Festivalbericht: Festival-Mediaval III

10.09.2010 - 12.11.2010 Selb

Seit drei Jahren wird das beschauliche Örtchen Selb nahe der tschechischen Grenze für ein verlängertes Wochenende im September zum Mekka der europäischen Mittelalterszene. Das Festival-Mediaval 2010 glänzte dabei wie in den Vorjahren durch ein abwechslungsreiches Line-Up voller vielversprechender Nachwuchsbands sowie namhaften Headlinern wie HAGGARD, TANZWUT, FAUN und SCHELMISH.

Tag 1 (Freitag, 10. September):
Am Freitag wurde das größte Mittelalterfestival in Europa nach der obligatorischen Markteröffnung von der portugiesischen Band DAZKARIEH auf der Schlossbühne offiziell eingeläutet. Letztes Jahr konnten die Musiker nur 15 Minuten ihrer einstündigen Spielzeit wahrnehmen, da ihre Instrumente während des Fluges verloren gingen. So entschieden sich Joana Negrao und ihre Mitmusiker beim Mediaval 2010 dazu, ihre alte Setliste aus dem Vorjahr nachzuholen – dieses Mal mit allen Instrumenten von Beginn an. Eine richtige Entscheidung, wie sich bereits nach kurzer Zeit herausstellte, denn als Opener überzeugte die mittelalterliche Formation aus Lissabon – genau wie TRISKILIAN weniger später auf der Burgbühne – mit ihren Eigenkompositionen und so füllte sich der Zuschauerraum an beiden Spielstätten zu vorgerückter Stunde relativ rasch.
Galten DAZKARIEH nach 2009 bereits als Geheimtipp unter den Festivalbesuchern, so folgte mit TRISKILIAN bereits die erste große Überraschung des Wochenendes. Neuerdings ergänzt durch E-Drummer Jost Pogrzeba gelang es das Karlsteiner Quartett schnell, eine eigene musikalische Identität zu vermitteln, ohne in den Sog der verbreiteten mittelalterlichen Marktmusikklischees gezogen zu werden. Dabei war die gute Laune der einzelnen Musiker stets allgegenwärtig und färbte auf die Zuhörer in den ersten Reihen ab, welche sich auf den folgenden dreiteiligen Pagan Folk Abend einstimmen konnten.
Dieser wurde anschließend von OMNIA und ihrer neuen CD „Wolf Love“ eröffnet. Bereits beim ersten Blick auf die Hauptbühne und Frontmann Sic war offenkundig, dass die Niederländer mit ihrem neuesten Werk sowohl musikalisch als auch optisch neue Wege gehen. Mit tätowiertem Schädel, eigenwilliger Haarpracht und Sonnenbrille hieß der charismatische Sänger die Menge willkommen. Zu den entscheidenden Neuerungen neben Sics Outfit zählt besonders das Keyboard, gespielt von Jenny, welches den Sound der neueren Stücke maßgeblich beeinflusst. So gerieten Teile von „Wolf Love“ wie z.B. „Love in the Forest“ mehr zu Pagan Pop als zu Pagan Folk. Eine Entwicklung, die einigen alteingesessenen Folkfetischisten nicht gefallen wird. Die langjährigen Fans kamen allerdings direkt beim dritten Stück namens „Tina Bealtaine“ voll auf ihre Kosten. Virtuos steigerte sich das Tempo mit jeder Melodiewiederholung und gipfelte schließlich im ersten Stimmungshoch des Wochenendes, wie man es bei rein instrumentalen Stücken selten erlebt. Dass Omnia nicht nur im Studio, sondern auch live immer für Überraschungen gut sind, bewiesen Sic und Luka anschließend mit einer kurzen Rhythm and Poetry (kurz: Rap)-Einlage über die Missstände auf diesem Planeten.
Unterstützt wurden die niederländischen Pagan Folk Vertreter bei ihrer Performance abwechselnd von einem eigenen kleinen Frauenchor, feuerschluckenden Tänzerinnen, Kontaktjongleuren und befreundeten Musikern von FAUN sowie VALRAVN. Diese wechselseitigen Gastauftritte und Ergänzungen werteten letztendlich die Auftritte aller drei Bands auf, wenngleich manchmal nur Trommel- oder andere Stimmen gedoppelt wurden. Valravn setzten dabei genau wie Faun (und im Gegensatz zu Omnia) mehr auf die elektronischen Samples. Während bei den Dänen Sängerin Anna Katrin Egilstrod im vorderen Teil der Bühne selbst Hand an die Regler zeigte, hielt sich bei Faun Niel Mitra wie gewohnt im Hintergrund. Beide Ergebnisse konnten sich dabei hören lassen, wobei Faun zusätzlich von der breiteren Fanbase, einem höheren Wiedererkennungswert und dem Charme von Frontmann Oliver Sa Tyr profitierten, der sich etwas vorschnell beim legalen und illegalen Gewürzanbau verhaspelte.
