machen beziehst du dich jetzt auf die Business-Geschichte, nicht falsch verstehen. Wir sind eine demokratische, vollwertige Band, und das ist auch mit ein Grund, warum wir jetzt auch mehr Interviews geben, um das eben auch in der Öffentlichkeit zu etablieren. Es handelt sich um eine richtige Band, in der wir als Musiker extrem eng zusammenarbeiten, jeder hat die Möglichkeit, sich ins Songwriting einzubringen, jeder arrangiert an den Songs mit, und die Songs wachsen eigentlich als Band, organisch im Proberaum. Natürlich ist Tom so etwas wie der Haupt-Songwriter oder die treibende Kraft, aber ich habe auch zwei Songs geschrieben für die Platte, und das Album zusammen mit Tom produziert. Bis auf ein, zwei Nummern ist alles zusammen im Proberaum entstanden und jeder Musiker bringt sich während die Songs entstehen eben ins Arrangement ein.

Wie funktioniert das dann in der Umsetzung? Ich meine, ihr wohnt ja doch relativ verstreut, wie kann man da regelmäßige Proben realisieren?
V. Santura: Also wir proben in Zürich, Tom und Ronja wohnen ja beide im Großraum Zürich…
Norman: Ich wohne ’ne Stunde entfernt…
V. Santura: Ja, genau… und ich komm eben aus der Gegend hier um München, das sind dann eben vier Stunden Fahrt für mich, also das ist schon nicht ganz einfach, aber das Opfer muss ich eben bringen. Wenn wir proben, proben wir meistens zwei Tage hintereinander, also ich übernachte dann halt einmal in Zürich… und an zwei oder drei Tagen, wenn man da wirklich konzentriert und fokussiert arbeitet, schafft man eigentlich sehr, sehr viel. Und wenn man das dann zwei, dreimal im Monat macht, macht man mehr, als eine Band, die am Donnerstag Abend zwei Stunden probt.

Schreibt ihr im Proberaum dann auch direkt Songs, oder wie ist da der Arbeitsablauf?
V. Santura: Es ist eher so, dass wir im Proberaum zusammen arrangieren und Ton oder ich danach dann wieder selbst zu Hause weiterarbeiten und man damit dann beim nächsten Mal im Proberaum wieder weitermacht. Es kann natürlich auch mal passieren, dass sich durch einen Jam etwas ergibt… ich denke, das ist beides sehr wichtig: Dass man für sich im Stillen, fokussiert an etwas arbeiten kann, und dass man das zusammen mit der Band ausarbeiten kann. Ich denke, beides macht die Stärke von TRIPTYKONs Songs aus.

Aber ihr probt generell regelmäßig…
Norman: Naja, nach einer Tour macht man natürlich mal ’ne Pause, da sieht man sich dann mal ein paar Wochen nicht, was ja auch völlig klar ist, aber sonst bleibt man schon am Ball… sobald wir wieder zurück sind, im neuen Jahr, Januar, geht es wieder los mit Songwriting und so weiter.

Also das kommt jetzt dann?
Norman: Ja, genau.

Wie lange habt ihr letztes Mal gebraucht? Wann kann man also mit einem neuen Album rechnen?
Norman: Naja, mal sehen, wie lange es dauert. Manchmal geht das ziemlich fix, manchmal geht es eben etwas länger… wir sind ja nicht wirklich unter Zeitdruck. Von daher lassen wir uns einfach die Zeit, die es braucht.
V. Santura: Natürlich wäre es wünschenswert, wenn wir nicht mehr all zu lange brauchen, bis das nächste Album rauskommt, aber wir machen die Platte erst fertig, wenn sie in unseren Augen einfach fertig ist und unsere eigenen Ansprüche an Qualität entspricht. Vorher geben wir sie nicht raus, das ist klar.

