Festivalbericht: Party.San Open Air 2009

06.08.2009 Bad Berka

Während andere Festivals sich in nur ein paar Jahren mehr zu medial gehypten Massenveranstaltungen gemausert haben, auf denen weniger die Musik als mehr der Trend- und „Kult“-Faktor im Mittelpunkt steht, ist das Party.San mit seinen knapp 10000 Besuchern nicht nur sympatisch überschaubar und familiär geblieben, sondern weiß, wie eh und je, mit dem wohl härtesten und kompromisslosesten Billing der deutschen Festivallandschaft Jahr um Jahr die Black, Death und Grindcore-Fans aus der ganzen Republik und von noch weiter her nach Bad Berka zu locken.
Und so ist es kein Wunder ich, nachdem die Anreise schon ab Mittwoch möglich war, das Gelände des kleinen Flughafens, auf welchem das Festival stattfindet, schon Donnerstag Mittag gut gefüllt vorfinde. Dennoch findet sich problemlos ein guter Zeltplatz in angenehmer Nachbarschaft, und so vergeht die Zeit vom Zeltaufbau bis zum Einlass zur der Stage-Area wie im Flug.

Donnerstag:
Um 20.00 eröffnen die Berliner Deathlegenden POSTMORTEM das 15. Party.San-Festival, dem feierlichen Anlass gebührend lautstark: Mit einer über eine Kurbel manuell bedienten Sirene und einer geballten Ladung Death Metal beglücken sie die nicht geringe Zahl derer, die sich heute Abend zum ersten Mal an diesem Wochenende in Richtung Bühne aufgemacht haben. Doch nicht nur die Musik, auch die Show weiß zu überzeugen: Egal, ob Pyrotechik, Kustblut oder die zum Einsatz gebrachte Kettensäge: Für Entertainment ist gesorgt. Das sowohl das Wetter als auch der Sound besser nicht sein könnten, ein durchweg gelungener Auftakt.

Kurz nach Sonnenuntergang ist es dann für die Polen AZARATH Zeit, die Bretter von Bad Berka zum Beben zu bringen. Zwar macht die Lichtshow in der anbrechenden Nacht schon einiges her, dennoch wirkt die Show des Viergespanns auf mich nicht all zu fesselnd… zu oft gehört klingen die Riffs des Combo, zu ausgelutscht sind Songtitel wie „For Satan My Blood“. Insgesamt kein schlechter Auftritt, im Vergleich zu den offensichtlichen Vorbildern Behemoth allredings eher mager.

Nachdem auch dieses Konzert sein Ende gefunden hat, sind um 22.00 PSYCROPTIC aus Tasmanien an der Reihe. Technical Death Metal steht auf dem Programm, ein leichter Core-Einschlag lässt sich auch noch erkennen. Sänger Jason Peppiatt ist dabei gleich anzumerken, dass er Spass an der Sache hat: Mit eifrigem Headbangen bringt er Action in das ansonsten recht statische Auftreten der Band. Die 45 Minuten Spielzeit werden vol ausgekostet, die Setlist geht durch die ganze Diskographie und mit Songs wie „The Sword Of Uncreation“ von ihrem ersten Album fällt es den Australiern nicht schwer, das Publikum zu begeistern.

Der erste echte Höhepunkt für viele der Besucher kommt jedoch erst in Form des Auftritts einer anderen australischen Band: DESTRÖYER666. Dass die Band seit nunmehr 15 Jahren aktiv ist, merkt man nicht nur am oldschooligen Mix aus blackened Thrash mit leichtem Death-Einschlag, sondern auch an der Bühnenroutine der Jungs aus North Brabant. Sicherlich, nach einigen Songs haben die Herren nicht mehr all zu viele Überraschungen parat, doch scheinen die Fans mit dem, was sie bekommen, mehr als zufrieden zu sein: Der erste echte Moshpit bahnt sich an, der Raum vor der Bühne wird kontinuierlich weniger und DESTRÖYER666 dürfen sich über regen Zuspruch zwischen den Songs freuen. Nach einer guten Dreiviertelstunde ist aber trotz aller Begeisterung, die die Show bei so manchem Zuschauer geweckt hat, Schicht im Schacht – schließlich folgt nun bereits der Headliner des ersten und kürzesten der drei Konzerttage.