Lediglich die Setlisten von Faun und Omnia entsprachen nicht ganz meinen Vorstellungen eines Pagan Folk Abends. So fehlte mir bei den Münchnern u.a. das „Tagelied“, während Sic, Jenny und Co. trotz Anwesenheit von Kelvin Kalvus auf „Richard Parker’s Fancy“ verzichteten.

Tag 2 (Samstag, 11. September):
Der zweite Tag des Festival-Mediaval 2010 begann zur gottlosen Zeit von 10 Uhr morgens mit dem ersten Teil des Mediaval-Awards Goldener Zwerg in der Kategorie „MA-Rock“. ATTONITUS, ATAXATA und CANTUS LEVITAS lieferten sich dabei ein musikalisch teils überraschend hochwertiges Duell, welches letztendlich die Flensburger Fraktion mit der Startnummer 1 für sich entscheiden konnte. Gefühlt zeigten Attonitus dabei rundum vielleicht die bessere Show, doch der Ohrwurmfaktor sprach letztendlich in meinen Augen eher für die österreichischen Ataxata. Das vorhandene Publikum meinte es erfreulicherweise mit allen drei Bands sehr gut und unterstützte die Newcomer nach Kräften, so dass diesen die sichtlich vorhandene Nervosität schnell genommen wurde.
Verlief der erste Act auf der Nebenbühne in Form von ESHA NESS noch fast völlig unbemerkt, zeigten THE SANDSACKS auf der Main Stage, wie man mit bestem Irish Folk und viel Charme bereits zur Mittagszeit die überschaubare Zuschauermenge zum Tanzen und Feiern bringt. Mit ihren beiden Alben „Folk Show“ und „Rebels & Rovers“ hatte die Formation genügend Eigenkompositionen und Coverversionen im Gepäck, um die einstündige Spielzeit problemlos ohne Durchhänger füllen zu können. Selbst die Tatsache, dass sie im offiziellen Programmheft nicht erwähnt waren, nahmen The Sandsacks mit Humor, denn „schließlich muss man uns gar nicht ankündigen“. Wahre Worte! Denn der Folk und die Reaktionen sprachen für sich.
BRANDAN und ATARAXIA füllten den frühen Nachmittag auf der Burgbühne mit eher ruhigen mittelalterlichen Klängen, die man sowohl bewusst als Zuhörer als auch unbewusst am Metstand mitnehmen konnte. Während Brandan eher wie ein munteres Familienprojekt wirken, erinnert Ataraxia-Frontfrau Francesca Nicoli entfernt an die Designerin Vivian Westwood. Ataraxie, d.h. eine Art Idealzustand der menschlichen Seelenruhe, beschreibt die Musik der Kombo dabei sehr passend. Folglich durfte man nichts Spektakuläres, aber dennoch manch Wohlklingendes erwarten.
Zwischen diesen beiden Bands präsentierten PAMPATUT auf der Hauptbühne ihre neueste CD „Bäh Bäh Bäh“. Dabei waren zweifelhafte Wortspiele wie Bähzahlen, Bähtrunken und Bählustigt an der Tagesordnung – doch hätte man die 60 Minuten für mehr Musik und weniger Geplauder nutzen sollen. Nur bähdingt gut und kein Kandidat für einen vergleichbaren Spot beim Festival-Mediaval 2011.
CORVUS CORAX leiteten mit ihrer einstündigen Performance schließlich das Hauptprogramm des Samstags ein. Bereits der mächtige Bühnenaufbau stellte klar, wer sich selbst immer noch als Könige der Spielleute ansieht. Von Castus, Wim, Teufel und ihren Begleitern gab es dann die übliche Instrumentalkost an Schlagwerk, Dudelsack und Schalmeien, bei der es sich ungefähr wie mit Knoblauchbrot verhält: Man findet es auf beinahe jedem mittelalterlichen Markt mit unterschiedlichen Zutaten und mal schmeckt es besser, mal weniger gut. Wenn Corvus wie Dudelsackderwische über die Bühne fegen oder die größte selbst gebaute Drehleier der Welt präsentieren, sind das (je nach Gusto) die geschmacklichen Highlights auf dem Knobibrot. Wenn sich hingegen Instrumentalstück an Instrumentalstück reiht, erinnert es eher an die auf den Boden gefallenen Maiskörner.Was nun folgte war vielleicht der musikalisch stärkste Part des gesamten Wochenendes: Während Markus van Langen mit seinen DES TEUFELS LOCKVÖGEL die Hauptbühne mit FSK18 unsicher machte, zeigten NACHTGESCHREI daraufhin auf der kleineren Seitenbühne, warum sie sich inzwischen in der Szene etabliert haben.
