Konzertbericht: Finsterforst, Dread Sovereign & Support

30.12.2015 Salzburg, Rockhouse (Bar)

rauhnächte tour 2015Während die Metal-Saison in Bayerns Landeshauptstadt bereits wenige Tage zuvor mit dem Metallic X-Mas zu Ende gegangen war, wird in Salzburg noch bis zum vorletzten Tag des Jahres dem harten Metal gefrönt: Die Rauhnächte-Tour macht im Rockhouse halt und bringt mit Anomalie, Bifröst, Dread Sovereign und Finsterforst vier Bands zusammen, die außer dem Tourbus wenig miteinander gemein haben.

Anomalie-Klein-02Den Anfang machen pünktlich um 19:30 ANOMALIE aus Niederösterreich. Das Soloprojekt des Gitarristen von Selbstentleibung, Marrok, wusste auf CD bereits mit dem Debüt „Between The Lights“ (2014) zu begeistern, und auch der Nachfolger „Refugium“ (2015) kann sich hören lassen. Unterstützt von Musikern aus dem Selbstentleibungs-Dunstkreis, zu dem auch Bifröst zählen, gelingt es Marrok, seine Musik auch live gekonnt in Szene zu setzen: Bei perfektem Sound und ohne viele Worte bieten ANOMALIE vielseitigen, melodischen Black Metal, der direkt ins Ohr geht und die Stimmung in der bereits jetzt gut gefüllten Rockhouse-Bar anheizt.

Bereits im Anschluss macht sich die stilistisch etwas krude Bandzustammenstellung dieses Tour-Packages bemerkbar: Auf den stimmungsvollen Black Metal folgt mit BIFRÖST eine höchstens schwarzmetallen angehauchte Pagan-Band.

Angeführt von Sänger Ragnar steigern BIFRÖST damit zwar nicht unbedingt das musikalische, dafür jedoch zumindest das Energieniveau – und das, obwohl nebem Sänger Ragnar (bei Anomalie als Gitarrist) auch Gitarrist M.S. und Schlagzeuger Lukas S. nach Anomalie bereits ihren zweiten Auftritt an diesem Abend absolvieren. Auf wie vor der Bühne fliegen die Haare – und nicht zuletzt an den BIFRÖST-Shirts im Publikum lässt sich leicht erkennen, dass die Truppe nach zehn Jahren Bandbestehen auf eine solide Fanbasis bauen darf.Bifröst-Klein-01

Wirklich zusammenpassen wollen die Bands dieser Tour wirklich nicht: Nach diesem Ausflug in den Pagan, der später mit Finsterforst nochmals aufgegriffen werden soll, steht wieder düstere Musik auf dem Programm: DREAD SOVEREIGN aus Irland. Nicht jedermanns Sache, wie auch der Besetzungswechsel in den ersten Reihen zeigt.

DreadSovereign-Klein-01Wer fröhliche Melodien und Party-Musik sucht, ist bei dem Trio aus Dublin tatsächlich gänzlich falsch: Hier steht Doom-Metal auf dem Programm, und zwar von der dreckigen Sorte. Unter Genre-Fans hingegen gelten DREAD SOVEREIGN als echter Geheimtipp: Angeführt von niemand geringerem als Primordial-Sänger Alan Nemtheanga wussten DREAD SOVEREIGN bereits mit ihrem Debüt-Album „All Hell’s Marthyrs“ zu begeistern. Roh und düster, wie auch das Album, klingt schließlich auch, was die drei Iren auf die Bühne bringen – wirklich beeindruckend jedoch ist die Intensität, mit der DREAD SOVEREIGN ihre Musik darbieten: Großen Anteil daran hat zweifelsohne die Ausdrucksstärke des sympathischen Fronters, der sich heute natürlich nicht nehmen lässt, Lemmy einen neuen Song zu widmen. Darüber hinaus jedoch agieren DREAD SOVEREIGN als Trio so kraftvoll und perfekt aufeinander eingeschworen, dass man sich dem Bann ihrer Darbietung kaum entziehen kann. Kein Wunder, dass das Publikum nach gebotenen 50 Minuten mehr verlangt – mit solchem Nachdruck, dass DREAD SOVEREIGN diesem Wunsch schließlich doch noch nachkommen, obwohl der Abbau bereits voll im Gange ist.

Aus Sicht all derer, die heute für DREAD SOVEREIGN ins Rockhouse gekommen sind, könnte der Abend mit diesem Auftritt wohl ebensogut enden. Folgerichtig wird es in der Bar noch vor Showbeginn des Headliners merklich leerer. Der Grund dafür ist offensichtlich: Mit FINSTERFORST steht zum Abschluss eine Pagan-Band der witzigen Sorte auf dem Programm – nicht jedermanns Sache.

Finsterforst-Klein-03Mit einer halben Stunde Verzug hinsichtlich des eigentlichen Ablaufplans starten FINSTERFORST schließlich um 22:30 in ihr Set. Mit zwei für den kleinen Club völlig überdimensionierten Nebelwerfern fahren die Freiburger showtechnisch großes Geschütz auf – und auch sonst gehen die sieben Mannen um Sänger Oliver Berlin sehr professionell zu Werke: Mit Dreck im Gesicht und viel Spielfreude versuchen FINSTERFORST, das Publikum für ihren Party-Pagan zu begeistern. Während sie dabei bei dem Teil des Publikums, der schon bei Bifröst in Feierlaune war, offene Türen einrennen, laufen die Dread-Sovereign-Fans spätestens bei Liedern wie der Metal-Version des Volkslieds „Die Vogelhochzeit“ davon: Am Ende der Show sind es nur noch besagte erste drei Reihen, die FINSTERFORST die Treue halten – für eine Zugabe reicht es dennoch, bevor die Baden-Württemberger um 23:40 die Bühne verlassen.

Finsterforst-Klein-02Ein bunter Stil-Mix kann einen Konzertabend im Ganzen spannend machen – oder aber in lauter Einzelshows zerfallen lassen, wie es bei der Rauhnächte-Tour der Fall ist: Wie so oft erweist sich auch heute Pagan-Metal als eine Genre, das sich nur schwer stimmig mit anderen Musikrichtungen kombinieren lässt. Die Fans kommen heute alle auf ihre Kosten: Für die einen sorgen BIFRÖST und FINSTERFORST für einen unterhaltsamen Abend, den anderen bieten ANOMALIE und DREAD SOVEREIGN atmosphärisch starke Auftritte. Für die beiden Headliner, DREAD SOVEREIGN und FINSTERFORST, wäre in einem anderen Setting und mit Bands aus dem jeweils gleichen Genre allerdings definitiv mehr drin gewesen.

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