Festivalbericht: Eisenwahn Festival 2006

28.07.2006 Obersinn

Freitag:
15.30-16.15 Betrayal
16.30-17.15 Ossarium
17.30-18.15 Kromlek
18.30-19.15 Helfahrt
19.30-20.15 Sumpfbold
20.30-21.15 Wolfchant
21.30-22.30 Defloration
22.45-23.45 Suidakra
00.00-01.15 Equilibrium
01.30-03:00 Thiasos Dionysos feat. KromleK

Endlich war es soweit! Nicht nur Ferienbeginn für mich in Bayern, sondern am 28. Juli sollte auch meine Open Air – Festivalsaison starten, denn es stand das EISENWAHN-FEST vor der Tür. Genauer gesagt das „Eisenwahn an der Eisenbahn“, denn wenn das Festival schon so einen ausgefallenen Namen hat, sollte man ihn ruhig einmal komplett ausschreiben. Wir hielten uns an den Namen und reisten standesgemäß mit der Eisenbahn an, wo wir die 3,5-stündige Fahrt mit Stadt-Land-Fluss, Hangman und Schiffeversenken – sehr zur Erheiterung der anderen Fahrgäste – totschlugen. Das Wetter zeigte sich während der Fahrt noch nicht von seiner besten Seite und eine erste Schrecksekunde gab es für uns in Gemünden am Main, wo auch das UFTG stattfindet, da der Zug wegen eines heftigen Unwetters nicht weiterfahren konnte. Glücklicherweise mussten wir dort sowieso Richtung Obersinn umsteigen und kamen gegen 16:20 in kleinen, überschaubaren 1200-Seelen-Markt Obersinn an, wo der Weg zum Festival mit kreativen Wegweisern (das Männchen darauf hatte eine Flasche Met in der Hand) gut ausgeschildert war. Leider gibt es nicht nur hiervon keine Bilder, da ich feststellen musste, dass ich zwar an Ersatzbatterien, etc. gedachte hatte, jedoch die Speicherkarte für den Foto zu Hause im Kartenleser war. Am Zeltplatz angekommen wurden wir noch von einer Person darauf hingewiesen, dass das Graben von Löchern, offenes Feuer und Vermüllung des Platzes verboten sei, da wir uns im zugegebenermaßen schönen Naturpark Sinntal befinden würden. Nachdem wir uns dann mit Ivo getroffen hatten, der uns den Weg zu seinem Auto zeigte, wurden so schnell es ging die Zelte aufgebaut, ehe wir uns zu Richtung Festivalgelände, welches ca. 300m vom Campingplatz entfernt war, aufmachten.

Die Bändchenausgabe verlief problemlos und sehr fix, so dass ich auch schnell meinen Backstagepass erhalten konnte. Dort standen bereits mit KROMLEK aus Schweinfurt die dritte Band nach den Deathern BETRAYAL und OSSARIUM auf der Bühne, deren selbstbetitelten Song „Kromlek“ ich schon aus der Ferne hören konnte.
Der Publikumszuspruch war schon hier sehr gut, woran man erkennen konnte, dass sie sich schon eine richtige Fangemeinde erspielen konnte. Auch der Sound bei ihrem rasanten Humppa-Metal war erste Sahne, auch wenn für den einen oder anderen das Keyboard ein Tick zu weit in den Vordergrund gemischt wurde. Nicht nur ich hatte ordentlich Spaß mit den spielfreudigen Trollen, die richtig sympathisch rüberkamen, wie auch der überwiegende Teil der anderen Bands, auch wenn der Frontmann immer versuchte böse auszusehen, als ob er gerade vorhätte die gesamte erste Reihe aufzufressen. Gespielt wurden nichtnur Stücke ihrer exzellenten EP „Kveldridhur“, sondern noch viele andere nicht veröffentlichte. Hightlight war mit Sicherheit, dass nicht nur Standhagg Pt1, sondern alle drei Teile hintereinander gespielt wurden. Ein genialer viertelstündiger Folk Black Metal – Marathon. KROMLEK machen einfach Spaß und selbst mit dem Ende ihres überzeugenden 45 minütigen Auftritts sollte noch nicht Schluss sein, aber dazu später mehr.

