Festivalbericht: Party.San Open Air 2006

10.08.2006 Bad Berka

Auch 2006 sollte es wieder heißen „Hell Is Here“ und das 12. Party.San Festival fand auf Thüringer Grund, um genauer zu sein in Bad Berka, einem unscheinbaren Kaff im Osten Deutschlands statt. Wie jedes Jahr wurden Freunde des extremen Metals, sprich hauptsächlich Black, Death, Viking und Thrash Metal drei Tage lang mit insgesamt 27 Bands bedient, am ersten Abend zunächst im Zelt, am Freitag und Samstag dann aber auch auf der Hauptbühne. Aufgrund technischer Schwierigkeiten hat der Bericht leider ein wenig Verspätung. Doch hier ist er nur.

DONNERSTAG, 10.08.

Gegen 20 Uhr sollte das Party.San Open Air eröffnet werden, die Ehre hierzu erhielten die deutschen ERODED , die sich teilweise sehr gute Resonanz erspielen konnte. Leider war das Metal1-Team hier nicht vor Ort.

HELRUNAR waren die zweite Band, die den Abend in der Tentstage gestalten durften. Besonders durch das letzte Album „Frostnacht“ konnte sich die deutsche Truppe einen großen Namen in der Pagan Metal Szene machen und auch die Livepräsenz war nicht von schlechten Eltern. Sowohl altes als auch neues Material wurde solide runtergespielt, zu bemängeln war aber der eher durchschnittliche Sound und die eher unspektakuläre Bühnenshow. Letzteres ist natürlich auch nicht unbedingt notwendig und so kann man Helrunar einen recht gelungenen Auftritt attestieren, der keinen Fan wirklich enttäuscht haben dürfte. (m)

Als nächstes standen die von mir heiß herbeigesehnten und von der Metalwelt völlig unterbewerteten Polen HATE , die mich mit dem letzten Output „Anaclasis – A Haunting Gospel Of Malice And Hatred“ auf voller Länge überzeugen konnten. Nun war die Spannung groß, denn schließlich sollte der Vierer in den 16 Jahren seiner Existenz die nötige Erfahrung mitbringen, um die Menge zum Toben zu bekommen. So bekam man also technischen Death Metal mit dem teilweise typisch polnischen Sound auf die Ohren und konnte alles andere als meckern. Da störte man sich auch nicht allzusehr an der seltsamen Aussprache des Sängers, dem noch immer etwas matschigen Sound und dem Fehlen von „Fountains Of Blood To Reach Heavens“, ein sehr großer Ausschnitt aus der Diskographie wurde trotz allem geboten und machte Hate bereits zu einem der ersten Highlights des Festivals. Sollte man sich einmal angesehen haben. (m)

Die Zeit war gekommen für WATAIN , einen der Acts, auf die ich mich wirklich am allermeisten freute. Die Schweden sind sowohl für ihr extremes Auftreten, als auch für ihren höchstklassigen rauhen schwedischen, teils gar norwegisch wirkenden Black Metal bekannt und nichts würde besser zusammenpassen, oder? Zunächst wurde die Bühne „etwas“ umgestaltet und große invertierte Metallkreuze aufgestellt. Zusätzlich wurden kleine Schälchen an Metallgestellen aufgehängt und mit einer Art Weihrauch befüllt. Viele fragten sich, welchem Zweck das Ganze dienen sollte, selbiges war nach einiger Zeit aber mehr als offensichtlich. Nicht lange dauerte es, bis es im gesamten Zelt nach Dingen wie verbrannten Leichen oder Exkrementen roch. Dazu trug auch die Band selbst bei, die sich offenbar vor dem Auftritt mit irgendeinem sehr, sehr seltsamen Öl eingerieben haben muss. Okay, Effekt hin oder her, aber das war irgendwie schon ein wenig abstoßend. Glücklicherweise absolvierten Watain einen grandiosen Auftritt, eröffnet vom Opener des 2003ers „Casus Luciferi“, namentlich „The Devil’s Blood“. Besonders freute ich mich auch über das folgende „Black Salvation“, auch das restliche Material wusste mehr als nur zu überzeugen, auch der neue Song „Storm Of The Antichrist“. So machten sich gegen Mitternacht auch Watain von der Bühne, um dem nächsten Act platz zu machen… und zogen eine Wolke seltsamsten Geruches hinter sich her. (m)

…mit großer Vorfreude ging es auf zu Paul Speckmann und Co. Herr Speckmann hat zwei weitere hörenswerte Projekte unter den Namen „Speckmann“ und „Speckmann Project“ geleitet, die nun allerdings der Vergangenheit angehören. Nun noch sehr aktiv bei der US-Death Metal Band MASTER , die schon seit 1983 besteht. Voller Energie legte der Haupt-Act des Abends einen Auftritt hin, der immer noch beweist, dass Master ihren Wurzeln treu geblieben sind und als Old-School Death Metal Band den neueren Bands in nichts nachstehen.

