Konzertbericht: Boomerang w/ Entorx, Ivory Night, Axolution

08.03.2014 Mannheim, 7er Club

header metal1Der heutige Abend, so kann man dem Flyer entnehmen, steht unter dem Motto „Death vs. Power“. Naja, eine gewisse Frontstellung zwischen den – gesanglich gesprochen – „Hohen“ und „Tiefen“ ist nicht von der Hand zu weisen, die Profilierungskämpfe finden eben nicht nur nach außen, in Richtung unmetallischer Welt statt; die Gräben verlaufen auch durch die Szene durch und sind häufig gerade dort sehr tief. Ob das heutige Konzept also funktionieren wird? Man ist zumindest paritätisch; neben zwei Bands aus dem Death-Bereich (ENTORX, AXOLUTION) gibt es zwei Bands aus dem Heavy/Power-Bereich (IVORY NIGHT, BOOMERANG). 

Leider beginnt der Abend mit zwei etwas irritierenden Momenten. Zuerst stimmt der Preis, der an der Abendkasse zu zahlen ist, nicht mit dem auf dem Plakat das ja immerhin draußen vor der Tür hängt überein. Und dann gibt es keine Form des Wiedereinlasses: einmal draußen, immer draußen. Wofür man dann an der Kasse einen Stempel bekommt, bleibt auch auf Nachfrage ungeklärt. Als dem Schreiber dieser Zeilen in diesem Moment ein leicht spöttischer Kommentar entweicht, pflanzt sich sofort der Türsteher vor ihm auf. Ob es an seinen verdrehten Arbeitsbedingungen liegt er passt immerhin nicht darauf auf, dass jemand in den Laden kam, sondern dass ihn niemand verließ , weiß ich nicht, jedenfalls weist der Mann mich mit einer ganzen Armada an Drohgebärden darauf hin, dass ich ja gehen könnte und überhaupt: Man geht ja auch nicht in ein Restaurant und sagt dort dem Koch, dass sein Essen scheiße schmecke. Vor soviel bestechender Logik knicke ich ein und räumte das Feld. Schön, wenn Hirn und Muskeln so harmonisch zusammen gehen.

axolution logo fertig

Allerdings beginnt das Konzert auch dann noch nicht, da man sich an höherer Stelle dafür entschieden hat, den Beginn eine Stunde nach hinten zu verlegen. Ob es auf die spärliche Besucheranzahl zurückzuführen ist, kann nur vermutet werden liegt aber nahe. Leider soll sich auch zu besten Zeiten nur eine Handvoll Leute in den 7er Club verirren. Ob das auch an der freundlichen Behandlung von Seiten des „Sicherheits“-Teams liegen könnte?
Kurz nach neun Uhr steigen dann AXOLUTION auf die Bühaxolution metal1ne und eröffnen den Abend mit einem Set voller Old School Death Metal, den man irgendwo bei frühen Death oder Obituary verorten konnte. Dementsprechend geht die Musik der Band direkt nach vorne, hat einige ordentliche Thrash-Schlagseiten und macht im Großen und Ganzen durchaus Spaß. Gesanglich geht es nicht ganz so tief zu, wie die Referenzen es vermuten lassen würden, man bewegt sich eher im Grenzbereich zwischen Death und Thrash, also das, was einige als Hooligan-Gesang bezeichnen würden. Die Band versteht es, zwischen schnelleren und groovigen, schleppenden Songs hin und her zu wechseln, was allerdings auf die Bewegungsfreude der Gruppe wenig Einfluss hat, steht man die meiste Zeit doch fest auf seinem angestammten Platz. Der Death Metal der Band macht aber auch so Laune, auch, weil der Sound so fett und bassig aus den Boxen kommt was leider zu Ungunsten der Leads ausfällt, die zeitweise völlig untergehen. Alles in allem ein gelungener Auftakt des Abends, der von den Besuchern gebührend gewürdigt wird.

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Eine gute Band zweimal in relativ kurzer Zeit zu sehen, ist mit Sicherheit kein Schaden; heute sollten die Kaiserslauterner von IVORY NIGHT aber nicht nur einen unterhaltsamen Gig abliefern, sondern mir nebenbei auch noch den Abend retten, der musikalisch etwas dürftig ausfiel wie noch zu zeigen ist. IVORY NIGHT steigen mit „Capping Day“ gewohnt wuchtig in ihr Set ein, das, ähnlich wie bei Axolution, anfangs daran krankt, dass der Sound zwar fett ist, aber die Höhen der Gitarren beinahe völlig schluckt. Das ist gerade bei dem Song „And I Fly“, der von seinen markanten Gitarrenleads lebt, schade denn von diesen ist beinahe nichts zu höreIvory Night 1 metal1n. Zum Glück ändert sich dieses Ungleichgewicht im Verlauf des Auftritts und gegen Ende kann man von einem wirklich blitzsauberen Klang sprechen. In puncto Bewegung geht dann bei IVORY NIGHT auch deutlich mehr als bei ihren Vorgänger; die Band sucht nicht nur beständig den Kontakt mit dem Publikum, sondern ist auch dauernd in Bewegung, wechselt Positionen und feuert mit größter Leichtigkeit ihre Riffs ins mittlerweile nahezu vollständig vor der Bühne versammelte Volk. Neben den Klassikern der Band gibt es auch dieses Mal wieder einige Songs vom neuen, noch unveröffentlichten Werk sowie die (mittlerweile) obligatorische Cover-Version von Motörheads „Ace Of Spades“, die Bassist Kalle Keller mit unschlagbarem Lemmy-Charme ins Mikrofon röhrt. Nach einer lautstark geforderten Zugabe ist dann Schluss und der Sieger des Abends steht fest.

