Konzertbericht: Knorkator

20.10.2011 Backstage, München

Es herrscht Mopsalarm, KNORKATOR sind zu Besuch! So könnte die Zusammenfassung des Konzertabends am 20. Oktober 2011 im Münchner Backstage Werk lauten. Bevor die Berliner nach rund dreijähriger Abstinenz auch live mit dem Aufhören aufhörten, leitete ein Video auf einer kleinen Leinwand zum nun folgenden Schauspiel über: Es präsentierte Knorkator backstage „live“ bei den Vorbereitungen auf den Auftritt. Dazu zählte u.a. ein leckerer Döner für alle. Für die rund 90-minütige Wartezeit zwischen Einlass und Beginn eine nette Idee, wenngleich nur für einen Teil der Halle wirklich gut sichtbar.

Im vollen Rampenlicht für alle erschienen die ostdeutschen Spaßfanatiker schließlich nach einem missglückten Countdown. Mit „Der ultimative Mann“ starteten sie gleich richtig durch. Stumpen sang den gesamten Opener verkleidet in einem rot-schwarzen Latexanzug, flankiert von Alf Ator an den Keyboards und Buzz Dee an der Gitarre. Die Optik und das Zusammenspiel der Farben stimmten, der Sound leider nicht. Es schepperte ohrenbetäubend laut über die Lautsprecher und von den Texten drangen bestenfalls Bruchteile durch.
Das tat der Stimmung im weiten Rund allerdings keinen Abbruch. Bereits zu früher Stunde wurden erste Moshpits gebildet. Die Security zeigte sich mehrfach gnädig und so konnte die Knorkator-Party beginnen: Von den Songs zündeten besonders die neuen „Refräng“, „Du nich“ und das grandprix-erprobte „Ick wer zun Schwein“. Bei Zweiterem wurde die Leinwand erneut genutzt, um hervorragende Comiczeichnungen von Alf Ator, passend zum Text, zu zeigen. Hätte man die Zeilen ansatzweise verstehen können, wäre diese interessante Idee vermutlich noch besser angekommen.
Doch Knorkator bewegten sich nicht im Konjunktiv, sondern setzten scheinbar spontan alles um, was ihnen in den Sinn kam. Da wurden Fotografen zu einem Gruppenbild mit den Fans auf die Bühne geholt und Stumpen zeigte sich nicht gerade sparsam bei Zungenküssen für Männlein oder Weiblein. Die meiste Aufmerksamkeit erhielt jedoch ein weiblicher Fan, der mehrfach oben rum blank zog und schließlich halbnackt mehrere Songs durchtanzte. Währenddessen rief Stumpen die übrigen Konzertbesucher ebenfalls dazu auf, ihre Oberteile abzulegen und schnell ein willkürliches anderes Kleidungsstück überzuziehen. Doch so wirklich setzte sich diese Aktion nicht durch. Erfolgreicher war ein Circle Pit, vor dem mehrere Fans auf die Schultern von Bekannten, Freunden oder Fremden genommen wurden. Ein auserwählter Besucher mit einem gelben „Die Ärzte“-T-Shirt wurde schließlich in die Mitte des Kreises beordert, um dort vom Rest sozusagen in die Mangel genommen zu werden. Die Situation löste sich letztlich schnell in einem bunten Kuddelmuddel auf, bei dem halbnackte Menschen sich wild durch die Gegend schubsten und vereinzelt Klobürsten geschwungen wurden. Doch zurück zur Musik:

Bei „Arschgesicht“ kamen ebenfalls noch einmal bewegte Bilder zum Einsatz – dieses Mal mit Alf Ators Sohn Tim Tom, der das Stück singt. Natürlich blieb Knorkator dadurch nichts anderes übrig, als parallel zum Video auf das laufende Band zu spielen. Trotz dieser ziemlich sterilen Ausgangslage, entwickelte sich das Lied zusammen mit „Wir werden alle sterben“ zu den größten Ohrwürmern.Gegen Ende schlugen Knorkator sogar ruhigere Töne an. Trotz mieser Akustik bewiesen Stumpen, Alf und auch Buzz Dee bei „Ain’t Nobody“, was für ein ausgezeichnete Sänger sie sind. Davor und danach blitzte beim tätowierten Frontmann sein Bewegungstalent auf, als er sich mit dem eigenen Fuß mehrfach beinahe an die Stirn trat. Beim „Highway to Hell“-Cover stand der Frontmann schließlich mit funkensprühendem Helm auf der Bühne.
Im Anschluss mussten sich die Fans ihre Zugaben im wahrsten Sinne des Wortes verdienen: Dieses Mal nicht durch nackte Tatsachen, sondern bares Geld. Mit fünf Keschern ausgestattet kehrten Knorkator auf die Bühne zurück und versuchten alles zu fangen, was ihnen entgegen geworfen wurde. Eine lustige Idee, auch wenn Alf Ator am Ende nur 2 Cent in seinem Netz fand und enttäuscht von dannen zog. Zur Strafe spielten die Blödel-Metaler nicht ein oder zwei weitere Songs, sondern vier. Eine willkommene Strafe zum Schluss. Und auch wenn Knorkator selten mit ansatzweise ausreichendem Sound gesegnet waren, so vergingen die zwei Stunden allein durch die Bühnenshow wie im Fluge. Wie individuell verschieden die Auftritte auf der „Ü77“-Tour trotz gleicher Setliste waren, könnt ihr an dieser Stelle nachlesen.

Setlist:
Der ultimative Mann
Buchstabe
Schwanzlich willkommen
Mich verfolgt meine eigene Scheiße
Ich will nur fickn
Eigentum
Refräng
Du bist schuld
Bleib stehn
Du nich
Arschgesicht
Ick wer zun Schwein
Ma Baker (Boney M.-Cover)
Ain’t nobody – Knorkator 2011 (Chakah Khan-Cover)
Alter Mann
Konflikt
Ich lass mich klonen
Highway to Hell (AC/DC-Cover)
Kurz und klein
Weg nach unten
Für meine Fans
—–
Wir werden alle sterben
Böse
Warum
Verflucht und zugenäht
—–
Sofort
Auf dem See

Publiziert am von und Uschi Joas

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