Mit einer Viertelstunde Verspätung betreten also die vier schwedischen Kameraden der Panzer Division MARDUK das Schlachtfeld. Die die Show der Truppe ist dabei in zwei Blöcke geteilt:
Der erste Abschnitt widmet sich voll und ganz dem Kultalbum, welches vor zehn Jahren das Licht der Welt erblickte. Zur Feier dieses Jubiläums wird zunächst das Album in voller Länge und Boshaftigkeit dargeboten. Nach der knappen halben Stunde, die das Album füllt, folgt ein kurzer „Umbau“: Die drei Wolfswappen-Banner werden abgehängt, statt dessen kommt das bereits auf den letzten Touren verwendete Backdrop mit Sanduhr und Schädelhaufen zum Einsatz. Was nun folgt sprengt jegliche Erwartung: Top in Form und hochmotiviert spielen die Schweden um Frontmann Mortuus weitere 65 Minuten Hits der anderen Alben: Egal ob Throne Of Rats“ von „Plagueangel“, „Sulfur Souls“ von „Opus Nocturne“ oder das traditionell finale „Wolfes“ von „Those Of The Unlight“ – MARDUK wissen auf ganzer Linie zu überzeugen. Doch nicht nur die extrem lange Spielzeit, sondern auch der Sound weiß die Fans zu begeistern: Glasklar ist jedes Riff vernehmbar, größere technische Probleme blieben zum Glück aus und die Show weiß zu überzeugen: Mortuus keift sich, stets ins rechte Licht gerückt, die Seele aus dem Leib, der mehrmalige Einsatz von Pyrotechnik tut sein Übriges dazu, dass dieser Abend den meisten MARDUK-Fans noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Von Sound, Wetter und den Performances der heutigen Bands gänzlich zufriedengestellt mache ich mich auf den Weg zum Zeltplatz, auf dem, auch das muss gesagt sein, eine vorbildliche Atmosphäre herrscht: Einerseits wirkt der Platz nicht schon um 22:00 verlassen oder ausgestorben, andererseits bleibt man von Chaostruppen mit Generatoren, die die gesamte Nacht Musik in Diskolautstärke laufen lassen und zur Freude der Platznachbarn durchfeiern verschont – so darf es gerne die nächsten Tage weitergehen!

Freitag
Den Konzertfreitag eröffnen die Lokalmaterdoren SUMMER’S DYING aus dem benachtbarten Weimar. Geboten wird durch einige Black Metal-Versatzstücke wie Corpsepaint geschwärzter Deathmetal, der mehr als deutlich alte Dissection zum Vorbild hat. Nach einem epischen Intro spielen die Thüringer eine soliede Show und geben sich dabei so lässig, dass ein Zwischenruf aus dem Publikum auch mal ganz untrue mit „Deine Mutter!“ beantwortet wird.
Höhepunkt der Show allerdings ist der letzte Song, den die Band nicht weniger als sechs (!!!) Mal anstimmen muss, bis er endlich einigermaßen rund über die Bühne gebracht ist.

Da die laut Running Order nun folgenden französischen Avantgarde-Black Metaller GLORIOR BELLI, welche erst kurz vor dem Festival als Ersatz für EXMORTUS eingesprungen waren, aufgrund von Lineup-Problemen ihre Show leider nicht spielen können, bekommt mit GRABAK die zweite lokale Band die Chance, sich vor verhältnismäßig großem Publikum von ihrer Schokoladenseite zu präsentieren. Ihren Stil beschreiben die Musiker als „Black Blast Metal“ und eigentlich ist damit schon alles gesagt: Nicht sonderlich innovativ, von spannend ganz zu schweigen, knüppeln sich die Leipziger durch ihr Set. Was die Herren da abliefern, ist sicherlich nicht ganz schlecht, allerdings schlicht zu monoton, um damit das 45Minuten-Set, dass beim Party.San traditionell allen Bands zusteht, zu füllen. So sehen das offensichtlich auch einige andere Zuschauer, so dass bereits einige Besucher aus der sengenden Sonne vor der Stage in den Schatten der Merchstände und des Zeltes geflüchtet sind, als Sänger Kepel um kurz vor drei „das letzte Stück für heute Abend“ ankündigt.