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Wenn man einen Abend veranstaltet, an dem so verschiedene Bereiche wie Power Metal und Death Metal abgedeckt werden, dann kann es natürlich passieren, dass man mit einer Band schlicht aufgrund ihrer Stilrichtung nichts anfangen kann was nochEntorx metal1 kein Urteil über die Qualität der Band enthält. Tja, und so ergeht es mir mit ENTORX, die als dritte Gruppe auf die Bühne dürfen. Die aus Speyer stammende Band spielt einen weitaus moderneren Death Metal als ihre Stil-Kollegen von Axolution. Zudem fährt man auch in Sachen technische Komplexität ein ganz anderes Level, variiert innerhalb der Songs die Tempi, setzt auf weit ausholende Melodiebögen und baut zur Spannung auch noch Breaks ein. Gesanglich wechselt man – genrebewusst wie man ist  zwischen tiefem Gegrunze und keifenden Schreien hin und her, wobei mir die höhere Variante mit zunehmender Spielzeit auf den Wecker gehen. Trotzdem: In spielerischer Hinsicht haben ENTORX alles richtig gemacht, nur leider will es mir nicht recht gefallen. Wie erwähnt, das hat seine Gründe eher darin, dass ich diese Spielart des Death Metals nicht so recht leiden mag; es bleibt aber unbestritten, dass ENTORX einen sauberen Auftritt gespielt haben, der technisch überzeugen konnte, gut angekommen ist  und mich leider doch kalt ließ.

boomerangbanner
Beim Hauptakt des heutigen Abends kommt einem dann wieder die Organisation in die Quere, denn aufgrund der Tatsache, dass die erste Band erst gut eine Stunde verspätet auf die Bühne gegangen ist, kann ich von dem Auftritt von BOOMERANG gerade einmal 4 Songs sehen, um danach noch den letzten Zug zu erwischen. Unschön wobei ich sagen muss, dass mich die gehörten 4 Stücke auch nicht gerade umwerfen. Ich habe die Band vor gut 10 Jahren das letzte Mal live gesehen und auch das letzte musikalische Zeichen in Form einer Studio-CD liegt bei BOOMERANG bereits 6 Jahre zurück („Sounds Of Sirens“ erschien 2008) und vielleicht liegt es an der zeitlichen Distanz, aber: Damals gefiel mir der harte Power Metal der Truppe wesentlich besser. Obwohl auch BOOMERANG einen wuchtigen Sound abbekommen und die ab und an in den Thrash Metal weisenden Riffs knackig aus den Boxen kommen, will das Publikum nicht so richtig mitgehen. Dass der Funke nur mühsam überspringt, mag auch daran liegen, dass die Band vor jeden Song ein kurzes Intro legt und was als atmosphärischer Zugewinn gedacht ist, zerfasert den Auftritt nur unnötig. Dazu kommt der nicht besonders zielsichere Gesang und das eher statische Agieren der Band und als ich erwähnte 4 Songs später die Halle verlasse, habe ich das Gefühl ohne mich zu sehr aus dem Fenster lehnen zu wollen , dass ich nicht allzu viel verpassen würde. Schade.
Boomrang metal1

Fazit: ein deutlich durchwachsener Abend. An und für sich finde ich die Idee, verschiedene Stilrichtungen gleichberechtigt auf die Bühne zu bringen, nicht schlecht; ob ein gewöhnliches Konzert dafür den richtigen Rahmen bietet, sei dahingestellt. Davon abgesehen gab die Organisation so manches Rätsel auf, von der zuvorkommenden Art des Türstehers ganz zu schweigen. Daneben – und das sei betont – gab es einen im Schnitt ziemlich guten Sound bei allen Bands, eine große Bühne, viel Licht und Lokalbier. Wer sich das alles vor Augen hielt, der ging wahrscheinlich versöhnt nach Hause.

Publiziert am von Manuel Förderer

2 Kommentare zu “Boomerang w/ Entorx, Ivory Night, Axolution

  1. Hast Du das mit dem Türsteher mal FISCH oder MONI, den beiden Clubinhabern gesagt? Ich kenne die beiden und auch die anderen, die dort arbeiten und wundere mich darüber.

    ( In einer anderen, englisch-sprachigen Rezension wurde auch bemängelt:

    According to the flyer the venue was to open at 19:00. Whatever had been the reason, a delay of
    nearly forty-five minutes is nearly intolerable … but to let the fans wait until nearly 21:10 to get the
    concert going – originally 20:00 – and the first band to hit the stage, left me somewhat baffled.
    Especially as there had been no communication at all. No announcement, no sharing of information,
    nothing. Folks … there is a lot room for improvement.

    Also gäbe es im Grunde Handlungsbedarf seitens des Clubs, der m.E. einer der wenigen hier im Rhein Neckar Raum ist, der seit Jahren sehenswerte Konzerte OHNE Pampering durch die Stadt (wie bei Alte Feuerwache oder Karlstorbahnhof HD!) veranstaltet.

  2. Zur Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass Axolution erst ihren dritten Gig hatten, und deswegen auch noch nicht so eingestimmt sind. Das wird aber noch kommen! ;)

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