FREITAG, 11.08.

Die Mainstage weihten die deutschen KILLING SPREE , früher Enslaved ein. Sie verbanden groovigen und ebenfalls harten Death Metal mit Keyboardeinlagen, der teilweise ein wenig vom Illdisposed Spirit hatte. Insgesamt war der Sound recht gut, um diese Uhrzeit war jedoch vor der Bühne noch nicht sonderlich viel los. Insgesamt ist aber auch zu sagen, dass Killing Spree keinen außergewöhnlichen Auftritt hinlegten, zwar sehr nett, aber auch nicht tragisch, wenn man ihn verpasst hat. Dafür, dass die Truppe jetzt seit über 15 Jahren besteht, hätte man nämlich etwas mehr an Eigenständigkeit erwarten können. (m)

Der erste Gig von den Schweden KAAMOS , den ich gesehen habe und leider auch der letzte, denn Kaamos beendeten auf dem diesjährigen Party.San das Projekt „Kaamos“. Es soll laut Angaben der Band eine Nachfolge-Band geben, Name und Stilrichtung sind allerdings noch nicht bekannt.
Die schwedischen Death Metaller geben während des letzten Auftritts alles (so scheint es), Sänger Karl Envall gibt mit seinem Jackson Professional-Viersaiter und seiner energetischen Stimme ein gutes Bild ab. Kaamos spielen Stücke der zwei erschienen Alben „Kaamos“ und „Lucifer Rising“. Besonders gut gewählt waren die Songs „Blood Of Chaos“, „Black Revelation“ und „Lucifer Rising“. Alles in allem ein wirklich würdevoller Abgang, man ist zugleich ein wenig traurig, aber dennoch gespannt, schließlich wollen die Schweden die Linie des schwedischen Death Metals ja fortsetzen. Man darf also in freudiger Erwartung dem neuen Projekt entgegensehen. (a)

Warum die niederländischen Schlachtmeister von SEVERE TORTURE eine derartig beschämende Tageszeit für ihren Auftritt bekamen, ist fragwürdig. Einen Fan wie mich – und auch viele andere – sollte das aber nicht abschrecken und so stand man gegen 16 Uhr in der Sonne und sehnte das brutale und groovige Geknüppel herbei, das man auch bald zu hören bekommen sollte. „Feces For Jesus“ vom „Feasting On Blood“ Longplayer war der erste Arschtreter und weitere sollten folgen. Am Auftritt Severe Tortures stimmte eigentlich fast alles, der Sound war genial, die Truppe bestens gelaunt und vor allem Vokalist Dennis unglaublich sympathisch, stimmlich überragend und das Wetter sehr gut. So erfreute man sich an einem rundum gelungenen, fast perfekten Auftritt von einer Band, von der man es eigentlich gar nicht anders erwartet hätte. Wohl einer der Geheimtipps und Highlights des Festivals schlechthin! (m)

Für die ausgefallenen Dew-Scented sprangen die noch recht jungen deutschen Death Metaller FALL OF SERENITY ein. Aus dem Team war aber – unter Anderem aus organisationstechnischen Gründen – niemand vor der Bühne anwesend. Was man hören konnte war akzeptabel aber beim besten Willen nichts besonderes.

