Konzertbericht: Deserted Fear w/ Kvaen, Full Of Serenity, Messticator

02.05.2025 München, Backstage (Halle)

Die deutsche Death-Metal-Szene ist relativ überschaubar – zumindest, wenn es um (vergleichsweise) junge Bands geht, die sich überregional einen Namen gemacht haben. DESERTED FEAR aber gehören definitiv in diese Riege: Mit nunmehr sechs Studioalben, vor allem aber unzähligen Shows habt sich die Truppe längst über die Grenzen Thüringens hinaus als feste Größe etabliert. War die Band in den letzten beiden Jahren live vergleichsweise wenig aktiv, geht es mit dem brandneuen Album „Veins Of Fire“ direkt auf Headliner-Tour. Mit dabei sind mit MESSTICATOR und FALL OF SERENITY zwei weitere Death-Metal-Bands aus Deutschland – und die eher im Black Metal anzusiedelnden Schweden KVAEN.

MESSTICATOR im Mai 2025 in MünchenUm 19:00 Uhr haben MESSTICATOR die bei schönstem Biergartenwetter etwas undankbare Aufgabe, die Leute in die Halle zu locken. Obwohl das Trio auf der Bühne von Anfang an ordentlich Gas gibt, dauert es fast bis zum Ende des nur 30-minütigen Auftritts, bis das Publikum in der überraschend spärlich besetzten Halle auch nur anständig jubelt. Bewegung sieht man im Zuschauerraum indessen nur in Richtung der Bar. Nachvollziehbar ist das nicht wirklich: Der Mix aus Death und Thrash, den die Hamburger hier auf die Bühne bringen, passt perfekt ins Billing und sollte im Kontext dieses Tour-Packages eigentlich den Geschmack der Fans treffen.

FALL OF SERENITY im Mai 2025 in MünchenObwohl der Umbau nur rekordverdächtige zehn Minuten dauert, bekommen die Begrüßung „Wir sind FALL OF SERENITY aus der Zone“ längst nicht alle mit – jede Minute des sommerlichen Wetters will genossen werden! Obwohl sich die Reihen rasch wieder füllen, überträgt sich das engagierte Headbanging der Musiker nur als zögerliches Mitnicken auf die Fans. Dabei ist der etwas melodischere, von gefühlvollen Soli durchzogene Death Metal der schon 1998 gegründeten Band mehr als nur eine stimmige Überleitung zu Kvaen. Immerhin – die Beharrlichkeit von Fronter John Gahlert – seines Zeichens auch Live-Bassist bei Deserted Fear – zahlt sich aus: Mit seinen unterhaltsamen Ansagen in Mundart bekommt er das Publikum schlussendlich doch noch geknackt … und das, obwohl auch FALL OF SERENITY gerade einmal 35 Minuten zur Verfügung stehen.

KVAEN im Mai 2025 in MünchenObwohl der Umbau bereits nach 15 Minuten erledigt ist, dauert es noch etwas, ehe KVAEN beginnen. Trotzdem füllt es sich vor der Bühne merklich – und auch, dass die Band an diesem vorletzten Tour-Tag keine Shirts mehr anzubieten hat, ist ein Indiz: Die Schweden sind wohl für viele der eigentliche Headliner dieser Tour. Dass es in der Halle nun frostig kalt wird, liegt nicht nur an der Klimaanlage: Der melodische Black Metal von KVAEN begeistert mit massig Atmosphäre. Dass es im Verlauf der 50-minütigen Show rasch wieder warm wird, liegt wiederum nicht daran, dass ganze drei der acht Songs „Fire“ im Titel tragen: Die kraftvolle Performance des Quartetts sorgt für Begeisterung – und in der Folge nicht nur erstmalig an diesem Abend für lauten Jubel, sondern auch für zahlreiche gereckte Fäuste, laute Hey-Rufe und sogar für einen kleinen Moshpit. Kein Wunder: Der Mix aus atemberaubendem Shredding und stimmungsvollen Cleanparts funktioniert live genauso so gut wie auf Platte.

  1. Sulphur Fire
  2. Tornets Sång
  3. In Silence
  4. The Ancient Gods
  5. The Formless Fires
  6. The Funeral Pyre
  7. Ensamvarg
  8. Revenge By Fire

DESERTED FEAR im Mai 2025 in MünchenNur 20 Minuten später erklingt um 21:45 Uhr das Intro von DESERTED FEAR. Mit dem Pathos ist es schnell vorbei, als das erste Riff von „The Truth“ aus den Boxen schallt. Auch mit der Sicht ist schnell vorbei: Die vier Nebelwerfer versenken rasch die ganze Halle in weißen Dunst. Umso besser kommt dafür die Lichtshow zur Geltung – und entscheidend ist sowieso die Musik. Dahingehend lassen DESERTED FEAR erwartungsgemäß nichts anbrennen: Mit einer erfreulich ausgewogene Setlist holen DESERTED FEAR alte wie neue Fans gleichermaßen ab – und von letzteren gibt es, wie Gitarrist Fabian zu seiner großen Verwunderung auf Nachfrage erfährt, heute erstaunlich viele. Das könnte an der Zugkraft von Kvaen liegen – oder an der Qualität des neuen, sechsten Albums „Vains Of Fire“, das mit vier gespielten Songs dann natürlich auch im Fokus der steht.

DESERTED FEAR im Mai 2025 in MünchenAbgerundet wird der Auftritt durch die enorme Souveränität der Band einerseits, andererseits durch die ostdeutsche Herzlichkeit, mit der insbesondere Gitarrist Fabian Hildebrandt das Publikum begeistert: Für Simon Mengs, der die Tour aussetzt, gibt es nach Fabians Ansage dahingehend dann auch gleich „Simon“-Sprechchöre – und auch Kalauer wie „Scheiß auf Essen – saufen!“ kommen bestens an. Echte Alleinstellungsmerkmale finden sich bei DESERTED FEAR zwar kaum – im klassischen Death Metal ist das aber auch nicht unbedingt das entscheidende Kriterium – und so fordern die Fans nach 60 Minuten nicht nur brav die geplante Zugabe, sondern starten sogar doch noch einen kleinen (Circle-)Pit.

    1. The Truth
    2. The Final Chapter
    3. Follow The Light That Blinds
    4. Blind
    5. Part Of The End
    6. Kingdom Of Worms
    7. Wrath On Your Wound
    8. The Carnage
    9. Welcome To Reality
    10. Funeral Of The Earth
    11. At The End Of Our Reign

  1. Veins Of Fire
  2. Bury Your Dead

Man hat die Backstage Halle schon voller gesehen – insbesondere an Freitagabenden. Wer sich für diese Show entschieden hat, dürfte es aber keinesfalls bereut haben: Während KVAEN als die „Exoten“ im Billing einen Auftritt hinlegen, der für Black-Metal-Fans schon für sich das Eintrittsgeld wert ist, bekommt man mit dem Triplett aus DESERTED FEAR, FALL OF SERENITY und MESSTICATOR die volle Packung Death Metal.DESERTED FEAR im Mai 2025 in München

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