Da es in der Sonne jetzt zur Mittagszeit fast unerträglich ist, folge ich diesem Beispiel, so dass der Gig von INHUME von mir ungesehen über die Bühne geht.
Nicht entgehen lasse ich mir hingegen die Isländer SÓLSTAFIR, welche als nächstes an der Reihe sind. Ehemals als Viking/Black Metal-Band gegründet hat man sich mittlerweile voll und ganz dem Rock verschrieben. Dass die Jungs wissen, wie man rockt, war mir schon im Vorhinein klar, immerhin hatten sie mit ihrem aktuellen Album „Köld“ bereits den metal1.info-Titel „Album des Montas Februar 2009“ abgeräumt. Die Frage war also eher, wie die Musik der Herren aus Reykjavik live funktionieren würde – und auch auf diesem Sektor konnte man voll und ganz überzeugen. Die Songs kamen punktgenau, der Gesang klang astrein und nahezu wie auf den Alben und auch showmäßig konnten Sänger und Gitarrist Aðalbjörn Tryggvason und seine Truppe voll überzeugen. Sicherlich, rungehampel, headbangen oder ähnliches sucht man hier vergebens, aber wer hätte das zu dieser Musik sehen wollen. Statt dessen merkt man der Band an, dass sie mit ganzem Herzen hinter ihrer Musik steht. Dass sich die Band das Festival selbst in vollen Zügen genießt, ist offensichtlich, immerhin sieht man die Musiker das ganze restliche Festival über auf dem Gelände und bei den Konzerten anderer Bands.
Auch das Publikum scheint mit dem Gig mehr als zufrieden, steigt die Anzahl der SÓLSTAFIR-Shirts nach diesem doch merklich an.

Da sich der der Skurilitätsfaktor der Shows bisher noch sehr in Grenzen hielt – die paar weißgetünchten Gesichter waren bisher die Speersitze der Bösartigkeit – setzt der nun folgende Auftritt der norwegisch-schwedischen Allstar-Truppe DEN SAAKALDTE – wer hätte es anders erwartet – neue Maßstäbe. Wie sollte es auch anders sein, immerhin ist hier neben Szenegrößen wie Bassist Seidemann (1349, Pantheon I) und Dodheimsgard-Mitglied Jormungand niemand geringeres als Niklas Kvarforth (Shining) involviert. Involviert jedoch ist eigentlich das falsche Wort, denn betrachtet man die Show der Truppe, müsste es vielmehr heißen: „…ist Niklas Kvarforth DEN SAAKALDTE“.
Trotz aller Bekanntheit der anderen Musiker sind diese nämlich nicht mehr als Statisten in einer One-Man-Show – doch auch das wundert eigentlich niemanden, der Kvarforth bereits einmal erleben durfte: Mit jeder Bewegung, jeder Handlung zieht er sämtliche Blicke auf sich.
Und seinem Ruf entsprechend agiert der Mann auch heute: Eine halbe Flasche Jim Beam wird vernichtet, diverse Zigarretten werden auf dem Körper gelöscht und der Mageninhalt auf und von der Bühne gebrochen – man mag davon halten, was man will, kann aber zumindest nicht abstreiten, dass Kvarforth es doch immer wieder schafft, sich ins Gespräch zu bringen.
Auch, dass sich der sympatische Fronter, wie sich zeigt, als er das Shirt auszieht, mit Filzstift „Ihr seid alle Wichser“ auf den Oberkörper geschrieben hat, trägt zur allgemeinen Heiterkeit bei.
Schade jedoch ist, dass die Musik nicht ansatzweise mit der Show des Fronters mithalten kann: Wirkt jene fesselnd und überzeugend, ist diese nämlich über weite Strecken belanglos: Die Musiker spielen ihre Parts, als hätten sie sich schon lange damit abgefunden, in diesem Schauspiel nur Statisten zu sein – und wenn man ehrlich ist, hätten sie zur Untermalung der Kvarforthschen Selbstinszenierung auch Beatles-Songs covern können – gemerkt hätte es wohl niemand. Bis auf das mehr als geniale „Samma Skrot, Samma Korn“ vom aktuellen Album bleibt nichts hängen, die restlichen Songs würden wohl, wäre der Sänger nicht der legendäre Niklas Kvarforth, kaum Beachtung erhalten.
Entsprechend fallen auch die Reaktionen des Publikums aus: Die Blicke folgen einzig und allein dem Sänger und seinen Aktionen, während fast niemand headbangt oder sich anders der Musik hingibt.

