Konzertbericht: Eyehategod w/ Mondo Generator

12.08.2013 Backstage Club, München

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EYEHATEGOD machen an einem warmen Spätsommerabend zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder Halt in München, und als besonderes Schmankerl hat die Band ihre Freunde MONDO GENERATOR um Nick Oliveri – seines Zeichens früherer Bassist von Kyuss und Queens Of The Stone Age – im Gepäck. Ein Abend mit zwei großartigen Bands zwischen Stoner Rock, Punkrock und Doom, die sich nicht allzu häufig in der bayrischen Landeshauptstadt blicken lassen – eigentlich eine klare Sache, dass hier eine standesgemäße Anzahl an Zuschauern den Weg zur Konzerthalle sucht. Worin nun genau der Grund liegt, dass der Backstage Club beim doch recht frühen Konzertbeginn um 20 Uhr nur halb gefüllt ist, wird wohl ein Rätsel bleiben.

Mondo Generator

An MONDO GENERATOR kann es auf jeden Fall nicht liegen. Ohne Kompromisse legt die Band bei großartigem, extrem lauten und druckvollem Sound direkt los und haut den Anwesenden ihren aggressiven Rocksound ungeschönt entgegen. Dass Nick Oliveri selbst dabei so angestrengt brüllt, dass seine Adern am Hals immer wieder bedrohlich anschwellen, zeigt die Leidenschaft, welche die Band in ihren Auftritt legt. Die Band beschränkt sich auf einige knackige Ansagen und bedankt sich immer wieder beim heftig kopfnickenden Publikum, welches sichtlich Spaß an der Energie von MONDO GENERATOR hat. Dass das knapp einstündige Set durch je zwei Songs von Queens Of The Stone Age und Kyuss angereichert wird und diese Lieder vom Publikum am meisten abgefeiert werden, ist – ohne diesen Nummern ihre Klasse absprechen zu wollen – ein wenig schade. Bei der großen Qualität, welche MONDO GENERATOR in ihre punkigen Stoner-Rock-Songs immer wieder unter Beweis stellen, wäre dieser Ausflug in die Vergangenheit ihres Frontmanns nicht notwendig.

[Bernhard Landkammer]

eyehategod

EYEHATEGOD gehören mit zu den Allerersten, die den Sound spielten, der heute unter den Begriff Sludge fällt. Trotzdem wurde es der Band nicht vergönnt, in fast 25 Jahren in den Fokus einer breiteren Menge zu gelangen. Die Fanbasis ist dafür umso treuer und auch das Publikum am heutigen Abend kann kaum erwarten, dass es endlich losgeht.

Sichtlich vom Alkohol und den Touranstrengungen der letzten Wochen gezeichnet, schleift sich Mike Williams auf die Bühne und begrüßt die Menge mit einer schlichten „All Cops Are Bastards“-Parole. Von Beginn an sprüht die Truppe vor Spielfreude. Es ist unglaublich, mit wie viel Herzblut und Ehrlichkeit die Band ihre Musik darbietet. Wütend, roh, dreckig, laut und ab und zu ein bisschen wehmütig. Der Soundtrack zur eigenen Vergangenheit, geprägt vom Drogensumpf in ihrer Heimatstadt. Musikalisch eine Mischung aus Black Sabbath und Black Flag – gemischt mit den bluesigen Melodien des Southern Rock ergibt dies den typischen New-Orleans-Sound, den Gitarrist Jimmy Bower entscheidend mitgeprägt hat.

Dass die Band nach so langer gemeinsamer Zeit auf der Bühne dermaßen viel Spaß hat, ist schon etwas Besonderes. Auch Nick Olivieri lässt es sich nicht nehmen, sich unters Publikum zu mischen, um seine Landsmänner abzufeiern. Dazu hat er auch allen Grund: Mit mächtigem Sound, der von der kleinen Bühne schallt, spielen EYEHATEGOD eine extrem geile Show. Spätestens mit dem überragenden „Sisterfucker“ bringt die Band das Backstage zum Brodeln.

eyehategod13-2Sänger Mike Williams sucht dabei stets direkten Kontakt zur Menge. Während des Gigs, schlägt er sich immer wieder das Mikro an den Kopf, spuckt auf den Boden und krallt sich den ein oder anderen Fans aus der ersten Reihe. Zu den langsam walzenden Riffs schreit er sich verdammt angepisst die Stimme heiser. Dass er während der Spielzeit nicht gerade wenig Wodka wegkippt, passt zum ziemlich fertigen Eindruck, den er hinterlässt.

EYEHATEGOD hauen den Münchnern einen wahnsinnig leidenschaftlichen Auftritt um die Ohren, der leider viel zu früh zu Ende geht. Die kaputte Atmosphäre der Alben ist live noch mal ein ganzes Stück intensiver, was der Ausstrahlung der Männer aus New Orleans zu verdanken ist. Dass die Band auch am Ende ihrer langen Europatour das Level so hochhält, ist großartig.

FAZIT: Die geringe Besucherzahl im Backstage zeigt vielleicht doch, dass EYEHATEGODs Underground-Krach nicht jedermanns Sache ist. Doch nach dem Auftritt heute ist klar, warum die Band überall in der Szene so ein hohes Ansehen genießt: EYEHATEGOD spielen einen Sound, wie ihn keine andere Band spielt. In der Kombination mit MONDO GENERATOR war das Konzert bisher eines der besten des Jahres.

[Michael H.]

Wenige Tage nach dem Konzert erfuhren wir von der traurigen Nachricht: Joey LaCaze, Schlagzeuger bei Eyehategod, Outlaw Order und The Mystick Krewe Of Clearlight, ist im Alter von 42 an Lungenversagen gestorben. Joey gründete  ´89 zusammen mit Jimmy Bower die Band Eyehategod, welche wenige Jahre später wegweisende Alben wie „In the Name of Suffering“ und „Take as Needed for Pain“ hervorbrachte. In München feierte die Band zusammen mit dem Publikum noch seinen Geburtstag. Joey Lacaze hinterlässt eine Ehefrau und eine Tochter.

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Publiziert am von und Michael

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