Festivalbericht: Feuertanz Festival 2011 – Tag 1

17.06.2011 Burg Abenberg

Anlässlich des zehnjährigen Jubiläums 2010 wurde das Feuertanz Festival auf Burg Abenberg von einem auf zwei Tage aufgestockt. 2011 entschieden sich die Veranstalter, dieses neue Zweitageskonzept aufrechtzuerhalten – nur hießen die Headliner nicht mehr Subway to Sally und In Extremo, sondern Saltatio Mortis (Freitag) und Schandmaul (Samstag). Leider war der Wettergott nur temporär auf der Seite der Abenberger und auch musikalisch meinte es das Schicksal nicht immer gut mit den Festivalbesuchern.

Beinahe überpünktlich eröffneten die DUDELZWERGE das Feuertanz 2011 freitags um 15 Uhr. Mit dabei hatte die Truppe ihr brandneues Album „Ernte“ und das wusste zu diesem frühen Zeitpunkt des Festivals durchaus zu gefallen. Vermarktungstechnisch ist der Bandname zwar eine mittelschwere Katastrophe, doch besonders der Gesang von Frontfrau Emilia Noir verdient das Prädikat „einzigartig“. Mehrmals mussten sich viele Zuhörer davon überzeugen, dass dort eine Frau am Mikrofon steht. Amon Amarth lassen grüßen – allerdings mit Dudelsack und E-Gitarren.

Nachdem PAMPATUT mit ihrer simpel wie effektiven Unterhaltungsmusik für etwas Kurzweil gesorgt hatten, versuchten RABENSCHREY (in wieder einmal veränderter Besetzung) das noch etwas träge Festivalpublikum mit ihrer „wahren neuen deutschen (Heiden-)Härte“ für sich zu begeistern. Leider driftete besonders Sänger Donar dabei zu oft in die Prollrock-Schiene ab oder schnüffelte mit seinen neuen Kompositionen wie „Kraftvoll“ zu nah am Rammsteinauspuff. Lediglich etwas ältere Stücke wie „Tanze dir“ (im modernen Gewand) und „Walhalla“ wussten zu überzeugen, während die nachdenklichen Momente bei „Brennen“ gründlich in die Hose gingen, da sie größtenteils erzwungen wirkten. Stimmungstechnisch fand der Auftritt schließlich seinen Höhepunkt bei „Hey, wir sind Heiden“ und dem obligatorischen „Templerschaf“. Allerdings verlieren selbst diese Rabenschrey-Kultsongs im Laufe der Jahre zunehmend an Faszination und Wirkung. Daran ändert auch die neue Ausrichtung nichts. Im Gegenteil.

Als Kontrastprogramm zu den bis dato e-gitarren-geschwängerten Klängen zogen SCHELMISH anschließend lediglich bewaffnet mit Dudelsack und Schalmeien ins Gefecht. Die Quellen der dargebotenen Instrumentals erstreckten sich von Franken über Mazedonien bis in die Bretagne. Gewürzt wurden diese größtenteils unbekannten Melodien und Rhythmen mit weiter verbreiteten Klängen von „Herr Mannelig“ oder auch „Hänschenklein“. Da reine Dudelsackmusik auf Dauer allerdings selbst für die bordunton-affinsten Hörer anstrengend werden kann, hatten sich die Schelme ein paar besondere Auflockerungen ausgedacht: So gab es mit Jabba einen echten Star(wars)gast auf dem Feuertanz. Außerdem riefen Dextro und Co. zum Schelmmop 2 „Schöner Wohnen in Glauchau“ auf. Als Teil dieser Aktion sollten 100 Fans am Haus von Max von Gluchowe (Pampatut) insgesamt 10.000 Schelmish-Aufkleber anbringen. Als Belohnung wollten Schelmish für eben jene Anhänger ein eigenes Konzert spielen. Die Vergangenheitsform deutet es bereits an: Leider (?) riefen die Musiker die Aktion wenige Tage später nach einem angsterfüllten Gästebucheintrag von Max zurück. Eine unterhaltsame Geschichte als Teil eines guten Auftritts bleibt es dennoch – zumal Schelmish sowohl durch ihre Ansagen als auch durch ihre Musik überzeugen können.