Da die nun folgenden EVOCATION aus unbekanntem Grund ihren Gig nach hinten verschieben müssen und deshalb spontan mit den finnischen Melodic Death-Doomern SWALLOW THE SUN Spielslot tauschen, bringen sie damit nicht nur so manchen Fan, sondern auch unsere redaktionsinterne Band-Aufteilung aus dem Konzept, so dass am Ende bei beiden Gigs nicht der zuständige Redakteur vertreten ist.
[Moritz]

Nach der kleinen Verwirrung mit Evocation und Swallow The Sun treten um 20Uhr HATE ETERNAL auf den Plan. Eine mir bis dato unbekannt gewesene Band. Auch nach dem Auftritt wird sich daran nichts ändern. 45min lautet das Motto ,,Knüppel aus dem Sack“ und die Jungs auf der Bühne geben musikalisch alles. Das wars dann für mich aber auch schon. Die Bühne wirkt recht leer, da nur Gitarrist und Bassist wirklich zu sehen sind. Auch bieten die beiden Hauptakteure wenig spektakuläre Momente, da sie die meiste Zeit an ihre Mikros gefesselt sind. Für Fans sicherlich ein gelungener Auftritt, für mich jedoch nur ein kurzweiliger Zeitvertreib.
[Niklas]

Nach dieser Death Metal-Vollbedienung sind nun ein weiteres Mal die Black Metal-Fans gefordert, diesmal um den schwedischen Viking-Black Metallern von THYRFING Tribut zu zollen. An mangelndem Support durch die Fans kann es zumindest nicht liegen, dass bei Band um den (nicht mehr so ganz) neuen Sänger Jens Rydén nicht wirklich Stimmung aufkommt – die Gründe hierfür sind wohl eher auf seiten der Band zu suchen.
Zwar sucht man bei der routinierten Truppe vergeblich nach Spielfehlern oder anderen Unstimmigkeiten, jedoch – leider – ebenso vergeblich nach Begeisterung und Enthusiasmus: Die Band spielt sich durch die Setlist, welche zudem zum Großteil aus älterem Material besteht, ohne das Publikum mitzunehmen. Dies alles mag schade, jedoch verkraftbar sein… wären da nicht Rydéns nervige Ansagen, die es ein ums andere Mal schaffen, ein ums andere Mal jegliche aufkommende Atmosphäre durch ihre Plumpheit und verplante Inhaltsleere zu nichte zu machen.
Für mich jetzt schon der enttäuschendste Auftritt auf dem Party.San, vielleicht auch deshalb, weil die Vorfreude auf die in unseren Breitengraden selten zu bestaunende Band besonders hoch gewesen war.
[Moritz]

Nachdem ich bei THYRFING noch etwas entspannen konnte mache ich mich bei MISERY INDEX wieder ans Werk. Mit MISERY INDEX wird das LineUp nun immer, sagen wir mal, hochkarätiger. Die Amerikaner verstehen es definitiv die Sau rauszulassen. Auch mir gefällt was ich höre und sehe. Nicht zuletzt liegt es daran, dass Gitarrist Sparky Voyles kaum zu bändigen ist. Der Menge vor der Bühne scheint es ähnlich zu gehen, da die Stimmung sehr ausgelassen ist. Mit dem Song Traitor laden sie bei mir einen Volltreffer!
[Niklas]

