Konzertbericht: Algiers w/ Brother Grimm

24.01.2018 München, Strom

Nach ihrem selbstbetitelten Debütalbum, das mit einer spannenden und düsteren Mischung zwischen Gospel, Post Punk und Elektronik aufwarten konnte, haben ALGIERS 2017 mit „The Underside Of Power“ ihr zweites Album vorgelegt. Sperrig und tanzbar, soulig und trappig – und dabei immer mit einer eindeutigen politischen Aussage für mehr Freiheit und Solidarität. Mit reichlich Erwartungen und immerhin dem Titel „Album des Jahres“ der Visions im Gepäck, ist die Band im Januar 2018 auf Tour und kommt dabei auch ins Münchner Strom.

Das ist bereits sehr gut gefüllt, als mit leichter Verspätung BROTHER GRIMM um kurz nach 21 Uhr zu lautem Dröhnen die Bühne betritt. Mit Anzug, extravagantem Hemd, langen Haaren und Vollbart erinnert er optisch stark an Warren Ellis. Die Mischung zwischen Americana, Gothic und Alternative versprüht einen morbiden Charme, der von der Ausstrahlung von BROTHER GRIMM perfekt transportiert wird. Neben Loop-Strukturen kommen viele Sounds leider nur vom Band und die Ansagen des ansonsten sympathischen Musikers wirken recht unbeholfen. Alle Freunde von Nick Cave sowie klassischer Südstaaten-Klänge sollten aber ein Ohr riskieren.

Um kurz nach 22 Uhr ist es soweit und ALGIERS betreten die Bühne. Vor einem im vorderen Bereich vollgepackten Strom steigt die Band mit einem Drone in ihr Set ein und eröffnet den Abend mit dem sperrigen „But She Was Not Flying“. Das Stichwort sperrig ist bezeichnend für die folgenden knapp 60 Minuten: Franklin James Fisher begeistert mit seiner umwerfenden Stimme, die Band, vor allem Bassist Ryan Mahan, ist extrem gut drauf – aber der Funke mag nicht so recht überspringen. Das Publikum jubelt, einige Songs bringen es auch zum Tanzen, aber alles wirkt sehr verhalten und zurückhaltend.

Ohne große Ansagen dafür mit politischen Sprachsamples zwischen den Songs machen es sich ALGIERS mit der oft recht inkohärenten Setlist aus für sich großartigen Nummern nicht einfacher. Die Ankündigung eines Tributs an den am selben Tag verstorbenen The-Fall-Sängers Mark E. Smith wird von der lauten Geräuschkulisse fast vollständig verschluckt. Dennoch ist der Jubel am Ende des Sets, das ALGIERS primär an ihrem neuen Album orientieren, laut.

  1. But She Was Not Flying
  2. Cry Of The Martyrs
  3. Walk Like A Panther
  4. The Underside Of Power
  5. Cleveland
  6. Irony. Utility. Pretext.
  7. Hymn For An Average Man
  8. Animals
  9. Death March
  10. Remains
  11. ———-

  12. Time To Go Down Slowly
  13. Mme Rieux

Weit entfernt von einem schlechten Konzert, aufgrund der hohen Erwartungen aber doch eine kleine Enttäuschung: Algiers machen vieles richtig und sind musikalisch ohne Zweifel beeindruckend. Der Support von Brother Grimm war absolut stimmig. Und dennoch herrscht nach der Show in München das Gefühl vor, dass hier noch mehr gegangen wäre.

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