Festivalbericht: Mittelalterlich Phantasie Spectaculum 2017

23.09.2017 Maxlrain

Zum bereits 12. Mal findet das Mittelalterlich Phantasie Spectaculum im bayerischen Maxlrain statt. Vor schöner Bergkulisse laden hunderte Mitwirkende, Künstler, Verkäufer, Schausteller und und und ihr Publikum dazu ein, in die Welt des Mittelalters einzutauchen – und es dabei mit der Authentizität oft nicht allzu genau zu nehmen. Neben Mittmachprogramm für Groß und Klein, einzelnen Gauklern, Puppentheater und Zauberern wird den rund 15.000 Besuchern vor allem kulinarisch und musikalisch einiges geboten. Auf den beiden kleineren der drei Spielstätten wissen CULTUS FEROX, SAOR PATROL, RAPALJE und die COBBLESTONES ihr Publikum zu unterhalten, während auf der abgesteckten Arena beim großen Ritterturnier mutige Männer auf edlen Pferden um Ruhm, Ehre, Familienbande sowie ihre Angebetete kämpfen. Besonders spektakulär: 2017 steht das Turnier ganz im Zeichen des Feuers. Brennende Reiter und flammende Hindernisse lassen nicht nur bei den Rittern den Adrenalinpegel steigen.

Auf den großen Bühnen gibt sich auch dieses Jahr wieder das Who is Who der Szene die Klinke in die Hand. Mit FAUN kehren mehr als gern gesehene Gäste des MPS auch wieder in Maxlrain zurück auf die Bühne. Zwar werden Stephan Groth und seine Drehleier als heimliche Herz und Seele der Band von einigen Besuchern schmerzlich vermisst, doch auch ohne den erkrankten Virtuosen in Kord wissen die FAUNE mit ihrer Pagan-Folk-Show zu überzeugen. Die „Rabenballade“, „Diese Nacht” und „Walpurgisnacht” aus der neueren Schaffensphase erklingen pagan-folkiger als für gewöhnlich, während besonders Stücke wie „Odin” (leider ohne Einar Selvik von Wardruna), „Hymn To Pan” oder „Alba” für ruhige Akzente im Set sorgen. Neu-Sängerin Laura Fella hinterlässt dabei sowohl im flotteren Teil wie auch bei den ruhigeren Passagen einen mehr als guten Eindruck und ist auch auf den Marktbühnen eine überzeugende Nachfolgerin von Katja Moslehner.

„Niemals sang- und klanglos“ als Opener steht sinnbildlich für VERSENGOLD: Egal, wo die sechs Norddeutschen in letzter Zeit auftauchen, sie sorgen für mächtig viel Laune und verbreiten glaubwürdig unbändigen Enthusiasmus für ihre eigene Musik. Auch beim MPS zeigen sie sich als würdiger Ersatz für SALTATIO MORTIS, die normalerweise mit mehreren Sets tagsüber wie abends an entsprechender Stelle aufspielen. Mit „Samhain“, „Feuergeist“, „Verliebt in eine Insel“ und „Haut mir kein Stein“ sind alle Vorzeigestücke von „Funkenflug“ völlig zurecht als feste Bestandteile im Markt-, Festival- wie auch Clubprogramm gelandet. Lediglich „Nebelfee“ reicht gefühlt nicht ganz an die Magie von „Vom Zauber des Wildfräuleins“ heran. Dafür entschädigen druckvolle Live-Perlen wie „Spaß bei Saite“ oder „Paules Beichtgang“ sowie das schon jetzt zum MPS-Dauerbrenner gewordene „Verliebt in eine Insel“. Im Gegensatz zu SALTATIO MORTIS unterscheiden die Nordlichter auf dem Spectaculum in punkto Spielart und Kostümierung nicht zwischen ihren Spielzeiten, doch das stört die Fans wenig – die nötige Abwechslung bringen die Musiker auch so auf die Bühne. Dennoch wird von einigen Bodhran-Spieler Pinto vermisst, der – wie nur wenige Tage nach dem MPS bekannt gegeben wird – die Band leider wegen Unstimmigkeiten verlassen hat. Auch wenn im vollen neuen Rock-Klang die Bodhran kaum zu hören gewesen wäre, so wird Pintos Fröhlichkeit und Bühnenpräsenz besonders eingefleischten Anhängern live wohl noch länger fehlen.

Mit Szeneveteranen FIDDLER’S GREEN haben einzelne MPS-Termine in ihre Festivalsaison integriert und beweisen auch auf für die Speed-Folker exotischen Bühnen, dass sie den samstäglichen Headliner-Spot problemlos adäquat füllen können. Egal ob drinnen oder draußen: die FIDDLERS sorgen besonders in den letzten Jahren regelmäßig für gute Laune, hochwertigen Folk und auf’s Publikum übergreifenden Spaß an der Musik. Mit dem (nicht mehr ganz) neuen Album „Devil’s Dozen” im Gepäck zelebrieren die Erlanger als „Perfect Gang” das Leben und durchfeierte Nächte („Bottom’s Up”), das Umherreisen („A Night In Dublin”), die „Mach-dein-Ding”-Attitüde („We Don’t Care”) und natürlich das, worum auch immer es in „Yindy” geht. Die neuen Stücke wie „Down” oder „Perfect Gang” mischen sich wunderbar in das Set, das natürlich auch einige Klassiker wie „The Night Pat Murphy Died” bereit hält – wobei diese dann gerne auch ein wenig variiert werden wie z.B. das Traditional „Leaving of Liverpool“ als Auftakt mit zusätzlicher Gitarrenmelodie. So vergehen die zwei Stunden wie im Flug. Als letzte Zugabe spielen die Irish-Folk-Liebhaber noch „Folk’s Not Dead” – ein Stück, das auch stellvertretend für das ganze Festival gesehen werden kann.

Auch 2017 ist Maxlrain also wieder ein Erfolg für das wandernde Mittelalterlich Phantasie Spectaculum. Bis tief in die Nacht brennen die Feuerstellen, der Met fließt reichlich und die Stimmung bleibt beim einzigen Termin in Bayern fröhlich und entspannt. Wer sich hauptsächlich für die Musik interessiert, bekommt zu einem fairen Preis mehrere Konzerte, einen schönen (wenn auch leider im Vergleich zum Vorjahr geschrumpften) Markt, ein Ritterturnier sowie mehrere Kleinkünstler kostenlos dazu. Wer jedoch mehr am Lagerleben, der Atmosphäre und am Markt interessiert ist, sollte eher am Sonntag vorbeischauen.

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