Ihr habt euer neues Album ja unlängst gemeinsam mit der „Shatter“-EP auf Vinyl veröffentlicht. Wie angesagt ist das Vinyl-Format in Zeiten, in denen sich die Leute nicht mal mehr CDs kaufen? Und kauft ihr selbst noch Vinyl?
Norman: Ja.
V. Santura: Ja. Vinyl ist gar nicht so unwichtig. Eben in einer Zeit, in der die CD-Verkäufe immer weiter einbrechen. Vinyl-Verkäufe sind zwar niedrig, aber die sind relativ konstant. Weil jemand, der sich ein Vinyl kauft, hat wirklich Interesse daran, diesen Datenträger physisch in der Hand zu halten. Bei ’ner CD, da geht es halt irgendwie um die Musik, die kann man sich auch herunterladen. Eine Platte kann man sich nicht runterladen. Mp3s sind absolut kein Ersatz für Platten, deswegen betrifft die ganze Download-Problematik die Plattenverkäufe deutlich weniger als die CD-Verkäufe.
…und es gibt auch in dem Genre einen Markt für Vinyl?
V. Santura: Natürlich werden Plattenveröffentlichungen normalerweise streng limitiert, aber diese Auflagen, die wir hatten, waren extrem schnell ausverkauft, und es wäre vielleicht sogar eine Überlegung, eine weitere Auflage zu machen, eben weil das Interesse so da war.

Mit der „Shatter“-EP habt ihr jetzt ja sozusagen „Restmaterial“ veröffentlicht – darf man da mit mehr rechnen, oder war das so zu sagen aus der Not geboren?
V. Santura: Nein, das war nicht aus der Not geboren, das war eher ein Luxusproblem, deshalb gefällt mir das Wort „Restmaterial“ in dem Kontext auch nicht sonderlich gut: Wir hatten einfach das Luxusproblem, dass wir 90 Minuten Material geschrieben hatten für das Album, und auf eine CD passen eben nur 79 oder 80 Minuten. Deshalb war klar, dass nicht alle Stücke veröffentlicht werden können. Dementsprechend haben wir einfach die Stücke ausgewählt, die am besten als Album zusammengepasst haben, deshalb war uns aber auch klar, dass wir die restlichen drei Stücke nicht unter den Tisch kehren wollen, sondern auf alle Fälle auch veröffentlichen möchten. Deshalb wurde recht früh die Idee dieser EP geboren. Ob wir das beim nächsten Album wieder so machen werden, wissen wir noch nicht.

Habt ihr dann jetzt noch Material, mit dem ihr für das nächste Album weiterarbeitet, oder fangt ihr dann jetzt komplett bei Null an?
V. Santura: Sagen wir es so: Wir haben natürlich alle Songs, die wir komplett fertiggemacht haben, veröffentlicht. Also es gibt nicht irgendwelche Songs, die noch irgendwo herumliegen oder nicht fertiggemacht wurden, aber es gibt natürlich noch viele Ideen und Fragmente, und da werden wir uns dann dran machen, aus diesen Grundideen, die schon da sind, Songs zu machen.
…also quasi ein kontinuierlicher Prozess, in dem ihr an dem Material weiterarbeitet, was übrig geblieben ist?
Na ja, es ist wie gesagt nicht so, dass irgendwelche Songs nicht fertig ausgearbeitet wurden, aber es ergibt sich einfach im Laufe der Zeit, auch nach dem Album und den Aufnahmen, dass einem Sachen einfallen, die hält man dann fest, und dann wird es irgendwann eben Zeit, dass man sich fokussiert hinsetzt und das in neue Songs umwandelt.

Schreibt ihr dann auch während der Tour an Songs weiter, wenn euch spontan Riffs in den Sinn kommen?
V. Santura: Touren ist unglaublich uninspirierend ehrlich gesagt, also jein. Es ist nicht so das wir uns zusammensetzen und als Band an Songs arbeiten. Das wäre ein schöner Ansatz, aber es ist einfach nicht wirklich umsetzbar. Der ganze Ablauf und der ganze Touralltag sind wirklich extrem uninspirierend. Also, sagen wir so, das Rumreisen an sich ist auf eine gewisse Art und Weise schon inspirierend, weil man sehr viele neue Eindrücke in sich aufnehmen kann. Aber der Tagesablauf lässt es nicht zu, dass man sich hinsetzt und tatsächlich an Songs arbeitet.