Ähnliches gilt für ERIC FISH, der mit seinem eigenen Projekt „Eric Fish & Friends“ erstmals zu Gast auf Burg Abenberg war und ungleich geerdeter wirkte als in seiner Funktion als Subway to Sally-Frontmann. Gespannt und aufgeregt war er nach eigener Aussage über die Reaktionen auf seinen akustischen Folk mit deutschen Texten. Bei seinem Auftritt half dem Vollblutmusiker seine jahrelange Bühnenerfahrung: So eröffnete er sein Set mit „Anders Sein“ und hatte nach seinem vielleicht besten Werk direkt den Weg für die verbleibenden 60 Minuten geebnet, die größtenteils in einem ähnlichen musikalischen Rahmen gehalten wurden. Dennoch konnte man sich auf Dauer nicht ganz des Eindrucks erwehren, dass drei Akustikgitarren, ein Keyboard und ein Cello ohne jegliche Bewegung auf der Bühne besser auf eine kleine, intime Clubstage passen. Doch der frühe Abendhimmel über der Burg sorgte ebenfalls für ein passendes Ambiente im Frankenland. Stimmungstechnisch blieb es größtenteils andächtig bis ruhig. Nur selten wurden die Akkorde schneller und einzelne Beine wippten im Takt. Dies geschah immer dann, wenn Eric mit seinen Freunden auf der Bühne dem American Folk huldigte. Gegen Ende ließen es die Musiker wieder ruhiger angehen, ehe sie mit einem letzten schwungvollen Aufgalopp gekonnt auf den Headliner des Abends Saltatio Mortis überleiteten: Eric erzählte, dass SaMo auf seinen Wunsch hin ein Intro für einen Song von Eric Fish & Friends geschrieben haben – unerwarteterweise in der 12-Ton-Musik. Doch davon ließ sich der Vollblutmusiker nicht abhalten und legte nach einem kurzen „Scheißegal“ furios an seiner Gitarre los, ehe er schließlich würdig verabschiedet wurde.

Mit Eric Fish verabschiedete sich auch gleichzeitig das trockene Wetter aus Abenberg und es begann aus Kübeln zu gießen: Dass dies kein Nachteil sein muss, bewies die anschließende Headlinershow von SALTATIO MORTIS. Denn Alea, Lasterbalk und Co. wussten um ihre Chance wenige Jahre, nachdem sie erstmals im Nachmittagsprogramm des Feuertanz zu sehen waren. Sichtlich motiviert legten SaMo furios mit „Rastlos“ vor und hielten das Tempo im Anschluss mit schnelleren Songs von den letzten drei Studioalben („Koma“, „Prometheus“ oder „Tritt ein“) auf einem stets hohen Niveau. Vereinzelte Verschnaufpausen gab es nur bei „Letzte Worte“ oder gegen Ende des obligatorischen „Spielmannsschwurs“. Der prasselnde Regen schien den markterprobten Musikern dabei sogar noch in die Karte zu spielen, denn deren Spielfreude und Energie übertrug sich beinahe spielerisch auf die durchnässte Menge vor der Bühne, die sich ebenfalls nicht vom Regen einschüchtern ließ.

Selbst die Kampfsportavancen von Sänger Alea hielten sich in Abenberg in angenehmen Grenzen: Stattdessen beeindruckte der sichtlich gereifte Sänger mit seiner Stimme und schreckte bei „Varulfen“ selbst vor kurzem Grunting nicht zurück. Sein fehlerfreier Crowd-Surfing-Gesang bei „Falsche Freunde“ verliert wiederum auch beim wiederholten Male nicht an Faszination und insgesamt befindet sich Alea inzwischen in einer Liga mit Micha, Eric oder Thomas.Mit „Eulenspiegel“ präsentierten SaMo schließlich einen ersten Vorgeschmack auf das kommende Album „Sturm aufs Paradies“, welches im September 2011 erscheinen wird. Und wenn das Niveau dieses Songs ansatzweise repräsentativ ist, könnten Saltatio mit ihrem neuerlichen Eroberungszug den Mittelalterolymp endgültig einnehmen. Folkig und eingängig mit Dudelsack und E-Gitarre gerät die Hommage an den größten Narrenkaiser aller Zeiten. Gleiches gilt für den Headlinerauftritt in Abenberg, der bewies, dass Saltatio Mortis dieser Position bei jedem Wetter gewachsen sind. Mit ihrer Show fegte das Septett das gesamte Freitagsprogramm zuvor locker von der Bühne.

Soviel sei verraten: Am zweiten Tag war das Niveau ausgeglichener, wenngleich das Wetter insgesamt zu wünschen übrig ließ. Bald erfahrt ihr an dieser Stelle mehr.

Publiziert am von Uschi Joas und

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert