Konzertbericht: Megaloh w/ Chefket

07.10.2013 Kranhalle, München

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Eine weitere Episode aus der Rubrik „metal1.info goes Hip Hop“. Der Anlass dafür wurde vom Verfasser dieser Zeilen lange erwartet: Nachdem er zu Beginn des Jahres als Support von Max Herre unterwegs war, geht der Rapper MEGALOH im Herbst 2013 zum ersten Mal in seiner Karriere auf große Solotour, um sein Top10-Album „Endlich unendlich“, welches im Frühjahr veröffentlicht wurde, live vorzustellen. Dass er bei seinem Besuch in München die Kranhalle im Feierwerk als Venue auswählt, wirkt dementsprechend wie Understatement. Unterstützt von Chefket macht er sich an einem kalten Oktoberabend daran, seinen Ruf als einer der besten Rapper Deutschlands live in München unter Beweis zu stellen.

ChefketPünktlich betritt CHEFKET alleine die Bühne in der randvoll gepackten Kranhalle und stellt, auf seinen Laptop zeigend,  „DJ Invisible“ als sein heutiges Backup vor. Musikalisch präsentiert CHEFKET klassische Old-School-Beats, auf welche er technisch versiert seine 16er packt, was an zahlreichen Doubletime-Passagen deutlich wird. Seine Stimme ist dabei Geschmackssache, da sie an einigen Stellen den nötigen Druck vermissen lässt, was durch die etwas leise Abmischung des Gesangs sicherlich noch einmal verstärkt. Als er schließlich das Publikum auffordert, einen Tanzkreis zu eröffnen, kommen einige Tänzer dieser Bitte gerne nach, was sowohl das Publikum als auch CHEFKET selbst begeistert, der darauf den gleichen Beat mit einem Freestyle-Rap noch einmal spielt und die drei Jungs für einige Songs auf die Bühne einlädt. Das Publikum ist nach anfänglicher Skepsis spätestens nach dieser Einlage voll dabei. Die Begeisterung, die ihm entgegenschlägt, kommentiert CHEFKET selbst immer wieder mit nahezu ungläubigen Dankesbekundungen. Nach knapp 40 Minuten verabschiedet er sich schließlich von der Bühne, kommt aber noch einmal aufgrund des langen Applauses heraus und liefert eine A-Capella-Zugabe. Insgesamt ein mehr als nur passender Aufheizer für den heutigen Mainact.

Megaloh 01

Nach einer sehr kurzen Umbaupause, welche vom Großteil der nun ausverkauften Kranhalle zum rauchen genutzt wurde, betritt DJ Ghanaian Stallion die Bühne und spielt ein episches Intro ab, zu dem MEGALOH im simplen weißen Shirt die Bühne betritt und die Raucher schnell wieder in die Halle strömen. Die Abmischung ist hier nahezu perfekt, die Beats knallen fett aus den Boxen, MEGALHOS Raps sind laut und druckvoll und wissen durch einen perfekten Flow zu begeistern, der in dieser Form in Deutschland seine Entsprechung suchen muss. Nach jedem Song bedankt sich MEGALOH sympathisch beim Publikum dafür, dass sie es ihm ermöglichen, demnächst seinen Job als Paketpacker wahrscheinlich kündigen und sich vollständig auf die Musik konzentrieren zu können. Der Song „Loser“, in welchem er über seinen Spagat zwischen Musik, Familienleben und Arbeit rappt, gerät zu einem absoluten Highlight, das in einem Wechselgesang zwischen MEGALOH und Publikum gipfelt.
Megaloh 02Die Songauswahl ist ausgewogen gestaltet: Neben vielen Songs von seinem ersten Solo-Album mischt MEGALOH immer wieder alte Fanklassiker ins Set, wobei er seine Gangsterrap-Vergangenheit und unnötiges Gepose auf der Bühne ausspart. Immer wieder streut er auch einige Songs aus seinen beiden „Auf Ewig“-Mixtapes ins Set: Auf klassische Beats der Deutschrap-Geschichte rappt er hier neue Texte. Besonders bei diesen Nummern gehen die heute zahlreich anwesenden Fans traditionellen Hip Hops extrem mit und feiern die Beats von Stieber Twins, Blumentopf oder den Beginnern, welche durch MEGALOHs neue Texte einen ganz neuen Charakter bekommen, bedingungslos ab.
Schließlich kommen Chefket und der Münchner Rapper Ali As für den Toursong „Live MCs“ auf die Bühne, bevor mit „Adrenalin“ ein nahezu rockiger Song das Set beschließt – dass das Publikum sich hier an den entsprechenden Stellen hinkniet und danach wie von der Tarantel gestochen herumhüpft, würde dies als Schlusspunkt absolut logisch erscheinen lassen. Dass MEGALOH und Ghanaian Stallion noch einmal herauskommen, überrascht allerdings nicht. Der Hit „Dr. Cooper“ gerät zur Machtdemonstration in Sachen deutschsprachiger Live-Hip-Hop, bevor mit dem melancholischen „Endlich unendlich“ der Abend mit einem unfassbaren Flow von MEGALOH beendet wird.

Megaloh 03Fazit: Auch wenn Metal-Fans höchstens bei Hip-Hop-Acts die Ohren spitzen, die verschiedene Stile mischen und mit Livebands auftreten (exemplarisch seien hierfür Casper oder Prinz Pi genannt), bedeutet das nicht, dass die Liveauftritte klassischer DJ-MC-Kombos weniger druckvoll oder leidenschaftlich sind. MEGALOH konnte an diesem Abend beweisen, dass er zu den besten Rappern Deutschlands gehört, der mit seiner lockeren und sympathischen Art auch live für wahre Begeisterungsstürme sorgen konnte. Egal, welche Musik der eigenen Präferenz entspricht: Bei MEGALOH kann man nichts falsch machen.

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