Konzertbericht: Mono Inc. w/ [soon]

2010-10-15 Lindenkeller, Freising

Die erste Headlinertour war wohl für die allermeisten Bands etwas Besonderes: Und so konnte man auch bei MONO INC auf ihrer jungfräulichen „Voices Of Doom“-Tour dieses spezielle Strahlen in den Gesichtern feststellen, als die Musiker die verhältnismäßig kleine Bühne des Freisinger Lindenkellers betraten. Dass die Größe wie so oft nicht entscheidend ist, bewies die bereits relativ erfahrene Band in den folgenden 2,5 Stunden. Melodiöser Gothicrock, angetrieben von der überragenden Schlagzeugerin Katha Mia (im beinlangen Kleid) und dem charismatischen Sänger Martin Engler (mit eigenwilliger Haarpracht), vereinte sich mit sanften Balladen und überraschenden Akustikeinlagen zu einem stimmungsvollen Potpourri. Genau wie im stimmungstechnisch überzeugenden Untergrundbau im Münchner Norden gab es bei Mono Inc. allerdings noch Luft in alle Richtungen – ohne dass das vorhandene Material ansatzweise enttäuscht hätte. Das bereits anwesende Publikum kann vielleicht in 3-5 Jahren behaupten, die Geburtsstunde einer neuen Szenegröße miterlebt zu haben.
Wie sehr die Band von ihren knapp 90 Supporteinsätzen bei ASP und Subway to Sally profitiert hat, wird während des gesamten Abends mehr als deutlich: Mit „Forgiven“ und „My Sick Mind TV“ werden die überraschend feierwütigen Fans direkt in Wallung gebracht, ehe nach den ersten drei bis vier Stücken einzelne Balladen wie „Just Because I Love You“ für die nötigen Entspannungspausen sorgen und das kraftvolle „Euthanasia“ für das erste Highlight des Abends sorgt.
Die feinfühligen und sensiblen Reaktionen der Band auf ihr Publikum erweisen sich auf Dauer als das größte Plus des ungemein kurzweiligen Konzertabends: Immer wenn die Menge etwas abzudriften drohte, suchten Carl und Manuel mit Gitarre bzw. Bass etwas näher an den Bühnenrand oder Sänger Martin richtete seinen Gesang an einzelne Ziele unter den Zuschauern oder griff nach deren Händen.Selbst von den bekannten Flüchtigkeits- bzw. Anfängerfehlern blieb man überraschenderweise verschont: Keiner der Songs wirkte wie überflüssiges Füllmaterial und die etwas längeren Ansagen kamen genau zu den richtigen Zeiten, wobei trotz sattelfester Setlist-Planung auch spontane Situationskomik entstand:
Als enthusiastische Iggy Pop-Anhänger sich zusammen mit Martin am akustischen „The Passenger“ versuchten, teilte dieser spontan das Publikum seiner Meinung nach fair auf: „Also, ihr 3 gegen den Rest!“ Als die drei wackeren Recken sich schließlich mit ihrem La, la, la-Refrain mehr schlecht als recht aus der Affäre gezogen hatten, kommentierte der Frontmann mit seiner Akustikklampfe auf dem Schoss lediglich kurz und trocken: „Nicht schön, aber mutig.“
Selbst kurze persönliche Grüße aus dem Publikum erwiderte der ehemalige Schlagzeuger der Band anstandslos, ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen. Seine Anweisungen an die Technik versteckte er hingegen gekonnt in der Interaktion mit anderen Bandmitgliedern.
Highlights wie Kathas inzwischen obligatorisches Schlagzeugsolo bei „Temple of the Torn“ sowie die ersten Szenehits wie „Voices of Doom“ und „This is the Day“ hoben sich Mono Inc. bis zum letzten Drittel auf. Dort entfalteten sie dann als krasser Gegensatz zum wahnsinnig intensiven „If I Fail“ ihre volle Power. Das schier endlose Verlangen der Fans nach mehr Schlaf wurde dann gegen Ende mit „Get Some Sleep“ gestillt. Doch nach diesem vom ersten bis zum letzten Takt sehr gelungenen Auftritt dürfte den wenigsten zum Schlafen zumute gewesen sein.
Mit ihrer ersten Headlinertour haben Mono Inc. definitiv ein dunkel-düster-rockiges Ausrufezeichen in ihre Bandvita gesetzt, welches es so zukünftig zu untermauern gilt, u.a. als Support auf der großen Unheilig-Jubliläumstour. Die Voraussetzungen für zukünftige Erfolge in größeren Hallen und eine zweite Headliner-Tour könnten nicht besser sein. Vielleicht meine größte Konzertüberraschung dieses Jahres.

Begonnen hatte der Abend vor Mono Inc. mit der Hamburger Band [soon]. Waren die Ansagen und der allgemeine Auftritt in Teilbereichen noch etwas zerfahren und beinahe planlos, so überzeugte Sänger Eric auf voller Linie, ohne beinahe auch nur einen Tropfen Schweiß zu vergießen. Stimmlich einzuordnen irgendwo zwischen Placebo und Down Below bot er mit die beste Sangesleistung, die ich jemals von einer mir bis dato unbekannten Supportband gehört habe und stellte seine relativ gesichtslosen Mitmusiker dadurch in den Schatten. Sein ausdrucksstarke Gesang wurde dabei von mal mehr und mal weniger hymnischen Rock/Metal-Melodieparts untermalt, deren Ausgestaltung mit Sicherheit noch verfeinert werden kann. Der kompositorische Grundgedanke, besonders in einigen Refrains, stimmte allerdings und Erics Stimme entschädigte für alles weitere. Leider erlebten dies nur wenige Zuschauer mit und verpassten dadurch mein persönliches Stimmhighlight des Jahres 2010.

Setliste:
01. Forgiven
02. My Sick Mind TV
03. Bloodmoon
04. Comedown
05. Gothic Queen
06. Just Because I Love You
07. Euthanasia
08. Why Can’t I
09. Rest in Grace
10. Life Hates You
11. The Passenger
12. Avalon
13. If I Fail
14. This Is The Day
15. Temple Of The Torn
16. Sleeping My Day Away

17. Voices Of Doom
18. In My Heart

19. Get Some Sleep

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