Kaum auf der Bühne und schon verkündeten die australischen Jungs, die eine Mischung aus Black-/Thrash-/Death Metal spielen, wie stolz sie auf ihre Herkunft seien. Und ganz zu Recht, meiner Meinung nach: sie legten einen Auftritt der Extraklasse hin, den man nicht so schnell wieder vergessen wird. Lange hat man von DESTRÖYER 666 nichts Neues mehr zu hören bekommen, dennoch waren alle Klassiker aus 12 Jahren Musikgeschichte der Band vertreten. Titel wie „Black City – Black Fire“, „Unchain The Wolves“ und „Australian And Anti-Christ“ wurden zum Besten gegeben. Insgesamt betrachtet ein erfolgreicher Auftritt; die Band hat mich live ebenfalls überzeugt. (a)

Die finnische Fraktion wurde dieses Jahr von den aufstrebenden „Battle Metallern“ TURISAS vertreten. Da ich von der Band vielleicht gerade mal 2 bis 3 Songs ganz gerne hören, war ich von vornherein etwas skeptisch und nicht besonders interessiert. Hinzu kam noch, dass Turisas die Umbaupause um etwa 20 Minuten überzogen und somit anderen Bands die Spielzeit raubten (mehr hierzu später), was ich persönlich irgendwie als eine Frechheit empfinde, aber gut, man weiß nicht, woran es lag. Dass Turisas gerne mal mit den Organisatoren irgendwelcher Festivals aneinandergeraten ist ja auch nichts neues. So kam es dann auch, dass ich mir nicht die Zeit nahm, die Gruppe von vorne bis hinten anzusehen, was ich aber sah (und das waren so zufällig die Songs, die ich ganz gerne mochte) war nicht schlecht. Besonders der Sound konnte überzeugen, da die folkloristischen Elemente wie auf Platte sehr herausstachen. Ein Violinensolo wurde auch noch zum Besten gegeben und nach 45 Minuten war auch wieder Schluss. Nett, aber auch nicht viel mehr. (m)

Die skurrilen Black Metaler aus Schweden auf deutschem Boden: wie üblich erscheint NIFELHEIM im kultigen Leder-Outfit, von oben bis unten mit Nieten besetzt. Frontman „Hellbutcher“ sorgt mit seinem durchdringenden Blick für Stimmung und stürmt von einem bis zum anderen Ende der Bühne. Ebenso involviert in die „Show“ sind die Mitstreiter der Band. Klassiker wie „Satanic Sacrifice“, „Evil Blasphemies“ und „Storm Of Satan’s Fire“ geben sie zum besten.
Bei einem Auftritt von Nifelheim bleibt einem kaum etwas zu sagen außer: extravagant und klassisch gut. (a)

Verspätet kamen nun die kanadischen Psychopathen um den Oberpsychopathen („privat“ aber wohl alles andere als das, beobachtet man den guten Mann oder liest seine Interviews) Lord Worm CRYPTOPSY auf die Bühne. Während dem Umbau begann es auch langsam zu dämmern, die perfekte Stimmung für derartig kranken und gleichzeitig genialen Metal also. Die fünf fackelten auch nicht lange und legten los. Ab dem ersten Song herrschte auf der Bühne totaler Krieg und die halbe Band hüpfte auf der Bühne herum wie ein wildgewordener Haufen. Besonders der Aushilfsgitarrist Christian Donaldson, eigentlich bei der Modern Rock/Metal Band Mythosis tätig, schielte das Publikum in gewohnter Manier an, als wolle er es verspeisen. Der Wurmherr kreischte und grunzte sich die Seele aus dem Leib, dass es einem eiskalt den Rücken herunterlief. Für einen akzeptablen Sound musste man sich aber weiter nach hinten begeben, denn Cryptopsy drehten die Regler so weit auf, dass man Angst haben musste, einen dauerhaften Tinnitus davontragen zu müssen. „Cold Hate, Warm Blood“, „Abigor“, „Open Face Surgery“ und „Carrionshine“ stellten meine persönlichen Highlights dar, vermisste ich aber auch Songs wie „Defenestration“ oder „Endless Cemetary“ (besonders aber ersteren). Mal abgesehen von meiner Enttäuschung war ich wieder einmal vollends überzeugt von der Leistung, die Cryptopsy vollbrachten, bis sie nüchtern und stillschweigend die Bühne verließen. (m)

