Festivalbericht: Pagan Nights Open Air 2006

10.06.2006 Ringelai

Zum ersten Male sollte nun das PAGAN NIGHTS FESTIVAL am 10. Juni des Jahres 2006 im kleinen Örtchen Ringelai im tiefen Niederbayern steigen und mit einigen Pagan, Viking und sogar Black Metal Bands für ein bisschen mehr Metal in der Umgebung sorgen. Für ein außergewöhnliches Festival waren die Voraussetzungen schon allein durch die Location geschaffen, denn das ganze fand in dem archäologischen Keltendorf Gabreta statt, welches auf einer Anhöhe mitten im Bayerischen Wald liegt. Egal, wo man hinsah, man sah fast nur riesige Hügel-, Gras- und Waldlandschaften und war fernab jeglicher Zivilisation. Größere Städte gab es in nächster Umgebung nicht. Doch man musste sich nicht darum sorgen, zu verhungern oder zu verdursten, denn in der zum Keltendorf gehörenden Keltenschenke konnte man ausreichend an Verpflegung zu erschwinglichen Preisen erhalten (Die Hauseigene Cervesia kostete nur 2€ pro halber Liter und man bekam frisch gegrillte Ware zu essen!).

So kam man bereits am Abend des 9.6. an und hatte ersteinmal kleinere Probleme mit dem improvisierten Campingplatz, der eigentlich nicht einmal als solcher gedacht war. Einfach nur eine Wiese am Rand des Festivalgeländes wurde zur Verfügung gestellt, aber das stellte noch kein Problem dar. Eher etwas ungewöhnlich war die Lage am Hang, was das Aufbauen des Zeltes schon einmal zu einer etwas schwierigeren Angelegenheit machte. Aber auch dieses Problem wurde mit Bier und ein wenig Muskelkraft schnell gelöst, man verstaute danach seine Sachen und begab sich nach oben ins Dorf. Die etwas kleinere Bühne wurde aus Holz selbst zusammengebaut und auf den „Haupt- und Lagerfeuerplatz“ des Geländes gestellt, wo man sich auf Steinen, Baumstämmen und Bierbänken niederlassen konnte. Rundherum war alles voller alter Holzhütten und sogar freilaufende Schafe waren anwesend. Für großartige Atmosphäre war also von vornherein gesorgt und an jenem Abend sollte es erst einmal zum Umtrunk mit den schon anwesenden Bands, unter anderem VREID, WOLFCHANT und WAYLANDER kommen. Doch nicht nur diese, auch VARG, MINJAR, KROMLEK, LOST LEGACY, THRUDVANGAR und SEAR BLISS sollten am nächsten Tag auf der Bühne stehen. Man hatte also die Möglichkeit, schon einmal ein paar Leute kennenzulernen, leider versäumte ich aber einen Großteil der Party, da ich irgendwann gegen 2 Uhr nachts sturzbetrunken auf der Suche nach einer Kassette in mein Zelt stürzte und erst am nächsten Morgen wieder aufwachte.