Mit UNLEASHED ist nun der Höhepunkt für alle Oldschool-Deathmetaller gekommen: Wie erwartet macht das „Hammer Battalion Unleashed“ von der ersten Minute an keine Gefangenen. Egal ob Klassiker wie „To Asgaard We Fly“ oder Tracks der letzten beiden Scheiben wie „This Is Our World Now“, „Warriors Of Midgard“ oder „Hammer Battalion“ – der Refrain von „In Victory Or Defeat“ ist hier Programm „We are the immortals – From Hell we rise – We are the immortals – Death Metal – No compromise!“.
Der Band merkt man zu jeder Zeit an, dass sie bei aller Routine den Spass an der Sache nicht verloren hat – und so ist es für den bühnen- und festivalerfahrenen Sänger Johnny Hedlund ein Leichtes, das Publikum zum Mitsingen und Mitgehen zu motivieren. Der stechend klare Sound tut seinen Teil dazu, dass die Show der vier Schweden zu einem rundum gelungenen Auftritt wird. Hut ab vor den Veteranen!

Nach dieser rundum gelungenen Show erwarte ich gespannt den Auftritt einer weiteren skandinavischen Legende, diesmal allerdings aus Norwegen und im Black Metal-Sektor beheimatet: Niemand geringerem als SATYRICON gebührt die Ehre, den Konzert-Tag als Headliner gebührend zu beenden.
Warum die Band als einzige ihre Autogrammstunde ausfallen ließ, ist nicht bekannt, an der gesundheitlichen Verfassung der Musiker scheint es zumindest nicht gelegen zu haben: Top fit und quietschfidel entern die fünf Herren und die Dame mit etwas Verspätung im Vergleich zur angesetzten Spielzeit die Bühne und beginnen das Set mit „Commando“ vom aktuellen Album. Sogleich macht sich bei den Musikern, allen voran bei Bandkopf und Perfektionist Satyr, Unmut breit, da es techische Probleme mit dem Keyboard zu geben scheint. Diesen stört jedoch offensichtlich vor weniger, dass das Keyboard nicht funktioniert, als viel eher, dass der Keyboardständer, nachdem die Stage-Techniker das Instrument von der Bühne geholt haben, leer und nutzlos auf der Bühne stehen bleibt. Kurzerhand entschließt sich Satyr, dies zu ändern und schmeißt ihn halbherzig in den Seitenbereich der Bühne.

Eigentlich nicht weiter beachtenswert, hätte nicht einer der Roadys den Fehler gemacht, den Ständer sogleich wieder an seinen Platz zu bringen, worauf Satyr das gute Stück ein zweites Mal, diesmal energischer und unmissverständlich von der Bühne schleudert, um sich sogleich nach Beendigung des Songs höflichst beim Publikum dafür zu entschuldigen, dass es ein paar kleinere Probleme mit dem Keyboard gegeben habe…
Nachdem dieses Problem aus der Welt geschafft ist, geht die Show ihren gewohnten Gang: SATYRICON, die schon auf der Tour zu ihrem aktuellen Album „The Age Of Nero“ sowie auf einigen Festivals wie dem österreichischen Summernigths-Festival gezeigt hatten, dass sie 2009 besser in Form sind, als vielleicht jemals zuvor, untermauern ihre These auch auf dem Party.San:
Satyr singt und performt mit beeindruckender Perfektion – weder die Band noch er selbst leisten sich auch nur den kleinsten Schnitzer und egal, ob Klassiker wie „Forhekset“ von „Nemesis Divina“, Havoc Volture von „Rebel Extravaganza“ oder die neueren Songs von den letzten beiden Alben („Now, Diabolical“, „The Pentagram Burns“ von „Now Diabolical“, u.A. „Black Crow On A Tombstone“ und „Den Siste“ vom aktuellen Album „The Age Of Nero“) – jeder Track sitzt perfekt und trifft den Nerv des Publikums, welches die Truppe ein ums andere Mal abfeiert. Nach einer Stunde und 20 Minuten ist die Show schließlich zu Ende und Satyr entlässt die Fans, nachdem diese beim finalen „Mother North“ tüchtig mitgesungen hatten, in die laue Sommernacht…

