Konzertbericht: Captain Planet w/ Señor Karõshi

29.04.2014 München, Café Muffathalle

Captain Planet Header

Fünf Jahre hat es gedauert, bis CAPTAIN PLANET wieder einmal den Weg nach München finden. Seit dem 2009er Auftritt als Support von Matula im Sunny Red in München veröffentlichten die Hamburger mit „Inselwissen“ und „Treibeis“ Alben Nummer Zwei und Drei, wobei besonders „Treibeis“ dafür sorgte, dass die Band auch außerhalb der Indiepunk-Ecke wahrgenommen wurde – als Beispiel dafür seien die zahlreichen Feuilletonartikel und begeisterten Besprechungen aus vielen Musikmagazinen genannt. Dementsprechend reicht im Jahr 2014 das Sunny Red nicht mehr aus, weswegen Ende April ins Café Muffathalle geladen wird.

Zunächst bleibt dieses allerdings erschreckend leer. Dies liegt sicherlich auch daran, dass sich der FC Bayern München parallel daran versucht, eine 0:1-Niederlage gegen Real Madrid im Halbfinale der Champions League wettzumachen (Spoiler: mit einer 0:4-Niederlage zu Hause sollte dieses Unterfangen kolossal in die Hose gehen – doch dazu später).

Senor KaroshiOb es an dem schließlich nach und nach eintröpfelnden Publikum liegt, dass SEŇOR KARÕSHI sich ungefähr 20 Minuten später als geplant auf die Bühne begeben, spielt eigentlich keine Rolle; nichtsdestoweniger ist das Café beim Konzertbeginn des Supports nun doch recht ansehnlich, wenn auch locker gefüllt. Der sympathische Dreier aus Trier und Göttingen spielt melodischen Rumpelpunk mit deutschen Texten, eine Kombo, die in der letzten Zeit durch Bands wie Love A, Messer, Matula und eben den später folgenden Captain Planet durchaus starke Vertreter hervorgebracht hat. Auch SEŇOR KARÕSHI machen ihre Sache wirklich gut und wissen das Publikum zu überzeugen – auch wenn sich bis auf einen einzelnen Zuschauer trotz wiederholten Aufforderungen der Band niemand wirklich nahe an die Bühne traut. Der Applaus fällt zwischen den Stücken und nach dem Set sehr herzlich aus, sodass nach einer knappen halben Stunde eine weitere Band auf dem Zettel für guten aktuellen Deutschpunk notiert ist.

Captain Planet 01

Nach einer minimal kurz gehaltenen Umbaupause fragt CAPTAIN-PLANET-Sänger Arne noch einmal kurz in die Runde, wie es denn gerade steht, witzelt gemeinsam mit Gitarrist Beni kurz über den Abstiegskampf des HSV in der Bundesliga und verkündet gleich darauf: „So, dass wars jetzt mit Fußball, wir sind wegen der Musik hier.“ Das Publikum hat sich in der Zwischenzeit direkt vor der Bühne eingefunden und ohne weitere Kompromisse setzt die Band mit „Wespenstich“, dem Opener des ersten Albums „Wasser kommt Wasser geht“ ein, nur um direkt danach mit „Walbaby“ den Opener des zweiten Albums „Inselwissen“ nachzuschieben. Der Sound im Café Muffathalle ist dabei unfassbar wuchtig und druckvoll, die Energie der wütenden, treibenden Punksongs wird perfekt transportiert. Dazu trägt sicherlich auch bei, dass CAPTAIN PLANET live zu fünft spielen und Sänger Arne an ausgewählten Stellen eine dritte Gitarre erklingen lässt. Die Hamburger spielen sich quer durch ihre gesamte Diskographie, wobei besonders die Songs des aktuellen Albums für lauten Jubel sorgen, was auch der Band auffällt, die sichtlich Spaß an diesem Auftritt hat.

InselwissenEinen ersten Höhepunkt erlebt das Konzert beim unbestreitbaren Hit „Pyro“ (auch wenn das Attribut „Hit“ jedem einzelnen Song von CAPTAIN PLANET gerecht wird), den alle Anwesenden lautstark gen Bühne schmettern. Dass auch alte Songs wie „Ohne Worte“ und „120 Sachen“ für maßlose Begeisterung in den vorderen Reihen sorgen, ist umso schöner. Als mitten im Set eine Gitarrensaite reißt, nutzt dies Arne für einen alleine vorgetragene Coversong (Schande über mein Haupt, dass ich nicht sagen kann, welcher Song und welche Band – besser informierte Menschen dürfen hier gerne in den Kommentaren aushelfen). Nach „Gehwegflattern“, dem letzten Song des regulären Sets, bleiben die fünf Jungs neben der Bühne stehen, atmen kurz durch und kommen schließlich für eine umfangreiche Zugabe zurück. Dass dabei mit „Baumhaus“ auch ein Song der ersten EP den Weg ins Set findet, der von allen Zuschauern lautstark abgefeiert wird, rundet ein atemberaubendes und wunderschönes Konzert ab, das kurz darauf nach insgesamt knapp 70 Minuten wirklich ein Ende findet.

FAZIT: Das einzig traurige am gesamten Abend ist die Tatsache, dass Arne nach dem Konzert ankündigt, dass die Band wahrscheinlich nicht so schnell wieder in München auftreten wird. Ansonsten ist der Abend in allen Belangen gelungen. Señor Karõshi konnten als Einheizer voll überzogen und Captain Planet lieferten eine der mitreißendsten Punkrockshows der letzten Jahre ab, was ihren Status als derzeit vielleicht beste Deutschpunkband noch einmal nachdrücklicher festigt. Hoffentlich dauert es trotz der Ankündigung nicht wieder so lange bis zum nächsten Auftritt in der bayerischen Landeshauptstadt.

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