Macht euch das live spielen auf so langen Touren eigentlich noch Spaß, oder kommt das manchmal dann doch schon eher richtiger Arbeit gleich?
V. Santura: Wirklich stressig und anstrengend sind die Touren nicht, das kann man nicht behaupten. Liegt sicherlich an der eigentlich sehr guten Organisation, was sogar soweit geht, dass es nachmittags sehr oft ein bisschen langweilig ist. Das ist Jammern auf hohem Niveau, aber man sitzt häufig wirklich nur die Zeit ab, bis man dann endlich auf die Bühne kann, das Spielen selber ist dann meistens extrem geil. Naja, das liegt mit Sicherheit auch am Wetter zur Zeit, man kann halt auch nicht rausgehen und sich die Städte anschauen. Das sieht schon wieder anders aus, wenn man beispielsweise im April tourt. Aber anstrengend ist es nicht.

Du sagtest, dass im Songwritingprozess zum letzten Album Material entstanden ist, mit dem ihr für das neue Album weiterarbeiten wollt. Heißt das, man kann jetzt schon sagen, dass ein Nachfolger in der Tradition von „Eparistera Daimones“ stehen wird?
V. Santura: Nein, das kann man noch nicht. Es ist definitiv noch zu früh, um schon Aussagen zu machen können, wie das Album schlussendlich wird. Das wird die Zeit zeigen, aber natürlich haben wir sehr hohe Ambitionen. Wir werden jetzt nicht den kompletten Stil über den Haufen werfen, aber es werden sich ganz automatisch neue Türen öffnen. Ich denke auch, dass wir mit dem ersten Album bereits einen sehr sehr breiten Stil definiert haben, der uns viele Möglichkeiten gibt. Wir sind keine Band, die da festgefahren ist und nur ein konkretes Ding machen kann, wir haben im Prinzip definitiv die Offenheit, alles, was wir wollen, im Kontext dieser Band umzusetzen. Das, was alles zusammenhält sind vor allem die Atmosphäre und der Spirit der Songs. Und das ist essenziell – dass wir diesen Vibe, diese Düsternis aufrechterhalten, die „Eparistera Daimones“ ausgemacht hat.

Vergleicht man das letzte Celtic Frost- mit dem ersten TRIPTYKON-Album, könnte man ja doch behaupten, dass da musikalisch doch einige Konstanten vorhanden sind und man „Eparistera Daimones“ theoretisch auch als Celtic Frost-Album hätte veröffentlichen können. Aber es sind ja im Endeffekt doch andere Musiker. Wo habt ihr euch also dann konkret einbringen können, oder wo seht ihr euren Beitrag?
V. Santura: Naja, es ist ja so, dass ich schon länger bei Celtic Frost dabei war, ich habe 60 Shows mit der Band gespielt und auf die Art und Weise diesen Stil verinnerlicht. Und ich denke trotzdem, dass die Songs, die ich geschrieben habe, ein bisschen anders klingen als Toms Songs und sich von diesen abheben, aber sie passen eben trotzdem zu TRIPTYKON, weil es eine sehr ähnliche Atmosphäre hat. Würde man die Stile musikalisch tiefergehend analysieren, würde man schon deutlich die Unterschiede merken. Beispielsweise auch das Drumming – das hebt sich vom sehr einfach gehaltenen, straighten Schlagzeug von „Monotheist“ doch sehr deutlich ab… Was vielleicht auch daran liegt, dass Norman ein sehr guter Drummer ist (lacht). Nein, Franco war ein geiler Drummer, das ist für mich überhaupt gar keine Frage.
Norman: Die ersten Proben waren sehr schwer für mich, weil ich halt auch einfach aus einer anderen Sparte komme. Es ist schon eine Herausforderung, das Zeug zu spielen, weil es extrem langsam und heavy ist. Da muss wirklich jeder Schlag sitzen, denn alles andere hört man bei diesem Tempo auch. Oder überhaupt erstmal zu grooven, mal zu kapieren „Was passiert da eigentlich?“ Aber ich habe mich dann doch ganz gut eingearbeitet und wirklich ein Gefühl für diese Musik bekommen.

Heißt das, man kann davon ausgehen, dass ihr euch auf dem nächsten Album alle noch mehr selbst verwirklich werdet?
V. Santura: Absolut, davon bin ich überzeugt.
Norman: Es war halt auch ein Kennenlernspiel, man musste sich ja erstmal gegenseitig finden, bisschen herumjammen, die Songs auschecken… Gerade live merkt man dann, was eigentlich wirklich geht.