Tracklist SATYRICON:
— INTRO —
01. COMMANDO
02. A NEW ENEMY
03. THE WOLFPACK
04. NOW, DIABOLICAL
05. FORHEKSET
06. BLACK CROW ON A TOMBSTONE
07. HAVOC VOLTURE
08. THE SIGN OF THE TRIDENT
09. THE PENTAGRAM BURNS
10. DEN SISTE
—ENCORE—
11. K.I.N.G.
12. FUEL FOR HATRED
13. MOTHER NORTH

SAMSTAG
Den letzten Konzerttag beginnen die österreichischen Aufsteiger HELLSAW, welche mit ihrem dritten Album „Cold“ den Durchbruch geschafft haben und mittlerweile nahezu omnipräsent zu sein scheinen. Darüber, ob diese Begeisterung nun gerechtfertigt ist, lässt sich trefflich streiten, Fakt ist jedoch, dass die Mannen um Sänger Aries für eine erste Band verhältnismäßig viel Publikum vor der Bühne zu versammeln in der Lage sind.
Und in der Tat, man muss der Band lassen, dass sie es schafft, trotz des strahlenden Sonnenscheins eine Black Metal-Taugliche Stimmung heraufzubeschwören. Zwar kann mich das Material nicht unbedingt fesseln oder gar mitreißen, zumal ich ein weiteres mal die 45 Minuten Spielzeit als für die ersten Bands zulang erachte, ist der Auftritt solide und weit professioneller als vor nicht all zu langer Zeit. Gerade die Songs des aktuellen Albums wie „Der Harzwald“ finden Anklang beim Publikum, welches der Band wohlwollend applaudiert.
[Moritz]

Was soll ich sagen? BENEATH THE MASSACRE waren mir ebenfalls bis dato unbekannt und auch der Auftritt in Bad Berka macht sie nicht zu meiner neuen Lieblingsband. Technisch einwandfrei liefern die Kanadier eine ganze Menge Gitarrengefrickel und tief sitzende Growls, was meinen Geschmack jedoch nicht trifft. Frontman Desgagnés gibt seinen letzten Atemzug und macht bei dieser drückenden Hitze seinem Job alle Ehre. Wer sich im Nachhinein die Bilder ansieht wird feststellen, dass der Gute mit dem ganzen Körper versucht seine Growls ins Mikro zu pressen.
[Niklas]

PAGANIZER fallen leider der auch heute wieder fast unerträglichen Mittagshitze zum Opfer: Da das gesamte Bühnenfeld der Sonne ausgesetzt ist, verbleibt nur die Flucht in das stickige Festzelt oder aber auf den Zeltplatz – selbiges gilt für ROTTEN SOUND, welche aber zumindest aus der Ferne gesehen dem standfesten Fan zu gefallen scheinen

Um 17.00 ist erneut Kvarforth-Time, diemal ist seine Hauptband SHINING an der Reihe. Warum die Band, die wohl mittlerweile nicht nur zu den umstrittensten, sondern auch zu den beliebtesten Auswüchsen der schwedischen Black Metal-Szene gehört, zu einer solch frühen Zeitpunkt auf die Bretter müssen, ist unbekannt… ein Platz weiter hinten in der Running Order wäre jedenfalls nicht unangemessen gewesen: Eine große Zuschauermenge steht vor der Bühne, als Kvarforth und Konsorten die Bretter betreten.
Hatte bei DEN SAAKALDTE noch die Show im Vordergrund gestanden, ist heute die Musik der Kern der Show: Überschattet von teils gravierenden Problemen mit der Gitarre von Peter Huss performt die Band, insbesondere Kvarforth, größtenteils harmlos. Für ein kurzes Schmunzeln sorgen lediglich Kleinigkeiten, wie dass Niklas aus einer Laune heraus die Monitorbox abzulecken beginnt. Dennoch, oder vielleicht gerade dadurch zeigt Kvarforth, dass allein seine Bühnenpräsenz ausreicht, um eine angemessene Stimmung zu erzeugen – wer bisher der Meinung war, Black Metal kann am Nachmittag nicht funktionieren, wird hier eines Besseren belehrt.

