Konzertbericht: Persistence Tour 2018

20.01.2018 Eventwerk, Dresden

30€ für ein Konzert ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Selten ist allerdings, dass so ein Kontert bereits gegen 17 Uhr beginnt und ganze sieben Bands auf dem Programm stehen. Vorhang auf für die PERSISTENCE TOUR 2018, die neben Hatebreed, Madball und Terror auch Power Trip, Born From Pain, Broken Teeth und Insanity Alert an einem Abend auf die Bühne bringt – heute im ausverkauften Eventwerk Dresden.

Den Abend eröffnen dürfen INSANITY ALERT, die mit ihrem Thrash der eher abgedrehten Sorte für breites Grinsen auf den Gesichtern sorgen. Mit Songs wie „Metal Punx Never Die!“ oder „Live’s Too Short („For Longboards)“ machen die Jungs aus Innsbruck zum einen gut Alarm auf der Bühne und zum anderen deutlich, dass sie sich selbst nicht zu ernst nehmen. Damit gehen sie aus Auftakt auch gut durch, für wirkliche Begeisterung können sie allerdings nicht sorgen.

Das gelingt den nachfolgenden BROKEN TEETH schon eher. Mit ihrer Mischung aus Aggro-Hardcore, Groove und Straßenattitüde treffen die Engländer offensichtlich den Nerv des Publikums, sodass es satten Applaus für die Darbietung gibt. Dabei kommt den Herren von der Insel sicher auch zu Gute, dass sie bereits seit 2007 gemeinsam aktiv sind und somit einige Erfahrung auf der Bühne, im Umgang mit dem Publikum und mit der Rolle als Vorband haben. Eine richtig gute Vorstellung und ein Vorgeschmack auf den weiteren Verlauf des Abends.

Der als nächstes mit BORN FROM PAIN ein echtes Szene-Urgestein auf die Bühne bringt. In ihrem zwanzigsten Bandjahr hat die Truppe nichts an Härte, Ernergie und Elan verloren. Dies stellt sie mit Klassikern wie „Rise Or Die“ oder „The New Hate“ heute ebenso unter Beweis wie mit dem brandneuen „Rebirth“. Shouter Rob Franssen tigert während der Show die ganze Zeit wie ein Getriebener über die Bühne und spornt das Publikum an, welches sich nicht zwei Mal bitten lässt. Entsprechend dankbar und motiviert zeigt sich wiederum die Band, was den Auftritt zu einem wirklich guten werden lässt.

Diese Einschätzung kann man nach dem Auftritt von POWER TRIP leider nur begrenzt wiederholen. Denn die 2008 gegründeten Thrasher wirken am heutigen Abend irgendwie zahnlos. Auch Kracher wie „Executioner’s Tax (Swing Of The Ax)“ können die Anwesenden nicht wirklich begeistern, sodass die Texaner auf der Bühne etwas verloren wirken. Der Funke will nicht überspringen, sodass einfach die Bindung zwischen Band und Publikum fehlt. Dies ist aber sicher mehr der Situation denn der Qualität der Band geschuldet, die auf der kommenden Tour mit Trivium zweifelsohne deutlich besser ankommen wird. Heute können sie BORN FROM PAIN jedoch nicht gleichwertig nachfolgen.

Vielleicht auch deshalb wirkt das, was folgt, wie aus einer anderen Liga. Denn TERROR betreten nicht einfach nur die Bühne, sie stürmen sie. Und reißen sie ab. Dazu dreht das Publikum vollkommen durch. Wunderbar. Mit knüppelhartem und schnörkellosem Hardcore wie „You’re Caught“, One With The Underdogs“ und „Always The Hard Way” motivieren die Kalifornier ihre Fans problemlos dazu, die Security richtig schwer für ihr Geld arbeiten zu lassen: Es regnet förmlich Körper über die Absperrung. Dabei darf die Band- und irgendwie auch Szenehymne „Keepers Of The Faith“ natürlich nicht fehlen, die sämtliche der Anwesenden aus voller Kehle mitbrüllen. Warum der größte Anteil an heute präsenten Bandshirts und –hoodies TERROR-Merch sind, ist spätestens nach dieser halben Stunde klar.