Santura, du sagtest ja bereits, dass du zuvor schon bei Celtic Frost warst, du wurdest dann ja vermutlich einfach in die Band übernommen. Norman, wie bist du zur Band gestoßen?
Norman: Celtic Frost und meine alte Band Fear My Thoughts waren ja beide bei Century Media. Tom hat wohl da beim Management angerufen und gefragt, ob sie einen Drummer wüssten, der irgendwie grob aus seiner Gegend kommt. War halt dann Glück, dass ich direkt in Süddeutschland wohne, ich fahr ja wirklich nur ne Stunde. Er hat mich dann angerufen, es gab ne kurze Session, und nach ner halben Minute war das eigentlich geklärt (lacht).
V. Santura: Bei mir lief das ursprünglich über meine andere Band Dark Fortress, die ja auch bei Century Media sind. Century Media haben Celtic Frost ausgewählte CDs von Bands aus ihrem Roster gegeben und es war dann wohl so, dass Celtic Frost von Dark Fortress extrem begeistert waren, sie haben uns dann ja auch eingeladen, sie auf ihren ersten Comeback-Shows zu supporten. Da hab ich die Jungs alle kennengelernt, man ist in Kontakt geblieben, und als sie ein paar Monate später dann einen Gitarristen gesucht haben, haben sie als erstes bei uns nachgefragt. Das hat sich dann alles ganz gut ergeben, so bin ich zu Celtic Frost gekommen. Während meiner Zeit da bin ich eigentlich mit allen Bandmitgliedern sehr gut zurechtgekommen, natürlich auch mit Tom. Deshalb hat er, als er sich fest dazu entschieden hatte, mit einer anderen Band weiterzumachen, dann wohl auch als erstes mich angerufen.

Ihr habt ja beide schon angedeutet, dass ihr alle ganz verschiedenen musikalischen Background gehabt, wie etwa Fear My Thoughts oder Dark Fortress. Könnte an sagen, dass TRIPTYKON musikalisch ein gemeinsamer Nenner ist, auf den ihr euch immer einigen könnt? Und hört ihr privat dann auch eher Musik, die euren früheren Bands entspricht?
V. Santura: Ich denke jeder von uns ist grundsätzlich sehr sehr offen für viele verschiedene Genres. Das ist finde ich auch wichtig in so einer Band. Auf das was wir machen, können wir uns aber immer einigen, es gefällt natürlich jedem in der Band (lacht). Aber ich denke, jeder von uns ist schon sehr „open minded“. Da ist dann auch viel Metal dabei, aber eben nicht nur.

Ihr habt in eurem Logo auch zwei umgedrehte Kreuze, die ja einigermaßen deutlich auf ein satanisches Image abzielen, welches ich inzwischen für ein bisschen überholt halte. Findest du diese Komponente TRIPTYKONs notwendig für die Band, oder würde sie auch ohne genauso funktionieren?
V. Santura: Würdest du sagen, dass wir ein satanisches Image haben, nur, weil wir zwei umgedrehte Kreuze im Logo haben? Nein, das ist ein von Tom eigens entwickelter Font. Natürlich spielt er mit dieser Symbolik und wir spielen ja auch generell bewusst kirchlichen Symboliken, aber du kannst natürlich genauso gut sagen, dass es das Petruskreuz ist, das Kreuz des ersten Papstes. Die Frage ist dennoch: Sind wir eine satanische Band, oder behaupten wir das überhaupt? Eigentlich nicht.

Wie steht es denn um die Texte bei euch? Schreibt Tom die alleine? Habt ihr selbst Interesse an ihnen und gebt im Zweifel auch mal eure Meinung ab, wenn euch etwas gut oder weniger gut gefällt, oder ist das komplett sein Feld?
V. Santura: Die Texte interessieren uns natürlich und es ist uns auch sehr wichtig, dass die Texte gut sind, aber da kann man sich ja darauf verlassen, dass Tom das gut macht. Ich würde ihm da auch gar nicht reinreden wollen, er hat ja schon eine sehr sehr feste Vision, von dem, was er mit seinen Texten ausdrücken möchte. Vieles davon ist sehr persönlich, aber grundsätzlich stehen wir natürlich alle voll hinter den Texten.

