Festivalbericht: Metal For Mercy Festival 2005

03.09.2005 Bochum, Matrix

Der Metaller an sich ist ein äußerst sozialer Mensch. Und so fanden sich am 03.09. in der Bochumer Matrix rund 500 Metaller ein, um für einen guten Zweck zu rocken: Der Erlös des Festivals, das dieses Jahr in die zweite Runde ging, kam auch dieses Mal wieder einer Schule für geistig Behinderte zu Gute. Dementsprechend war auch die Bochumer Matrix trotz der relativ frühen Uhrzeit schon recht gut gefüllt.

Als erste enterten dann N.R.G. die Bühne, um ihren Old School Thrash zu präsentieren, der an alten Helden wie Exodus, Overkill oder Destruction orientiert zu sein scheint. Und zum Anfang war das genau das Richtige! Die fetten Riffs und der dicke Sound haben den Fans in der Matrix erst einmal gehörig den Gehörgang frei geblasen. Auch auf der Bühne ging einiges. Gitarrist Stefano Smura schmiss sich in einer Poser-Geste nach der anderen und Sänger Stefan Flügels ist ein wahres Energiebündel, das ständig auf der Bühne hin und her raste. Insgesamt schaffte es die Band mit ihrer mitreißenden Performance und den eingänigen Thrash-Granaten das erste Kopfnicken im Publikum auszulösen.

Danach eröffneten FREEFALL den an diesem Tage reichlich besetzten Hardcore-Reigen. Gerade die beiden Sänger Tim Marxcors und Akif Agci rasten wie Derwische über die Bühne. Währenddessen feuerten die anderen Bandmitglieder ihren modern angehauchten Hardcore in die Menge. Und tatsächlich gelang es der Combo die ersten Zuschauer zum Bangen und Moshen zu bewegen. Eine für dieses Genre überraschend gute Darbietung!

In diesem Stil ging es dann auch weiter. TRIPLE HEADSHOT ballerten ihre Hardcore-Riffs, in die sich auch ein wenig Death- und New Metal mischt, in die Masse. Nicht so ganz mein Musikgeschmack. Aber den Fans in der Matrix scheint dieser Stil dafür umso mehr gelgen zu haben. Denn zusammen mit der genialen Performance der Band, die sich auf der Bühne echt den Arsch abgerockt hat, sorgte dieser für den ersten richtigen Pit des Abends. Spätestens jetzt war die Matrix aufgewacht und ab diesem Zeitpunkt war eigentlich nur noch Feiern angesagt.

Und das taten die mittlerweile doch sehr zahlreichen Fans dann anschließend zum eingänigen Melodic Metal des Quartetts THE MYSTERY. Die Musik der Band aus Heiligenhaus war aber auch zum Abgehen bestens geeignet. Eingänige Riffs und schöne Melodien. Dazu kam sicher noch der Damenbonus. Denn während Sängerin Denise Olbrich stimmlich nicht immer ganz fehlerfrei blieb, stellte sie doch das optische Highlight des Tages dar, obwohl ihr Bühnenoutfit eigentlich eher schlicht gehalten war. Dennoch fraßen die anwesenden Headbanger der charismatischen Frontfrau sofort aus der Hand. Und so ging bei diesem Gig wirklich Alles: Pommesgabeln, Banger, sogar einige Hüpfer waren zu registrieren. Insgesamt ein mitreißender Auftritt, der der Matrix zum ersten Mal richtige Schweißperlen abverlangte.Und damit definitiv der erste Höhepunkt des Abend.

Jetzt wurde es aber erst einmal melancholisch. Die Hausherren DOWNSCARRED bestiegen das Podium, um dem Publikum ihren Gothic Rock zu präsentieren. Und was soll ich sagen: Wir haben es hier mit einer Live-Band zu tun. Gerade Sänger Marco Blum klingt zwar lange noch nicht perfekt, aber doch schon wesentlich besser als auf Platte. Auch die Idee Gastsängerin Christina Faulstich für „Lady B.“ mit auf die Bühne zu holen war eine durchaus gelungene Aktion. Leider hatten die Vier es nach dem grandiosen Auftritt von THE MYSTERY beim Publikum ziemlich schwer. Aber ihre emotionale Musik lädt auch viel eher zum Schwelgen, als zum Mitgehen ein.

