Konzertbericht: Iron Maiden w/ Killswitch Engage, The Raven Age

30.06.2018 Messe, Freiburg


Neues Jahr, neue Tour – natürlich unter einem neuem Motto. So könnte man vermutlich das Leben als Mitglied von IRON MAIDEN beschreiben. Denn mit verlässlicher Regelmäßigkeit kommen die legendären Briten auf Tour, die stets unter einem bestimmten Motto steht, welches dann in der Bühnenshow umgesetzt wird. Neu ist dieses Mal, dass der Titel der Tour gleichzeitig der Name eines Comic-Hefts und eines Mobile Games ist – „Legacy Of The Beast“. Als Support dürfen sich dieses Mal KILLSWITCH ENGAGE und THE RAVEN AGE den Fans präsentieren.

Letztere beginnen ihr Set bereits kurz nach 18 Uhr, bei lässigen 30 Grad Außentemperatur und im prallen Sonnenschein. Das schadet der Mischung aus klassischem Heavy Metal und einer Prise Glam allerdings keineswegs. Knapp vierzig Minuten lang spielen THE RAVEN AGE ihre Musik, die als Hintergrundbeschallung während des Anstehens am Merchandise- oder Bierstand wunderbar funktioniert, für alles andere jedoch eindeutig zu belanglos ist. Und so stört es nur die wenigsten, als THE RAVEN AGE ihr Set beenden. Unterm Strich bleibt kein bleibender Eindruck zurück – man kann der Truppe nur wünschen, dass sie sich mit ihrem zweiten Album ein wenig mehr Profil zulegen können, damit es neben Steve Harris‘ Sohn George auch musikalische Argumente gibt, die Band spielen zu lassen.

Harte Riffs und satte Breakdowns treffen auf Screams, die sich in den Refrains zu Klargesang wandeln, der sich mit starken Melodien paart. Klingt nach der Standardformel des Metalcore? Ist sie auch, erfunden von KILLSWITCH ENGAGE, die heute als zweite Band auf der Bühne stehen. Die Amerikaner, die seit einigen Jahren wieder mit Ursänger Jesse Leach unterwegs sind, spielen ihre Songs absolut sauber und professionell, wirken dabei aber bisweilen ein wenig zu routiniert. Besonderes Gitarrist Adam Dutkiewicz scheint mehr am Biertrinken als an der eigenen Show interessiert. Allerdings ist das Material der Truppe über jeden Zweifel erhaben, sodass zu Songs wie „My Curse“ nur wenige stillstehen und beim abschließenden Dio-Cover „Holy Diver“ richtig Stimmung aufkommt.


Die ist allerdings kein Vergleich zu dem, was UFOs „Doctor, Doctor“ auslöst, als es aus derPA schallt – denn auf diese Nummer folgt niemand Geringeres als der heutige Headliner. Unter einem riesigen, über dem Bühnenboden schwebendem Flugzeug stürmen im Anschluss an einen Auszug aus einer der berühmtesten Reden Churchills IRON MAIDEN auf die Bühne und stürzen sich, gleich den Protagonisten des Openers „Aces High“, kopfüber in die Schlacht bzw. ihre Show.

Das tolle Bühnenbild und die offensichtliche Freude der Band an ihrem Tun elektrisiert die ohnehin euphorische Fanschar zusätzlich. Diese Begeisterung hält sich im Anschluss über die komplette Show, denn es wird unheimlich viel geboten. Als visuelle Reize gibt es etwa einen Schwertkampf zwischen Bruce und einem überlebensgroßen Eddie („The Tropper“), einen mit zwei Flammenwerfern feuernden Bruce Dickinson („The Flight Of Icarus“) oder einen gigantischen Eddie-Dämonenschädel („Iron Maiden“). Zusätzlich hat fast jeder Song ein eigenes Backdrop, welches stilistisch meist an das Cover des entsprechenden Albums angelehnt ist.

Aber auch das aktuelle Tourmotto kommt zum Tragen, sei es bei dem kathedralenartigen Backdrop für „Revelations“ und „For The Greater Good Of God“ oder dem Ladebildschirm des namensgebenden Spiels „Legacy Of The Beast“ beim Rausschmeißer „Run To The Hills“.
In puncto Setlist lassen sich IRON MAIDEN ebenfalls nicht lumpen. So gibt es neben den obligatorischen Klassikern („Hallowed Be Thy Name“, „Number Of The Beast“, „Fear Of The Dark“) einige Tracks wie „The Clansman“ oder „Where Eagles Dare“ zu hören, die schon lange nicht mehr live gespielt wurden – quasi eine Rundumbeglückung für die Anwesenden.

  1. Aces High
  2. Where Eagles Dare
  3. 2 Minutes To Midnight
  4. The Clansman
  5. The Trooper
  6. Revelations
  7. For The Greater Good Of God
  8. The Wicker Man
  9. Sign Of The Cross
  10. Flight Of Icarus
  11. Fear Of The Dark
  12. The Number Of The Beast
  13. Iron Maiden
  14. ————-

  15. The Evil That Men Do
  16. Hallowed Be Thy Name
  17. Run To The Hills

Und so stehen am Ende eines langen, heißen Tages drei Erkenntnisse: 1) THE RAVEN AGE können mit jeder klassischen Metalband touren, ohne zu große Wellen zu schlagen, 2) KILLSWITCH ENGAGE können auch mit halber Kraft die Menge begeistern – zu gut ist ihr Material und 3) die Bibel hat gelogen. Denn am siebten Tage ruhte der Herr nicht. Am siebten Tage schuf Gott IRON MAIDEN.

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Fotos von: Christoph Emmrich

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