Wie wichtig denkst du sind Texte generell in Zeiten, wo Musik überwiegend nur noch über mp3 konsumiert wird und die Leute dann vielleicht gar kein Booklet oder derartiges mehr daneben liegen haben?
V. Santura: Ich glaub, es hat was duales. Es hat vielleicht für weniger Leute Relevanz, aber für die Leute, für die es noch relevant ist, ist es noch genauso wichtig wie früher. Ich denke wir alle haben nach wie vor den Ansatz, dass ein Album ein Gesamtkunstwerk ist. Die Musik mag vielleicht das wichtigste sein, aber die ganze Präsentation mit Artwork und Texten, das muss alles zusammengehören. Irgendwo bilden diese drei Teile auch wieder ein Triptykon. Dieses Gesamtkunstwerk ist uns extrem wichtig. Wenn die Musik fantastisch ist und die Texte damit nicht ansatzweise mithalten können, würde sich einfach irgendwas grundlegend falsch anfühlen. Auch wenn es nicht für alle Zuhörer gleich viel bedeutet, einigen bedeutet es doch extrem viel.

Setzt ihr das dann persönlich auch um, also befasst ihr euch mit den Texten, wenn ihr euch eine CD kauft, oder reicht für euch beim Hören dann die Musik?
V. Santura: Es kommt drauf an. Es ist schon so, dass ich öfter Musik höre, ohne auf die Texte zu achten, aber es gibt Musik, die mich tiefer berührt und da setze ich mich dann auch mit den Texten auseinander. Wenn die dann flach sind oder nicht mit der Musik harmonieren, finde ich das doch immer ziemlich enttäuschend, das trübt letztendlich auch den Genuss der Musik. Wenn die Texte aussagekräftig sind, gibt das doch nochmal ein ganz anderes Gesamtbild ab.
Norman: Aber natürlich trifft das auch nicht immer zu. Ich bin ein riesiger Motörhead-Fan, aber das ist eine Band, bei der es für mich sehr deutlich primär um die Musik geht.

Dann wären wir mit den TRIPTYKON-Fragen soweit durch, jetzt hätten wir noch ein paar zu DARK FORTRESS, wenn das in Ordnung wäre: Ihr habt ja seit einiger Zeit in regelmäßigen Zweijahres-Abständen Alben veröffentlicht, das müsst rein rechnerisch ja heißen, dass der „Ylem“-Nachfolger jetzt demnächst erscheint…?
V. Santura: (lacht) Eigentlich schon, ja. Also theoretisch ja, aber nicht praktisch. Wie du schon sagst, wir haben sechs Alben gemacht, in sehr schöner Regelmäßigkeit, gemittelt alle zwei Jahre, genau. Das werden wir dieses mal nicht schaffen, wir werden definitiv ein Jahr länger brauchen und 2012 wird kein DARK FORTRESS-Album erscheinen. Nach sechs Alben ist es denke ich aber auch ganz angemessen, sich mal eine kleine Pause zu gönnen. 2013 visieren wir für ein neues Album fest an, gerade auch, weil wir nach den letzten Konzerten jetzt alle wieder extrem Bock auf die Band haben. Es fühlt sich fantastisch an, zusammenzuspielen, aber trotzdem, 2012 wird’s nichts.