Danach traf ich Ivo im Gespräch mit Sycronomica-Sänger Oli, der bestens aufgelegt war, und mir mein erstes Bier spendierte, was natürlich so gleich doppelt so gut schmeckte, auch wenn es nur die Industriegülle von Warsteiner und kein gutes einheimisches Bier aus Unterfranken war. Danke, ich werde mich dafür revanchieren! Dass mit HELFAHRT, die Band rund um Sycronomica-Bassist Max, danach auf der Bühne stand, passte natürlich auch. Nachdem mir Oli noch ein paar Interessante Dinge über das im Herbst erscheinende neue Sycronomica-Album erzählt hatte, bewegten wir uns wieder vor die Bühne, wo HELFAHRT bereits dabei waren es sich einzurichten. Die normalen Mikrophonständer mussten hier viel schöneren weichen, die einem Ast nachempfunden waren. Eine sehr schöne Idee und zum Pagan Metal der Truppe natürlich absolut standesgemäß. Bisher kannte ich von der Truppe nur „Lewwer Duad Ues Slaav“, was übrigens Plattdeutsch ist und in etwas „Lieber Tod als Sklave“ heißt, wie mich Oli aufklärte. Aber auch das andere Material war nicht von schlechten Eltern. Zwar keine wirklich außergewöhnlichen Innovationen, doch der recht harte Pagan Metal, der komplett ohne Keyboards auskommt, wusste trotzdem zu überzeugen. Bei „Lewwer Duad Ues Slaav“ wurde vom Frontmann dann auch noch zwei Flöten und eine Maultrommel ausgepackt, die man leider nicht wirklich hören konnte. Halb so wild und mit einem Lächeln ging’s weiter. Alles in allem eine wirklich überzeugede Vorstellung.

Es folgte die ihrer Selbstbezeichnung nach „Unterfrankens (zu Recht) überheblichste Metalband“ SUMPFBOLD, doch leider fing es während ihres Auftritts zu regnen an, so dass ich lieber Richtung Zelt flüchtete um mir meine Regenjacke zu schnappen und wie so viele mit argwöhnischen Blick die Blitze am Horizont betrachtete. Zum Glück zog das Gewitter vorbei und auch der Regen wurde weniger, als die Veranstalter der Pagan Nights WOLFCHANT die Bühne betraten. Was will man eigentlich falsch machen, wenn man ein Album wie „Bloody Tales of Disgraced Lands“ im Gepäck und den Zuspruch der Fans auf seiner Seite hat?. Am Publikumszuspruch gemessen hätte man die Band locker später spielen lassen können, denn Titel wie „Ride To Ruhn“, „Revenge“ und das geniale „The Betrayal“ wurden gebührend abgefeuert und man ließ sich auch vom leichten Regen, der immernoch da war, stören. Auch Ivo zeigte, warum er sie auf „seinem“ Ragnarök im nächstes Jahr spielen lassen wird, und bangte ordentlich in Reihe 1 mit. Als Abschluss sollte mit „Praise To All“ mein Lieblingslied auf dem Debütalbum folgen. Das Break zur Mitte des Liedes ist einfach herrlich und verbreitet Feierlaune, in der sich aber das Publikum vor der Bühne ohnehin schon längst befand, welches WOLFCHANT mit den ihnen gebührenden Applaus verabschiedete.

DEFLORATION ließen dann nicht nur an ihren T-Shirts (2x Cannibal Corpse) erkennen, woher ihre musikalischen Einflüsse kommen, jedoch freute ich mich nach Pagan Metal von Wolfchant und Kromlek auch mal als Abwechslung den von mir mindestens genauso geliebten Death Metal hören zu können. Man darf hier aber nicht sagen, dass in sinnlosen Geknüppel und Griffbrettgewichse ausartet, sondern muss eingestehen, dass die Stücke trotz des hohen technischen Niveaus noch sehr eingängig sind, wovon mir vor allem „Made of Dust“ und „Xtreme Blowjob“ im Gedächtnis blieben. Kein Wunder, denn die Songs profitierten zudem noch vom richtig druckvollen Sound, der tiefe Gräben in die Gehirnrinde fräste. Nun aber genug vom exzellenten Musikalischen gefaselt, denn Frontgrunzer Uwe war nicht nur vom Gesang her in einer eigenen Liga. Die „Ausziehen! Ausziehen!“ – Rufe befolgte er brav, bis er nurnoch in der Unterhose stand. Natürlich wollte das Publikum mehr sehen und forderte auch hier sein letztes Kleidungsstück und bekam sie auch – er hatte ja noch seine Sandalen an :-). Aber es blieb nicht nur bei den Stiptease-Zugaben, sondern die Band wurde auch noch dreimal unter tosenden Applaus vom Publikum zurück auf die Bühne zitiert, was sie sich redlich verdient hatten.