Der heraufziehende Regen macht mir leider einen Strich durch die Rechnung, auf der BRUAL TRUTH sowie der SADUS-Gig stehen… zwar ist es nur ein mittelstarkes Nieseln, jedoch ist der Tag noch lang genug, um bessser nicht jetzt schon in nassen Klamotten darzustehen… was ich von dem Gig noch mitbekomme, ist aber durchaus cool: Die drei Mann um Gitarrist und Sänger Darren Travis wissen, was sie tun (bei der Erfahrung, die die Musiker in 25 Jahren Bandbestehen und Aktivität in diversen Bands wie Testament, Death, Iced Earth oder Autopsy gesammelt haben, kein Wunder) und feiern, dem Wetter zum Trotz, mit einer gehörigen Menge Fans eine Thrashparty, dier ihresgleichen sucht.
[Moritz]

Pünktlich zu MOONSORROW stehe ich jedoch wieder vor der Bühne. Oder besser gesagt im Regen? Das Wetter hat sich nun ziemlich gewendet. Allerdings muss ich gestehen, dass es eine mehr als passende Wendung war. Mit einem dem Wetter entsprechenden Backdrop erscheinen die Finnen auf der Bühne und geben von der ersten bis zur letzten Minute alles. Die dunklen Wolken am Himmel und der leichte Regen lassen die Stimmung nicht ein bisschen zurückgehen. So will man/ich Folk/Viking Metal hören!
Nachdem während des, wie man hört mehr als gelungenen BRUJERIA-Gigs eine Essenspause angesagt war, kommen wir mit ELUVEITIE zu einem weiteren, persönlichen Highlight des diesjährigen PSOA. Hatte in der Vergangenheiten zwar öfters die Gelegenheit die Schweizer auf der Bühne zu sehen, diese aber nie wahrgenommen. Auch die Verspätung von 30min kann mich da nicht bremsen. Jedoch aber die argen Soundprobleme: Merkwürdige Nebengeräusche und eine zu niedrige Gesamtlautstärke lassen dann doch keine richtiges Feeling aufkommen. Schade. Sehr schade sogar, geben sich die vielen Musiker doch große Mühe und spielen ausschließlich die härteren Lieder ihrer bisher erschienen CD’s. Deshalb notiere ich mir ein weiteres Konzert zu besuchen. In der Hoffnung, dass ich dann nicht enttäuscht werde.
[Niklas]

Persönliches Highlight vieler Besucher dürften auch die Schweden DARK FUNERAL sein – waren diese, abgesehen von einigen wenigen, ausgewählten Festivalshows zuletzt 2006 in deutschen Landen unterwegs.
Was bleibt zu sagen? Alle meine Erwartungen werden mehr als erfüllt: Schon beim Summer-Breeze 2008 konnten Satansjünger auf voller Linie punkten und bewiesen, dass sie eine großartige Live-Band sind – und auch an diesem letzten Tag des Party.San untermauern sie diesen Eindruck:
Nach anfänglicher Soundprobleme, die der Stagetech nach eifriger Suche im ausgedrehten Lautstärkepoti von Lord Ahrimans Gitarre lokalisieren und beheben kann (auch Black Metal Superstars sind eben nur Menschen…), knüppelten sich die fünf Herrschaften souverän durch die gesamte Bandhistorie:
Nach „King Antichrist“, dem Opener des seit vier Jahren „aktuellen“ Albums „Attera Totus Sanctus“, folgt sogleich mit „The Secrets Of The Black Arts“ vom gleichnamigen Debütalbum der erste Klassiker. Im weiteren Verlauf sind drei Tracks vom „Diabolis Interium“-Release („The Arrival…“, „Goddess…“ und „Hail Murder“), der Titeltrack von „Vobiscum Satanas“ und mit „Open The Gates“ einer der ältesten DARK FUNERAL-Songs überhaupt, in der Setlist zu finden.
Nach einer kurzen Pause lassen sich die Schweden nicht lange bitten und kommen für zwei weitere Songs auf die Bühne: Das kongeniale „Atrum Regina“ sowie mit „An Apprentice Of Satan“ ein weiterer Track der vorletzten Scheibe, die damit heute überproportional stark vertreten ist.
Die Band gibt sich dabei wie gewohnt nicht unbedingt ansagenfreudig, aber man will ja schließlich Songs hören und nicht das Gelaber des Sängers (ich verweise dezent auf Thyrfing) – und bezogen darauf liefern DARK FUNERAL bei sehr gutem Sound eine Show ab, wie man sie sich nur wünschen kann.
Tracklist DARK FUNERAL:
– INTRO —
01. KING ANTICHRIST
02. THE SECRETS OF THE BLACK ARTS
03. THE ARRIVAL OF SATAN’S EMPIRE
04. GODDESS OF SODOMY
05. VOBISCUM SATANAS
06. OPEN THE GATES
07. HAIL MURDER
— ENCORE —
08. ATRUM REGINA
09. AN APPRENTICE OF SATAN
— OUTRO —

