Konzertbericht: Light A Pagan Fire Tour (Helfahrt w/ Odroerir, Support)

2009-01-04 MarX Hamburg

Zu angenehmen Rauhnächten gehört auch ein gutes Konzert, und nachdem Arkona und Konsorten doch daheim blieben, ruhten auf diesem Abend alle Hoffnungen. Dass bei der Tour dreier überwiegend deutschsprachiger Bands wie HELFAHRT, ODROERIR und GERNOTSHAGEN ein englischer Titel gewählt wurde, stört an dieser Stelle ausnahmsweise nicht, und so ließ ich mir den Sonntagabend also im MarX versüßen.

Gegen 20 Uhr war es noch recht leer im Foyer der Markthalle, man hörte es seien nur eine Hand voll Karten im Vorverkauf abgesetzt worden, dass nicht einmal eine Garderobe geöffnet war. Doch als wenig später der lokale Eröffner STRYDEGOR auf die Bühne stieg, war der kleine Saal doch schon nicht allzu schlecht gefüllt. Skeptisch war ich zunächst, da keiner der Jungs die 20 Jahre erreicht hatte, und doch sprach die Musik gegen jedes „Kiddie“-Vorurteil. Zweifellos ließen sich die Hagenower von einer großen Band aus Schweden mächtig inspirieren, allerdings fahren STRYDEGOR erstens die ältere Schiene von Amon Amarth aus und haben zweitens noch eine gute Portion eigener frischer Ideen. Der energiereiche Viking (Death) Metal des jungen Vierers jedenfalls erntete einiges an Applaus und das ein oder andere Haar flog schon um die frühe Zeit durch den Raum. Wer weiß, was man da noch hören wird, jedenfalls waren die mitgebrachten CDs der Jungs ratzfatz vergriffen.

Eine erste Bierpause und ein Plausch mit Bekannten im Foyer boten sich – so waren auch Mitglieder von Nastrandir und Black Unicorn hier zu Gast. Plötzlich dröhnte schon der „Markomannenzorn“ aus dem MarX, und HELFAHRT waren an der Reihe. Ob Sänger Max, der etwas wie ein Fischerhemd trug, damit uns Nordlichtern Tribut zollen wollte, konnte bisher nicht geklärt werden, aber dass sich die Band „aus dem Lande der Sueben, Markomannen und der Bajuwaren“ (O-Ton) auf Hamburgs Brettern pudelwohl fühlte, war ersichtlich. Mit einem rasanten Gemisch aus den beiden bisherigen Alben heizten die Süddeutschen kräftig ein und ließen die Temperaturen im Marx steigen. Mit „Lewwer düad us slaav“ ging ganz eindeutig ein Wink gen Norden, den die Schar gern annahm. HELFAHRT waren gewiss ein Gewinner dieses Abends, denn der erste Auftritt in der Hansestadt wurde von zahlreichen Headbangern gewürdigt, die auch mit Applaus nicht geizten. Der ein oder andere Nacken wird auch heute noch schmerzen.

Nun gewarnt fiel die anschließende Pause nicht so lang aus, bis mit ODROERIR nun der Thüringer Doppelschlag eingeleitet wurde. Doch dieser lief zunächst nicht wie geplant, denn wo bisher die Tontechnik MarX einen erstaunlich guten Klang vorweisen konnte, erscholl „Weltenanfang“ mit seiner ruhigen akustischen Einleitung doch zunächst reichlich schräg. Schlimmer noch war, dass der „Erzähler“ Stickel längere Zeit gar nicht zu hören war. Sicherlich ist es eine Kunst Knüppelgruppen wie HELFAHRT und Epikern wie ODROERIR gleichermaßen gerecht zu werden, aber wenigstens alle Mikrofone sollten funktionieren. Nun, die Band nahm’s mit Humor und erzählte, auf dem dritten Tourtag sei man nun schon von Pleiten, Pech und Pannen verfolgt.
Einmal eingespielt lief das Brett der wie immer in frühmittelalterlicher Kleidung auftretenden Band aber rund. In der gemütlichen und doch gut gefüllten Atmosphäre der kleinen Markthalle wirkten die „Götterlieder“ und auch drei ältere Songs ganz passabel, bei Weitem kam man allerdings nicht an den Auftritt auf dem Hörnerfest 2007 heran, der einfach vom Flair her besser dem Reenactor-Charakter entsprach. Zwei neue Lieder der noch nicht erschienenen „Götterlieder II“ hatte man im Gepäck, „Heimdall“ dabei mit HELFAHRT-Drummer Andreas an Bongos. Und auch mit der obligatorischen „Zur Taverne“-Zugabe mit vorherigem Metausschank hatte man die Hamburger auf seiner Seite.

Ebenfalls überwiegend in historischer Kleidung, jedoch ein gutes Stück martialischer war nun der Headliner in Gestalt von GERNOTSHAGEN an der Reihe den Abend zu beschließen. Die einzige Band mit Keyboard machte fleißig Gebrauch davon, wobei der Herr an den Tasten mich unweigerlich an den Untertitel der Gamma Ray-DVD erinnerte, da er nicht gewandet war. GERNOTSHAGEN sind für mich ein zweischneidiges Schwert, da die Musik zwar durchaus stimmungsvoll ist, mir aber inhaltliche Schnitzer sehr sauer aufstoßen und der Gesang Askans (auf Platte) missfällt. Auf der Bühne waren diese beiden Dinge weniger gravierend, und doch konnten GERNOTSHAGEN nicht mit dem Level der drei „Vorbands“ mithalten. Dazu zählt beispielsweise auch, dass der Frontmann bei der Feststellung, der Saal habe sich geleert, mutmaßte, wir seien alle nur zum Saufen hier. Bei der ersten Reihe schien er Recht zu behalten, insbesondere eine hochgewachsene Blondine gab nicht Ruhe, ehe sie mit ihrem Umfeld auch gewiss jeweils zwanzig Mal angestoßen hatte.Nun denn, für mich persönlich GERNOTSHAGEN eben etwas zweifelhaft sind – man macht es sich mit seinem Geschichtsbild eben doch etwas zu einfach – , will ich kein zu hartes Urteil fällen, denn der noch verbliebenen Masse schien es weiter zu gefallen. Wenn ich noch einen Wunsch gehabt hätte, wäre „Schlachtensang der Einherjer“ noch zu hören gewesen, aber letzten Endes war dann um halb 1 auch mal Sense.

Abgesehen vom „Headliner“ – sofern es denn einen gab – war mein Eindruck der „Light A Pagan Fire“ Tour ein durchweg guter. Dabei kann man natürlich bei keiner Band im beschaulichen MarX eine fulminante Bühnenshow erwarten, aber wer braucht das schon. Es geht eben glücklicherweise noch anders als bei der „Heidenfest“-Verwurstung, und das weiß doch zu gefallen. Weniger ist manchmal eben doch mehr, ein gelungener Auftakt ins Konzertjahr 2009!

Tracklists:

Helfahrt:
(Intro?)
Markomannenzorn
Irrlicht
Lewwer duad üs Slaav
Herbst
?
Erde birgt den Tod
Wiedergänger
Sturmgewalt

Odroerir:
Ginnungagap (Intro)
Weltenanfang
Odroerir
Salzschlacht
Heimdall (neu)
Menosgada
Zwergenschmiede

Des Thors Hammer Heimholung (neu)
Zur Taverne

Gernotshagen (nur die sicher erkannten):
Mähre aus wäldernen Hallen
Widars Klagesturm
Der alte Wald
Dem Skirnir zu Ehren
Vali
Waffenbruder

Herigest

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert