Konzertbericht: Flogging Molly w/ Sondaschule

19.02.2018 München, Zenith

Im Frühjahr stiegen FLOGGING MOLLY erneut in den Flieger über den großen Teich. Bei insgesamt 14 Shows, fünf davon in Deutschland, stellen die Irish-Punk-Folker ihr neues Album „Life Is Good“ in Europa vor. Den Abschluss der zweimonatigen Stippvisite bildet die Show im Münchner Zenith. Auch hier verwandeln die Bühnenveteranen die Location in einen Ort voller Pogo, Schweiß und guter Laune, in dem musikalisch alle Schaffensphasen aus den letzten 20 Jahren zum Tragen kommen.

Vor rund fünf Jahren stießen SONDASCHULE im Vorprogramm von Ska-P noch auf wenig Gegenliebe, nicht nur in unseren Reihen. Inzwischen hat sich aber einiges getan: Mit ihrem letzten Album „Schere, Stein, Papier“ stiegen die Rheinländer auf Platz 7 der deutschen Albumcharts ein und Songs wie „Palermo“, „Amsterdam“ oder allen voran „Arschlochmensch“ glänzen primär durch ihre Eingängigkeit, aber auch durch manch nette Textidee. Selbst der Soundmix aus Gitarren, Blechbläsern und Gesang gerät in der rustikalen Industriehalle zumindest so gut, dass SONDASCHULE mit ihrer Musik für erste Stimmung sorgen, wenngleich Sänger Costa Cannabis sicherlich nie der nächste Luciano Pavarotti wird und sein Pseudonym jetzt auch nicht vor allzu großer geistiger Reife zeugt. In ihrem selbst gewählten Rahmen irgendwo zwischen Punk, Ska und Rock bewegt sich die Kapelle dafür während der gesamten Show abwechslungsreich und stilsicher. Am Ende stellen SONDASCHULE in „Bist du glücklich?“ vielleicht die insgesamt alles entscheidende Frage, welche an dieser Stelle bezogen auf den Auftritt mit Ja beantwortet werden kann.

Für FLOGGING MOLLY ist München der krönende Abschluss ihrer Europareise, ehe es für die sieben Musiker zurück in die Staaten geht. Mit dabei haben sie neben ausreichend Energie für das große Finale auch ihr neues Album, das auf den simplen und doch passenden Titel „Life Is Good“ getauft ist. Die Setlist des rund 75-minütigen Auftritts erfüllt die Erwartungen: Neben einigem Material vom letzten Longplayer besteht die Songauswahl aus Hits der ersten Stunde wie „Swagger“ oder „Drunken Lullabies“ und etablierten Folk/Punk-Hymnen wie „If I Ever Leave This World Alive“, „Devil’s Dance Floor“ und dem Rausschmeißer „Seven Deadly Sins“. Dass „Life Is Good“ andere Töne anschlägt als viele Vorgänger, offenbart allein der Konzertbesuch. Gerade der namensgebende Titeltrack oder auch „Crushed (Hostile Nations)“ rücken die traditionellen Folk-Elemente in den Vordergrund, ältere ruhige Moment wie in „Float“ beweisen wiederum, dass FLOGGING MOLLY auch bereits in früheren Jahren in dieser Richtung experimentiert haben.

„Float“ bildet in gewisser Weise die Brücke von „Life Is Good“ zu dem erwarteten Feierprogramm für alle Springwütigen. Dieser Ansatz geht letztlich auf, wenngleich der Punk-Teil einer recht strikten Linie folgt und das neue „The Days We’ve Yet to Meet“ live ebenso wenig wie auf der Studioproduktion zündet. Dafür unterhält Sänger Dave die Menge zwischen den Liedern, indem er sich unter anderem einen Song selbst widmet („Selfish Man“) und seine Riffs oftmals am Bühnenrand marschierend zelebriert. Einige Male spricht er auch über seine Frau, die mit ihm die Bühne teilt, und seine Mutter, von der er noch am Sterbebett viel über das Leben gelernt hat („You have to enjoy yourself – because I did“). Als er seine Flasche Bier auf sie erhebt, stimmt die Menge mit ein. Daves leicht melancholische Art trifft besonders den Tenor von „Life Is Good“, die der feierlichen Stimmung im gut gefüllten Zenith allerdings zu keiner Zeit einen Abbruch tut.

Wer mit irischer Folklore im Allgemeinen und artverwandten Stilmischungen im Besonderen nichts anzufangen wusste, wird auch auf der aktuellen Tour kein Fan von FLOGGING MOLLY und dieser Art von Musik werden. Ihre Evolution weg vom durchgängig nach vorne peitschendem Folkpunk hin zu einer ruhigeren, dennoch rockigen und tanzbaren Ausrichtung wirkt live ebenso natürlich wie auf CD. Mag „Life Is Good“ als Album eine Sonderstellung in der Diskographie der Band aus Los Angeles einnehmen, so ist das Live-Programm für Fans der ersten Stunde ebenso geeignet wie für diejenigen, die auch gerne einmal ruhigere Moment genießen.

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