Und ein weiteres Highlight sollte folgen. ENSLAVED waren die nächsten, aufgrund der Trödelei Turisas‘ aber mittlerweile über eine halbe Stunde zu spät dran. Hinzu kam noch, dass die Temperatur nun kurz davor war, unter den Nullpunkt zu fallen und man ernsthaft Angst haben musste, im Freien zu erfrieren. Natürlich wollte man aber keine Sekunde der Norweger verpassen und entschloss sich deswegen, sich erst nach der Show etwas Wärmeres anzuziehen. Nach einem kurzen Intro legten die progressiv durchsiebten Schwarzheimer los, zunächst aber mit einem Song der rauheren Marke, „Loke“ machte den Anfang. Wie gewohnt konnte der Sound sehr überzeugen und auch die Band selbst machte einen interessanten und interessierten Eindruck. Genial waren ebenfalls der Titelsong der aktuellen Scheibe „Ruun“ (göttlich!), sowie vom 2004er Output „Isa“ oder „Fusion Of Sense And Earth“, ebenfalls von der aktuellen Langrille. Ganz überraschend war aber auch schon Schluss und Enslaved mussten frühzeitig das Feld räumen. Ich war innerlich in Rage, denn auf die richtigen Hämmer hatte man bis zuletzt gewartet. Ein wenig enttäuscht entfernte ich mich dann vom eigentlichen Festivalgelände, denn mittlerweile hatten die Temperaturen apokalyptische Ausmaße angenommen. (m)

Schon im Vorfeld wurde angekündigt, dass das kanadische Flaggschiff KATAKLYSM ihren Party.San Auftritt für eine Live DVD aufzeichnen wollen. Somit war man natürlich auch gespannt, wie die Performance und auch der Sound ausfallen würde, da es sich ja nicht gerade um etwas unwesentliches handelte. So sollte auf der Bühne natürlich alles stimmen und nichts schiefgehen. Los ging es mit dem Opener des aktuellen Outputs „In The Arms Of Devastation“ namens „Like Angels Weeping (The Dark)“ und von vornerhein war klar, dass Kataklysm alles gaben. Maurizio hüpfte fröhlich in kurzer Hose auf der Bühne rum und animierte das Publikum immer anständig, das natürlich trotz der eisigen Temperaturen voll mit dabei war. Auch der Sound war optimal, klar und keines der Instrumente musste Angst haben, unterzugehen. So stellten auch Songs wie „Let Them Burn“, „To Reign Again“, „The Ambassador Of Pain“ oder „The Resurrected“ vermutlich sowohl die Band als auch die Fans zufrieden und einen Max Duhamel live in Aktion zu begutachten ist ebenfalls eine Augenweide, genau wie die kleine Pyroshow, die in den Auftritt integriert war. (m)

Der schwedische Freitagsheadliner um den Workaholic Peter Tägtgren, HYPOCRISY , sollte den Abend nun abschließen. Mittlerweile mit fast einer ganzen Stunde Verspätung. So stand man also halb erfroren in der Gegend rum, um auch hier noch seinen Spaß zu haben, auch wenn man nicht weinen musste, wenn man den Auftritt verpasst hat. Denn wie alle wissen, spielen Hypocrisy wirklich an fast jeder Steckdose und sind sogar mehrmals im Jahr in Deutschland oder Umgebung zu begutachten. Trotzdem stehen sie auch heute noch für gute Stimmung und Livequalitäten, auch wenn mich der Party.San Gig nicht unbedingt vom Hocker riss. Trotz der später etwas schwachen Performance kamen Songs wie „Eraser“, „The Final Chapter“ oder Klassiker wie „Roswell 47“ beim Publikum gut an (die immer noch vorhandenen Pyroeffekte sowieso) und auch Mastermind Peter wollte mal wieder nicht aufhören, weswegen eine Zugabe nicht sehr lange auf sich warten ließ und alle zufrieden ins Bett gingen … oder auch nicht. (m)

SAMSTAG, 12.08.

Leider konnten die deutschen Black Metaller AKRIVAL von uns nicht persönlich begutachtet werden, da der obligatorische Heimfahrtseinkauf langsam getätigt werden musste, trotzdem aber konnte man sich das Spektakel noch ein wenig von außen anhören. Insgesamt vielleicht etwas eintönig, aber mitunter nicht schlecht. (m)

Ohne große Erwartungen sah ich mir dann noch ein wenig die irischen Doom-Deather MOURNING BELOVETH an, von denen ich in keinster Weise gehört hatte, bevor sie für das Festival angekündigt wurden. Wie erwartet gestaltete sich das ganze sehr langsam (wer hätt’s gedacht…), insgesamt aber für meinen Geschmack dann doch zu langsam. Ein paar Songs des schleppenden tiefen Dröhnen konnte man sich gut antun, denn das Songmaterial konnte auch einiges hergeben. Ich denke aber, dass man eine solche Band doch sehr mögen muss und bangen is‘ da natürlich auch nicht. (m)