Kaum konnte ich mich von Defloration erholen kam mit SUIDAKRA die erste etwas größere Band auf die Bühne, die noch kurz vorm Festival ins Billing gerutscht sind, da es lange Zeit so aussah, dass Final Breath nicht spielen könnten. Die Entscheidung dürfte wohl keiner der Anwesenden bereut haben. SUIDAKRA heizten den Publikum von der ersten Sekunde an und auch wenn mir die Stücke der Truppe um den sympathischen Frontmann Arkadius, der für die aggressiveren Vocals und die Gitarrenarbeit zuständig ist, nicht so geläuftig sind. Ihr melodischer (Folk) Death Metal geht sofort ins Ohr, eignet sich bestens um ordentlich zu bangen und kann einfach begeistern. Anfangs störte mich der klare Gesang von Marcel etwas, aber gegen Ende fand ich ihn richtig gut. Kann sein, dass ich mich daran gewöhnte oder am Anfang war einfach der Sound noch nicht ganz perfekt. Stücke wie das phantastische „Pendragon’s Fall“ bleiben wunderbar hängen und die Resonanz des Publikums, welche Arkadius aber nicht hören konnte, da er nach eigener Aussage an der schlimmen Krankheit leidet das Publikum nur dann zu hören, wenn es sich richtig die Seele aus dem Leib schreit. Natürlich wird auf ein so schlimmes Schicksal Rücksicht genommen und die Band dankte der versammelten Meute mit noch mehr Spielfreude. Ohne zu übertreiben kann ich sagen, dass SUIDAKRA es geschafft haben mich vollkommen zu überzeugen. Welch ein genialer Auftritt, was für ein Spaß, der nach einer Zugabe von zwei Songs leider schon vorbei war.

Nachdem alle unter 18-Jährigen ohne Erziehungsbeauftragten vom Platz gebeten wurden, durfte der Freitagsheadliner EQUILIBRIUM die Bühne entern. Halt! Alle unter 18 Jährigen? Zumindest der Drummer der Epic Viking Metaller durfte bleiben und so wie’s im Publikum aussah war er nicht der Einzige. Als Pausenmusik gab’s irgendein ziemlich schlechtes Lied, was von Niveau her noch unter Die Kassierer anzusiedeln war, bei dem Sandra scheinbar den Drummer etwas veräppelte, da sie wohl der Meinung war, das dies zu viele Perversität für seine jungen Ohren seien. Gespannt war ich nicht sonderlich, denn was soll sich denn auch groß ändern im Gegensatz zu den anderen beiden Auftritten, bei den ich anwesend war. Die Band sollte sich einfach mal darauf konzentrieren ein neues Album auf den Markt zu bringen und nicht ewig die gleiche Show runterzuleiern. Ewig die gleiche? Ok, irgendwie änderte sich doch was, denn Helge scheint von mal zu mal arroganter zu werden. Das war neben der Tatsache, dass ich mein Lieblingslied „Tote Heldensagen“ auch mal live sehen konnte, auch das einzige. Gespielt werden musste sowieso alles, was irgendwie da war, denn mit einem Album und dem Titel „Nach dem Winter“ von der Demo schaffte man es gerade so die 75 Minuten Spielzeit, die ihnen zustanden zu füllen. Die nur vereinzelt vorhandenen Rufe nach Zugabe konnten natürlich nicht erhört werden, denn mehr gibt es einfach nicht. Der Abnutzungseffekt der „Turis Fratyr“ ist einfach nichtmehr zu übersehen, auch wenn viele trotzdem Spaß hatten und in der Mitte das übliche Pogo-Chaos herrschte. Was aber nicht sein muss, ist dass man von der Seite einfach reinrennt und dabei fünf Leute umrempelt. Egal, im Gegensatz zu den anderen Bands fand ich EQUILIBRIUM einfach nur langweilig und vor allem Frontmann Helge mehr als nur unsympathisch. Schon die Art wie er auf die Bühne gestürmt ist und den Mikrophonständer (scheinbar sein Phallusersatz) in Rockstar-Pose nach oben streckte, führte bei mir zu leichten Brechreiz. Dazu kam noch ein überaus matschiger Sound, die Keyboards mal wieder vom Band und für Helges grottenschlechten Live-Gesang konnte selbst der etwas angeheiterte Mischer nichts. Vielleicht kann der ein oder andere meinen Eindruck nicht teilen, aber es sei gesagt, dass ich mich hier noch ziemlich milde ausgedrückt habe und die Kritik direkt nach dem Auftritt wohl um einiges heftiger Ausgefallen wäre.

