Konzertbericht: Dropkick Murphys w/ Frank Turner & The Sleeping Souls, Jesse Ahern

19.02.2020 München, Zenith

Langjährige Fans der DROPKICK MURPHYS könnten bei der Ankündigung ihrer Europatour für Februar 2020 ein Déjà Vu haben: Die Folkpunks aus Boston haben wie auch beim Besuch der Band im Jahr 2013 FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS im Gepäck. Das letzte Album des heutigen Headliners, „11 Short Stories Of Pain & Glory“ ist schon wieder einige Jahre alt, dennoch ist ein Konzert dieser Institution immer gerne gesehen. Den gleichen Gedanken hatten scheinbar auch etliche Münchner*innen, die das Zenith an einem Mittwochabend im Februar bis auf den letzten Platz füllen.

Als pünktlich um 19:30 das Licht erlischt, wird klar, warum der Banner von Frank Turner noch auf Halbmast hängt: In den lokalen Ankündigungen nicht aufgeführt, betritt nun nämlich JESSE AHERN mit seiner Akustikgitarre die Bühne. Die Irritation im Zenith ob dieses unerwarteten Openers ist spürbar, und für einen großen Teil des Publikums dient der Auftritt eher zur Untermalung von Gesprächen. Dennoch wird der Singer-/Songwriter-Sound des Mannes mit der Reibeisenstimme mit fortlaufender Dauer wohlwollend und reichlich Applaus aufgenommen. Stilistisch nicht sonderlich progressiv oder einzigartig, passen diese überraschenden und ruhigen 30 Minuten von JESSE AHERN dennoch perfekt ins Klangbild des heutigen Abends.

  1. A Letter Home
  2. On Our Own
  3. Out Of Our Mind
  4. Detox
  5. Bankrobber (The Clash Cover)
  6. Time Will Tell
  7. Highway Of Life

Die anschließende Umbaupause ist kurz gehalten, der Banner fährt nach oben und FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS sprinten vor einem jubelnden Zenith auf die Bühne. Bereits der Opener „Get Better” zeigt, dass der heutige Abend fast schon einer Co-Headliner-Tour entspricht: Erste Pogokreise formen sich und überall sind mitsingende Menschen zu sehen. Ganz auf den heutigen Punkrockabend eingerichtet, legen die fünf Musiker den Fokus auf die schnelleren Stücke und Publikumsinteraktion, was begeistert aufgenommen wird.

FRANK TURNER weiß wie eh und je mit seiner sympathisch-verschmitzten Art zu überzeugen und auch die ruhigeren Nummern gelingen, trotz einer etwas zu leisen Abmischung im Zenith. Ein passendes Beispiel dafür ist das allein von FRANK vorgertragene „Jinny Bingham’s Ghost“ vom aktuellen Album „No Man’s Land“. Die daran angelehnten feministischen Ansagen treffen beim heutigen Publikum auf offene Ohren, und wer FRANK TURNER & THE SLEEPING SOULS noch nicht kannte, ist spätestens nach dem energetischen Doppel aus „I Still Believe“ und „Four Simple Words“ Fan geworden. Anders ist der laute Jubel nach 60 Minuten Spielzeit kaum zu interpretieren.

  1. Get Better
  2. 1933
  3. The Lioness
  4. Try This At Home
  5. If Ever I Stray
  6. Photosynthesis
  7. Polaroid Picture
  8. Long Live The Queen
  9. Jinny Bingham’s Ghost
  10. Eulogy
  11. The Next Storm
  12. The Road
  13. Out Of Breath
  14. Recovery
  15. I Still Believe
  16. Four Simple Words

Das mittlerweile sehr bierselige Münchner Publikum kannte Frank Turner zwar zu großen Teilen, dennoch besteht kein Zweifel daran, warum es heute den Weg ins Zenith auf sich genommen hat. Als um 21:30 das Licht erlischt und „Foggy Dew“ als Intro aus den Boxen ertönt, werden Kollektiv die Gläser in die Luft gehoben und der Jubel, als die DROPKICK MURPHYS schließlich die Bühne betreten, ist riesig. Vor einer großen LED-Leinwand machen die Musiker aus Boston keine Gefangenen, und sorgen mit „The Lonesome Boatman“ und „The Boys Are Backing“ für einen schweißtreibenden Einstieg. Die beiden Aufträge, Pogo und lautes Mitgrölen, werden somit schon in den ersten 10 Minuten klargestellt.

Leider ist der Sound immer noch nicht lauter geworden, sodass die laut feiernde Menge die Band auf der Bühne stellenweise fast schon übertönt. Dafür sorgen auch die DROPKICK MURPHYS selbst, indem sie auf dem LED-Screen immer wieder, einer Karaoke-Bar gleich, Lyric-Videos abspielen. Dennoch sorgt die Band dafür, dass die Energie hochbleibt: Bis auf einige wenige Ansagen geben die DROPKICK MURPHYS Vollgas und gleichen die problematischen Umstände durch ihre Bühnenpräsenz aus. Neue Songs, wie „Smash Shit Up“ von der gleichnamigen EP, werden genauso abgefeiert wie Coverversionen von Traditionals oder der Bandklassiker „Johnny, I Hardly Knew Ya“.

Nach über einer Stunde Set verabschieden sich die DROPKICK MURPHYS mit „Going Out Of Style“ kurz von der Bühne, um den Abend mit „Rose Tattoo“, dem Übersong „Shipping Up To Boston“ und dem Rausschmeißer „Until The Next Time“ mit einem Knall zu beenden.

    1. The Lonesome Boatman
    2. The Boys Are Back
    3. The Fighting 69th
    4. Blood
    5. Prisoner’s Song
    6. Famous For Nothing
    7. The Bonny (Gerry Cinnamon Cover)
    8. The Auld Triangle (Brendan Behan Cover)
    9. The Battle Rages On
    10. The Warrior’s Code
    11. First Class Loser
    12. Your Spirit’s Alive
    13. (F)lannigan’s Ball
    14. Smash Shit Up
    15. Cruel
    16. God Willing
    17. The Fields Of Athenry (Pete St. John Cover)
    18. Citizen C.I.A.
    19. Johnny, I Hardly Knew Ya
    20. The State Of Massachusetts
    21. I Fought The Law (The Crickets Cover)
    22. Out Of Our Heads
    23. Going Out In Style

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  1. Rose Tattoo
  2. I’m Shipping Up To Boston
  3. Until The Next Time

Ein langer Abend zwischen Akustikgitarre, Indie, Punk und Irish Folgt findet so kurz nach 23 Uhr sein Ende. Jesse Ahern konnte passend die Stimmung vorgeben während Frank Turner einmal mehr unter Beweis stellen konnte, dass er problemlos die großen Hallen bespielen kann. Die Dropkick Murphys lieferten schließlich genau das ab, was man von ihnen erwartet: Eine schweißtreibende, melodische und (feucht-)fröhliche Punkshow. Gerne bald wieder, gerne auch in dieser Konstellation.

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