Als dann INVOID die Bühne betraten war die Matrix schon ziemlich gut gefüllt. Kein Wunder. Rückten doch die Auftritte der Headliner immer näher. Und INVOID scheinen dafür genau die richtigen Anheizer gewesen zu sein. Den anwesenden Headbangern jedenfalls ging der HARDCORE des Quintetts sofort in die Haarspitzen und so konnte man einige Banger und auch mal wieder einen ordentlichen Pit beobachten. Was positiv auffiel war ausserdem die Tatsache, dass INVOID die einzige Band war, die den guten Zweck der Sause heraus stellte. Den Anwesenden dürfte das in diesem Moment allerdings ziemlich egal gewesen sein. Sie warteten auf die Headliner und waren durch INVOID gut auf diese vorbereitet.

Als dann die FLOWING TEARS die Bühne betraten war die Matrix gerammelt voll. Doch leider schienen auf den ersten Blick hier wesentlich mehr Fans der APOKALYPTISCHEN REITER zu sein, als solche der deutschen Gothic Metaller. Aber die FLOWING TEARS sind Profis und das merkte man ihnen auch an. Denn dank einer tollen Performance und den charismatischen Ansagen von Sängerin Helen Vogt hatten sie das Publikum schnell im Griff, so dass auch hier ziemlich bald die Haare zahlreicher Festivalbesucher wieder nur so durch die Gegend flogen. Aber auch die FLOWING TEARS mussten sich mit dem bis dahin besten Auftritt, den eindeutig THE MYSTERY abgeliefert hatten, messen. Denn während die Gothics mit Helen zwar die etwas bessere Vocalistin in ihren Reihen hatten, musste diese sich, was das optische angeht, doch ihrer Kollegin der Melodic Metaller geschlagen geben. Und auch die Stimmung erreichte bis diesem Gig nicht ganz die Topmarke von THE MYSTERY.

Dann war er endlich da. Der Moment nach dem sich die meisten Besucher des Metal For Mercy Festivals gesehnt hatten: Nachdem schon vorher lautstarke „Reiter“-Sprechchöre die Matrix erfüllt hatten, enterten die Headliner dann auch tatsächlich die Bühne. Oder besser gesagt: Eine junge Dame enterte die Bühne, die Dr. Pest, der heute einen Maulkorb trug und eine Peitsche in den Händen hielt, an einer Kette herein. Und die APOKALYPTISCHEN REITER haben heute wahrlich leichtes Spiel. Kaum sind sie auf der Bühne, rastet das Publikum aus: Körpergulasch, Banger und Diver so weit das Auge reicht. Schließlich wird auch noch der traditionelle Reiterkampf zelebriert: Vier Fans durften auf die Bühne. Zwei davon waren die Pferde. Sie mussten die anderen beiden auf die Schultern nehmen. Diese beiden versuchten sich dann gegenseitig wieder auf die Bretter der Bühne zurück zu schicken. Übrig blieb zwei glückliche Fans, die ein T-Shirt erhielten und auf den Rest des Konzerts auf der Bühne feiern durften. Ausserdem kam während des Gigs ein Mitglied des Fanclubs auf die Bühne, der mit dem restlichen Auditorium den Kinderreim „Hoppe, Hoppe, Reiter“ intonierte. Natürlich zu Ehren der Band! Es war also Spieltzeit in der Matrix. Die Reiter sind einfach jedes Mal wieder ein Erlebnis. Eigentlich sollte sie jeder mal live gesehen haben.

Die Matrix jedenfalls befand sich heute im Reiterfieber. Und so wundert es auch nicht, dass letztendlich 800 € an Einnahmen und Spenden für die Kämpenschule zusammen gekommen sind. Die Fans hatten ihren Spaß und die Ausrichter genug Einnahmen. Ein Tag, nachdem alle zufrieden waren. Und sollte das Billing nächstes Jahr ähnlich stark sein, so ist das Metal For Mercy Festival auf jeden Fall wieder einen Besuch wert!

Geschrieben am 3. September 2005 von Metal1.info

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