Konzertbericht: Helloween w/ Blind Guardian

24.06.2011 Tollwood, München

Die Ankündigungen lasen sich zahlreich und vielversprechend: Mit einer Double-Headliner-Show wollten HELLOWEEN und BLIND GUARDIAN den Metalfans auf dem Münchner Tollwood ordentlich das Trommelfell durchpusten. Doch bereits beim Betreten des Zelts machte sich eine erste Ernüchterung breit: Im hinteren Drittel hing ein schwarzer Vorhang von der Decke, so dass die Kapazität deutlich reduziert war und die Location per se wenig einladend wirkte. Sprach dieser ungewöhnliche Umstand und das insgesamt überschaubare Publikum eher für einen mageren Vorverkauf, so bewies der Auftritt der beiden Metal-Urgesteine, dass manchmal ein paar hundert enthusiastische Fans ausreichen, um für ordentlich Stimmung zu sorgen.

So begannen Helloween unbeirrt von der unerwartet niedrigen Zuschauerzahl pünktlich um 19 Uhr mit ihrer Show. Die (rhetorische) Frage „Are U Metal“ vom 2010er-Album „7 Sinners“ wurde zügig und eindeutig einstimmig beantwortet, ein würdiger Einstieg in einen größtenteils gelungenen Auftritt der Urväter des Metals. Dieser stand weniger im Zeichen der neuesten VÖ, sondern glich vielmehr einer Best of-Show ganz im Stile der „Unarmed: Best of 25th Anniversary“. Trotz der wie immer auf dem Tollwood eingeschränkten Lautstärke kochte die Menge schnell auf Höchsttemperatur und erreichte schließlich zusammen mit der Band rund um den stimmgewaltigen Andi Deris ihren Siedepunkt bei „I Want Out“, welches von allen Stücken am längsten und enthusiastischsten gefeiert wurde – trotz unbändiger Hitze in der Zeltkonstruktion.
Zuvor hatten Helloween die zentralen Parts von drei ihrer aufwändigsten Stücke (mit einer Gesamtlänge von 48 Minuten) in ein knapp siebenminütiges Medley zusammengefasst und sich garniert mit routinierter Interaktion munter durch ihre knackige Setliste gespielt. Angezogene Handbremse wegen nicht ausverkauftem Haus? Fehlanzeige. Die E-Gitarren krachten und Deris‘ Stimme röhrte.
Als Rausschmeißer gab es abschließend noch „Dr. Stein“ zu hören und trotz gerade einmal 70 Minuten auf der Bühne hatten Helloween sich mit ihrem Power/Speed-Metal Mix sichtlich verausgabt. Entsprechend zufrieden wirkte auch Deris, als er sich völlig durchgeschwitzt ein letztes Mal bei der immer weiter feiernden Menge bedankte. Gegen diese Schwüle war auch die halbe Flasche Rotwein machtlos, die er während des Konzerts zu sich nahm.

Die Steilvorlage von Helloween konnten Blind Guardian anschließend (zumindest anfangs) nicht verwerten. Zwar litt die Spiel- und Sangesfreude von Hansi Kürsch und seine Mannen ebensowenig unter der niedrigen Kulisse, doch so richtig mochte der Funke – abgesehen von den Hardcorefans in den ersten drei bis fünf Reihen, die beinahe jede Zeile mitsangen – zu Beginn nicht überspringen. So wechselten Blind Guardian in den ersten sechs bis acht Stücken fließend und spielerisch anspruchsvoll zwischen Speed und symphonischem Power Metal ohne nennenswerte Highlights. Dabei hielten sich die Krefelder ebenfalls mehr an ihre ältere als an ihre jüngere Vergangenheit: „A Voice In The Dark“ und „Sacred Worlds“ als Opener waren der einzige Bestandteile vom 2010er-Album „At the Edge Of Time“, welche es in die finale Setliste schafften.
Erst gegen Ende schafften es die Blind Guardian-Anhänger stimmungstechnisch an den Helloween-Auftritt anzuknüpfen, als die Setliste auf Grund von Zeitnot kurzfristig geändert werden musste. So lud Hansi Kürsch, nachdem die Eindrücke auf der anderen Seite gewonnen waren, spontan zur umjubelten Reise nach „Valhalla“ ein. Eine weise Entscheidung, wie der laute Sangesanteil des gesamten Publikums zeigte – getoppt wurde dies lediglich noch durch „The Bard’s Song“, bei dem sich inmitten all der singenden Konzertbesucher eine wohlige Gänsehautatmosphäre breit machte. Mit der einzigen Zugabe „Mirror“ zogen Blind Guardian anschließend das Tempo nochmals an, bevor die überwiegend zufrieden wirkenden Besucher wieder in den bunten Tollwood-Markt vor dem Zelt entschwanden.
Sie hatten mit Sicherheit kein Konzert für die Ewigkeit gesehen, doch besonders Genreneulinge konnten sich dank des Double-Headliner-Konzepts mit rund einer Stunde Spielzeit pro Band einen ersten Einblick von dem verschaffen, was sie bei reinen Helloween- und Blind-Guardian-Konzerten erwartet.

Helloween Setliste:
01. Are You Metal
02. Eagle Fly Free
03. March Of Time
04. Where The Sinners Go
05. I’m Alive
06. Medley
06. Future World
07. I Want Out
08. Dr. Stein

Blind Guardian Setliste:
01. Sacred Worlds
02. Welcome
03. Nightfall
04. Turn The Page
05. Traveler In Time
06. Mordred’s Song
07. Time What Is Time
08. A Voice In The Dark
09. Imaginations From The Other Side
10. Valhalla
11. The Bard’s Song
12. Mirror Mirror

Publiziert am von und Uschi Joas

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