Wie ich weiter oben schon geschrieben hatte, sollte das Publikum noch eine weitere Portion KROMLEK bekommen. Da dem Ein-Mann-Projekt THIASOS DYONYSOS die geplanten Gastmusiker kurz vorm Eisenwahn absagten, sprangen spontan die Schweinfurter ein. THIASOS DYONYSOS wird ja nur allzu oft vorgeworfen nur bei Equilibrium geklaut zu haben, was sich aber eigentlich nur beim Lied „Heidrun“ mit einer wirklich unüberhörbaren Ähnlichkeit zu „Met“ richtig bemerkbar macht. War es also Absicht, dieses Lied, das von den überraschend recht vielen noch anwesenden Fans lautstark gefordert wurde, nicht gespielt wurde. Vor allem die beiden gigantischen Lieder „Widar Comes“ und „Satyr“ blieben hängen und schafften es den bei der Vorgängerband verlorenen Spaß bei mir wieder zu wecken. Vor allem bei diesen Liedern kann man beim besten Willen nur die Paralelle zu „der Band, die genauso klingt wie THIASOS DYNOYSOS“ feststellen, dass beide auf melodischen Viking Black Metal mit massiven Keyboardeinsatz als Erfolgsrezept vertrauen. Davon gibt es aber noch einige mehr. Vielmehr bleibt zu betonen, dass das Material des Album „Satyr“ sowohl lyrisch als auch musikalisch fast ein wenig vielseitiger ist als „Turis Fratyr“. Auch wenn es nur für vier Songs reichte, die man in der Kürze der Zeit noch einstudieren konnte, war THIASOS DYONYSOS das bessere Equilibrium für mich an diesen Abend. Danach ging es mit KROMLEK alleine weiter. Und wie! Nichtnur für mich dürften sie einer der ganz großen Gewinner beim Eisenwahn gewesen sein. Getrieben von den nie verstummenden „Hej! Hej! Hej!“ – Rufen derer, die noch lange nicht müde waren, schien es immer weiter zu gehen und es dürfte wohl so ziemlich alles gespielt worden sein, was verfügbar war. Sogar die PilzPrinzPolka gab es zu hören und ein bischen mehr. Denn als plötzlich aus einer Alklaune Usher gefordert wurde, stimmte der Keyboard ein Lied von eben jenen an und die anderen stiegen genauso wie das Publikum mit ein. Eläkeläiset lassen grüßen! Noch war nicht Schluss, denn es sollte noch ein Lied folgen. „Was wollt ihr hören?“ – „Humppa!“, riefen Adrian und Ich lautstark (schließlich hatten wir mit Humppa-Rufen noch Übung durch Eläkeläiset in der Woche zuvor in Nürnberg) und wurden erhört. Ein zweites mal an diesem Tag gab es das selbstbetitelte Stück „KromleK“, ehe dann sowohl KromleK als auch das Publkum, welches der Truppe nochmal den ihnen zustehenden Applaus zukommen ließ, sich Richtung Zelt aufmachten.

Samstag:
12.30-13.15 Structural Defect
13.30-14.15 Hatred
14.30-15.15 Fallen Yggdrasil
15.30-16.15 Lifthrasil
16.30-17.15 Sycronomica
17.30-18.15 Lyfthrasyr
18.30-19.15 Gardens of Gehenna
19.30-20.15 Crowd
20.30-21.15 Elexorien
21.30-22.30 Final Breath
22.45-23.45 Dorn
00.00-01.30 Eisregen
01.45-03.00 Death Court

Nachdem der Sauerstoff langsam knapp und die Temperatur im Zelt unerträglich warm wurde, ließen wir Tageslicht an unsere Augen kommen um erstmal zu uns zu kommen. Das Übliche eben. In Millimeterarbeit schaffte es Ivo dann sein Auto auszuparken um etwas als Frühstück zu besorgen, was dann sehr üppig mit ausfiel, so dass wir sogar noch Würstchen über hatten, die wir auf Eisregen hätten werfen können. Während Adrian, Simon und Lisa die Zeit dann noch vor sich hintrödelten, da sie gegen 14 Uhr wieder abreisen wollten, da Lisa sonst ihren Zug nach Berlin nichtmehr bekommen hätte und die ollen Banausen die übrigen Bands nicht so interessierten, bewegte ich mich Richtung Festivalgelände um mein erstes Bier des Tages zu mir zu nehmen. Mit einer guten und mit 1,70€ nicht zu teueren Bratwurst gestärkt betrachtete ich das Geschehen aus der Ferne. Durch die leichte Hanglage war dies problemlos möglich und da MINDREAPER nicht spielen konnten, ging es erst gegen 12:30 mit der ersten Band los.

