Konzertbericht: Loreena McKennitt

30.03.2017 München, Gasteig

Mit LOREENA MCKENNITT ist eine echte Legende nach München zurückgekehrt. Die talentierte Kanadierin ist mit ihrer “A Trio Performance”-Tour in ganz Europa unterwegs und wirkt mit ihrem makellosen, glockenhellen Gesang heute wie damals überraschend alterslos – und auch immer ein wenig mystisch.

Kerzenleuchter und zwei Musiker: So reduziert setzt sich LOREENA MCKENNITT auf die Bühne und legt den Fokus auf die Harfe in ihren Händen. Sie beginnt zu singen und der Sound verteilt sich mustergültig sensationell im großen Saal des Münchener Gasteigs. Dabei stand das Konzert zuerst auf wackeligen Beinen. Mit überraschend tiefer und rauchiger Sprechstimme hebt Loreena eine Thermostasse hoch und entschuldigt sich für eine schwere Erkältung. Das Publikum solle doch bitte falsche oder kratzige Töne entschuldigen. So wurde auch die gesamte Setlist der Tour über den Haufen geworfen, um sich an Loreenas gesundheitliche Situation anzupassen. Umso erstaunlicher, dass von der Erkältung bis auf gelegentliches Räuspern vor den Songs absolut nichts zu merken ist. Mit bemerkenswerter Treffsicherheit bei jedem Ton und emotionaler Wucht trägt die bühnenerfahrene Kanadierin ihre Lieder vor. Songs an der Harfe wie “Samain Night”, aber auch am Klavier wie bei “The Wind that shakes the Barley” sind schlicht, aber eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die zwei unterstützenden Musiker Brian Hughes und Caroline Lavelle, die zu Gitarre und Bouzouki beziehungsweise Cello und Flöte greifen, unterstreichen den folkigen Charakter der Stücke und bei dem einen oder anderen Song darf auch ein vierter Musiker an der Violine nicht fehlen.

Besonders spannend: Was auf CD auf Dauer ermüdend oder gar nervig wirkt, ist live unglaublich fesselnd. Die Songauswahl ist abwechslungsreich, der reduzierte Klang noch näher an der Gänsehaut und die eingestreuten Anekdoten und Geschichten Loreenas sind interessant und lehrreich. So nutzt sie ihren ersten Besuch in Europa seit fünf Jahren auch dazu, eine viertelstündige Suite zu spielen, die zwischen mehreren Stücken immer wieder Platz für vorgetragene, eigene Tagebucheinträge lässt und Loreenas Gedanken zur keltischen Flucht und Immigration untermalt. Wer die Kelten waren und wohin es sie zerstreut hat, ist dabei ebenso Thema wie deren Kultur und natürlich deren Musik. Auch einige Worte zur heutigen Immigrationspolitik fallen, da die Parallelen zum übergeordneten Thema des Konzerts offensichtlich sind. Ein klares Statement bleibt jedoch aus – was auch nicht nötig ist, schließlich sprechen die Songs eine eindeutige Sprache.
Ebenfalls eine ganz eindeutige Sprache spricht Caroline Lavelle mit ihrer faszinierenden Virtuosität. Teils wechselt sie mehrmals in einem Stück ihr Instrument und überzeugt auch kritiklos an Flöte oder Akkordeon. Besonders brilliert sie jedoch am Cello, was sie nicht nur bei dem einen oder anderen Instrumentalstück unter Beweis stellen kann, und haucht den Songs noch einmal mehr Seele ein.

Egal ob “Down By The Sally Gardens”, “Bonny Portmore” oder “The Dark Night Of The Soul”, Loreena McKennitt beweist sich wieder einmal als Szenegröße und lässt keine Spuren von Karrieremüdigkeit erkennen. So kündigt sie zur großen Freude ihrer Fans sogar für 2018 ein neues Album an. Dass der neue Langspieler trotz langer Studiopause wieder ein Erfolg wird, steht zweifellos fest. Loreena bleibt auf Erfolgskurs – und das bis heute absolut zurecht.

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