Nun war es Zeit für ein bisschen Humor und wer wäre da besser geeignet als die niederländischen Spinner von ROMPEPROP die in übelster Fun-/Goregrind Manier losbretterten und das Publikum zum Schmunzeln brachten. Musikalisch gibt die Band natürlich nicht so unglaublich viel her und auch der Pitchshifter (Gerät zur Verringerung der Gesangstonhöhe) klingt mehr lustig als ernst. Eher fürs Auge wurde was geboten, denn auch die Bühnenshow der drei ist sehr witzig. Wie schon erwähnt, musikalisch kein kulinarischer Ausflug, man muss die Musik aber nicht einmal mögen, um hier ein wenig Spaß zu haben. (m)

Etwas „ernsthafter“ ging es in dieser Sparte danach mit der finnischen Grindcore-„Legende“ ROTTEN SOUND zu, die in diesem Genre spätestens seit dem letzten Longplayer „Exit“ wohl als eine der repräsentativsten Gruppen gilt. So war ich auch gespannt, ob sie diese Qualitäten live ebenfalls aufzeigen können und enttäuscht wurde ich sicher nicht. Die Titelauswahl schloss Songs verschiedenster Platten ein und konnte somit wohl auch jeden Freund des Grindcore glücklich machen. Leider muss ich aber dazusagen, dass ich mich nie wirklich intensiv mit der Gruppe beschäftigt habe und somit mit einer knappen Dreiviertelstunde übelstem Grindgeprügel etwas überfordert war. Wer die Band aber kennt, der wird voll und ganz seinen Spaß gehabt haben. (m)

Die deutschen Black-/Thrash-Metaller der alten Garde beehren uns und stürmen die Bühne vollgetankt mit Energie. Einen gestenreichen Auftritt absolvieren DESASTER mit viel „Gepose“, „Gegrinse“ und „Herumwüten“. Der Bassist (Odin) hat sein Gesicht mit Corpsepaint zugekleistert und scheint viel Spaß daran zu haben, alle 30 Sekunden seine Zunge herauszustrecken. Sänger „Sataniac“ läuft etwas unscheinbar über die Bühne, was man bei Desaster weniger gewohnt ist, dennoch profiliert er sich mit seiner Stimme und gibt dem Auftritt den nötigen Schwung. Besonders gut in Erinnerungen geblieben sind die Stücke „In A Winter Battle“, „Profanation“, „Teutonic Steel“ und zu guter Letzt natürlich (!) „Metalized Blood“. Anschließend kann man nur sagen, dass der Auftritt sehr gelungen, hörenswert und dazu noch unterhaltsam war. Sehr gerne wieder…(a)

Am frühen Abend standen dann auch schon die Schweden von SETHERIAL auf der Bühne, die mit ihrem aktuellen Album „Death Triumphant“ erneut bewiesen, dass schwedischer Black Metal der alten Schule auch heute noch interessant sein kann, wenn auch nicht außergewöhnlich. So war es auch kein Wunder, dass sie das auf der Bühne ebenfalls rüberzubringen wussten, schließlich haben die Kerle auch einige Jahre an Erfahrung. Sehr positiv fiel auch der neue Sänger Infaustus auf, der seine Qualitäten aber auch schon auf besagtem Album unter Beweis stellen durfte. Zwar war der optische Auftritt des Fünfers etwas schlicht gehalten – wie es sich für diese Musikrichtung fast gehört – akustisch wussten sie aber durchaus zu überzeugen und enttäuschten keinen, der die Band kennt, wer sie nicht kannte, für den war es wohl aber auch kein außergewöhnlicher Anblick und kein großer Verlust, sie verpasst zu haben. Gut, aber eben nicht überragend. (m)