Bei FSK18 mag der oder andere nun stutzen, doch wer die teuflisch-pornöse Version von „Totus Floreo“ kennt, weiß, wie dieser Hinweis gemeint ist. So blitzte plötzlich der entblößte Busen von Sängerin Juliane La Fey auf und ihre Flöte wanderte in Gegenden, die dem Instrument keine Töne entlocken. Ansonsten verkörperte Juliane auch bei „La Jumet de Michel“ und „Ai Vis Lo Lop“ den Inbegriff einer Frontfrau für diese Form von lebendiger Spielmannsmusik. Mit einer Menge Feuer unter dem Hintern und Verbalfelatio mit dem Mikrofon hielt die besonders die männlichen Vertreter mit Fotoapparat bei Laune. Markus van Langen hielt sich dabei bis auf ein paar Ansagen dezent im Hintergrund und genoss sichtlich die Show, die seine Bandkollegin in der Heimat hinlegte. Am Ende bekam sogar Trommler Thomas van der Steerewacht seine 5 Minuten im Rampenlicht. Sehr schade, dass es um Des Teufels Lockvögel leider seit längerer Zeit sehr ruhig geworden ist. So gab es von der ursprünglich angekündigten neuen Studioplatte auch nur einige Auszüge ohne Hinweis auf ein mögliches VÖ-Datum.
Nach einem würdigen Tribut für den kürzlich verstorbenen OUGENWEIDE-Mitbegründer Frank Wulff verzichteten Nachtgeschrei erfreulicherweise auf nackte Tatsachen, sondern erfreuten das Publikum neben Tanzwut und Schelmish mit den härtesten Klängen des gesamten Wochenendes. Den Besuchern des diesjährigen Schloss Festivals dürfte die dargebotene Setliste sehr vertraut vorgekommen sein, doch das tat der Qualität der Stücke wie „Räuber der Nacht“, „Fernweh“ und allen voran „Niob“ keinen Abbruch. Hinzu kam eine hervorragende Lightshow und mit Sänger Hotti ein Frontmann, der sich von allen Unkenrufen (inklusive meinen) befreit hat.
QNTAL mit ihren Gästen fuhren nach einer länger als ursprünglich geplanten Pause das von Nachtgeschrei vorlegte Tempo direkt um mehrere Stufen wieder zurück gen Null. Seit der Gründung lebt die Band von Syrahs einzigartiger Stimme und diese ließ sie auch in Selb nicht im Stich. Ergänzt wurden die drei Bandmitglieder u.a. von einer Geigerin, einem Drehleierspieler und einem Cellospieler aus der Mongolei. Der besondere Fokus des Auftritts lag (noch mehr als für gewöhnlich) im Gesang, besonders in Obertonvarianten, so dass sich Keyboarder Fil Groth merklich zurückhielt, damit sich die volle Bandbreite der Stimmen entwickeln konnte. Für Perfektionisten, Gesangsfetischisten und Liebhaber dieser Form von größtenteils ruhiger, klar strukturierter und arrangierter Musik waren Qntal an jenem Abend mit Sicherheit eine musikalische Offenbarung. Leider ging eben jener Perfektionismus auf Kosten der Zeit, so dass die Musiker viel länger als gedacht auf der Bühne standen, während sich viele Besucher bereits für Tanzwut am stockdunklen Nebenschauplatz eingefunden hatten.
