Konzertbericht: Metallic X-Mas 2017 (Destruction, Dust Bolt & Support)

26.12.2017 München, Backstage (Werk)

Das METALLIC X-MAS in München steht auch 2017 wieder unter dem Stern des Thrash Metal: Drei echte Newcomer, die mittlerweile etablierten Nachwuchs-Thrasher DUST BOLT sowie die Szene-Größe DESTRUCTION laden am zweiten Weihnachtsfeiertag zum besinnlichen Moshen.

Bereits zwischen Einlass und Beginn füllt sich das durch Vorhänge drastisch verkleinerte Backstage Werk kontinuierlich, so dass sich die drei mehr oder minder lokalen Vorbands SWEEPING DEATH (Wildsteig im Pfaffenwinkel), TOXIC WALTZ (München) und PRIPJAT (Köln) bei ihren Shows nicht über mangelnden Zuspruch beschweren können. Auch vor der Bühne gibt es keinen Grund zu jammern: Alle drei Bands legen engagierte Auftritte hin, die klar stellen: Um den deutschen Thrash-Nachwuchs muss man sich aktuell keine Sorgen machen.

Das Gleiche gilt auch für das Publikum: Während die alten Haudegen den zweiten Weihnachtsfeiertag scheinbar lieber im Kreise ihrer Familie zubringen, haben sich im Backstage Werk mittlerweile an die 500 mitunter überraschend junge Genre-Fans eingefunden, um das heutige Thrash-Inferno zu genießen, gemütlich ein Bier zu trinken und am METAL1.info-Stand bei der DESTRUCTION-Autogrammstunde ihre Helden zu treffen.

Schon etwas weiter die Karriereleiter rauf sind DUST BOLT, die sich in den letzten Jahren international die Finger wund gespielt haben: Die Erfahrung, die die Band aus Landsberg am Lech dabei gesammelt hat, zeigt sich auch heute in einer routinierten, absolut souveränen 60-Minuten-Show: Fronter Lenny weiß, wie er das vom Weihnachtsbraten noch etwas träge Publikum in Bewegung bringt – so dass es schlussendlich sogar mit einem kleinen Circlepit klappt. Mögen DUST BOLT auf Platte vielleicht noch einen absolut prägnant-individuellen Stil, wie er die großen Thrash-Veteranen auszeichnet, missen lassen – zumindest live fehlt den Jungs nicht mehr viel, um sich auch auf internationalem Niveau mit altgedienten Szene-Größen messen zu können.

Eine solche steht im Anschluss auf dem Programm: Nach Sodom im letzten Jahr konnte der Veranstalter diesmal DESTRUCTION für das Metallic X-Mas gewinnen – und damit ein weiteres Mitglied der „Big Four“ des deutschen Thrash. Mit dem Best-Of-Album „Thrash Anthems II“ hatte die 1982 gegründete Thrash-Metal-Instanz erst unlängst ihr eigenes Schaffen Revue passieren lassen. Entsprerchend „oldschool“ fällt dann auch das heutige Set aus: Schon der Opener „Tormentor“ vom „Infernal Overkill“-Album (1985) beamt die Zuschauer zurück in die ’80er, bevor Schmier und Konsorten mit „Nailed To The Cross“ und „Mad Butcher“ gleich zwei ihrer größten Hits nachlegen.

Während das aktuelle Album „Under Attack“ mit nur zwei Songs („Dethroned“ und „Second To None“) heute vergleichsweise wenig Beachtung findet, mischen sich im weiteren Verlauf noch fünf weitere Klassiker von „Infernal Overkilll“ ins Set: Es lebe der Oldschool-Thrash! Neben dem packenden Set sorgt Schmiers sympathische Lässigkeit auf der Bühne ebenso für Kurzweil wie die Choreographie der Show: Immer wieder erscheint der Mad Butcher höchstpersönlich und jagt eine vollbusige Grazie auf High Heels über die Bühne, ehe er sie – man konnte es ahnen – zu den Klängen von „The Butcher Strikes Back“ schlachtet und blutige Fleischstücke ins Publikum schleudert.

So vergehen auch 90 Minuten deutscher Thrash-Metal-Wertarbeit wie im Fluge: Mögen DESTRUCTION musikalisch auch nicht so anspruchsvoll sein wie Kreator oder Sodom – in Sachen Sympathiewert und Unterhaltungs-Faktor brauchen sich die Thrash-Helden aus Weil am Rhein nicht zu verstecken.

    Curse The Gods (Intro)

  1. Tormentor
  2. Nailed To The Cross
  3. Mad Butcher
  4. Dethroned
  5. Life Without Sense
  6. Release From Agony
  7. The Ritual
  8. Black Death
  9. Antichrist
  10. Total Desaster
  11. Thrash Attack
  12. Second To None
  13. The Butcher Strikes Back
  14. Thrash Till Death
  15. Bestial Invasion

Mit einem ausgewogenen Mix aus Newcomer-Bands, etabliertem Szene-Nachwuchs und einem Headliner der alten Garde bietet das METALLIC X-MAS allen Thrash-Fans auch 2017 nochmal ein echtes Kozert-Highlight zum Jahesabschluss. Doch was des einen Freud, ist des anderen Leid: Seinen Charakter des gemütlichen, weihnachtlichen Metaller-Treffens mit stilistisch bunt gemischtem Lineup hat das METALLIC X-MAS im zweiten Jahr als reine Thrash-Veranstaltung mittlerweile eingebüßt.

So ist das Event dank perfektem organisatorischem Ablauf und einem für Genre-Liebhaber starken Billing als Konzert zwar absolut lohnenswert, damit aber nur noch eines von vielen im Jahr. Hier steht das METALLIC X-MAS definitiv am Scheideweg – hin zum etablierten Thrash-Event im süddeutschen Raum oder zurück zur Metal-Weihnachtsfeier? In 12 Monaten wissen wir mehr!

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