Konzertbericht: Helge Schneider

01.03.2017 München, Gasteig

HELGE SCHNEIDER ist wieder auf Tour! Dieses Mal präsentiert er sich unter dem Motto „Radio Pollepopp“ zum Großteil als Solokünstler, der aber auch von alten Bekannten begleitet wird und neben seinen typischen Klassikern einige vermeintliche Lebensweisheiten improvisiert und auch musikalische Experimente an einer großen Instrumenten-Bandbreite wagt. So konnte der in Mülheim geborene Künstler auch am zweiten Abend in Folge im Münchener Gasteig auf seine ganz eigene Art begeistern, aber gleichzeitig verwirren und schockieren.


Der Einstieg in den Abend gelingt ihm mit dem Satz „Hallo, mein Name ist Helge Schneider und ich möchte sie zum Lachen bringen“. Dieses kann er auch sofort auf der Haben-Seite verbuchen und schlägt vor, dass er ja nach dem Erreichen dieses Ziels das Programm jetzt bereits beenden könnte. Was dann folgt sind zwei Stunden dadaistischen Monologs, gezielt gelenktem Unsinn, improvisierter Situationskomik und vor allem Musik, die in der ersten Hälfte aus Schneider-Klassikern besteht. Vorerst präsentiert er sein Jugendinstrument, ein Cello, dass er dann aber doch noch nicht erklingen lässt und sich lieber über Donald Trump auslässt. Am Klavier trägt er schließlich „Käsebrot“ und „Texas“ vor, nach denen er sich kurz zu einer Trinkpause begibt. Diese füllt Carlos Boes mit einem indianisch anmutenden Flötensolo, das mit viel Hall unterlegt wird und vor allem durch das Outfit des Musikers zwischen Omakittel und Kaftan besticht. Im Anschluss ist kurz der langjährige Teekoch Bodo Oesterling zu sehen, bevor die musikalische Darbietung mit dem Klassiker „Meisenmann“ foranschreitet. Abermals interpretiert er die Geschichte des armen Vogelherren, der von seiner Angebeteten im Chat getäuscht wurde, sie sich schlussendlich als Kuckuck entpuppt und den Meisenmann am Ende auffrisst. Auch Sergej Gleithmann ist wieder mit von der Partie und unterstreicht den Titel mit einer ausdrucksstarken Tanzeinlage. Die erste Hälfte schließt mit dem Hit „Katzeklo“, dass HELGE SCHNEIDER gerne selbst als Kind gehört hätte, wenn damals jemand den Mut gehabt hätte diesen Song zu schreiben. In die Einleitung des Songs bindet Schneider seine bekannte Parodie von Udo Lindenberg ein, der aber nur für ein kurzes Gespräch vorbeischauen möchte.


Teil zwei des Konzertabends beginnt der Multiinstrumentalist im oberen Bühnenbereich. Dort steht eine E-Gitarre samt Verstärker und per Fuß bedienbarer Nebelmaschine bereit. Im Rauch sitzend bedient sich Schneider am Blues, den er mit aussdrucksstarken Textzeilen wie „I Was Born As A Baby“ oder „My Father And My Mother Are My Parents“ präsentiert. Kurz darauf baut seine Crew, über deren Outfits er sich kurz lustig macht, ein weiteres Schlagzeug auf. An dieses schlurft schließlich der legendäre Pete York, mit dem HELGE SCHNEIDER bereits öfters zusammengearbeitet hat und erst kürzlich das Jazz-Album „Heart Attack No. 1“ veröffentlicht hat. Daraus haben die Beiden für diesen Abend „Sweet Georgia Brown“ ausgewählt, das eine beschwingte Atmosphäre hervorruft und ein Schlagzeug-Duell der beiden Protagonisten beinhaltet. Dann darf das eingangs vorgestellte Cello zu seinem verdienten Einsatz kommen, dass ja schließlich auch nur eine große Geige ist. Darauf spielt der musikalische Clown seine Interpretation der deutschen Nationalhymne und „Vogelschwarm im Elsass“. Das Publikum dankt Schneider mit vielen Lachern, aber auch enthusiastischem Applaus. Das  zeigt sich beim „Chinesischen Schlaflied“ abermals, dem heute der deutsche Großvater hinzugefügt wird, der dem Kind Tritte mit seinen Springerstiefeln androht und so den Eltern einen Gang in die Stammkneipe ermöglicht. Schließlich begibt er sich nochmal ans Klavier, um Beethovens „Mondscheinsonate“ in ein verschrobenes Licht zu rücken. Dazu tanzt der Meister während dem Spielen am Flügel geradewegs und lässt seine Haare fliegen. Er ist in seinem Element und dieser Funke springt auch auf die zahlreich gekommenen Zuschauer über. Da ist der Abend auch fast beendet, es folgt mit „Hunderttausend Rosen schick ich dir“ eines seiner frühen Stücke, das nochmals wahre Begeisterungsstürme hervorrufen kann. Nach einem kurzen Vorstellen seiner MItmusiker und Crew verlässt HELGE SCHNEIDER die Bühne ohne viele Worte. An diesem Abend wurde ohnehin schon viel gesagt und offenbart.

  1. Käsebrot
  2. Texas
  3. Meisenmann
  4. Katzeklo
  5. I Was Born
  6. Sweet Georgia Brown
  7. Chinesisches Schlaflied
  8. Mondscheinsonate
  9. Hunderttausend Rosen schick ich dir

HELGE SCHNEIDER ist ohne Zweifel ein Unikat und schafft es auch im aktuellen Soloprogramm „Radio Pollepopp“ die Zuschauer mit weit ausholenden Monologen, musikalischem Klamauk und ernstzunehmenden Interpretationen interessiert lauschen zu lassen. Seine dadaistische Seite und Einsatz von spontaner Situationskomik ist auch heute nicht von der Hand zu weisen, trägt aber einen wichtigen Teil zur Kunstfigur bei, die HELGE SCHNEIDER über all die Jahre geworden ist. Stellenweise wirkt er wie ein trauriger Clown, der verloren auf der Bühne steht und doch mimt er diese Rolle mit seinem eigenen Charme. Zu den besten deutschen Unterhaltungskünstlern gehört er weiterhin, was Schneider heute eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. Im Sommer wird er mit der Show „240 Years of singende Herrentorte!“ auf die Bühne zurückkehren.

Die Termine:
23.06.17 Stuttgart, Freilichtbühne Killesberg
24.06.17 Konstanz, Zeltfestival
25.06.17 Mannheim, Zeltfestival Maimarktgelände
30.06.17 Köln, Tanzbrunnen Open Air
01.07.17 Gelsenkirchen, Amphitheater
08.07.17 Volkach, Weinfestplatz
10.07.17 Freiburg, ZMF
11.07.17 Tuttlingen, Zeltfestival Honbergsommer
14.07.17 Berlin, Waldbühne
15.07.17 Bergen/Rügen, Rugard Bühne
27.07.17 Passaugen, Eulenspiegelfestival
29.07.17 Tettnang, Schlossgarten
18.08.17 Hamburg, Stadtpark
20.08.17 Kiel, Krusenkoppel
23.08.17 Mönchengladbach, Schloss Reydt
26.08.17 Chemnitz, Filmnächte
27.08.17 Dresden, Filmnächte am Elbufer
29.08.17 Leipzig, Parkbühne
30.08.17 Hanau, Amphitheater
08.09.17 Mülheim, Freilichtbühne
09.09.17 Mülheim, Freilichtbühne
10.09.17 LUX-Wiltz, Schlosshof

Publiziert am von Christian Denner

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