Mit annähernd 35 Minuten Verspätung begannen TANZWUT um kurz vor 22 Uhr mit ihrer Show. Frontmann Teufel zeigte direkt bei den ersten Songs inkl. „Ihr wolltet Spaß!“, dass er auch anders kann als nur mit Dudelsack instrumentale Stücke bei Corvus Corax zu vertonen. Mit viel Energie und stetig am Puls der E-Gitarren und Dudelsäcke marschierte er die Bühne entlang, besang Labyrinthe, Lügner sowie allerlei Seefahrerthematiken und blickte in den gut gefüllten Zuschauerraum. Schließlich stellte er zusammen mit seinen Fans die entscheidende Frage: „Was soll der Teufel im Paradies?“ Seine übrigen Ansagen bzw. Übergänge zu den einzelnen Tracks wirkten vereinzelt irritierend und zusammenhangslos. Generell bewegten sich Tanzwut musikalisch an diesem Abend in einem sehr engen elektronischen Korridor, der sich mit keinem Lied in irgendeine Richtung ausdehnte. Inwiefern dies mit den zahlreichen Umbesetzungen der jüngeren Vergangenheit zu tun hat, mag ich nicht zu beurteilen. Jedenfalls gab es im Laufe des Konzerts durchaus einige „satte“ und wechselwillige Festivalbesucher, die sich lieber anschauen wollten, wie HAGGARD bis zu 26 Musiker auf der Mainstage unterbringen. Dort herrschte bis zum Konzertbeginn mit gut einer Stunde Verspätung hektische Betriebsamkeit wegen des zeitintensiven Soundchecks. U.a. sieben Celli und drei Contrabässe sowie mehreren Geigen standen letztlich auf der Bühne, um den klassischen Klangteppich noch opulenter zu gestalten. Leider übertrieb Mastermind Asis Nasseri seine Detailverliebtheit, so dass schließlich der gesamte Auftritt durchzogen war von Pausen, in denen am Sound der einzelnen Bandmitglieder gefeilt wurde. Die ersten vier bis fünf Stücke sorgten leider auch nicht dafür, dass die inzwischen spürbar müden Besucher in Wallung kamen. Selbst Asis bemerkte die „andächtige“ Stimmung in Selb und anschließend schalteten Haggard u.a. mit „Awaking the Centuries“ ein paar Gänge hoch. Unter dem Strich sorgte das erweiterte Ensemble allerdings nicht für einen wirklich spürbaren Unterschied, zumal die Lautstärke – sehr zum Missfallen von Asis – aufgrund der fortgeschrittenen Zeit relativ zügig heruntergedreht werden musste. Darüber hinaus sorgte die Menge der Musiker dafür, dass das Bühnenbild während des gesamten Auftritts sehr statisch blieb und nur vereinzelt wilde Mähnen geschwungen wurden.
Die größten Leidtragenden der inzwischen schier uferlosen Verspätung waren schließlich AL ANDALUZ PROJECT, zu denen sich nur sehr wenige einsame Seelen verirrten. Ich zählte um kurz nach 1.30 Uhr nachts nicht dazu.

Tag 3 (Sonntag, 12. September):
Der dritte Tag und der zweite Bandcontest vor dem Mittagessen. Dieses Mal wurde der Goldene Zwerg in der Kategorie „Spielmann“ ausgefochten bzw. ausgespielt. Eingeladen waren dazu die Nachwuchsbands MALUS LUDUS, DAS NIVEAU und OMDULÖ. Zwar fing es mit Malus Ludus bereits musikalisch annehmbar an, doch Das Niveau stellte selbst manch bekannte Szenegröße in den Schatten: Ein charismatischer Barde namens Ranarion, eine Gitarre, witzige Texte und simpel arrangierte Songs mit Esprit – so lautete das einfache Rezept, um zwischen 200 und 250 Menschen an die kleinste der drei Hauptbühnen zu locken (im Vergleich zu sonst rund 50 bis 100 Frühaufstehern). Des Barden Leistung kann man gar nicht genug loben, da er erst am Tag zuvor erfuhr, dass sein Duopartner aus gesundheitlichen Gründen verhindert ist. So sang (oder eher sank) für alle Anwesenden nur das halbe Niveau. Trotz einiger kleiner Pannen hätte Ranarion in den Augen vieler völlig verdient gewonnen, doch die Jury entschied sich letztlich für Omdulö. Allerdings werden voraussichtlich alle drei Bands nach Selb zurückkehren. Und wer im kommenden Jahr das bundesweite Mittelalterlich Phantasie Spectaculum besucht, wird ebenfalls in den Genuss von Das Niveau kommen. Seht her und hört hin, all ihr unlustigen Gaukler und Barden, SO funktioniert es – egal zu welcher Tageszeit und unter welchen Umständen! So wie es kein schlechtes Wetter, sondern lediglich unpassende Kleidung gibt, so gibt es auch kein schlechtes Publikum, sondern manchmal nur miese Künstler. Selb blieb von diesen glücklicherweise größtenteils verschont.