Nun hatte man erstmal Gelegenheit, den vorhergehenden Abend zu verarbeiten und antihalkoholische Getränke zu konsumieren. Der Sinn nach Bier stand mir keinesfalls, weswegen ich erst einmal nüchtern die Bands begutachtete, als sie langsam anfingen. VARG, die Opener des Ragnarök Festival sollten auch das Pagan Nights Open Air eröffnen und sorgten mit einer Menge Coversongs und auch eigenen Titeln schon einmal für Stimmung. Für eine Halb-Coverband gar nicht mal schlecht, musste man sich tatsächlich eingestehen. Trotzdem saßen die meisten der Zuschauer eher herum, als sich kopfschüttelnd zu beteiligen, was sich auch im Laufe des Tages nicht ändern sollten. Viele wollten sich einfach gemütlich die Musik anhören und -sehen, vielen war es vor der Bühne schlichtweg zu heiß. Auch bei der folgenden Newcomerband MINJAR verhielt es sich nicht anders, als bei den Kollegen von Varg. Trotz des recht überzeugenden und ansehnlichen Materials konnte man die Menge nur zu einem kleinen Teil wirklich vor die Bühne locken. Musikalisch konnte man aber auch hier nicht meckern, wenn man auch aufgrund des Sounds der Band Schwierigkeiten hatte, das eine vom anderen zu unterscheiden. Nun sollten KROMLEK folgen, eine geschminkte Folk Metal Band aus Schweinfurt, die mich schon eher interessierte. Leider aber wurde ich auch hier noch nicht genügend überzeugt, um vor der Bühne die Sau rauszulassen, auch wenn mir die Band auf Platte mehr zusagt. Doch der Black Metal-Humppa-Mix vermochte bereits, mehrere der Besucher zu begeistern und einige Metalheads, nüchterne wie betrunkene taumelten vor der Bühne herum, schüttelten die Mähne und grölten herum. Auch die folgenden LOST LEGACY, eine noch recht junge Melodic Black Metal Kapelle fand relativ viel Anklang und sorgte unter einigen bereits gut für Stimmung. Doch ich selbst hielt mich weiterhin eher zurück und beobachtete die Show meist von der Anhöhe am Rande des Bühnenbereichs aus. Bei den aufstrebenden Pagan Metallern THRUDVANGAR zog es auch mich erstmals vor die Bühne, denn mittlerweile war es mir auch wieder möglich, Bier zu trinken, ohne in einen traumatisierten Zustand zu verfallen und ich stand mehr oder weniger enthemmt vor der Bühne und bangte zu Songs wie „Die Drachen Und Der Runenstein“, „Ahnenthron“ oder „Jul“. Auch der irischen Säufertruppe WAYLANDER blickte ich gespannt entgegen, ihr Stil ließ mich dann meist an Bands wie Primordial denken. Leider kannte ich vorher nur ein paar Songs von der Band und kann so schlecht über deren Livequalität im Vergleich zur Platte aussagen. Trotzdem waren die Songs allesamt solide gespielt, wenn auch mit einer etwas eintönigen Bühnenperformance versehen.

Doch nun sollte es richtig losgehen. Die erste Band, die ich so lange herbeisehnte, stand nun endlich auf der Bühne – SEAR BLISS, die ungarischen Veteranen des symphonischen, melodischen und atmosphärischen Black Metals. Was diese Band besonders auszeichnet ist der Einsatz der Posaune, der der Musik ein unglaublich triumphierendes und übermächtiges Element verleiht. Sear Bliss war die erste Band, die größere Massen wirklich begeistern konnte, denn vom ersten Moment und Song an herrschte eine unglaubliche Atmosphäre. Die Truppe eröffnete mit dem Opener des aktuellen Albums „Glory And Perdition“ namens „Birth Of Reverie“ und das einzige Manko, das auch während Songs wie „Two Worlds Collide“, „Glory To Perdition“, dem vollkommen umwerfenden „Blood Serenade“ (göttlich!) und auch Songs alter Scheiben auftrat, war das schlechte Verständnis des Gesangs direkt vor der Bühne. Trotzdem überzeugten Sear Bliss auf voller Länge und bewiesen eindrucksvoll, wie gut sie ihren ohnehin genialen Sound live adaptieren können.