Diese war STRUCTURAL DEFECT, denen es mit ihrem recht eingängigen Death Metal schon verhältnismäßig gut gelang den Anwesenden die Müdigkeit aus dem Gesicht zu knüppeln. Musikalisch gefiel mir das schon ganz gut aus der Ferne, aber die Lacher hatten sie aus einem ganz anderen Grund auf ihrer Seite. Die Versorgung der Fans vor der Bühne mit Bier wurde kurzerhand von der Band selber übernommen, die den ein oder anderen Becher Bier in die Menge warf. Angekommen ist davon natürlich nicht besonders viel in den Kehlen, aber der Stimmung war das nur zuträglich. Wie mir Bassist Tobi später beim Stand mit den wirklich süchtig machenden, leckeren Guarana-Wein erklärte, hatte er sich das von Pantera abgeschaut. Trotzdem eine wirklich nette Idee, die für gute Laune sorgte und den soliden Auftritt noch interessanter machte.

HATRED aus Schweinfurt standen danach auf der Bühne, doch ihre Mischung aus Power- und Thrash Metal konnte mich nicht wirklich vom Hocker reißen, weshalb ich lieber noch etwas Flüssigkeit in Form von Bier zu mir nahm, da es wirklich im Gegensatz zum Freitag recht warm geworden war. Zudem wollte für eines meiner Highlights – Fallen Yggdrasil, die ich beim Ragnarök verpasst habe – noch Kräfte sparen, was sich durchaus auszahlen sollte.

Denn FALLEN YGGDRASIL rund um Frontmann Simon legten mit dem Übersong „Building Up A Ruin To Come“ des gleichnamigen aktuellen Albums los wie die Eisenbahn (wenn das mal nicht zum Festivalnamen passt). Viel Zeit zum Verschnaufen hatte man nicht und auch wenn der Publikumszuspruch noch nicht besonders groß war, gaben die vier auf der Bühne alles. Mit „Bequest“ gab es zu allen Überfluss noch einen zweiten Nackenbrecher direkt hinterher. Viel vom Auftritt hatte ich nicht gesehen, denn die meiste Zeit war ich mit Bangen beschäftigt. Was will man auch anderes bei diesem genialen Death Metal machen? Umso größer war die Verwunderung, dann als bei „I Burn“ nurnoch drei Leute auf der Bühne standen, denn irgendwie war etwas mit dem Bass nicht in Ordnung. Egal! Wer braucht schon nen Bass und beim darauf folgenden Stück war sowieso wieder alles in Ordnung. Herrlich intensiv setzte man den Höllenritt unter anderem mit „The Snake“ fort. Doch FALLEN YGGDRASIL war wohl nichtnur für den Bass zu intensiv, denn bei „Save Me“, dem meiner Meinung nach besten Song von der aktuellen „Prospect of Prey“-Demo schaffte es Drummer Molch die Bassdrum zu zerstören. Dies nutze Simon um sich kurz mit ein paar Fans in der ersten Reihe zu unterhalten, denen diese kurze Verschnaufpause auch nicht ungelegen kam, da es ziemlich warm war. Den Grund für das Pech sah Simon darin, dass alle vor der Bühne in schwarz gekleidet waren, während er ein graues T-Shirt trug. Bei den Temperaturen eine sinnvolle Entscheidung. „Save Me“ und einen weiteren Song gab es, ehe der mich wirklich überzeugende, intensive Auftritt ohne das lautstark geforderte „Nightflower“ zu Ende ging. Die Tübinger werden mir als geniale Live-Band in Erinnerung bleiben und mit Sicherheit werde ich meine Essenspause nie mehr auf einen ihrer Auftritte bei Festivals legen, wie es bei Ragnarök geschehen war.