Es dauerte bei mir nun eine Weile, bis sich mein Ohr an PURPUR auf der Burgbühne gewöhnen konnte. Anfangs nervte mich der weibliche Duettgesang mit männlicher Instrumentalbegleitung, doch je länger ich am Bühnenrand verharrte, desto besser gingen die Songs ins Ohr, von denen PurPur ganz stolz berichteten, dass einer davon namens „Wolfskind“ sogar von John Kelly & Maite Itoiz gecovert wurde. Schließlich kamen sie mit einem herrlich ironischen Stück wiederholt zur Erkenntnis: „Das Leben ist manchmal einfach beschissen“ und ich war letztendlich froh, dass ich die beiden Damen länger auf mich wirken ließ, bevor ich mir mein finales Urteil fällte. Gerne wieder! (aber vielleicht nicht parallel zu einem Bandcontest)
GREX CONFUSUS als erste Band des Tages auf der Hauptbühne erreichten zu keiner Zeit den Begeisterungslevel, den The Sandsacks am Vortag verbreiteten. Zwar konnte manch einer der relativ freakigen Musik (vorgetragen von einem noch viel freakigeren Frontmann) mehr abgewinnen als viele andere Festivalbesucher, doch nach einer ansprechenden Version von „Totus Floreo“ verpuffte die Wirkung der Truppe relativ schnell und viele zogen weiter über den Markt, wo HEITER BIS FOLKIG wiederholt bewiesen, dass man sie im nächsten Jahr durchaus in das Hauptprogramm integrieren kann.
Allgemein stand der gesamte letzte Festivaltag im Zeichen von größtenteils unbekannten, kleineren Bands und man konnte sich nicht gegen den Eindruck verwehren, dass diese letztendlich nur als ausgedehnte Überleitung auf das Abendprogramm dienen sollten. Weder die österreichischen BALLYCOTTON noch EUPHORICA aus Tschechien oder SZANDANJA aus Ungarn konnten dabei für nachhaltige Begeisterung sorgen. Selbstverständlich fanden all diese Bands an jenem Tag ihr Publikum und dadurch neue Fans, doch insgesamt plätscherte das Festival mehr vor sich hin als dass es wirklich lebte oder besondere Momente kreierte.
Die einzigen Ausnahmen waren dabei HOSOO & TRANSMONGOLIA mit ihrem Oberton- und Kehlkopfgesang. Aufmerksame RTL-Zuschauer dürften die Musiker aus der Castingshow „Das Supertalent“ bereits kennen. Allen anderen bot sich ein völlig unkonventionelles stimmliches und klangliches Gesamtspektrum. Genau für solche Auftritte ist das Festival-Mediaval die perfekte Bühne und die wahrlich außergewöhnliche Leistung wurde von der stetig wachsenden Zuschauerschar entsprechend honoriert, obwohl wahrscheinlich niemand den tieferen Sinn der in sehr gebrochenem Deutsch vorgetragenen Ansagen verstand.
Lobend erwähnen möchte ich auch noch die bulgarischen IRFAN, zu deren Klängen Kelvin Kalvus und Beatritsche sehenswerte Kontaktjonglageeinlagen im hinteren Teil des Zuschauerraums beisteuerten. Da die Bühne, genau wie die Musiker (mit Ausnahme der Frontfrau), größtenteils in Schwarz gehalten wurde und bis auf ein paar Instrumentenwechsel nichts Spektakuläres passierte, konnte man an passender Stelle eine schöne Verschmelzung der Klänge und der beiden Künstler genießen.
Leider musste ich aus beruflichen Gründen unplanmäßig meine Heimreise vorverlegen, so dass ich zu den Auftritten von FURUNKULUS, POETA MAGICA und leider auch SCHELMISH nichts sagen kann.

Das Festival-Mediaval erinnert durch seine Größe und Organisation an ein Mittelalter-Woodstock. So mischten sich viele Künstler regelmäßig in die Menge und gaben bereitwillig Autogramme. Die Atmosphäre an allen drei Tagen war bis auf wenige Ausnahmen sehr ruhig und entspannt. Sowohl für Musik-/Mittelalterliebhaber als auch für Kinder und Familien gab es ausreichend Programm, um für einige Stunden in die mittelalterliche Welt einzutauchen. Die Musik war dabei stets auf einem relativ guten, wenngleich selten auf einem außergewöhnlichen Niveau. Die sehr angenehme Atmosphäre und das allgemeine Flair des riesigen Geländes konnten dies aber problemlos ausgleichen, so dass die drei Tage schnell vergingen und bleibende Eindrücke auch abseits der Musik hinterließen. Ein großes Lob meinerseits noch an die stets sehr kooperative Security. Bis zum nächsten Jahr beim Festival-Mediaval IV!

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