Nun sollte auch die Band folgen, die mich erst auf die zündende Idee brachte, dieses Festival zu besuchen – VREID (s. Interview März 2006). Schon vor dem Soundcheck reservierte ich mir einen Platz direkt vor der Bühne und wartete gespannt auf die Band, die aus einem Teil der Überreste der norwegischen Black Metal Band Windir hervorging, im Gegensatz zu selbiger aber eher die rohe und Rock’n’Roll beeinflusste Variante dieser Musikart spielen. Wie unsere Leser sicher wissen, können mich Vreid schon seit Bandgründung auf Platte überzeugen und nun war ich gespannt, wie sehr sie mich live mitreißen würden. Mittlerweile konnte man zu dieser recht späten Stunde um die Bühne herum nur noch begeisterte Metalfans sichten, die offensichtlich auch schon gespannt auf den Auftritt Vreids warteten. So sollte es also losgehen. „Då Draumen Rakna“ eröffnete das Spektakel und schnell waren alle nur noch am Bangen. So war es um mich geschehen, denn alles passte perfekt, der Sound war großartig, die Performance des Vierers einfach nur genial, alle waren super drauf, eine einfach nur geniale Stimmung. Nach jedem Song stießen die Zuschauer mit der Band an und so soff und bangte man sich durch zahlreiche Songs beider Alben („Pitch Black Brigade“ und „Kraft“). Mit Songs wie „Raped By Light“, dem unglaublichen „Eldast, Utan Å Gro“, „Left To Hate“, „Pitch Black“ oder „Hengebjørki“ war die komplette Pallette abgedeckt. Es kam mir vor, als verginge die Show der Norweger wie im Fluge, denn leider war recht schnell schon wieder Schluss. Trotzdem freute man sich, gerade eine derartig perfekte Show gesehen zu haben.

Nun waren als Abschluss auch noch die Veranstalter der ganzen Sache an der Reihe. Mit ihrem letzten Album „Bloody Tales Of Disgraced Lands“ konnten die bayerischen Epic Pagan Metaller Wolfchant schon von sich reden machen und nun konnte man dies noch live auf dem eigenen Festival präsentieren. Noch immer waren alle sehr guter Dinge und bereit, sich den Rest zu geben. So musste man gar nicht lange fackeln und auch Wolfchant legten los. Die folkloristisch angehauchten Gitarrenklänge veranlassten, weiterzutrinken und auch die Band selbst war sehr in Feierstimmung. „Clan Of Cross“, „I Am War“, „Mourning Red“ oder „Blood For Blood“ sorgten durchgehend für Stimmung und scheinbar nichts konnte noch schiefgehen … Bis die Band plötzlich ihren Auftritt frühzeitig abbrechen musste. Unter der Inkompetenz irgendeines Bürokraten, der irgendwo herumsaß, ohne Abmachungen einzuhalten, mussten die Metalheads nun leiden, denn die Polizei stand mit einer Anzeige vor der Tür und die Band war gezwungen, die Nachtruhe einzuhalten und den Auftritt um 0 Uhr zu beenden. So war es auch nicht mehr möglich, die geplante Feuershow zu absolvieren, die den Abend hätte abschließen sollen.

Trotz all dem konnte man die Stimmung der anwesenden nicht trüben und es wurde gefeiert. Die Bands mischten sich unter das Volk und es gab eine Party, die ihresgleichen suchte. Natürlich floss nicht wenig Alkohol, was möglicherweise auch der Grund war, weshalb um etwa 2 oder 3 Uhr Nachts plötzlich und überraschend Ausschankschluss war. Im Nachhinein bin ich sowieso froh darüber, da ich nicht wollte, dass mir das selbe wie am Vortag auch wieder geschehen sollte. Am nächsten Tag machte man sich dann nach Verabschiedungen wieder auf den langen Heimweg, der glücklicherweise ohne große Hindernisse verlief. An dieser Stelle auch nochmals vielen Dank an Lokhi von Wolfchant für die tolle Unterstützung und Bereitstellung eines Fahrdienstes! Das Festival soll auf jeden Fall weitere Male stattfinden, irgendwann auch mehrere Tage. Da fährt man doch gerne wieder hin, denn das PAGAN NIGHTS FESTIVAL 2006 war in meinen Augen ein kleiner großer Erfolg!

Geschrieben am 10. Juni 2006 von Metal1.info

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