Den Melodic Black Metallern LIFTHRASIL hingegen konnte ich nicht viel abgewinnen und das Publikum schien auch nicht wirklich gewillt besonders mitzumachen. Dass am Ende dann doch noch eine recht große Zahl vor der Bühne Stand hatten sie der Tatsache zu verdanken, dass dankbarer Weise mit einem Feuerwehrschlauch das Publikum mit Wasser vollgespritzt wurde. Eine gute Idee bei der drückenden, leicht schwülen Hitze.
Wir bleiben im gleichen Genre, doch der Auftritt der sehr sympathischen Münchner SYCRONOMICA gefiel mir da um einiges besser. Auch wenn das aktuelle Album „Paths“ schon etwas älter ist, tat das der Stimmung keinen Abbruch. Sofern meine Erinnerung nicht durch Bier und Sonne so stark beinträchtigt wurde, meine ich mich daran erinnern zu können, dass auch einige Stücke vom neuen Album gezockt wurden, die mir gut gefielen. Natürlich darf der obligatorische Jägermeister für die erste Reihe und die Band nicht fehlen, so kam er natürlich auch in Obersinn zum Einsatz. Wie die folgenden Melodic Death Metaller LYFTHRASIR bei denen mir der Einsatz des Keyboards nicht besonders gefiel und GARDENS OF GEHENNA, die einge sehr eigenartige Mischung aus Black- und Doommetal spielten, hatten auch die Münchner mit etwas wenig Leuten vor der Bühne zu kämpfen. Die meisten machten es sich lieber auf einer Bank bequem und sahen das Ganze aus ein wenig Entfernung.

Bei CROWD, die für Ordo Draconis kurzfristig einsprangen, erlangte der Publikumszuspruch seinen Tiefpunkt. Zu Beginn des Auftritts der Deathcore-Truppe war neben mir nur noch eine andere verlorene Seele stehend vor der Bühne. Was musikalisch geboten wurde war aber nicht von schlechten Eltern, denn weder die nötige Härte, noch etwas Eingängigkeit ließ die Darbietung vermissen. Was auch einige andere wohl erkannten und die Anzahl der Leute vor der Bühne recht schnell größer werden ließ. Leider folgte hier auch noch ein weiter Tiefpunkt. Als Drummer Lars seine Drumsticks ins Publikum warf, bekam er diese postwendend zurückgeworfen. Eine richtig unschöne Reaktion, die meiner Meinung auch nicht mit übermäßigen Alkoholkonsum zu entschuldigen ist. Das darf und muss nicht sein! Die Reaktion von Sänger Stewa, der diese darauf zerbrach, ist verständlich. Man ließ sich aber nichts anmerken, schließlich hatten dann doch ein paar Leute viel Spaß mit der Musik und für diese wurde alles gegeben. Dass man keine Lust auf eine Zugabe hatte, kann ich jedoch nach dieser unschönen Aktion nur allzu gut nachvollziehen.

Es folgte das, worauf ich mich schon das gesamte Wochenende gefreut hatte und zu mindestens 50% für mein Kommen verantwortlich war: ELEXORIEN, welches die einzige Band aus dem Ausland, genauer gesagt aus den Niederlanden, war. Schließlich war dies ihr erster Auftritt außerhalb Hollands und auch wenn ich nur die drei Songs ihrer Demo-CD , die auch zum freien Download verfügbar ist, kannte war ich voller Vorfreude. Den Auftakt machte „Rising of the Storm“, welches mir von der Demo vertraut war. Schon nach den ersten Takten wurde mir klar, dass ich nicht enttäuscht werden sollte. Um einiges härter und intensiver als auf CD, doch noch war ich gespannt auf den weiblichen, klassischen Gesang von Frontfrau Iné. Dieser erzeugte eine regelrechte Gänsehaut bei mir. Meinem Empfinden nach eine der besten Frauenstimmen, die ich im Metal bisher gehört habe. Natürlich dürfte der doch recht hohe, opernähnliche Gesang für den ein oder anderen gewöhnungsbedürftig gewesen sein, doch davon abgesehen dürfte es wohl für niemanden etwas zu Mäkeln gegeben haben. So sah das auch das Publikum, welches in viel größerer Zahl als bei den vorherigen Bands vor der Bühne anwesend war. Manch einer wird zwar sagen, dass einige wohl nur nach vorne geeilt sind um die wirklich bildhübsche Frontfrau besser sehen zu können, doch musikalisch ließen ELEXORIEN absolut nichts anbrennen. Der Epic Fantasy Battle Metal der Holländer riss sehr gut mit und auch Inés weibliche Vocals und Lainedils sehr guter Kreischgesang harmonierten exzellent miteinander. Beide zeigten eine gewaltige Portion Emotion, wie ich sie selten gesehen habe. Die Atmosphäre war richtig greifbar und daneben bestach das druckvolle Drumming von Joris, der dem Ganzen die nötige Härte verlieh.
Wenn der Frontmann Lainedil das Publkum auffordert ein Anti-Holland-Lied anzustimmen, dieses aber nur mit „Holland! Holland!“-Sprechchören antwortet, sollte dies wohl mehr als genug über die fast durchwegs positive Resonanz des Publikums aussagen. Die gespielten Songs, von denen ich nurnoch „The disciple of the night under a starless sky“ kannte, konnten mich allesamt begeistern. Umso mehr war ich enttäuscht, dass die Zugabe in Form von „Dryads and Trolls“, meinen Lieblingssong auf der Demo, auf Grund von technischen Problemen, wie ich später erfahren sollte, nichtmehr gespielt werden konnte. Was für ein Auftritt! Meine Erwartungen an ELEXORIEN wurden nicht nur vollauf erfüllt, sondern noch bei weitem übertroffen. In einem kurzen Gespräch mit Lainedil und seiner Freundin verfestigte sich der schon vorher sehr sympathische und überaus nette Eindruck, den ich beim Auftritt und aus meinem eMail-Kontakt mit der Band gewonnen hatte. Zudem erzählte er mir, dass sie sich für das Ragnarök-Festival in diesem Jahr leider etwas zu spät beworben hatten, sich jedoch über einen Auftritt im nächsten Jahr umso mehr freuen würden. Es bleibt nur zu hoffen, dass noch weitere Auftritte in Deutschland folgen werden und die Band auf der Suche nach einem Plattenlabel bald fündig wird. Es wäre einfach zu schade.