Die Ehre, das 15. Party.San-Festival gebührend zu beenden, haben die Groove Death Metal-Legenden SIX FEET UNDER um Goldkehlchen Chris Barnes – eine Aufgabe, die der amerikanische Traditionsverein mit links erledigt: Die Knielangen Dreadlocks des Sängers peitschen wild durch die Luft und mit ihnen die Haare wohl nahezu aller Besucher des Festivals – zwar sind SIX FEET UNDER kein seltener, aber doch ein stets gerngesehener Gast in unsren Breitengraden. Vom ersten Album „Haunted“ bis zum aktuellen Release „Death Rituals“ ist in der Setlist alles zu finden, was das Deathmetaller-Herz begehrt. Dazu überzeugen die vier Mann aus Tampa, Florida mit an Perfektion gerenzender technischer Brillianz und einem glasklaren Sound.Allein Chris Barnes Stimme sorgt ein ums andere Mal für offene Münder: Der Wechsel zwischen dem unglaublich tiefen Growlgesang und den fast schon pigshoutartigen Einwürfen weiß zu begeistern.
Spätestens, als nach einer kurzen Pause das mittlerweile traditionell finale AC/DC-Cover „TNT“ über die Felder von Bad Berka schallt, ist klar, dass das 15. Party.San-Open Air als voller Erfolg in die Geschichte des Festivals eingehen wird:

Der Sound der Konzerte war, von einigen kleineren Problemen, die aber kaum zu vermeinden sind, eigentlich bei jeder Band nah an „perfekt“, die Bands lieferten allesamt gute Shows ab und auch das Drumherum stimmte: Die Getränke/Essenspreise waren vertretbar, eine Vielzahl an Merchständen bot Gelegenheit zu ausführlichen Shoppingtouren über das gesamte Gelände und auf dem Campingplatz herrschte eine angenehme Atmosphäre – zumal, auch das muss an dieser Stelle erwähnt werden, die Party.San-Crew so langsam auch das Naziproblem in den Griff bekommen zu haben scheint: Waren 2007 noch diverse NSBM-Shirts, Patches offensichtlich rechte Besucher zu sehen, war dieses Jahr, von einigen wenigen politisch Verirrten, die es aber wohl immer und überall gibt, abgesehen, im Großen und Ganzen weit weniger diesgeartetes zu sehen.
Dass, last but not least, auch das Wetter (vom leichten Nieselregen am Samstag und der brutalen Mittagshitze an den anderen Tagen abgesehen) dieses Jahr mitgespielt hat, ist das i-Tüpfelchen auf einem an sich schon nahezu perfekten Festivalwochenende.
Wenn das Billing nächstes Jahr wieder so stark ist wie 2009, wird es wohl in knapp einem Jahr auch bei mir wieder heißen: Auf nach Bad Berka!
[Moritz]

Konzertphotos von: Niklas Karrenbauer

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