So war ein weiteres Zugpferd an der Reihe, selbiges nennt sich THYRFING und kommt aus dem selben Lande wie der Vorgänger (und ein sehr großer Teil des gesamten Billings). Thyrfing lieferten in ihrer 11jährigen Karriere nun schon 5 Alben ab und wichen irgendwann vom Ikea-Viking Metal ab, um in düsterere, härtere und sogar progressivere Gefilde („Vansinnesvisor“, 2002) und danach in noch düsterere, aber trotzdem noch progressive Gefilde („Farsotstider“, 2005) überzugehen, ohne jedoch an Qualität, umso mehr aber an Eingängigkeit zu verlieren. Da ich alles, was ich an Material der Band mein Eigen nennen kann – und das ist mitnichten wenig – in vollsten Zügen genieße, freute ich mich natürlich sehr über den Auftritt der Nordmannen – Und wurde in keinster Weise enttäuscht. Besonders freute ich mich da über Hammersongs wie „Digerdöden“, „Jeg Spår Fördärv“ oder „Mjölner“, die ausgezeichnet herübergebracht wurden und somit Thyrfing zu einem weiteren meiner persönlichen PSOA-Highlights werden ließen. Klasse. (m)

Die Dänentruppe rund um Panzerchrist-Grunzer Bo Summer und vor allem selbiger ist dafür bekannt, die etwas lustigeren Shows abzuliefern. Also fieberte man den auf Platte ebenfalls hochqualitativen ILLDISPOSED entgegen und als sie letztenendes auf der Bühne standen, machte sich in mir ein wenig Enttäuschung breit. Zunächst fehlte einmal das Metal1-Shirt, das Bo versprochen hatte anzuziehen, dies war aber nicht der finale Grund. Vielmehr klangen die Songs in meinen Ohren viel Kraftloser als auf dem Silberling, auch hatte ich das Gefühl, dass sich Trommler Thomas Muskelbux nicht so recht mit der Doublebass anfreunden wollte, denn in Songs, wo sie zum guten Ton gehört, beispielsweise „Dark“, fehlte sie teilweise komplett. Schade, denn die Performance zwischen den Songs war köstlich, Bo Summer wendete seine etwas löchrigen Deutschkenntnisse an, um uns beispielsweise darüber zu informieren, dass er sich seine Eier rasiert. Den Pokal für die besten Sprüche holten sich in Bad Berka dieses Jahr eindeutig Illdisposed, leider aber nicht für die musikalisch beste Band – Meiner Meinung nach. (m)

Ein ganz, ganz großer Fisch waren dann aber NAGLFAR , die trotz der schwerwiegenden Besetzungswechsel der letzten Jahre mit ihrem 2005er „Pariah“ beweisen konnten, dass sie im melodischen, todesmetallisch angehauchten schwedischen Black Metal immer noch die Hosen anhatten. Livekompetenz wurde ihnen stets nachgesagt, also konnte ja kaum etwas schiefgehen. Leider kann immer etwas schiefgehen, denn wenige Sekunden nachdem „Spoken Words Of Venom“ anfing durch die Boxen zu tönen, war plötzlich der Sound komplett weg. Die Band schaute erst einmal dumm aus der Wäsche, Kristoffer Olivius begann aber sofort das ohnehin schon bestens gelaunte Publikum zu animieren, sodass Naglfar dann nach Beseitigung des Fehlers von vorne beginnen konnten, als wäre nichts gewesen. Die Performance der alteingesessenen Schweden war atemberaubend, dies wurde noch unterstrichen durch den tollen Sound. Kristoffer verstand es nicht nur, Songs vom neuen Player, beispielsweise das geniale „The Perpetual Horrors“ einwandfrei zu krächzen, auch ältere Titel wie „12th Rising“ oder der Kultsong „I Am Vengeance“ saßen perfekt, weswegen Naglfar eindeutig punkten konnten. (m)

Mit Schwarzwurzelschweden sollte es dann auch gleich weitergehen, diesmal aber nicht melodisch oder andersweitig versiert, einfach nur drauflos. Wer wäre dazu besser geeignet als die Urväter des Schwedengeknüppels MARDUK ? Die Uhrzeit war perfekt, denn das Festivalgelände war mittlerweile natürlich in Dunkelheit getaucht, was der Panzerdivision einen perfekten Hintergrund verschaffte. Ab dem ersten Ton an war nun die Hölle los, was sich bis zum Ende auch nicht ändern sollte. Marduk verstanden es, die Menge anzuheizen und Mortuus‘ episch lange Ansagen verpassten dem Gesamten natürlich auch noch den gewissen Schliff. Neben Songs wie „The Hangman Of Prague“, „With Satan And Victorious Weapons“, „Throne Of Rats“ und „Baptism By Fire“ vermisste ich aber neben „Of Hell’s Fire“ vom „Nightwing“ Album irgendwie den grandiosen Titelsong der ’98er Scheibe. Das trübte jedoch nicht darüber hinweg, dass Marduk eine großartige Show ablieferten und das nicht nur auf das Songmaterial bezogen. Ein Corpsepaintbemalter Fronter, der sich Literweise Blut über den Kopf schüttet ist zwar nicht jedermanns Sache, meiner Meinung nach passte es aber perfekt in das gesamte Bild. Also alles andere als eine Enttäuschung. (m)