Für Asterius, die leider auch noch kurzfristig absprangen, wurden FINAL BREATH aus Gemünden am Main vorgezogen, die natürlich hier ein absolutes Heimspiel hatten. Vor der Bühne wurde es richtig voll und das nicht ohne Grund. Glücklicherweise fand man auf Seiten der Band und der Eisenwahn-Organisatoren doch noch eine Möglichkeit FINAL BREATH spielen lassen zu können, denn noch kurz vor dem Festival sah es so aus, als ob sie absagen müssten. Death-Thrash-Chaos – Es wurden keine Gefangenen gemacht und es wurde ein überaus routinierter Auftritt, der sich vor allem aus Stücken ihres letzten Albums „Let Me Be Your Tank“ stützte. Auch wenn die Frage ans Publikum „Seid ihr betrunken? Wir nicht!“ einige wohl beabsichtigte „Pfui“-Rufe nach sich zog wurde die Band weiter gebührend abgefeiert.

Noch voller wurde es dann bei DORN, der Band rund um ex-Riger-Keyboarder Roberto, jedoch war um einiges weniger an Bewegung im Publikum. Man merkte, dass hier nicht unbedingt alle wegen DORN anwesend waren, sondern sich viele schon einen guten Platz für Eisregen sichern wollten. Meinen Spaß tat dies keinen Abbruch, denn auch wenn ich bisher von der Band nur ein oder zwei Stücke kannte, so war ich sehr gespannt. Wie nicht anders erwartet, erinnerten mich viele Stücke an alte Werke von Riger aus den Alben „Der Wanderer“ und „Hamingja“, jedoch ohne abzukupfern. Besonders gefiel mir, dass die Texte komplett in Deutsch sind und Roberto dabei diese mit sehr viel Emotionen gut herüberbringen konnte. Leider kam das Keyboard vom Band, was die Stimmung ein klein wenig trübte, da die Stromorgel doch ein wichtiges, wenn nicht sogar das wichtigste Element des DORN-Sounds ist. Zudem kam es mir so vor, als ob nicht alle Samples die gleiche Lautstärke gehabt hätten, so dass sie bei manchen Liedern zu weit im Vordergrund bei anderen jedoch zu weit im Hintergrund waren. Beim überwiegenden Teil stimmte dies aber weitesgehend. Der Auftritt an sich gefiel mir somit doch sehr gut, auch wenn DORN zu allen Überfluss auch noch mit einem kleinen technischen Problem zu kämpfen hatten, was aber schnell gelöst werden konnte.

