Konzertbericht: Charles Bradley & His Extraordinaires

06.06.2014 München, Theaterfabrik

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Es gibt Musiker, bei denen es vollkommen egal ist, zu welchen Stilen man ansonsten tendiert: Es gibt schlichtweg keine Möglichkeit, sie nicht zu mögen oder zu sagen, die Musik sei schlecht. Musiker, die all ihre Seele in ihre Musik und in ihr Auftreten legen, die eins mit ihrer Musik sind. Insofern sollte es niemanden verwundern, dass sich auf einer Seite, die „Metal“ im Namen trägt, ein Konzertbericht zum Soulsänger CHARLES BRADLEY zu finden erst, der im Sommer 2014 gemeinsam mit seiner Band The Extraordinaires einige Konzerte in Deutschland spielt, um sein aktuelles Album „Victim Of Love“ zu präsentieren. In München macht er hierfür in der Theaterfabrik halt.

charles-bradley-victim-of-loveKurz nach Einlass steht ein lokaler DJ auf der Bühne der fast leeren Theaterfabrik und spielt einige Funk- und Soulklassiker – die meisten Besucher stehen allerdings draußen im Sonnenschein, um sich bei einem Bier auf das spätere Konzert einzustimmen. Der Altersdurschnitt liegt um die 30 Jahre, die Stimmung ist unglaublich friedlich und entspannt. Nach und nach füllt sich schließlich die Halle, das DJ-Pult wird zur Seite geräumt und relativ früh erlischt auch schon das Licht. Die Theaterfabrik ist im vorderen Teil sehr gut gefüllt, hinter dem Mischpult steht allerdings kaum noch jemand – ob dies am recht hohen Eintrittspreis von 36€ oder am Biergartenwetter liegt, sie dahingestellt.

Schließlich betreten The Extraordinaires die Bühne und stellen mit einem funkigen Intro sofort ihre Qualität unter Beweis: Zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug, Bläser und Keyboard spielen auf den Punkt genau zusammen, die Abmischung ist druckvoll und sofort beginnen die ersten Zuschauer zu tanzen. Nach einem weiteren instrumentalen Song macht sich schließlich der Keyboarder der Band auf zum vorderen Bühnenrand und kündigt den Star des heutigen Abends an, der sich unter lautem Jubel der Anwesenden auf die Bühne kommt: „The victim of love, the screaming eagle of soul: Mr. CHARLES BRADLEY!“

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Mit einem seligen Grinsen, einem extravaganten schwarz-goldenen, halb geöffneten Overall und bereits schweißüberströmt faltet der Sänger seine Hände zusammen, bedankt sich gestisch beim Publikum und beginnt mit seiner umwerfenden Stimme zu singen. Immer wieder erinnert er stimmlich an Größen wie James Brown oder Otis Reading, die Musik steht der gesamten Soul- und Funktradition in nichts nach. Das Publikum bewegt sich nahezu ekstatisch und immer wieder ertönt der sehnsüchtige, unnachahmliche Schrei von CHARLES BRADLEY, dem man wohl auch eine Stunde am Stück lauschen könnte. So viel Leidenschaft, Ehrlichkeit und Hingabe wie an diesem Abend in der Theaterfabrik in der Luft liegt, habe ich persönlich in dieser Form noch nie auf einem Konzert gespürt.
Bereits als dritten Song spielt die Band den großen Hit „The World (Is Going Up In Flames)“ und die Anwesenden kommen aus dem Jubeln und Klatschen kaum noch heraus. Die Frage-und-Antwort-Spielchen mit dem Publikum bekommen schnell einen religiösen Gospel-Charakter und selbstverständlich darf es nicht fehlen, dass der Star des Abends die Bühne verlässt, erneut angekündigt wird und frisch umgezogen zurückkommt.

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Dass CHARLES BRADLEY mitten im Konzert eine Schallplatte aus dem Publikum gereicht bekommt und diese unterschreibt, erscheint bei der engen Verbindung zwischen Musiker und Publikum nur logisch. Immer wieder tanzt der bereits 65-jährige Sänger über die Bühne, macht Flugbewegungen, wirft sich auf die Knie, wälzt sich über den Boden und gibt auch stimmlich alles. Seine Sprechstimme ist so rau und heiser, dass man beinahe Angst um seine Gesundheit zu bekommen, nur um beim Gesang sofort klar und druckvoll zu klingen.
Schließlich verlässt die Band die Bühne, nur um kurz darauf wieder zurückzukommen und CHARLES BRADLEY erneut anzukündigen, der nun mit einem fast durchsichtigen Kleidungsstück mit riesigen Ärmeln und Pailletten zurückkommt und mit dem abschließenden „Why Is It So Hard“ noch einmal alle Register zieht. Noch während die Band spielt, klettert er in den Bühnengraben und umarmt die Fans in der ersten Reihe, nur um noch 20 Minuten nach dem Ende der Show immer noch im Publikum zu stehen und alle, die es wünschen, herzlich zu drücken.

no-time-for-dreamingFAZIT: Egal, wie viel das nächste Konzert des „Screaming Eagle of Soul“ in München kosten wird, ich werde anwesend sein. Der Auftritt von CHARLES BRADLEY am heutigen Tag war pure Emotion, pure Musik und pures Glück. So kitschig es klingen mag. Ein umwerfendes Konzerterlebnis und ein mehr als nur starker Anwärter auf das Konzert des Jahres.

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