Nach dieser Machtdemonstration noch einen draufzusetzen würde den meisten Truppen sehr schwer fallen, was ohne Probleme nachvollziehbar ist. Aber es kommt nicht irgendeine Band, es kommen MADBALL, selbst Legenden des Hardcore. Die New Yorker setzen im Gegensatz zu TERROR weniger auf nackte und direkte Brutalität – auch wenn die Show sich in puncto Härtegrad sicher nicht zu verstecken braucht – sondern mehr auf fette Grooves. Dazu gesellen sich Refrains, die man nicht nur mitsingen kann, sondern muss. Sei es „Doc Marten Stomp“ oder „Hardcore Lives“ vom aktuellen Album, oder Bandklassiker wie „Set It Off“ und „Can’t Stop, Won’t Stop“ – die Herren liefern mächtig ab. Freddie gibt dabei die Rampensau, ist quasi permanent am Bühnenrand und macht die Anwesenden heiß, auch wenn das heute keine schwere Aufgabe ist. Mit „Infiltrating The System“ gibt es zudem noch eine Nummer, bei der es ganz entspannt voll auf die Mappe gibt, ehe man mit „Pride (The Times Are Changing)“ ein großartiges Set mit einer hymnischen Note beschließt.

Spannung macht sich breit, denn nun steht der Auftritt des Headliners an. Und damit kommt eine Band auf die Bühne, der es wie keiner zweiten gelungen ist, Hardcore an die Massen zu bringen. Die Rede kann selbstverständlich nur von HATEBREED sein. Diese eröffnen ihr Set mit einem echten Kracher in Form von „To The Threshold“. Es folgt „Barrel Of Today“ vom aktuellen Album, ehe mit „Empty Promises“ der erste Song von „Satisfaction Is The Death Of Desire“ gespielt wird – dem Debüt der Band, dessen Veröffentlichung sich dieses Jahr zum zwanzigsten Mal jährt. Dementsprechend finden sich auch gleich vier Tracks von der Scheibe in der Setlist wieder. Daneben liefern die Mannen aus Bridgeport natürlich all jene Klassiker ab, die die Fans hören wollen: Sei es „Tear It Down“, „As Diehard As They Come“ oder „Straight To Your Face”, welche direkt aufeinanderfolgend gespielt werden, oder auch die obligatorischen „Destroy Everything“, „Live For This“ und „I Will Be Heard“. Und auch „Honor Never Dies“ mit der Überzeile “Sometimes standing for that you believe means standing alone“ darf natürlich nicht fehlen. Eben solche Texte waren und sind es, die HATEBREED zu einem Headliner gemacht haben. Nur leider merkt man der Band heute an, dass sie sich ihrer Rolle bewusst und in dieser auch erfahren sind. So geht der Show eben jede Wild- und Unkontrolliertheit ab, die TERROR oder MADBALL zuvor ausstrahlten. Trotzdem ist der Auftritt von HATEBREED alles andere als zahm oder gar langweilig. Vielmehr unterstreicht die Band heute eindrucksvoll, warum es keinen Zweifel geben kann, wer die Persistence Tour headlinen muss.

  1. To the Threshold
  2. Looking Down the Barrel of Today
  3. Empty Promises
  4. Puritan
  5. A Call for Blood
  6. Smash Your Enemies
  7. Live for This
  8. Doomsayer
  9. Tear It Down
  10. As Diehard as They Come
  11. Straight to Your Face
  12. Last Breath
  13. This Is Now
  14. Destroy Everything
  15. Afflicted Past
  16. Honor Never Dies
  17. I Will Be Heard
  18. Perseverance

Nach rund sechseinhalb Stunden und sechs Bands endet der Stop der PERSISTENCE TOUR 2018 in Dresden und kann uneingeschränkt als Erfolg verbucht werden: Ein ausverkauftes Haus, tolle Bands mit starken Auftritten und rundum zufriedene Besucher – die Vorfreude auf das nächste Jahr ist definitiv schon am heutigen Abend spürbar.

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