Der Boden wurde gewischt, denn die Dimmu Borgir des Death Metal (Entschuldigt, musste einfach sein) waren an der Reihe und sollten den letzten Tag headlinen. Wer auch immer SIX FEET UNDER nach Bad Berka geholt hatte, mir wäre weitaus besseres in den Sinn gekommen. Aber auch viel schlechteres, also wollen wir mal nicht zu laut meckern, es könnte ja alles VIEL schlimmer sein. Man stand, man stand, man wartete und irgendwann legten dann auch die vier aus Florida los. Ich konnte den ersten Song nicht einmal identifizieren, denn irgendwie war der Sound matschig, über den Neohippie Chris Barnes konnte man allerdings kaum klagen. Tja, wäre da nicht dieses kleine Problem: Der Sound war kurzzeitig erneut komplett weg. Im Gegensatz zu Naglfar schafften es Six Feet Under aber irgendwie nicht so recht, das ganze ein wenig in den Hintergrund zu drücken. Einen Song, über den ich mich später aber noch freute, als ich mich schon gar nicht mehr auf dem Gelände befand war „Suffering In Ecstasy“. Ansonsten spielten die Amerikaner die typischen Nummern, ohne großartig zu überraschen oder zu enttäuschen. Für mich hatten Marduk das Open Air schon mehr als würdig abgeschlossen, auch wenn viele Zuschauer von Six Feet Under nahezu gebannt schienen, für einen Fan wird’s dann auch recht gewesen sein. (m)

Für die ganz harten gab’s dann im Zelt nochmal Old-School auf die Ohren. Ich weiß nicht, wie viele sich TANKARD noch angeschaut haben, wir jedenfalls nicht.

Was soll man für ein Fazit erwarten? Das Party.San Open Air steht seit Jahren für ein hochqualitatives Festival des extremen Metals und enttäuschte auch dieses Jahr nicht. Die Organisation schien gut geklappt zu haben und auch das (bis auf winzige Ausnahmen) exzellente Billing sprach seine eigene Sprache, auch wenn bei den Headlinern stets auf alte Karten gesetzt wurde (darf ruhig mal was neues her). Da ist es auch nur halb so wild, wenn der Sound mal ausfällt. Nächstes Mal sollte sowas aber nicht mehr unbedingt passieren, denn irgendwann kann das ganz schön peinlich werden. Ansonsten sind wir alle gespannt, was das Party.San nächstes Jahr bieten wird, Hingehen ist auf jeden Fall wieder Pflicht! (m)

Donnerstag, 10.08.06: Zeltbühne / Tentstage
00:00 – 01:00 Master
23:00 – 23:45 Watain
22:00 – 22:45 Hate
21:00 – 21:45 Helrunar
20:00 – 20:45 Eroded

Freitag, 11.08.06: Hauptbühne / Mainstage
14:00 – 14:45 Killing Spree
15:00 – 15:45 Kaamos
16:00 – 16:45 Severe Torture
17:00 – 17:45 Fall Of Serenity
18:00 – 18:45 Deströyer 666
19:00 – 19:45 Turisas
20:00 – 20:45 Nifelheim
21:00 – 21:45 Cryptopsy
22:00 – 22:45 Enslaved
23:00 – 23:45 Kataklysm
00:00 – 01:00 Hypocrisy

Samstag, 12.08.06: Hauptbühne / Mainstage
14:00 – 14:45 Akrival
15:00 – 15:45 Mourning Beloveth
16:00 – 16:45 Rompeprop
17:00 – 17:45 Rotten Sound
18:00 – 18:45 Desaster
19:00 – 19:45 Setherial
20:00 – 20:45 Thyrfing
21:00 – 21:45 Illdisposed
22:00 – 22:45 Naglfar
23:00 – 23:45 Marduk
00:00 – 01:00 Six Feet Under

Geschrieben am 10. August 2006 von Metal1.info

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