Denkst du, dass DARK FORTRESS darunter leidet, dass du jetzt bei TRIPTYKON so aktiv bist und dazu ja seit langem auch noch dein eigenes Studio hast?
V. Santura: Es ist nicht ganz einfach. Mit dem eigenen Studio habe ich aber vergleichsweise noch Glück, es wäre viel viel schlimmer, wenn ich einen normalen Job hätte mit einem Chef, bei dem ich mir Urlaub nehmen muss. So bin ich mein eigener Chef und kann meine Zeitpläne so machen, wie ich sie brauch. Das ist in gewisser Weise schon eine Luxusposition, normal Geld verdienen und trotzdem in der Lage sein zu können, zwei Bands auf hohem Niveau zu betreiben. Irgendwo ist es für DARK FORTRESS jetzt schon schwierig, klar. Aber da gibt es auch keine andere Wahl, weil es eben auch einfach so ist, dass die einzelnen Mitglieder der Band nicht so viel Zeit haben für DARK FORTRESS, wodurch man die Band niemals so intensiv betreiben kann, wie wir das mit TRIPTYKON gerade tun. Ich habe sehr lange gebraucht, das zu akzeptieren, aber im Prinzip bin ich so wie es ist sehr zufrieden. Und wir werden die Band nächstes Jahr natürlich trotzdem nicht auf Eis liegen lassen. Wir werden ein paar Festivals spielen, wahrscheinlich sogar eine komplette Tour, und natürlich werden wir fokussiert am neuen Album arbeiten.

Wenn man sich DARK FORTRESS in der deutschen Black Metal-Szene so anschaut, hat man doch ein wenig den Eindruck, dass ihr „steckengeblieben“ seid, während Bands wie Imperium Dekadenz inzwischen relativ groß geworden sind. Siehst du das auch so, und wenn ja, woran liegt es?
V. Santura: Wir haben sicher nicht den großen Sprung nach oben gemacht, aber auch genau deswegen, weil die Konstellation innerhalb der Band so ist, dass wir sie nicht großartig weiter pushen können. Dazu müssten wir vor allem in Touren wesentlich mehr Zeit investieren, und das ist nicht möglich. Das ist auch genau das, was mich immer so enttäuscht hat, weil ich der Meinung bin, dass die Band aufgrund ihrer Musik wesentlich größer sein könnte, als sie effektiv ist. Aber ich habe damit meinen Frieden gemacht, ich habe mit TRIPTYKON eine Band, die fantastisch läuft, was das ist, was ich eigentlich immer erreichen wollte als Musiker. Trotzdem macht DARK FORTRESS mir nach wie vor wahnsinnig viel Spaß, zum einen, weil es auf persönlicher Ebene gerade super läuft, zum anderen, weil ich diese Musik liebe, deswegen wäre es auch bescheuert, die Band aufzugeben oder so. Aber es ist eben trotzdem klar, dass wir mit DARK FORTRESS nicht so eine Karriere haben können, wie das mit TRIPTYKON möglich ist.

Das klingt irgendwie doch ein wenig verbittert…
V. Santura: Jein, es ist eher die Stufe nach der Verbitterung. Vor einem Jahr oder anderthalb war ich extrem verbittert und war zwischendurch auch mal aus der Band ausgestiegen, obwohl das nie offiziell gemacht wurde. Ich habe mich dann wieder überreden lassen und bin auch froh, dass das jetzt so ist. Aber ziemlich genau vor einem Jahr hatte ich eine ziemlich große Krise und wollte das Ding hinschmeißen. Deshalb haben wir uns dann auch an einen Tisch gesetzt und genau besprochen, was diese Band erreichen kann und will, wie muss man da herangehen. So sehe ich das jetzt auch, es ist eine Band, die extrem viel Spaß macht, die extrem geile Musik spielt, aber keine, die jetzt viermal im Jahr auf Tour sein kann.

Heißt das, dass der große Durchbruch abgeschrieben ist?
V. Santura: So würde ich das jetzt auch nicht sagen, aber realistisch gesehen müssten wir da mehr Arbeit investieren, als möglich ist. Natürlich hoffen wir, mit dem neuen Album dann auch mal eine US-Tour machen zu können, aber wir werden mit Sicherheit nicht so durch die Wand gehen wie Dimmu Borgir.
Wo natürlich die Frage bleibt, wie wünschenswert das ist…
V. Santura: Naja, man müsste lügen, wenn man sagt, dass es als Musiker nicht schön wäre, sein Geld damit zu verdienen. Das ist bei DARK FORTRESS definitiv nicht der Fall, aber es ist auch keine Grundvoraussetzung. Da geht es eher um den Willen, gute Musik zu machen.

Okay, dann wären wir soweit durch, kann man sagen. Vielen Dank euch für die Zeit und die interessanten Antworten!
V. Santura: Danke euch auch!
Norman: Danke!

Publiziert am von Marius Mutz und

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