Leider konnte man von neben der Bühne, wo sich einige der spielenden Bands, Presseleute, etc. versammelt hatten, nicht sehen, wie viele Fans denn nun wirklich da gewesen waren, doch vom Lärmpegel her war die Anzahl als beachtlich einzustufen, vor der EISREGEN spielten. Die Meute vor der Bühne war relativ textsicher und dass Blutkehle Roth einfach eine wahre Erscheinung ist brauche ich wohl niemanden zu erzählen. Zudem war der Sound zumindest direkt vor der Bühne hinter der Absperrung sehr gut und dankbarer Weise war auch 2T’s Geigenspiel, welches meiner Meinung nach die Gruppe musikalisch erst wirklich interessant macht, gut zu hören. Vor allem „Blutgeil“ konnte so überzeugen, ebenso wie das geniale „Zeit zu spielen“, welches eines der wenigen Lieder war, die von „Leichenlager“-Album gespielt wurden. Vielmehr konzentrierte man sich auf die beiden letzten Werke „Wundwasser“ und „Hexenhaus“, von dem fast alle Lieder bis auf „Lilli Marlen“ gespielt wurden. Natürlich wurde wie immer lauthals das dem Aufführungsverbot unterliegende Album „Krebskolonie“ gefordert. Roth gab den Fans den Rat hierfür im Herbst nach Österreich zu fahren, da dort das Album nicht auf dem Index sei oder es zu Hause zu hören. Jedoch immer brav die Rolläden herunter und nur ganz leise hören! Den selbst dies sei in Deutschland ja verboten. Nachdem gesagt wurde, dass man keine frauenfeindliche Band sei wurde passender Weise „1000 Tote Nutten“ gespielt, ehe sich die Band verabschiedete. Das konnte und durfte natürlich noch nicht alles gewesen sein. Da fehlte doch noch was! Genau, den Rufen nach Zugabe wurde nachgegeben und Eisregen ließ die „elektro-Hexe“ starten. Ohne Zweifel ein richtig geiler Party-Titel, so dass es kaum verwunderte, dass dieser Titel vom Publikum am heftigsten abgefeiert wurde. Da das Publikum gelernt hatte, dass es nicht „ZU-GA-BE!“, sondern „EIS-RE-GEN!“ heißt, gab es zum Abschluss mit „Thüringen 2005“ DEN Klassiker der Band, der ja lange Zeit nicht auf Konzerten gespielt werden konnte. Der Applaus war durchaus verdient, auch wenn mich der Auftritt zwar weder zu überraschen vermochte noch richtig mitriss, jedoch erwartete ich auch nicht wirklich mehr. Ein solider Auftritt eben. Übrigens vermochte es niemand den Ortsnamen „Obersinn“ schöner auszusprechen als M. Roth – mit mindestens drei „R“s

Zu DEATH COURT kann ich nichts sagen, da ich diese nur kurz aus der Ferne sah, während ich meinen Nachmitternachtsimbiss in Form einer Portion Pommes zu mir nahm und mich etwas über den gefesselten Sänger auf der Bühne wunderte. Danach ging es Richtung Campingplatz, ehe auch ich der Müdigkeit erlag und etwas schlief und dann die Heimreise antrat.

Vorbei war das Eisenwahn an der Eisenbahn – Fest 2006 und in Erinnerung bleibt mir ein sehr gutes kleines Festival. Die Stimmung war stets bestens und familiär, was mir sehr zusagte. Bei der Bandauswahl hatte man kaum Fehler gemacht und auch das viele Pech mit Bandabsagen kurz vor dem Festival wurde sehr gut gemeistert. Mehr wirklich überwiegend sehr gute Bands aus dem deutschen Underground kann man für 17€ wohl nicht verlangen. Darüber hinaus war die Security überaus freundlich, auch wenn man am Eingang vielleicht etwas genauer kontrollieren hätte können, da es nur allzu leicht möglich gewesen Messer, Bomben, etc. reinzuschmuggeln ohne, dass nur irgendjemand etwas bemerkt hätte. Auch wären mehr Dixis vor allem auf den Campingplatz, sowie ein paar Lampen auf den Weg von Festivalgelände zum Campingplatz nicht verkehrt, da man so ohne Taschenlampe nachts erhebliche Problem hatte sich ohne hinzufallen über den Platz zu bewegen. Dafür waren die Preise für Essen (1,30€ für Pommes und 1,70€ für Bratwurst im Brötchen) und Trinken (0,4l Warsteiner für 2€) sehr human gestaltet.
Musikalische Highlights waren für mich Fallen Yggdrasil, Wolfchant, Defloration, die überaus engagierten KromleK mit Thiasos Dionysos, Suidakra und allen voran Elexorien. In diesem Sinne „Daumen hoch“ für ein viertes Eisenwahn-Fest im nächsten Jahr, bei dem ich gerne wieder anwesend sein werde und es anderen als sympathisches, kleines aber feines Festival nur empfehlen kann.

Geschrieben am 28. Juli 2006 von Metal1.info

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